Union Oberschöneweide

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Union Oberschöneweide
Logo von Union Oberschöneweide
Name SG Union Oberschöneweide 1910 e.V.
Vereinsfarben blau-weiß
Gegründet 17. Juni 1906 (Fußballabteilung)
14. März 1910 (Kegelabteilung)
Vereinssitz Hämmerlingstraße 80–88, 12555 Berlin
Vorsitzender Michael Gerkhardt
Homepage sgunionoberschoeneweide.de

Die SG Union Oberschöneweide 1910 e.V. (bis 1945 offiziell SC Union Oberschöneweide e.V.) ist ein traditionsreicher Sportverein aus Berlin-Oberschöneweide, dessen Spieler den Spitznamen „Schlosserjungs“ tragen. Die Kegelabteilung des Vereins spielt aktuell in der Kegel-Bundesliga (Bohle). Die 1906 gegründete Fußballabteilung des Vereins war mehrfacher Berliner Meister, Berliner Pokalsieger sowie Deutscher Vizemeister 1923 und wurde 1972 aufgelöst. Aus Abspaltungen gingen der SC Union 06 Berlin und der 1. FC Union Berlin hervor, welche die Fußballtradition von Union Oberschöneweide bis heute fortführen.

Neben Concordia Wilhelmsruh, Berolina Stralau und Sportfreunde Johannisthal zählt Union Oberschöneweide zu den wenigen Vereinen im früheren Ost-Berlin, die über die DDR-Zeit hinweg ihren traditionellen Vereinsnamen bewahren konnten und nicht, wie damals politisch gewünscht, unter dem Dach eines Trägerbetriebes als Betriebssportgemeinschaft bestanden.

Geschichte

Der am 17. Juni 1906 gegründete FC Olympia Oberschöneweide lief zwischen 1907 und 1909 als Jugendmannschaft von Union 92 Berlin auf und übernahm anschließend den Namen „Union“ und die blau-weißen Spielfarben. Nach der Aufnahme weiterer Sportarten (u. a. Kegeln) firmierte der Verein seit dem 14. März 1910 offiziell als Sportclub Union Oberschöneweide. 1920 weihten die Fußballer das Stadion an der Alten Försterei ein und wurden das erste Mal Berliner Meister. Drei Jahre später konnten sie diesen Titel wieder gewinnen und drangen bis in das Finale der Deutschen Meisterschaft 1923 vor, wo sie sich dem Hamburger SV mit 0:3 geschlagen geben mussten. 1940 konnten die Unioner zum dritten Mal die Berliner Meisterschaft gewinnen (dies gelang seit Gründung des VBB zuvor nur Hertha BSC und Viktoria 89). Union Oberschöneweide war damit vor der Gründung der DDR der mit Abstand erfolgreichste Fußballverein in Ost-Berlin.

Nach Kriegsende traten die Spieler des SC Union Oberschöneweide als SG Oberschöneweide und seit 1948 als SG Union Oberschöneweide an. Die Kegelabteilung wurde am 21. Januar 1951 neu angemeldet.[1] Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft 1950 wurde vom Deutschen Sportausschuß (DS) untersagt, woraufhin sich ein Großteil der Mannschaft nach West-Berlin absetzte und den SC Union 06 Berlin gründete. In der folgenden Oberliga-Saison erreichte die personell geschwächte SG Union Oberschöneweide nur noch einen Abstiegsplatz. Zur Oberliga-Saison 1951/52 gingen erneut die besten Spieler verloren, da sie auf DS-Anordnung zur BSG Motor Oberschöneweide (ein Vorgänger des 1. FC Union Berlin) delegiert wurden, während der verbliebene Rest in der drittklassigen Landesklasse Berlin antreten musste. Dort belegte Union Oberschöneweide den letzten Platz und bildete in der Folgesaison mit der SVgg Grünau eine Spielgemeinschaft. Ab der Spielzeit 1953/54 gingen beide Vereine wieder getrennte Wege und Union Oberschöneweide wurde in die viertklassige Bezirksklasse eingegliedert. Nach dem Mauerbau versuchte der Verein die früheren „Grenzgänger des Sports“ (also in Ost-Berlin wohnende Spieler des SC Union 06 Berlin) anzuwerben und lädt damit den Unmut des DTSB auf sich.[2] Zur Strafe soll der Spielort vom Ernst-Thälmann-Stadion (heute Modellpark Berlin-Brandenburg) nach Gosen verlagert werden, darauf hin löst sich 1972 die Abteilung Fußball auf. In der SG Union Oberschöneweide verbleiben die Abteilungen Kegeln, Tischtennis, künstlerische Gymnastik und Akrobatik. Seit der Wiedervereinigung im Jahre 1990 trägt der Verein den Namen SG Union Oberschöneweide 1910 e.V.

Wappenhistorie

Seit der Gründung im Jahr 1910 führt der Verein eine Flagge mit fünf Querstreifen in den Farben Blau und Weiß. Die zusätzlichen Schriftelemente auf der Flagge änderten sich mit der Zeit.

Fußballabteilung

Saison Liga (Staffel) Platz (von) Tore Punkte Bemerkungen
1950/51 DDR-Oberliga 15 (18) 49:72 26:42 Nach der Delegierung der meisten Spieler zur neugegründeten BSG Motor Oberschöneweide wird die SG Union Oberschöneweide in die drittklassige Landesklasse Berlin eingegliedert
1951/52 Landesklasse 15 (15) 43:94 16:40 Abstieg wird vermieden durch Bildung einer Spielgemeinschaft mit der SVgg Grünau, Umbenennung der Landesklasse in Bezirksliga
1952/53 Bezirksliga 4 (12) 68:44 24:20 Trennung von der SVgg Grünau und Abstieg
1953/54 Bezirksklasse (B) 11 (13) 52:71 15:33
1954/55 Bezirksklasse (B) 8 (12) 54:52 19:25
1955 Bezirksklasse (A) 6 (12) 28:31 12:10
1956 Bezirksklasse (A) 1 (11) 50:24 31:9 Umbenennung der Bezirksklasse in Stadtklasse, aufgrund der Reduzierung von zwei zu einer Staffel entfällt der Aufstieg zur Stadtliga (zuvor Bezirksliga)
1957 Stadtklasse 14 (14) 28:71 9:43 Abstieg
1958 1. Klasse (A) 10 (10) 24:67 8:28 Abstieg
1959 Kreisklasse (A) 1 (14) 103:53 43:9 Aufstieg
1960 1. Klasse (A) 6 (14) 62:46 31:21 Auflösung der 1. Klasse und Eingliederung in die Stadtklasse
1961/62 Stadtklasse (A) 14 (14) 60:118 20:58 Abstieg
1962/63 Kreisklasse (B) 4 (14) 59:51 32:20
1963/64 Kreisklasse (B) 2 (11) 84:34 28:12
1964/65 Kreisklasse (C) 2 (13) 91:24 39:9 Aufstieg
1965/66 Stadtklasse (C) 2 (16) 84:55 38:22
1966/67 Stadtklasse (A) 4 (14) 63:38 33:19
1967/68 Stadtklasse (B) 3 (14) 56:44 32:20 Umbenennung der Stadtklasse in Bezirksklasse
1968/69 Bezirksklasse (B) 10 (14) 51:61 24:28
1969/70 Bezirksklasse (B) 15 (18) 46:69 27:41 Abstieg
1970/71 Kreisklasse (D) 1 (14) 104:18 46:6 Aufstieg
1971/72 Bezirksklasse (A) 7 (17) 31:25 22:14 Auflösung und Rückzug vom Spielbetrieb nach dem 18. Spieltag

Literatur

  • Jörn Luther, Frank Willmann: Und niemals vergessen – Eisern Union! BasisDruck Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-86163-106-7.
  • Harald Tragmann, Harald Voß: Die Union-Statistik. Ein Club zwischen Ost und West. 3. Auflage. Verlag Harald Voß, Berlin 2007, ISBN 978-3-935759-13-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert Marten: Chronik. Abgerufen am 8. Juli 2020 (deutsch).
  2. Jürgen Schulz: taz-Serie zum Mauerbau (Teil 2): Die gespaltene Union. In: Die Tageszeitung: taz. 9. August 2011, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 8. Juli 2020]).