Twingo Smile

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Greenpeace-Prototyp
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Twingo SmILE
Präsentationsjahr: 1996
Fahrzeugmesse: IAA 1997
Klasse: Kleinstwagen
Karosseriebauform: Kombilimousine
Motor: Ottomotor:
0,36 Liter (40 kW)
Länge: 3480 mm
Breite: 1760 mm
Höhe: 1423 mm
Radstand: 2345 mm
Leergewicht: 650 kg
Serienmodell: keines

Der Twingo SmILE ist ein im Auftrag von Greenpeace entwickeltes Drei-Liter-Auto auf Basis des Renault Twingo I. Sein Prototyp wurde 1996 der Öffentlichkeit vorgestellt und reduzierte den Benzinverbrauch des Grundfahrzeugs auf die Hälfte. Der Name „SmILE“ steht als Akronym für das Konzept: „Small. Intelligent. Light. Efficient.“

Greenpeace nutzte das Fahrzeug, unter anderem mit dem Motto „Der erste Schritt – die Hälfte Sprit“, für seine bereits 1993 gestartete Klimaschutz-Kampagne zur Senkung des Energieverbrauchs im Verkehr.[1]

Ziel des Konzeptes

Greenpeace wollte nachweisen, dass der von der Automobilindustrie und anderen Lobbyisten behauptete hohe Kosten- und Materialaufwand zur Herstellung von Niedrigenergiefahrzeugen vorgeschoben sei. Vorrangiges Ziel war daher der Umbau eines Serienfahrzeuges, das bei gleichem oder allenfalls geringfügig höherem Preis den Kraftstoffverbrauch NEFZ halbiert. Das Fahrzeug sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • Kleinwagen[anm 1] aus Serienfertigung mit 4 Sitzplätzen und etwa 55 PS Leistung als Basis;
  • Ottomotor statt Dieselmotor, da ohne Rußpartikel und im weltweiten Einsatz völlig dominierend;
  • Großserienfähiges Konzept, das Alltagsansprüche durchschnittlicher Autofahrer ebenso gut erfüllt, wie das Basismodell.

Der 1993 eingeführte Renault Twingo erfüllte diese Vorgaben. Außerdem hatte der serienmäßig eingebaute Motor ein großes Potenzial zur Gewichtseinsparung und Verbrauchssenkung, da sein Konzept mit Graugussmotorblock und seitlicher Nockenwelle vom Renault 8 aus den frühen 1960er Jahren stammte.

Durchführung

Greenpeace und das Bundesamt für Energiewirtschaft betrauten die Schweizer Wenko AG mit der Entwicklung eines entsprechenden Fahrzeuges. Greenpeace gewährte seinen Zuschuss als Kredit in Höhe von 2,5 Millionen DM (1,3 Mio. €), der nur im Falle eines wirtschaftlichen Erfolges rückzahlbar war. Wenko selbst entwickelte die Antriebstechnik. Esoro arbeitete an der Karosserie, senkte das Fahrzeuggewicht und reduzierte Luft- und Rollwiderstand.

Luftwiderstand

Durch Arbeiten im Windkanal bei SF Emmen (heute RUAG) konnte der Luftwiderstandsbeiwert von 0,371 auf 0,246 ( von 0,63 auf 0,48 m²) gesenkt werden. Dies geschah durch Anbau von Kunststoffteilen, die von BRM Design gefertigt wurden.

Rollreibung

Durch den Einsatz besonders widerstandsarmer und schmaler Reifen konnte die Rollreibung von 0,012 auf 0,008 verringert werden.

Gewichtseinsparung

An dem Fahrzeug wurde das Gewicht um 150 kg reduziert, die je etwa zur Hälfte auf den leichteren Motor und den Einsatz von Aluminiumteilen an der Karosserie und am Fahrwerk zurückzuführen sind. Die Sitze wurden vereinfacht. Der Tankinhalt wurde auf 20 l verkleinert.

Motortechnik

Wenko entwickelte einen Zweizylinder-Boxermotor von 358 cm³ Hubraum mit je einer obenliegenden Nockenwelle, die vier Ventile über Rollenkipphebel betätigte. Das Verdichtungsverhältnis lag bei 10:1. Ein Druckwellenlader mit maximalem Ladedruckverhältnis von 3 sorgte bei 26 bar Mitteldruck für 75 Nm Drehmoment schon mit 3000/min, während die Höchstleistung von 40 kW (55 PS) erst bei 5500/min erreicht wurde. Das Einbaugewicht mit allen Anbauteilen betrug nur 35 kg.

Dieser Motor konnte im Teillastbereich, also dem allgemeinen Fahrbereich, ohne Aufladung mit einem sehr hohen Saugrohrdruck arbeiten. Nur zum Beschleunigen oder für eine hohe Geschwindigkeit wurden die Aufladung und auch die volle Motorleistung benötigt. Der beste spezifische Verbrauch von 259 g/kWh wurde bei 4500/min und etwa 27 PS erreicht. Technisch bedeutend war, dass der Teillastbereich für einen Ottomotor sehr breit ausfiel, so dass im typischen Lastfall mit einem ähnlich günstigen spezifischen Verbrauch gefahren werden konnte, wie mit einem Dieselmotor.

Ergebnis

Der Prototyp zeigte gute Fahrleistungen. Die Beschleunigung lag gleichauf mit dem Ausgangsmodell. Die Höchstgeschwindigkeit wird aufgrund der besseren Aerodynamik auf 170 km/h geschätzt[2] und läge damit 15 km/h höher als beim Ausgangstyp. Jedoch wurde das Fahrzeug nie ausgefahren.

Der erste Vergleich mit einem Serien-Twingo über eine 150 km-Testfahrt erbrachte 3,3 gegenüber 6,7 l/100 km;[3][2] Als durchschnittlicher Benzinverbrauch nach NEFZ wurden 3,5 l/100 km ermittelt.[4] Energiesparende Fahrweise machte es möglich, bei maximal 90 km/h weniger als 3 l zu verbrauchen.

Das Fahrzeug wurde bei mehreren Versuchs- und Demonstrationsfahrten auf etwa 50.000 km verwendet. Ein Tester der Zeitschrift Auto Bild bescheinigte dem Fahrzeug Fahrleistungen, die dem Serienmodell in nichts nachstünden.

Greenpeace schlussfolgerte aus der Studie, dass mit dem verwendeten Konzept für alle damaligen Serienfahrzeuge eine Verbrauchssenkung auf 50 % relativ leicht erreichbar sei.

Resonanz

Insgesamt traf die Konzeptstudie bei den Fahrzeugherstellern und Verbrauchern auf geringes Interesse. Weder Renault als Hersteller des Twingo noch andere Autohersteller zeigten nach Abschluss der Studie Interesse an der Serienfertigung, trotz der im Vergleich zur normalen Entwicklung eines neuen Fahrzeugtyps ausgesprochen niedrigen Entwicklungskosten.

Greenpeace führte weiterhin als Grund für das mangelnde Interesse seitens der Hersteller an, dass sich die handelsüblichen Fahrzeuge gut verkauften. Eine Umstellung von Modellen nach dem Modell des Twingo Smile hätte erhebliche Umstellungen in der Planung und Fertigung zur Folge, die zunächst mit Kosten verbunden wären. Mittelfristig könnten sich diese Investitionen allerdings auszahlen, da international der Bedarf an schadstoffarmen Fahrzeugen voraussichtlich stiege.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

Anmerkung

  1. Die Klassierung als „Kleinstwagen“ war in den 1990er-Jahren noch nicht üblich, erst recht nicht umgangssprachlich, sondern erst im Entstehen begriffen. Mit einer Länge von 3433 mm lag der Renault Twingo I damals zwischen Vergleichsmodellen, die heute als Kleinwagen gelten, wie der VW Polo II mit 3655 mm oder der Ford Fiesta ’89 mit 3743 mm, und solchen, die noch kleiner waren, wie der Fiat Cinquecento mit 3230 mm oder der Mini Cooper mit 3060 mm.

Belege

  1. Smile: Der erste Schritt, die Hälfte Sprit. greenpeace.de, 2006, abgerufen am 25. Mai 2019.
  2. a b Smile: Das Wichtigste in Kürze. greenpeace.de, abgerufen am 25. Mai 2019.
  3. Erst belächelt, dann kopiert. greenpeace.de, 2011, abgerufen am 25. Mai 2019.
  4. Lino Guzzella, Roger Martin: Das SAVE-Motorkonzept. In: Motortechnische Zeitschrift 59. 1998, abgerufen am 25. Mai 2019.