Ujjain (Distrikt)

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Distrikt Ujjain
(Hindi उज्जैन जिला)
Lagekarte des Distrikts
Bundesstaat Madhya Pradesh
Division: Ujjain
Verwaltungssitz: Ujjain
Fläche: 6091 km²
Einwohner: 1.986.597(2011)
Bevölkerungsdichte: 326 Ew./km²
Website: Distrikt Ujjain

Der Distrikt Ujjain (Hindi उज्जैन जिला) ist ein Distrikt des zentralindischen Bundesstaats Madhya Pradesh. Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum ist die gleichnamige Großstadt Ujjain, die auch als eine der sieben heiligen Städte des Hinduismus gilt.

Geographie

Der Distrikt Ujjain grenzt im Südwesten an den Distrikt Dhar und im Nordwesten an den Distrikt Ratlam; im Nordosten grenzt der Distrikt Agar Malwa an, im Osten der Distrikt Shajapur, im Südosten der Distrikt Dewas an und im Süden der Distrikt Indore.[1] Der bedeutendste Fluss ist der Chambal. Weitere große Flüsse wie der Shipra durchqueren den Distrikt.

Der gesamte Distrikt liegt im Westen des Bundesstaats Madhya Pradesh auf dem von zahlreichen Flüssen durchzogenen Malwa-Plateau in Höhen um die 500 m.[2] Die jährlichen Niederschlagsmengen liegen bei ca. 900 mm/Jahr, wovon jedoch ca. 90 % auf die sommerlichen Monsunmonate entfallen.[3]

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung bereits stark an. Trotz Seuchen, Krankheiten und Hungersnöten. Seit der Unabhängigkeit Indiens hat sich die Bevölkerungszunahme beschleunigt. Während die Bevölkerung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts um rund 84 % zunahm, betrug das Wachstum in den fünfzig Jahren zwischen 1961 und 2011 200 %. Die Bevölkerungszunahme zwischen 2001 und 2011 lag bei 16,12 % oder rund 276.000 Menschen. Offizielle Bevölkerungsstatistiken der heutigen Gebiete sind seit 1901 bekannt und veröffentlicht.[4]

Jahr 1901 1911 1921 1931 1941 1951 1961 1971 1981 1991
Einwohner 295.312 340.132 337.554 396.894 454.370 543.325 661.720 862.516 1.117.002 1.383.086

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 text:Volkszählungen

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Bedeutende Orte

Im Distrikt gibt nur acht Orte, die als Städte (towns und census towns) gelten. Dennoch ist der Anteil der städtischen Bevölkerung im Distrikt relativ hoch. Denn 779.213 der 1.986.864 Einwohner oder 39,22 % leben in städtischen Gebieten.[5] Nebst dem Hauptort Ujjain mit 515.215 Einwohnern gibt es mit Nagda (100.039 Bewohner) eine weitere Stadt mit mehr als 100.000 Menschen. Die weiteren fünf Städte mit mehr als 10.000 Bewohnern sind:

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Bevölkerung des Distrikts nach Geschlecht

Der Distrikt hatte – für Indien üblich – stets mehr männliche als weibliche Einwohner. Doch in jüngster Zeit ist der Männerüberhang zurückgegangen. Bei den jüngsten Bewohnern (271.306 Personen unter 7 Jahren) liegen die Anteile bei 140.597 Personen männlichen (51,82 Prozent) zu 130.709 Personen (48,18 Prozent) weiblichen Geschlechts.

Verteilung der Bevölkerung nach Geschlecht im Distrikt Ujjain
Volkszählung 1961 Volkszählung 1971 Volkszählung 1981 Volkszählung 1991 Volkszählung 2001 Volkszählung 2011
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
GESAMT 661.720 100 % 862.516 100 % 1.117.002 100 % 1.383.086 100 % 1.710.982 100 % 1.986.864 100 %
Männer 344.515 52,06 % 449.651 52,13 % 579.850 51,91 % 717.018 51,84 % 882.871 51,60 % 1.016.289 51,15 %
Frauen 317.205 47,94 % 412.865 47,87 % 537.152 48,09 % 666.068 48,16 % 828.111 48,40 % 970.575 48,85 %

Volksgruppen

In Indien teilt man die Bevölkerung in die drei Kategorien general population, scheduled castes und scheduled tribes ein. Die scheduled castes (anerkannte Kasten) mit (2011) 523.869 Menschen (26,36 Prozent der Bevölkerung) werden heutzutage Dalit genannt (früher auch abschätzig Unberührbare betitelt). Die scheduled tribes sind die anerkannten Stammesgemeinschaften mit (2011) 48.730 Menschen (2,45 Prozent der Bevölkerung), die sich selber als Adivasi bezeichnen. Zu ihnen gehören in Madhya Pradesh 46 Volksgruppen. Mehr als 5000 Angehörige zählen die Bhil (35.117 Personen oder 1,77 % der Distriktsbevölkerung) und Gond (8298 Personen oder 0,42 % der Distriktsbevölkerung).[6] Die Anteile der scheduled tribes schwanken von Tehsil zu Tehsil stark. Im Tehsil Badnagar gehören 16.823 Menschen oder 6,24 % der Einwohnerschaft zu den anerkannten Stammesgemeinschaften; dagegen im Tehsil Mahidpur nur 1918 Personen oder 0,74 % der Einwohnerschaft.

Bevölkerung des Distrikts nach Bekenntnissen

Der Distrikt hat zwar eine deutliche hinduistische Mehrheit in allen Tehsils. Doch gibt es mit den Muslimen eine große und mit den Jainas eine kleinere Minderheit im Distrikt.

Es gibt bedeutende Unterschiede zwischen Stadt und Land. Unter der ländlichen Bevölkerung hat der Hinduismus einen Anteil von 93,71 % und es gibt nur kleine religiöse Minderheiten (Muslime 5,90 %); von den Stadtbewohnern sind 75,27 % Hindus und 20,78 % Muslime. In den beiden größten Städten Ujjain und Nagda sind 77,51 % Hindus und 18,88 % Muslime resp. 81,68 % Hindus und 14,58 % Muslime. Weit überdurchschnittliche Anteile an Muslimen haben die Städte Mahidpur (51,87 % der Bevölkerung), Khacharod (Khachrod) (28,76 % der Bevölkerung), Badnagar (26,72 % der Bevölkerung), Tarana (26,10 % der Bevölkerung) und Unhel (25,86 % der Bevölkerung). Die Jainas haben ihre Hochburg in Khacharod (Khachrod) (6,50 % der Bevölkerung). Die genaue religiöse Zusammensetzung der Bevölkerung zeigt folgende Tabelle:

Jahr Buddhisten Christen Hindus Jainas Muslime Sikhs Andere Religionen keine Angaben Total
Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl %
2011 945 0,05 4659 0,23 1.718.204 86,48 24622 1,24 233.133 11,73 3241 0,16 211 0,01 1849 0,09 1.986.864 100,00 %
Quelle: Ergebnis der Volkszählung 2011

Bevölkerung des Distrikts nach Sprachen

Die Bevölkerung des Distrikts Ujjain ist sprachlich recht einheitlich. Denn es sprechen 1.891.751 Personen (95,21 % der Bevölkerung) Hindi-Sprachen und -Dialekte. Unter den Hindi-Sprachen und -Dialekten dominiert Malvi knapp gegenüber Alltagshindi.

Doch gibt es bei der Verteilung von Malvi und Alltagshindi (Hindi) riesige Unterschiede in den einzelnen Tehsils. In fünf der 2011 sieben Tehsils des Distrikts spricht eine Bevölkerungsmehrheit Malvi. In den Tehsils Nagda und Tarana mit einer knappen Mehrheit; in den Tehsils Badnagar, Khach(a)rod und Mehidpur mit Anteilen zwischen 67,09 % und 80,51 %. In den beiden Tehsils Ghatiya (68,85 %) und Ujjain (74,58 %) sprach eine Bevölkerungsmehrheit Alltagshindi. Die anderen Sprachen werden meist von in den Städten wohnenden Zugewanderten gesprochen. 10.205 Personen oder 88,39 % aller Personen mit Gujarati als Muttersprache leben in der Stadt Ujjain. Ebenso 9923 oder 88,64 % aller Menschen mit Marathi und 7490 oder 95,01 % der Personen mit Sindhi als Muttersprache.

Einzige Ausnahme ist Urdu. Diese nahe mit dem Hindi verwandte Sprache ist die Hauptsprache der Muslime in Indien. Die höchsten Anteile im Distrikt erreicht sie in denjenigen Städten, in denen die Muslime die höchsten Anteile haben. Allerdings spricht nur knapp jeder vierte Muslim Urdu (56.312 Urdu unter 233.133 Muslimen). Die Mehrzahl der Anhänger des Islams im Distrikt spricht Malvi und Alltagshindi, was für indische Verhältnisse ungewöhnlich ist. Hochburgen von Urdu sind die Städte Mahidpur (30,71 % der Bevölkerung), Khacharod (Khachrod) (8,67 % der Bevölkerung) und Badnagar (4,17 % der Bevölkerung). Die meistgesprochenen Sprachen zeigt die folgende Tabelle:

Jahr Malvi Hindi Urdu Gujarati Marathi Sindhi Total
Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl % Zahl %
2011 945.338 47,58 939.750 47,30 56.312 28,34 11.546 0,58 11.195 0,56 7883 0,40 1.986.864 100,00 %
Quelle: Ergebnis der Volkszählung 2011

Wirtschaft

Der Distrikt Ujjain ist in sehr hohem Maße landwirtschaftlich geprägt, wobei auch Wanderarbeiter bis in die heutige Zeit eine nicht unwichtige Rolle spielen. In den größeren Städten gibt es Geschäfte, Handwerksbetriebe und Kleinindustrie sowie Banken, Hospitäler und weiterführende Schulen.

Verkehr

Viele Dörfer sind über Buslinien an das regionale Verkehrsnetz angeschlossen. Hinzu kommen als überregionale Straßenverbindungen mehrere National Highways und State Highways. Die Stadt Ujjain ist ein Eisenbahnknoten mit Eisenbahnlinien in alle Landesteile von Indien. Auf dem Gebiet des Distrikts gibt es an den verschiedenen Linien insgesamt 24 Bahnhöfe[7].

Verwaltungsgliederung

Der Distrikt ist in die elf Tehsils Badnagar, Ghatiya, Jharda (nach 2011 entstanden), Khach(a)rod, Makdone (nach 2011 entstanden), Mehidpur, Nagda, Tarana, Ujjain Kothi Mahal (nach 2011 entstanden), Ujjain Rural (nach 2011 entstanden) und Ujjain Urban (nach 2011 entstanden) gegliedert[8]. Der Distrikt bestand (laut District Census Hand Book) bei der letzten Volkszählung 2011 aus acht Städten und 1106 bewohnten Dörfern mit acht Stadtverwaltungen und 609 Dorfverwaltungen.

Geschichte

Die archäologische Geschichte des Malwa-Plateaus reicht bis ans Ende der Jungsteinzeit zurück. Im Mahabharata-Epos wird Ujjayani wiederholt als Hauptstadt des großen und mächtigen Avanti-Königreiches erwähnt. Der Maurya-Kaiser Ashoka (reg. 268–232 v. Chr.) soll hier zeitweise residiert haben. Die Region gehörte vom 4. bis. 6. Jahrhundert zum Guptareich; danach zum Reich der Rashtrakuta und der Paramara. Im 13. Jahrhundert begann das Vordringen des Islam in der Region, welches mit der Einnahme Ujjains durch Iltutmish (reg. 1211–1236), den Sultan von Delhi, im Jahr 1234 vorläufig endete. Nach der Schlacht von Panipat im Jahr 1526 übernahmen die Moguln die Macht über ganz Nordindien, die sie nach dem Tod Aurangzebs (1707) jedoch schnell verloren und an die Marathen abtreten mussten. Seit dem Jahr 1818 stand das Gebiet unter britischer Kontrolle. Nach der Unabhängigkeit Indiens (1947) bzw. nach der Gebietsreform des Jahres 1956 kam das Gebiet zum damals neu geschaffenen Bundesstaat Madhya Pradesh.[9]

Sehenswürdigkeiten

Die fruchtbare Region um Ujjain gehört zu den Entstehungs- und Kerngebieten des Hinduismus; mittelalterliche Hindutempel und Skulpturen sind jedoch infolge der Zerstörungen durch den Islam eher selten. Der Mahakaleshwar-Tempel[10] in der heiligen Stadt Ujjain wird als Sitz eines der 12 Jyotirlingas verehrt; hier findet alle 12 Jahre ein Kumbh-Mela-Fest statt, in welches auch andere Tempel der Stadt einbezogen werden.[11] In Ujjain steht auch eines von insgesamt drei erhaltenen Jantar-Mantar-Observatorien des Rajputen-Fürsten und mehrmaligen Gouverneurs von Malwa Jai Singh II.[12] Sehenswert ist zudem Kaliadeh Palace am Ufer des Shipra in Ujjain.[13]

Weblinks

Commons: Ujjain district – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise