Sammelrohr
Ein Sammelrohr (lateinisch Tubulus renalis colligens; auch Sammelkanälchen[1] oder Ductus Bellini nach Lorenzo Bellini[2]) ist ein feines Rohr in der Niere für den Abfluss des Harns aus den Nephronen. Die Sammelrohre verlaufen von der Nierenrinde (Cortex renis) durch das Nierenmark (Medulla renis, Medulla renalis) und münden in den Nierenpapillengang (Ductus papillaris) und dieser wiederum über einen Nierenkelch in das Nierenbecken.[3][4]
Etwa zehn distale Nephronabschnitte münden in ein Sammelrohr ein. Mehrere dieser Sammelrohre vereinigen sich zu größeren Rohren. Diese schließen sich wiederum zu Bündeln zusammen. Diese Bündel werden als große Sammelrohre (Ductus papillares) bezeichnet. Diese Ductus papillares münden an den Nierenpapillen in die Nierenkelche.
Entwicklungsgeschichtlich entstehen die Sammelrohre aus der Ureterknospe.[5]
Die Epithelzellen der Sammelrohre enthalten wenige Zellorganellen, weshalb sie im histologischen Routinepräparat hell erscheinen. Die Zellgrenzen sind deutlich, die Epithelhöhe und die Anzahl der Zelllagen nimmt mit zunehmender Größe der Rohre zu. Das Epithel ist normalerweise wenig durchlässig für Wasser. Das antidiuretische Hormon (Vasopressin) sorgt dafür, dass diese Durchlässigkeit durch den Einbau von Aquaporinen (AQP2) in die Plasmamembran gesteigert wird, wodurch H2O in das hypertone Nierenmark tritt. Der Harn wird dadurch stärker konzentriert. Hier findet ein passiver Transport (Osmose) aufgrund des Konzentrations-Gradienten des H2O vom Tubulus zum Nierenmark statt.
Im Sammelrohr (medullärer Sammeltubulus im Nierenmark) kann ein Ductus-Bellini-Karzinom als seltene Form von Nierenkrebs entstehen.
Einzelnachweise
- ↑ Günter Thiele (Hrsg.): Handlexikon der Medizin. Band 4: S–Z. Urban & Schwarzenberg, München/ Wien/ Baltimore ohne Jahr [1980], S. 2145.
- ↑ Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Wörterbuch. 3. Auflage. Deuerlich- und Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 1067.
- ↑ Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin. 16. Auflage. Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 3-86126-126-X, S. 1777.
- ↑ Lexikon Medizin. 4. Auflage. Verlag Naumann & Göbel, Köln ohne Jahr [2005], ISBN 3-625-10768-6, S. 1483.
- ↑ Jan Langman: Medizinische Embryologie. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-13-446605-8, S. 122.