Um-zu-Satz

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Ein Um-zu-Satz ist eine grammatikalische Struktur im Deutschen, die einen Untertyp einer Infinitivgruppe darstellt. Die Struktur hat einen satzwertigen Charakter, wenngleich sie in der traditionellen deutschen Grammatik nicht als Nebensatz eingestuft wurde. In der neueren Linguistik wird der Um-zu-Satz als infiniter Nebensatz aufgefasst – anders gesagt also eine „inkohärente Konstruktion“ des Infinitivs – und das um darin als eine Konjunktion für Infinitivsätze.

Beispiel: „Er trinkt das Gebräu nur, um gesund zu werden.

Bedeutung

Um-zu-Sätze haben, wie alle infiniten Sätze im Deutschen, kein grammatikalisches Subjekt, ein Subjekt für das infinite Prädikat wird jedoch mitverstanden. In der Um-zu-Konstruktion des Beispielsatzes Er trinkt das Gebräu, um gesund zu werden muss dieses implizite Subjekt von gesund werden denselben Bezug haben wie das Subjekt er im Hauptsatz.[1]

Um-zu-Sätze können verschiedene adverbielle Bedeutungsbeziehungen ausdrücken. Zum einen können sie die Bedeutung eines Finalsatzes haben. Sie können dann mit finiten Finalsätzen mit der Konjunktion damit umschrieben werden. Das zu erschließende Subjekt der um-zu-Konstruktion taucht dann neu als sichtbares Subjekt des damit-Satzes auf. Beispiele:

  • Er trinkt das Gebräu, damit er gesund wird. (Subjekt im damit-Satz: er = Subjekt von trinken, flektierte Verbform: wird)
  • Er trinkt das Gebräu, weil er gesund werden will. (Subjekt: er, flektierte Verbform: will)

Eine andere Bedeutung wird in die Familie der Konsekutivsätze eingeordnet (siehe dort unter „negativer Konsekutivsatz“), wie im Beispiel:

  • Er ist zu alt, um noch als Kind zu zählen.
(Umschreibung mit finitem Nebensatz: „Er ist zu alt, als dass er noch als Kind zählen könnte.“)

Syntaktische Struktur

Die Analyse von um als Konjunktion ergibt eine Zweiteilung zwischen um und dem nachfolgenden Satzkern, der hier als Verbalphrase (VP) bezeichnet wird.[2]

um   VP[ gesund V[zu werden] ]

Die Verbindung aus um und zu wird in der neueren Syntaxtheorie so erklärt, dass das zu ein Flexions-Merkmal des infiniten Verbs ist, das somit zu einem Merkmal der gesamten Verbphrase wird (ein Kopfmerkmal). Die Konjunktion um verlangt dieses Merkmal, weil sie die VP regiert. Genauer gesagt ist dieser Prozess der sogenannten Statusrektion verwandt (siehe im Artikel Rektion), also so wie auch das Verb scheinen einen zu-Infinitiv verlangt, etwa in „Es scheint [zu regnen]“.

Somit ist die Tatsache, dass die Konjunktion um mit einem zu-Infinitiv zusammen auftritt, parallel zu der Tatsache, dass die Konjunktion damit mit einem finiten Verb auftritt: Diese letztere Konjunktion regiert eine VP mit dem Merkmal „finit“ (zu solchen Entsprechungen siehe auch im Artikel Complementizer).

Einzelnachweise

  1. Duden. Die Grammatik. 8. Aufl. Mannheim / Zürich 2009, § 1323.
  2. Diese Satzstruktur sowie die nachfolgende Analyse ist eine vereinfachte Wiedergabe nach: Wolfgang Sternefeld: Syntax. Eine morphologisch motivierte generative Beschreibung des Deutschen. Stauffenburg, Tübingen 2006. S 197–200 (= Kapitel II.5.2)