Umlaufzeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Umlaufzeit oder Revolutionsperiode ist in der Astronomie die Zeit, in der ein Himmelskörper auf seiner Umlaufbahn eine vollständige Umrundung zu einem Bezugspunkt vollführt (seinen Orbit einmal durchlaufen hat), also die Dauer einer Revolution.

Grundlagen

Hierbei ist zu beachten, dass es verschiedene Bezugspunkte geben kann, zu denen die vollständige Umrundung von 360° gemessen wird: So kann z. B. die Umlaufzeit des Mondes mit oder ohne Einrechnung der gleichzeitigen Bewegung der Erde um die Sonne angegeben werden.

Die astronomischen Koordinatensysteme liegen im Allgemeinen nicht gegeneinander ortsfest im Raum. Daher wird die Umlaufzeit gegen ein möglichst statisches Bezugssystem angegeben:

Der Bezug kann aber auch die (scheinbare) Sonnenposition sein (synodische Periode), der Knoten einzelner Planetenbahnen (drakonitische Periode), der Schwerpunkt des gesamten Sonnensystems, seines Gesamtmassenzentrums (baryzentrische Periode) oder der „Rest des Universums“ (siehe Inertialsystem) sein.

Tabelle: Umlaufzeiten im Sonnensystem

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Log-Log-Diagramm, das die Beziehung zwischen große Halbachse und umlaufzeit zeigt.

Im Spezialfall des Umlaufs der Erde um die Sonne beträgt die Länge der Revolutionsperiode ein Jahr. Weiter innen laufende Planeten (bzw. sonstige Flugkörper) haben kürzere Umlaufzeiten, weiter außen laufende haben längere Umlaufzeiten. Der Begriff „Jahr“ kann verallgemeinert werden, beispielsweise ein „Marsjahr“, ein „Venusjahr“ etc.

Das dritte Keplersche Gesetz gibt ein Proportionsverhältnis für die Umlaufzeiten zweier Planeten an:

Die Quadrate der Umlaufzeiten stehen im gleichen Verhältnis wie die Kuben (dritten Potenzen) der großen Halbachsen.

In Verbindung mit dem newtonschen Gravitationsgesetz kann die folgende Formel zur Berechnung der Umlaufzeit hergeleitet werden:

Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle U = \sqrt{\frac{4 \pi^2 a^3}{G \left(M_1 + M_2\right)}}}

mit

Nachfolgende Tabelle enthält die Zeiten für die synodischen, siderischen bzw. anomalistischen Umlaufperioden der Planeten des Sonnensystems, eines Körpers im Asteroidengürtel und von Transneptunen, sowie des Erdmondes, Satelliten und der Sonne (angegeben in Tagen und Kalenderjahren):

  • Außer beim Erdmond ist die Differenz zwischen anomalistischer Bahnperiode und siderischer Umlaufzeit in dieser Genauigkeit vernachlässigbar, weil die Perizentren der Planeten und Planetoiden sich im Vergleich zur Umlaufdauer nur minimal verschieben (Perizentrumsdrehung).
  • Im Unterschied zum Mond sind die synodischen Umlaufzeiten bei Merkur, Venus deutlich länger, ab Mars und den äußeren Planeten (der Ausdruck „innen/außen“ bezieht sich auf den Asteroidengürtel, nicht die Erde) hingegen wieder zunehmend kürzer. Die genaue Erklärung dafür siehe im Abschnitt Planeten des Artikels Synodische Umlaufzeit.
Objekt Siderische anomalistische Umlaufzeit
„in Bezug zu den Fixsternen / der Bahngeometrie“
Synodische Umlaufzeit
„in Bezug zu Erde und Sonne“
ISS 00001,51 Stunden I1 0001,53 Stunden I2
Geosynchron 00023,93 Stunden G1 0024,00 Stunden
Mond M1 000027,322 Tage /
000027,554 Tage M2
0029,53 Tage
Merkur 000087,969 Tage 0115,88 Tage
Venus 000224,701 Tage 0583,92 Tage
Erde E1 000365,256 Tage 000
Mars 000686,980 Tage 0779,94 Tage
Ceres 000004,605 Jahre 0466,72 Tage
Jupiter 000≈11,862 Jahre 0398,88 Tage
Saturn 000≈29,458 Jahre 0378,09 Tage
Uranus 000≈84,014 Jahre 0369,66 Tage
Neptun 00≈164,793 Jahre 0367,49 Tage
Pluto 00≈247,940 Jahre NP 0366,73 Tage
Orcus 00≈247,970 Jahre NP 000
Varuna 00≈283,560 Jahre NP 000
Haumea 00≈284,610 Jahre NP 000
Quaoar 00≈285,090 Jahre NP 0366,54 Tage
Makemake 00≈309,410 Jahre NP 000
Eris 00≈557,400 Jahre NP 000
Sedna ≈10704,000 Jahre NP 0365,29 Tage
Sonne S 00≈230 Mio. Jahre 000
I1 Anomalistische Umlaufzeit: 91,4887 Minuten[1]
I2 Das ist die Zeit zwischen zwei Sonnenaufgängen für einen ISS-Astronauten. Die ISS läuft prograd um die Erde, daher kommt ihr die Sonne „entgegen.“ Bis sie wieder über einem Breitenkreis ankommt, vergehen 1,61 Stunden
M1 Zur Bahnperiode des Mondes siehe ausführlich: Mondbahn
M2 Die drakonitische Periode ist die Zeit zwischen zwei Durchgängen durch denselben Mondknoten. Sie spielt für die Finsternisse eine Rolle, bei den Planeten und Kleinplaneten ist sie ohne sonderliche Aussage
E1 Zur Bahnperiode der Erde siehe ausführlich: Erdbahn
NP Die Bahnperioden von Objekten jenseits Neptuns sind so lang, dass die moderne Astronomie sie noch nicht vollständig erfasst hat. Die angegebenen Werte beruhen auf Planetentheorien (wie der VSOP 87), die in Modellrechnungen dann sinnvolle Ergebnisse liefern. Die Bestätigung durch Messung steht aber noch aus. Am 11. April 2009 hat Neptun seine erste vollständig beobachtete Periode vollendet, und kann seitdem relativ genau angegeben werden.
S Um das Zentrum der Milchstraße, siehe Die Sonne im Milchstraßensystem

Umrechnung synodisch – siderisch

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Siderische Periode (1 nach 2) und Synodische Periode (1 nach 3).
Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle T_\mathrm{E}} = siderische Umlaufzeit der Erde

Äußere Planeten:

Fehler beim Parsen (MathML mit SVG- oder PNG-Rückgriff (empfohlen für moderne Browser und Barrierefreiheitswerkzeuge): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „https://wikimedia.org/api/rest_v1/“:): {\displaystyle T_\mathrm{sid} = \frac{T_\mathrm{E}}{T_\mathrm{syn}-T_\mathrm{E}} \cdot T_\mathrm{syn}}

Innere Planeten:

Tabelle: Umlaufzeiten Sonne, Mond, Erde und abgeleitete Zeitgrößen

Eine Tabelle über die mittleren Daten, Standardepoche J2000.0, und die abgeleiteten Größen der Kalenderrechnung.

Zu beachten ist, dass die „Umlaufzeit der Sonne“ die von der Erde aus beobachtete scheinbare Sonnenbahn ist. Sie entsteht nicht durch einen Umlauf, sondern die Erdrotation.

Tag Monat Jahr
Siderischer Tag Siderischer Monat(1) Siderisches Jahr
86164,099s 27,32166 d 365,256366 d
23h 56m 4,099s 27d 7h 43m 11,5s 365d 6h 9m 9s
Sterntag(2) Tropischer Monat Tropisches Jahr
86164,091 s 27,32158 d 365,242199 d
23h 56m 4,091s 27d 7h 43m 4,7s 365d 5h 48m 46s
Sonnentag(3) Synodischer Monat(5) Sonnenjahr(3)
86400s(4) 29,53059 d 365,242199 d(6)
24h(4) 29d 12h 44m 2,9s 365d 5h 48m 46s(6)
Kalendertag Kalendermonat Kalenderjahr(8)
1 d = 86400 s(7) 30 d / 31 d 365,2425 d
24h(7)   365d 5h 49m 12s
(1) Zyklus von Höchst- und Tiefststand des Mondes
(2) Die Bezeichnung Tropischer Tag ist nicht gebräuchlich.
(3) Die Begriffe synodischer Tag und synodisches Jahr sind nicht gebräuchlich.
(4) mittlere Tageslänge, vgl. Mittlere Ortszeit
(5) Der Mondphasenzyklus, die einzelne, um den Mittelwert schwankende Periode heißt Lunation
(6) Das Sonnenjahr entspricht dem tropischen Jahr.
(7) Der Kalendertag ist – im Allgemeinen – über den Sonnentag definiert.
(8) Das mittlere Jahr des gregorianischen Kalenders.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Dangl: ISS - Sichtbarkeitstabelle 22. Juli 2009 bis 25. Juli 2009. Abgerufen am 5. August 2009.