Ulrike Müller (Künstlerin)

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Ulrike Müller

Ulrike Müller (geboren 1971 in Brixlegg, Österreich) ist eine zeitgenössische bildende Künstlerin.[1] Müller ist Teil der genderqueeren, feministischen KünstlerInnengruppe LTTR und Mitherausgeberin der gleichnamigen Zeitschrift.[2] Sie vertrat 2011 Österreich bei der Biennale in Kairo.[3][4] Sie lebt in New York City und unterrichtet am Bard College in Annandale-on-Hudson, New York.[5] 2019 ist sie die einzige österreichische Künstlerin, die bei der Hauptausstellung der Biennale di Venezia ausgestellt wird.[6]

Leben

Ulrike Müller wurde 1971 in Brixlegg geboren.[1] Zwischen 1991 und 1996 studierte sie Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien.[7] Zudem studierte sie das Fach an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie absolvierte das Whitney Museum Independent Study Program und das PS1 Studio Program.[8]

Karriere

Müllers Arbeit beschäftigt sich mit gegenwärtiger feministischen und genderqueeren Fragestellungen, in einer Fortführung der feministischen Bewegung seit den 1970er Jahren. Sie ist Teil des feministisch-queeren Kollektivs LTTR.[9] Die von ihr angewandten Techniken umfassen Malerei, Performance, Skulptur, Editionen, Geometrie, Abstraktion, Video/Audio und Textil, um Fragen des Körpers und der Identitätspolitik zu erkunden. Dabei bricht sie die Dualität der Geschlechter auf und hinterfragt diese.[8] Für ihre Ausstellung Raw/Cooked im Brooklyn Museum im Jahr 2012 lud sie eine Reihe feministischer und queerer Künstlerinnen ein – darunter Nicole Eisenman, A.L. Steiner and Amy Sillman –, die T-Shirt-Zitate aus den Lesbian Herstory Archives (Brooklyn) umsetzen sollten.[2]

Gegenwärtig unterrichtet Ulrike Müller Malerei an der Milton Avery Graduate School of the Arts des Bard College. Zuvor war sie Fakultätsmitglied des Vermont College of Fine Arts und hat Malerei/Druckgrafik an der Yale University unterrichtet.[10]

Themen

Müllers Kunst spielt mit Abstraktion und Repräsentation, um soziale und individuelle Erfahrungen zu hinterfragen und die Grenzen zwischen Kunstwerk und Betrachter zu verwischen. Sie möchte traditionelle Gendernormen aufbrechen und aus feministischer Perspektive Alternativen anbieten.[8] Müllers Bilder sind stark beeinflusst von der Geometrischen Abstraktion, um ein enges Verhältnis zwischen Farbe und Form zu erzeugen. Mit ihren Bildern untersucht sie, wie Farbe und Form Konzepte von Darstellung, Identität und Körperlichkeit gestalten.[11] Müllers Werk ordnet sich dem radikalen Feminismus zu, womit sie herkömmliche Bereiche abstrakter und geometrischer Malerei verlässt. Dabei schafft sie Bezüge zwischen Gestalt, sozialem Kontext und Identität.[12]

Herstory Inventory

Herstory Inventory war eine Ausstellung in der Reihe Raw/Cooked des Brooklyn Museum, die sich als Konversation und Antwort auf die feministische Arbeit The Dinner Party von Judy Chicago aus den Jahren 1974–79 verstand. The Dinner Party zeigte fotografische Arbeiten mit dem Vorhaben, weniger bekannten Kunstwerken zu Anerkennung zu verhelfen.[13] Müller wandelte dieses Konzept ab, indem sie feministische und queere Künstler aufforderte, Zitate von T-Shirts des Lesbian Herstory Archives als zweidimensionale Kunst umzusetzen. Herstory schreibt Geschichte von einer feministischen Perspektive, dabei die Rolle von Frauen betonend und ihren Blickwinkel einnehmend. Raw/Cooked hatte eine Reihe von Ergebnissen, denen gemeinsam war, das Verhältnis zwischen Abstraktion und Repräsentation zu untersuchen. Der Erfolg des Projektes rührte auch daher, dass es verschiedenste Künstlerinnen und Künstler vertrat.[14]

Anerkennung

Müller ist bekannt für ihre Bemühungen, überholte Ideen von Darstellbarkeit und Ausdruck im Feminismus neu zu sichten. In zahlreichen Ausstellungen setzte sie sich für weniger bekannte Künstler ein und bemühte sich, Regeln des Patriarchats zu brechen.[2] Sie ist zudem berühmt dafür, Grenzen des jeweils verwendete Mediums auszuloten, um Formen des Körpers und deren jeweilige Verbindung zur Welt auszugestalten.[8] Die Kunstöffentlichkeit schätzt Müllers Erneuerung des Modernen Abstraktionismus und ihre Umgestaltung, mit der Fragen der Außenwelt gestellt werden können, wie jene von Gender und Körper. Mit subtilen Mitteln und Erneuerung von Geschichtsschreibung gelingen ihr neue Betrachtungsweisen von Kunstgeschichte und feministische Geschichte. Sie zeigt, wie diese die Gegenwart beeinflussen und repräsentieren.[1]

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • Container, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (2018)[15]
  • And Then Some, Callicoon Fine Arts, New York (2016)[16]
  • The old expressions are with us always and there are always others, Museum Moderner Kunst Foundation Ludwig Vienna (2015)[17]
  • Weather, Callicoon Fine Arts, New York (2014)
  • ohne Titel, Kunstraum Lakeside, Klagenfurt, Österreich (2014)
  • Herstory Inventory, Brooklyn Museum (2012)[18]
  • Feminism Formalism, Steinle Contemporary, München (2010)
  • Fever 013, Artpace, San Antonio (2010)
  • Ten in One (2004)[19]

Gruppenausstellungen (Auswahl)

Preise

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Work the Room. A Handbook on Performance Strategies. OE/b_books, 2006. (Herausgeberin)
  • An Idea-Driven Social Space. Ulrike Müller and Andrea Geyer. Grey Room 35, MIT Press. Cambridge. 2009.
  • Fever 103, Franza, and Quilts. Dancing Foxes Press, 2012.[3]
  • Herstory Inventory. Dancing Foxes Press, 2014.[4]
  • (mit Manuela Ammer:) Always, Always, Others mumok Vienna und Dancing Foxes Press, 2017 [5]

Literatur

  • Maria Stadlober: Grenzen der Körper. Zur Materialität des Leiblichen in Pipilotti Rists „Hilf mir, ehrlich zu sein (Flatten)“ und Ulrike Müllers „Mock Rock“. München, GRIN Verlag, 2016

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d "Ulrike Müller Biography", Callicoon Fine Arts, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  2. a b c Schwendener, Martha. "Raw/Cooked - Ulrike Müller", The New York Times, Abgefragt am 1. Oktober 2014.
  3. Ulrike Müller | Artspace (Englisch) In: Artspace. Abgerufen am 5. April 2017.
  4. Ulrike Müller bei der Biennale von Kairo - derStandard.at. Abgerufen am 2. April 2019 (österreichisches Deutsch).
  5. "Ulrike Müller", Bard College, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  6. Salzburger Nachrichten: Biennale-Teilnehmerin Ulrike Müller: Am Anfang der Malerei ist die Linie. Abgerufen am 2. April 2019.
  7. "CV", Ulrike Müller, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  8. a b c d About | Ulrike Müller (Englisch) In: um.encore.at. Abgerufen am 5. April 2017.
  9. Ammer, Manuela. "K8 Hardy and Ulrike Müller", Frieze Magazine, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  10. Yale.edu bio on Ulrike Müller
  11. Ulrike Müller - Why I Paint | Art | Agenda | Phaidon. In: Phaidon . Abgerufen am 5. April 2017.
  12. Art Basel Miami Beach 2016 (Englisch) In: callicoonfinearts.com . Abgerufen am 5. April 2017.
  13. Martha Schwendener: ‘Raw/Cooked: Ulrike Müller’ at the Brooklyn Museum. In: The New York Times, 6. September 2012. Abgerufen am 5. April 2017. 
  14. Thom Donovan: Ulrike Müller's Herstory Inventory: 100 Feminist Drawings by 100 Artists. In: Bomb Magazine . 2014. Abgerufen am 4. April 2017.
  15. Ulrike Müller Container. In: www.art-in-duesseldorf.de . Abgerufen am 16. Februar 2019.
  16. Ulrike Müller 2016 (Englisch) In: callicoonfinearts.com . Abgerufen am 5. April 2017.
  17. [1]
  18. "Raw/Cooked", The Brooklyn Museum, zuletzt 1. Oktober 2014.
  19. Exhibitions | Ulrike Müller (Englisch) In: um.encore.at . Abgerufen am 5. April 2017.
  20. http://www.phileasprojects.org/2017-ulrike-müller.html
  21. Dropout, Dallas 2016 (Englisch) In: callicoonfinearts.com . Abgerufen am 5. April 2017.
  22. [2]
  23. "Ulrike Müller at Kunsthaus Bregenz", Artnews.org, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  24. "Sonic Episodes", Dia Art Foundation, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  25. "Unmonumental Audio", The New Museum, abgefragt am 1. Oktober 2014.
  26. Brixlegger Künstlerin erhält Auszeichnung. Abgerufen am 2. April 2019.
  27. Pressemitteilung "Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen 2020", Kunsthalle Bremen vom 28. September 2020, abgerufen am 1. Oktober 2020