U-Boot-Klasse XXVII

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
XXVII-Klasse
XXVII B-Boot im Marinemuseum Wilhelmshaven
XXVII B-Boot im Marinemuseum Wilhelmshaven
Übersicht
Typ Kleinst-U-Boote
Einheiten Insgesamt 338

Nutzer:
Deutsches Reich Kriegsmarine
(alle Boote)

Bauwerft

Krupp Germaniawerft, Kiel
Howaldtswerke, Kiel
Schichauwerft, Elbing

Bestellung März 1944
Auslieferung 1944–1945
Dienstzeit

1944–1945

Indienststellung Mai 1944
Technische Daten

Die U-Bootklasse XXVII war eine Bauserie von Kleinst-U-Booten der deutschen Kriegsmarine, die insgesamt fünf Varianten umfasste. Alle waren für den Einsatz durch die Kleinkampfverbände der Kriegsmarine vorgesehen.

Entwicklung

Solange die Boote der genutzten U-Boot-Typen ihre Hauptaufgabe, den Angriff auf alliierte Geleitzüge, nach den Maßgaben der von Karl Dönitz entwickelten Rudeltaktik, erfüllten, wurden Ideen zur Entwicklung von Kleinst-U-Booten von der Kriegsmarine abgelehnt. Der erfolgreiche Angriff von Kleinst-U-Booten der Royal Navy auf die Tirpitz, bei der das deutsche Schlachtschiff durch Haftminen erheblich beschädigt wurde, führte zu einem Wandel der Einschätzung bezüglich des Nutzens solcher U-Boote. Im Herbst 1943 wurde im Hauptamt Kriegsschiffbau (K-Amt) ein kleines U-Boot entworfen, das Haftminen transportieren und von einer zweiköpfigen Besatzung gesteuert werden sollte. Im Gegensatz zu den etwas größeren midgets der britischen X-Klasse, sollten die Boote des Typs XXVII ihren Einsatzort – ankernde gegnerische Schiffe – in durchgängiger Tauchfahrt erreichen können.

Typ XXVII A – Hecht

Der Typ XXVII A genannte Hecht war auf die Tauchfahrt ausgelegt und verfügte über keine Tauchzellen, sondern lediglich über Regelzellen. Den Antrieb gewährleistete ein 12-PS-Elektromotor der Firma AEG, der eigentlich für den Antrieb von Torpedos konzipiert war. Nach Abschluss der Konstruktionsphase entschied die Seekriegsleitung, dass der Typ XXVII A zusätzlich zu Haftminen, mit Torpedos ausgerüstet werden sollte, um nicht nur ankernde, sondern auch sich bewegende gegnerische Schiffe angreifen zu können. Der erste Auftrag über den Bau eines Typ XXVII A-Bootes erging am 9. März 1944. Das Boot wurde als U 2111 am 23. Mai 1944 in Dienst gestellt.[1]

Technische Daten

Typ XXVII A – der „Hecht“
Länge: 10,4 m
Breite: 1,7 m
Wasserverdrängung: 11,8 m³
E-Maschinen: AEG-E-Motor, 12 PS
Batterie: 5 Tröge vom Typ: 8 MAL 210
Reichweite: 38 sm bei 4 kn
Höchstgeschwindigkeit: 6 kn
Bewaffnung: 1 Torpedo
Besatzung: 2 Mann

[2]

Am 28. März erging Bauauftrag über weitere XXVII-Boote an die Germaniawerft, die bis Ende August 1944 53 Hechte fertigstellte und an die Kriegsmarine übergab. Inzwischen entwickelte das K-Amt das Konzept weiter.

Typ XXVII B

Diese Typbezeichnung umfasst eine Reihe von Entwürfen (B1 bis B4), von denen keiner zur Fertigung freigegeben wurde. Die Konzeption erinnerte von der Form her an den Hecht. Die Modelle hatten jedoch ein Torpedo mehr und verfügten über einen vorne am Rumpf angesetzten Bug, der Überwasserfahrt ermöglichen sollte. Entsprechend wurde der Antrieb um einen Dieselmotor ergänzt.

Technische Daten

Länge: 10,6 m
Breite: 1,7 m
Wasserverdrängung: 14,9 m³
Diesel-Antrieb: D-Motor, 22 PS
E-Maschinen: E-Motor, 12 PS
Höchstgeschwindigkeit über Wasser: 5,5 kn
Höchstgeschwindigkeit unter Wasser: 6,9 kn
Bewaffnung: 2 Torpedos
Besatzung: 2 Mann

[2]

Die fünfte Version des Typs gelangte jedoch unter der Bezeichnung Seehund zur Produktion. Die Kieler Germaniawerft baute auch 146 Modelle des Nachfolgemodells Typ XXVII B5. Der erste Auftrag über den Bau von 3 Bootes des Typ XXVII B5 erfolgte am 28. April 1944. Als U 5013 wurde der erste Seehund der Germaniawerft am 20. Oktober 1944 in Dienst gestellt.[3] Die Schichau-Werft in Elbing wurde im Juli 1944 ebenfalls mit dem Bau von XXVII B5-Booten beauftragt. Dieser Bauauftrag umfasste 500 Boote. Die Werft war für den Bau von 50 % der gesamten deutschen Seehund-Produktion vorgesehen, und lieferte bis zum 13. Februar 1945 insgesamt 151 XXVII B5-Boote an die Kriegsmarine aus.[4]

Technische Daten Typ XXVII B5 – Seehund

Länge: 11,9 m
Breite: 1,7 m
Wasserverdrängung: 14,9 m³
Diesel-Motor: 60 PS
E-Maschinen: 25 PS
Treiböl (Treibstoff): 0,5 t
Reichweite E-Maschine: 63 sm bei 3 kn
Reichweite Diesel: 300 sm bei 7 kn
Bewaffnung: 2 Torpedos
Besatzung: 2

[2]

Basierend auf den Eigenschaften des Seehunds, die im offensiven Einsatz mehr Erfolg versprachen als die teils parallel entwickelten und produzierten Modelle Biber und Molch, wurden Weiterentwicklungen des Typs XXVII konzipiert, von denen jedoch keine mehr produziert wurde.

Typ XXVII F

Unter der Typenbezeichnung XXVII F wurde im Sommer des Jahres 1944 im K-Amt ein Kleinst-U-Boot entworfen, das mit einer Walter-Turbinenanlage ausgerüstet werden sollte. Die Boote dieser U-Boot-Klasse sollten einen Torpedo in einer Ausbuchtung unterhalb des Rumpfes transportieren.

Technische Daten

Länge: 11,2 m
Breite: 1,0 m
Antrieb: 1 × 200 PS Walter-Turbine
Geschwindigkeit: 22,6 kn (getaucht)
Bewaffnung: 1 Torpedo
Besatzung: 1

[2]

Da die für diese U-Boot-Klasse vorgesehene Walter-Turbine mit Seewassereinspritzung zu diesem Zeitpunkt noch weit von der Serienreife entfernt war, wurde das Projekt zunächst zurückgestellt und schließlich beendet. Stattdessen wurden Überlegungen für ein etwas größeres Modell mit Walterturbine und Frischwassereinspritzung wiederaufgenommen. Bei der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt wurden im Spätsommer 1944 Schleppversuche für die etwas größere Version dieser U-Bootklasse, den Typ XXVII F2 angestellt. Es ergab sich, dass trotz der Einbettung des Torpedos in eine muldenförmige Einbuchtung unterhalb des Rumpfes, aus der Wechselwirkung der Strömungseigenschaften von Torpedo und Boot ein erheblicher Wasserwiderstand resultierte.[5] Diese Erkenntnisse, der mit diesen Eigenschaften zusammenhängende, bzw. daraus resultierende geringe Fahrbereich, sowie die angespannte Lage der industriellen Produktion führten dazu, dass auch dieser Entwurf vom Amt für Kriegsschiffbau nicht weiter verfolgt wurde.

Typ XXVII G

Die Entwicklung der Klasse XXVII G kam nicht über eine Projektstudie hinaus – aufgrund der Entscheidung des Oberkommandos der Marine (OKM) wurden die Arbeiten zugunsten des Seehund eingestellt. Einzelne Entwicklungskomponenten flossen dann in die endgültige Fassung des Seehund ein.[6]

Typ XXVII K

Am 28. April 1944 gab die Kriegsmarine drei Kleinst-U-Boote des Typs XXVII K bei der Kieler Germaniawerft in Auftrag. Die Boote hatten die Baunummern 938 bis 940 und erhielten die Bootsnummern U 5188, U 5189 und U 5190.[7] Die drei XXVII K-Kleinst-U-Boote wurden bis Kriegsende nicht fertiggestellt.

Technische Daten

Länge: 13,9 m
Breite: 1,7 m
Antrieb über Wasser: 1 × 100 PS Dieselmotor, 80 PS im Kreislauf
Antrieb unter Wasser: 1 × 8 PS Schleich-Elektro Motor
Geschwindigkeit: 9,5 kn (10 kn getaucht)
Bewaffnung: 2 Torpedos
Besatzung: 2

[2]

Siehe auch

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 1: Der U-Boot-Bau auf Deutschen Werften. Verlag E.S. Mittler & Sohn, Hamburg u. a. 1997, Seite 197 und Seite 207
  2. a b c d e Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaus. Band 2: Entwicklung, Bau und Eigenschaften der deutschen U-Boote von 1943 bis heute. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, S. 540
  3. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 1: Der U-Boot-Bau auf Deutschen Werften. Verlag E.S. Mittler & Sohn, Hamburg u. a. 1997, S. 201 und S. 207
  4. Elbing wurde am 13. Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen.
  5. Eberhard Rössler: Geschichte des deutschen U-Bootbaus. Band 2: Entwicklung, Bau und Eigenschaften der deutschen U-Boote von 1943 bis heute. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, S. 478
  6. Harald Fock: Marine-Kleinkampfmittel. Bemannte Torpedos, Klein-U-Boote, Kleine Schnellboote, Sprengboote gestern – heute – morgen. Nikol, Hamburg 1996, ISBN 3-930656-34-5, S. 75/76.
  7. Harald Busch, Hans Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939–1945. Band 2: Der U-Boot-Bau auf Deutschen Werften, Verlag A.S. Mittler & Sohn, Hamburg u. a. 1997, S. 205