Unlingen

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Unlingen

Koordinaten: 48° 10′ N, 9° 31′ O

Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Biberach
Höhe: 535 m ü. NHN
Fläche: 26,87 km2
Einwohner: 2392 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 89 Einwohner je km2
Postleitzahl: 88527
Vorwahl: 07371
Kfz-Kennzeichen: BC
Gemeindeschlüssel: 08 4 26 121
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchgasse 11
88527 Unlingen
Website: www.unlingen.de
Bürgermeister: Gerhard Hinz
Lage der Gemeinde Unlingen im Landkreis Biberach
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Über dieses Bild

Unlingen ist eine Gemeinde im Westen des Landkreises Biberach in Baden-Württemberg am Fuße des oberschwäbischen Hausbergs Bussen.

Unlingen von Südosten
Pfarrkirche Maria Immaculata in Unlingen

Geografie

Lage

Unlingen liegt am Fuße des oberschwäbischen Hausbergs Bussen.

Gemeindegliederung

Zu Unlingen gehören die Ortsteile Dietelhofen, Göffingen, Möhringen und Uigendorf.

Nachbargemeinden

Unlingen grenzt im Osten an Uttenweiler. Die Exklave Falkenhofen wird vollständig vom Gemeindegebiet von Uttenweiler umschlossen. Im Süden grenzt die Gemeinde an Dürmentingen, im Westen an Riedlingen. Im Norden grenzt Obermarchtal im Alb-Donau-Kreis an.

Schutzgebiete

Unlingen hat im Westen Anteile am Naturschutzgebiet Flusslandschaft Donauwiesen. Im Norden liegt das Naturschutzgebiet Lange Grube. Im Südwesten liegt das Landschaftsschutzgebiet Bussen. Darüber hinaus hat Unlingen Anteile am FFH-Gebiet Donau zwischen Munderkingen und Riedlingen.[2]

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die Gegend um den Bussen ist seit der Jungsteinzeit besiedelt, wie zahlreiche Funde belegen. Bei einer archäologischen Rettungsgrabung im Zuge eines Straßenneubaus bei Unlingen wurden 2016 vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg drei hallstattzeitliche Grabhügel untersucht. Dabei kamen keltische Gräber mit bedeutsamen Funden zum Vorschein. Neben Keramik, Wagenbeschlägen, Gold-, Bronze- und Gagatschmuck stach ein gut erhaltenes bronzenes Reiterfigürchen hervor, der sogenannte Unlinger Reiter. Die Statuette von überregionaler Bedeutung stellt eine stehende Reiterfigur auf einem Doppelpferd dar.[3][4]

Die räumliche und zeitliche Nähe der Elitegräber zur frühkeltischen Heuneburg wirft die Frage nach den wechselseitigen Beziehungen der beiden vorgeschichtlichen Machtzentren am Bussen und an der Heuneburg auf. Darauf konzentriert sich derzeit ein Schwerpunkt der archäologischen Forschung.[5]

Zur Zeit des alten Reichs

Unlingen wurde erstmals 1163 urkundlich erwähnt. 1291 kam Unlingen an das Haus Habsburg und gehörte damit zu Vorderösterreich. Ende des 14. Jahrhunderts besaßen die Truchsessen von Waldburg große Teile des Ortes. 1525 war Unlingen, wo sich 2000 Bauern versammelten, einer der Ausgangspunkte des Bauernkrieges. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Unlingen sowohl von kaiserlichen als auch von schwedischen Truppen zerstört. 1635 raffte die Pest einen Großteil der Bevölkerung hin.

Seit württembergischer Zeit

1806 kam Unlingen zum Königreich Württemberg und wurde dem Oberamt Riedlingen zugeordnet. Mit der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte der Ort dann 1938 zum Landkreis Saulgau. Im Jahre 1945 wurde Unlingen Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Seit der Kreisreform von 1973 ist Unlingen Teil des Landkreises Biberach.

Religionen

Unlingen ist traditionell römisch-katholisch geprägt. Bereits 1269 wurde in Unlingen eine Pfarrkirche erwähnt. 1414 wurde das Franziskanerinnenkloster Mariä Heimsuchung gegründet. 1782 hob Kaiser Joseph II. das Kloster auf. Die katholischen Kirchengemeinden der Teilorte von Unlingen gehören heute zur Seelsorgeeinheit Bussen im Dekanat Biberach.

Eingemeindungen

Am 1. Oktober 1974 wurden Dietelhofen, Göffingen, Möhringen und Uigendorf eingegliedert.[6]

Politik

Verwaltungsgemeinschaft

Seit 1975 besteht eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Riedlingen.

Gemeinderat

Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte bei einer Wahlbeteiligung von 68,1 % (2014: 64,4 %) zu folgendem Ergebnis:

  • CDU: 49,4 %, 6 Sitze (2014: 58,2 %, 8 Sitze). Durch die Ernennung zum Amtsverweser schied Gerhard Hinz am 4. Mai 2020 aus dem Gemeinderat aus.
  • FWG: 50,6 %, 6 Sitze (2014: 41,8 %, 6 Sitze)

Bürgermeister

Im Juni 2021 wurde Gerhard Hinz mit 86,84 % der Stimmen im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister gewählt.[7]

Wappen

Das Gemeindewappen zeigt in Gold (Gelb) auf grünem Dreiberg stehend einen goldbewehrten rotgezungten schwarzen Adler mit dem österreichischen Bindenschild in seinem rechten Fang. Dieses Wappen wurde der Gemeinde 1682 von Kaiser Leopold. I. verliehen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Bundesstraße 311 bindet Unlingen an das überregionale Straßennetz an. Sie ist im Ortsbereich stark befahren. Deshalb wurde am 5. September 2013 im Beisein von Bundesverkehrsminister Ramsauer mit dem Bau einer sechs Kilometer langen Umfahrung begonnen. Diese wurde Ende 2017 fertiggestellt.

Unlingen liegt an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen. Derzeit halten in der Gemeinde aber keine Züge mehr. Außerdem wurde 1916 die Federseebahn Bad SchussenriedRiedlingen als letzte Schmalspurstrecke Baden-Württembergs mit dem Reststück von Dürmentingen bis Riedlingen eröffnet und 1960 stillgelegt und anschließend abgebaut. Es gab zwei Haltestellen in Unlingen-Ort und Göffingen.

Bildungseinrichtungen

Unlingen verfügt über eine Grund-, Haupt- und Werkrealschule (sogenannte Donau-Bussen-Schule), die auch von Kindern aus Riedlingen besucht wird. Kindergärten gibt es in Unlingen und Uigendorf.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Unlingen liegt an der Oberschwäbischen Barockstraße.

Bauwerke

Datei:Uigendorf Statue Hl Ulrich.jpg
Brunnenfigur Heiliger Ulrich von Augsburg von Ulrich Brendler vor der Kirche St. Ulrich in Uigendorf

In Unlingen befindet sich die katholische Pfarrkirche Maria Immaculata, eine 1713 vollendete Barockkirche mit Hochaltar des Riedlinger Bildhauers Johann Joseph Christian und dessen Sohn Franz Joseph Christian. Die daneben befindliche barocke Klosterkapelle St. Maria Heimsuchung aus dem 17. Jahrhundert zählte zum ehemaligen Franziskanerinnenkloster, dessen zum Teil bis ins 15. Jahrhundert reichende Baubestand jedoch teilweise abgerissen wurde. Die ältesten vom Kloster erhaltenen Bauten, der Ost- und Westtrakt der Klosteranlage, stammen aus dem Jahr 1671.

In Dietelhofen befindet sich die barocke Kirche St. Nikolaus, die auf eine Kapelle aus dem 14. Jahrhundert zurückgeht. Zu den Kunstschätzen der Kirche zählen verschiedene Heiligenfiguren aus dem 15. Jahrhundert, darunter die im Rottenburger Diözesanmuseum aufbewahrte Mondsichelmadonna aus der Ulmer Syrlin-Werkstatt um 1480.

In Göffingen befindet sich die barocke Kirche St. Nikolaus, die bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt ist und ihre heutige Gestalt durch Umbauten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt. Das auf 1763 datierte Deckengemälde im Kirchenschiff und eine erhaltene Glocke verweisen auf Freiherr Franz Marquard von Hornstein als Erbauer der heutigen Barockkirche. Die Kirche weist spätbarocken Bildschmuck von Franz Martin Kuen auf. Der am 15. März 1947 eingestürzte Kirchturm wurde originalgetreu wieder errichtet.

In Möhringen befand sich einst eine bereits im 16. Jahrhundert erwähnte Liebfrauenkapelle, die im Zuge der Erhebung zur selbstständigen Kirchengemeinde von 1863 bis 1865 durch die neuromanische Kirche St. Vitus ersetzt wurde. Zum Kirchenschatz zählen liturgische Geräte des Vorgängerbauwerks.

In Uigendorf befindet sich die barocke Kirche St. Ulrich, die bereits im späten 13. Jahrhundert nachgewiesen ist und ihre heutige Gestalt durch Umbauten des 17. und 18. Jahrhunderts erhielt. Der älteste Bauteil der Kirche ist der 1699 errichtete Westturm. Kunsthistorisch bedeutend sind Heiligenfiguren, Pieta, Kruzifix und Leuchterengel aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Naturdenkmäler

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Josef von Kopf (1827–1903), Bildhauer
  • Theodor Selig (1874–1967), Pfarrer und Verfasser des Unlinger Heimatbuches
  • Gebhard Scherrbacher (1892–1973), Oberlehrer, Organist und Chorleiter
  • Hans App (* 1936), Unternehmensgründer Hans App GmbH und langjähriges Gemeinderatsmitglied
  • Hugo Bendel (1937–2021) Langjähriges Gemeinderatsmitglied, Stv. des Bürgermeisters
  • Bruno Flanz (* 1942), Ortsvorsteher a. D.
  • Richard Mück (* 1958), Bürgermeister a. D.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Gemeinde Unlingen. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Riedlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 4). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1827, S. 235–238 (Volltext [Wikisource]).
  • Leif Hansen, Marcus G. Meyer, Roberto Tarpini: Außergewöhnliche hallstattzeitliche Grabfunde aus Unlingen (Lkr. Biberach). In: Archäologisches Korrespondenzblatt, 48, 2018, S. 493–521.

Weblinks

Commons: Unlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2021 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Marcus G. Meyer, Jan König: Mit Reiter und Wagen ins Jenseits–außergewöhnliche Grabfunde aus keltischen Grabhügeln bei Unlingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2016. wbg Theiss Verlag, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-8062-3601-9, S. 120–123.
  4. Leif Hansen, Marcus G. Meyer, Roberto Tarpini, Tanja Kreß: Ausgrabung in der Werkstatt–Neue Erkenntnisse nach Freilegung der Blockbergungen aus dem frühkeltischen Gräberfeld bei Unlingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2018. wbg Theiss, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-8062-3962-1, S. 146–149.
  5. Grabungen auf dem Bussen vorerst abgeschlossen–neue Erkenntnisse auch zur Keltenstadt Heuneburg. In: Pressemitteilungen. Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 17. August 2021, abgerufen am 22. August 2021.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 545.
  7. staatsanzeiger.de