Tychius aureolus
Tychius aureolus | ||||||||||||
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Tychius aureolus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Tychius aureolus | ||||||||||||
Kiesenwetter, 1851 |
Tychius aureolus, auch als Hellgelber Luzerne-Blütenrüssler bezeichnet, ist ein Käfer aus der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Die Art wurde von Ernst August Hellmuth von Kiesenwetter im Jahr 1851 erstbeschrieben.[1] Das lateinische Art-Epitheton bedeutet „vergoldet“.
Taxonomie
Tychius aureolus gehört innerhalb der Gattung Tychius zur Untergattung Tychius.[2]
Folgende Synonyme wurden beschrieben:[2]
- Tychius albovittatus Brisout de Barneville, 1863 (Homonym)
- Tychius albovittis Gemminger, 1871
- Tychius brevipennis Pic, 1902
- Tychius femoralis Brisout de Barneville, 1862
- Sibinia subpiliger Desbrochers des Loges, 1895
Es werden keine Unterarten unterschieden.:[2]
Merkmale
Die länglich-ovalen Käfer sind 2,5–2,7 mm lang.[3] Die Flügeldecken weisen ein Längen-Breiten-Verhältnis von 4:3 auf.[3] Die Käfer sind auf der Oberseite einfarbig gelb beschuppt, seltener grau.[3] Der Rüssel verjüngt sich in Dorsalansicht zur Spitze hin.[3] Des Weiteren ist der Rüsselrücken an der Fühlereinlenkung leicht geknickt.[3] Die Fühler und Beine sind gelbrot gefärbt. Die Fühlergeißel ist 7-gliedrig. Die vorderen Femora der Männchen weisen einen dichten Saum lang abstehender Schuppen auf.[3] Die Nominatform weist eine von der Schulterbeule nach hinten verlaufende weiße Längsbinde auf.[3]
Verbreitung
Die Käferart ist in der Paläarktis verbreitet.[3] Das Vorkommen reicht von Europa und Nordafrika (Ägypten), über den Kaukasus, Sibirien und Zentralasien bis nach China.[1][4] In Europa reicht das Verbreitungsgebiet im Norden bis nach Großbritannien, Dänemark und in das Baltikum, im Süden in den Mittelmeerraum.[1] Dort ist die Art u. a. auf den Balearen, auf Korsika und auf Sizilien vertreten.[1] In Deutschland kommt die Art nicht in allen Bundesländern vor, sie ist verstreut und selten verbreitet. Möglicherweise ist sie wie andere Arten der Gattung unterkartiert.[5]
Lebensweise
Die Käferart bevorzugt wärmebegünstigte Gebiete.[3] Wirts- und Nahrungspflanzen bilden verschiedene Medicago-Arten, darunter die Luzerne (Medicago sativa), der Sichelklee (Medicago falcata) und der Niederliegende Schneckenklee (Medicago prostrata), und Melilotus-Arten wie der Gelbe (Melilotus officinalis) und der Weiße Steinklee (Melilotus albus).[6][4] Die Käfer überwintern als Imago im Boden in Tiefen zwischen 5 und 10 cm.[4] Sie erscheinen im Frühjahr bei Temperaturen über 22 °C, in Mitteleuropa etwa ab Mai.[4] Die überwiegend nachtaktiven Käfer fressen hauptsächlich an Luzerne. Die weiblichen Käfer legen gewöhnlich jeweils 1–3 Eier in die noch jungen Hülsenfrüchte.[4] Dazu nagen sie ein kleines Loch in die Wand der Hülsenfrucht. Nach 8–12 Tagen schlüpfen die Larven. Diese fressen die meisten Samen der Hülsenfrucht und erreichen schließlich Längen von etwa 4 mm.[4] Anschließend verlassen sie die Hülsenfrucht, lassen sich zu Boden fallen und graben sich in die Erde, wo die Verpuppung stattfindet.[6][4] Die Käfer verbringen etwa 6–12 Tage im Puppenstadium. Die fertigen Käfer bleiben gewöhnlich bis zum folgenden Frühjahr im Boden.[4] Durch den Fraß, insbesondere der Larven, kommt es in Luzerne-Anbauflächen zu Ertragseinbußen.[7][4] Deshalb gilt die Käferart als Agrarschädling, jedoch mit geringerer Bedeutung als Tychius medicaginis und Tychius flavus.[7][5] In Deutschland ist die wirtschaftliche Bedeutung gering.[5]
Gefährdung
Die Art gilt in Deutschland als ungefährdet.[8]
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Antagonisten von Tychius aureolus gehören Erzwespen aus den Familien der Pteromalidae und Eupelmidae.[4] Diese parasitieren die Käferlarven.[4]
Verwechslungsarten
An Luzerne kommen noch zwei weitere Tychius-Arten vor:[6][4] Tychius flavus und Tychius medicaginis. T. flavus ist mit maximal 2,2 mm wesentlich kleiner.[3] T. medicaginis ist mit maximal 2,5 mm etwas kleiner. Im Gegensatz zu T. medicaginis hat T. aureolus seitlich auf den Flügeldecken keine weißen Längsstreifen.[4] Außerdem ist bei T. medicaginis der Rüssel bis weit über die Fühlereinlenkung hinaus rot gefärbt.[3]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Tychius aureolus bei Fauna Europaea. Abgerufen am 4. Juni 2022
- ↑ a b c M. A. Alonso-Zarazaga, H. Barrios, R. Borovec, P. Bouchard, R. Caldara, E. Colonnelli, L. Gültekin, P. Hlaváþ, B. Korotyaev, C. H. C. Lyal, A. Machado, M. Meregalli, H. Pierotti, L. Ren, M. Sánchez-Ruiz, A. Sforzi, H. Silfverberg, J. Skuhrovec, M. Trýzna, A.J. Velázquez de Castro & N.N. Yunakov: Cooperative Catalogue of Palaearctic Coleoptera Curculionoidea. In: Monografías electrónicas S.E.A. Band 8, 2017, S. 729 (englisch, sea-entomologia.org).
- ↑ a b c d e f g h i j k Arved Lompe: Käfer Europas – Tychius. In: www.coleo-net.de. Abgerufen am 4. Juni 2022.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Pests – Tychius aureolus Kiesenwetter – Alfalfa Seed Weevil, Rufous Alfalfa Seed-Destroyer. In: www.agroatlas.ru Interactive Agricultural Ecologigal Atlas of Russia and Neigboring Countries. Abgerufen am 5. Juni 2022.
- ↑ a b c Joachim Rheinheimer, Michael Hassler: Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. Verlag regionalkultur, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-89735-608-5.
- ↑ a b c W. N. Ellis: Tychius aureolus. Plant Parasites of Europe – leafminers, galls and fungi, abgerufen am 4. Juni 2022.
- ↑ a b Benjamin Coussy et al.: TYCHIUS AUREOLUS (KIESENWETTER, 1852) EN LUZERNE PORTE-GRAINE : EFFICACITE D'ATTRACTIVITE DE KAIROMONES AU CHAMP. In: Conference: AFPP – ÉCOLOGIE CHIMIQUE : NOUVELLES CONTRIBUTIONS À LA PROTECTION DES CULTURES CONTRE LES RAVAGEURSAt: MONTPELLIER, FRANCE. Oktober 2017, abgerufen am 4. Juni 2022 (französisch).
- ↑ P. Sprick, L. Behne, C. Maus: Rote Liste und Gesamtartenliste der Rüsselkäfer (i. e. S.) Deutschlands (Überfamilie Curculionoidea; exklusive Anthribidae, Scolytidae, Platypodidae). In: M. Ries, S. Balzer, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 5: Wirbellose Tiere (Teil 3). Landwirtschaftsverlag, Münster 2021 (= Naturschutz und Biologische Vielfalt 70, Nr. 5, ISBN 978-3-7843-5726-3, S. 335–412.