Typ 94 40-cm-Schiffsgeschütz
Typ 94 40-cm-Schiffsgeschütz | |
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Allgemeine Angaben | |
Militärische Bezeichnung | 九四式艦炮 |
Entwickler/Hersteller | Marinewerkstätten Kure |
Entwicklungsjahr | 1934 bis 1939 |
Produktionszeit | 1939 bis 1944 |
Stückzahl | 27 |
Waffenkategorie | Kanone |
Technische Daten | |
Gesamtlänge | 21,30 m |
Kaliber |
460 mm (18,11 inch) |
Kaliberlänge | 45 |
Anzahl Züge | 72 |
Kadenz | mindestens 1,5 Schuss/min |
Höhenrichtbereich | −5 – +45 Winkelgrad |
Seitenrichtbereich | abhängig vom Turm |
Ausstattung | |
Verschlusstyp | Schraubenverschluss |
Ladeprinzip | Granate und Treibladungsbeutel |
Das Typ 94 40-cm-Schiffsgeschütz war eine Kanone der Kaiserlich-Japanischen Marine. Das eigentliche Kaliber betrug 46 cm (18,11 inch), aus Gründen der Geheimhaltung wurde es offiziell als 40-cm-Geschütz geführt. Es war das schwerste Geschütz, das je auf einem Kriegsschiff verwendet wurde.
Entwicklung
Das Geschütz war Teil einer neuen Strategie der japanischen Marineplaner, die dem Wettrüsten im Kriegsschiffbau mit den USA durch ein überlegenes Waffensystem entkommen wollten. Die Schlachtschiffe der Yamato-Klasse sollten andere Schlachtschiffe an Panzerschutz und Bewaffnung so deutlich übertreffen, dass ihre geringe Anzahl von der technischen Überlegenheit aufgewogen wurde und so die Seeherrschaft des japanischen Kaiserreiches gesichert werden sollte.
Die Entwicklung leitete der Ingenieur C. Hada in Kure. Die spätere Produktion erfolgte ebenfalls in den Werkstätten der Marine in Kure.[1]
Die zu entwickelnde Waffe für diese neue Schiffsklasse sollte eine knapp 1,5 Tonnen schwere Granate bis zu 42 Kilometer weit schießen können. Um dieses Problem zu lösen, griffen die Konstrukteure auf bereits bewährte Techniken zurück. Das Verschlusssystem der zukünftigen Waffe hatten sie bereits 1934 entwickelt, so dass das spätere Geschütz nach dieser Jahreszahl als Typ 94[A 1] bezeichnet wurde.
Konstruktion
Die Kanone bestand aus einem Seelenrohr, auf das über die Länge der hinteren Hälfte ein zweites Rohr aufgeschrumpft war. Diese Rohre umwickelte man anschließend mit mehreren Lagen Stahldraht unter hoher Spannung, schloss das Ganze durch ein weiteres aufgeschrumpftes Rohr ab und fasste die Konstruktion abschließend mit einem Mantelrohr ein. Anschließend wurden die 72 4,6 mm tiefen Züge in das Seelenrohr gefräst.
Am hinteren Ende setzte man einen Schraubenverschluss auf das Rohr auf. Die Waffe wog mit Verschluss 165 Tonnen.[2] Das Verschlusssystem und der hintere Teil des Rohres mussten bei maximaler Schussweite den Druck überstehen, der bei der Explosion von sechs Treibladungsbeuteln mit rund 330 kg Kordit[2][3] entstand und bis zu 3,2 Tonnen pro cm² erreichte.[4] Die Mündungsgeschwindigkeit erreichte dabei 780 Meter pro Sekunde für ein panzerbrechendes Geschoss.
Hydraulische Rohrbremsen waren unter und neben den Rohren montiert.
Die Waffe war zunächst nur dazu entwickelt worden, die für ein Schlachtschiff üblichen Typen von Munition zu verschießen: Panzerbrechende Granaten und Sprenggranaten. Im Verlauf des Pazifikkrieges kam noch die 1,3 Tonnen schwere Typ-3-Brand-Streu-Granate hinzu, die zu einem voreingestellten Zeitpunkt etwa 900 kleine Stabbrandbomben freisetzte, die zur Abwehr feindlicher Flugzeugverbände gedacht waren.
Eine panzerbrechende Granate, abgefeuert aus einem dieser Geschütze, konnte in 30 km Entfernung bei einer Aufschlaggeschwindigkeit von 475 Metern pro Sekunde eine bis zu 230 mm dicke horizontale Panzerplatte durchschlagen. Beim Aufschlag auf vertikale Panzerplatten lag dieser Wert bei bis zu 416 mm.[4][A 2] Die panzerbrechenden Typ-91-Granaten hatten eine hydrodynamisch günstige Form. Bei knapp zu kurz liegenden Salven sollten sie auf diese Weise ihren Weg besser unter Wasser fortsetzen können und das gegnerische Schiff unter der Wasserlinie und dem vertikalen Gürtelpanzer treffen können.[5] Die Entwicklung hydrodynamisch geformter Granaten war ein Ergebnis der Tests mit dem unfertigen Schlachtschiff Tosa im Jahr 1924.[6]
Die Geschütze hatten im Verhältnis zu ihrer großen Reichweite eine vergleichsweise kurze Rohrlänge, so dass die Streuung der Einschläge bei maximaler Schussweite recht hoch war. Um dennoch die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer zu erhöhen, hatten die Schiffe der Yamato-Klasse je neun dieser Geschütze, verteilt auf drei Drillingstürme, an Bord. Beim Abfeuern von Vierer- und Fünfersalven konnten jeweils die beiden äußeren Rohre eines Drillingsturmes gleichzeitig abgefeuert werden, während die Ladung im mittleren mit einer Verzögerung von 0,08 Sekunden zündete. Der Streukreis dieser Salven lag bei bis zu 550 Metern. Beim Abfeuern aller neun Geschütze in einer einzigen Salve war die Streuung größer.[4][7]
Die Geschütze mussten zum Nachladen auf 3° abgesenkt werden, so dass bei maximaler Schussweite eine Kadenz von 1,5 Schuss pro Minute nicht überschritten werden konnte. Bei geringeren Schussweiten verkürzte sich die Zeit zum Nachladen folglich, so dass bei einer Rohrerhöhung von 3° alle 30 Sekunden ein Schuss abgefeuert werden konnte.[8]
Die Lebensdauer der Rohre war konstruktionsbedingt mit 200 bis 250 Schuss – abhängig vom verwendeten Munitionstyp – recht gering.[2]
Einsatz
Die Geschütze wurden auf den Schlachtschiffen Yamato und Musashi eingebaut. Sie wurden bis zur Versenkung der beiden Schiffe nie gegen andere Schlachtschiffe eingesetzt, sondern verschossen Flugabwehrgranaten oder bekämpften – im Fall der Yamato – leicht gepanzerte Ziele.
Die nachfolgend aufgelisteten Typen von Granaten konnten verschossen werden, wobei der ab 1944 eingesetzten Modell-3-Brand-Streu-Granate mit dem Decknamen „Bienenkorb“ nachgesagt wurde, sie würde die Rohre der Geschütze durch ihre minderwertigen Führungsbänder besonders stark abnutzen.[9]
46-cm-Granaten[10] | |||
Bezeichnung | Typ 91 | Typ 0 | Modell 3 „Bienenkorb“ |
Art | Panzerbrechend | Sprenggranate | Brand-Streu-Granate |
Zündertyp | Verzögerung 0,4 Sek. | Aufschlag / Verzögerung | Zeit |
Gesamtgewicht | 1,458 Tonnen[A 3] | 1,360 Tonnen | 1,360 Tonnen |
Ladung | 24 kg Trinitroanisol | 61 kg Trinitroanisol | Stabbrandbomben |
Ziele | gepanzerte Schiffsziele | Schiffs- und Landziele | Flugzeugformationen |
effektiver Wirkradius | – | 68 Meter | 242 Meter |
Mündungsgeschwindigkeit V/0 | 780 m/s | 804,6 m/s | 804,6 m/s |
Von 27 produzierten Geschützen gingen 18 mit den beiden Schlachtschiffen unter, die übrigen wurden nach dem Kriegsende verschrottet.[4] Eine Typ-91- und eine 46-cm-Typ-0-Granate sind heute im Yasukuni-Schrein zu sehen.
Belege und Verweise
Anmerkungen
- ↑ Die Bezeichnung Typ 94 basiert auf dem Jahr der Entwicklung, dem Jahr Kōki 2594 bzw. 1934 nach gregorianischem Kalender
- ↑ Resultierend aus dem Einschlagwinkel von etwa 31°
- ↑ Die Gewichte für ballistische Haube und Kappe der Granate fehlen hier. Nach USMTJ, O-19, S. 30
Literatur
- William H. Garzke Jr., Robert O. Dulin Jr.: Battleships. Axis and neutral battleships in World War II. US Naval Institute Press, Annapolis MD 1985, ISBN 0-87021-101-3.
- Janusz Skulski: The Battleship Yamato (= Anatomy of the ship). Conway, London 1988, ISBN 0-85177-490-3.
- Bericht der United States Naval Technical Mission To Japan: Japanese 18" Gun Mounts. O-45, 1946.
- Bericht der United States Naval Technical Mission To Japan: Japanese Projectiles General Types. O-19, 1946.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ USMTJ, O-45, S. 9
- ↑ a b c USMTJ, O-54, S. 9
- ↑ USMTJ, O-45, S. 22
- ↑ USMTJ, O-19, S. 30
- ↑ David C. Evans, Mark R. Peattie: Kaigun. Strategy, Tactics and Technology in the Imperial Japanese Navy. 1887–1941. US Naval Institute Press, Annapolis MD 1997, ISBN 0-87021-192-7, S. 96.
- ↑ USMTJ, O-45, S. 1
- ↑ USMTJ, O-45, S. 50
- ↑ Russel Spurr: A Glorious Way to Die. The Kamikaze Mission of the Battleship Yamato. April 1945. Newmarket Press, New York NY 1999, ISBN 1-55704-248-9, S. 81.
- ↑ nach USMTJ-Bericht O-19