Unschuld und Verlangen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Film
Deutscher Titel Unschuld und Verlangen
Originaltitel Clèves
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2021
Länge 109 Minuten
Altersfreigabe FSK 16[1]
Stab
Regie Rodolphe Tissot
Drehbuch Rodolphe Tissot,
Marianne Pujas,
Fanny Burdino,
Vincent Poymiro
Produktion Caroline Bonmarchand
Musik Philippe Jallo
Kamera Pénélope Pourriat
Schnitt Sanabal Cherqaoui
Besetzung

Unschuld und Verlangen (Originaltitel: Clèves) ist ein Film von Rodophe Tissot. Vorlage war der Roman von Marie Darrieussecq Clèves (auf Deutsch erschienen unter dem Titel Prinzessinnen). Es geht um das Erwachen und Entdecken der Sexualität einer 15-Jährigen, die damit allein gelassen ist. Dabei benennt der Originaltitel Clèves nicht nur den fiktiven Heimatort des Mädchen in den französischen Alpen, sondern spielt auf die Prinzessin von Clèves[2] oder aber auf Anna von Kleve[3] an, alles Frauen, die ihre Sexualität beherrschen konnten, ganz im Gegensatz zur Hauptperson von Film und Roman.

Handlung

Der Prolog zeigt, wie Solange, die gerade bei der Familie einer Freundin ist um mit anderen Klassenkameradinnen zusammen ein Referat zu schreiben, vom ersten Auftreten ihrer Periode überrascht wird. Sie lässt sich von ihrem Vater nach Hause holen, nicht ohne entsprechende Hygieneartikel in einer Apotheke zu holen. Selbständig versorgt sie sich. Ihre Eltern sind am ständigen Streiten. Wieder muss sie über Nacht zu den Nachbarn Vittoz, einer älteren Frau mit ihrem Sohn Guillaume, die Solange schon als Familienmitglied betrachten, weil ihre Eltern keine Zeit haben und zum Dienst müssen.

Die Handlung setzt vier Jahre später ein. Solange ist 15 Jahr alt und voll mit dem Entdecken ihrer Sexualität beschäftigt. Die Bekräftigung für ihre große Fixierung darauf entnimmt sie auch der Beschreibung ihres Sternzeichens. Dieses Jahr gibt es keinen Familiensommerurlaub, weil der Vater die Familie verlässt. Die einzige Sexualerziehung bleibt ein Päckchen Preservative, die er ihr gibt. Zur Mutter ist das Verhältnis eigenartig distanziert. So geht sie zum Dorffest, wo die Schönlinge bereits von den Klassenkameradinnen besetzt sind. Sie endet in einem Nachtclub bei Alkohol, Tanz und Knutscherei mit einem Feuerwehrmannaspiranten. Sie „bekommt noch rechtzeitig die Kurve“, wobei sie allerdings ihr Handy verliert.

Ihre Mutter kann diesen Sommer auch nicht zu Hause sein. Solange soll ihren Souvenirladen betreuen und beim Nachbarn Vittoz wohnen. Solange sagt sie nicht, wohin sie geht. Später wird sie erfahren, dass die Mutter ihre psychischen Probleme, ausgelöst auch durch den frühen Tod eines Geschwisterkindes von Solange und der Untreue ihres Mannes, in einem Krankenhaus behandeln lässt. Inzwischen ist Guillaume Vittoz allein. Die Mutter, an der der Mann von Ende Dreißig sehr hing, ist gestorben. Er betreut Solange wie ein Vater. Aber für Solange sind das keine guten Aussichten. Sie sitzt in diesem Nest Clèves in den französischen Alpen fest. Die Klassenkameradinnen im Urlaub oder zerstritten. Sie ist allein mit ihrem sexuellen Verlangen. Als Guillaume sieht, dass sie sich einam fühlt, besorgt er ihr eine Einladung zu eine Jugendparty im Schloss. Dort lernt sie Arnaud kennen, ein Schönling voller intellektueller Blasen. Sie ist offen für seine sexuellen Avancen. Doch er erniedrigt sie egoistisch zu seinem Sexualobjekt.Trotz der schlechten Erfahrungen himmelt sie ihn an, ist sie ihm verfallen. Auch ein weiteres Treffen bei ihm zu Hause, auf ihre Bemühungen zustande gekommen, wird nicht besser. Doch weil Arnaud aufs Gymnasium nach Grenoble geht, ist die Verbindung unterbrochen. Guillaume schätzt Arnaud richtig ein, warnt Solange vor ihm. Doch für Solange, wieder einsam, wird nun Guillaume Ziel ihres sexuellen Verlangens. Guillaumes Widerstand gegenüber Solange schwindet vor allem aus Mitleid mit ihrer Situation. Immerhin erlebt Solange eine liebevolle Defloration. Guillaume will sich zu dem Verhältnis bekennen, ein gemeinsames Leben, weit weg von Clèves aufbauen. Dann wird Solange schwanger. Er bringt Solange in eine Klinik in Grenoble. Dort leitet die Ärztin Schritte für eine pharmakologische Abtreibung ein. Solange schreibt Guillaume einen Abschiedsbrief und nutzt die Gelegenheit, in Grenoble zu sein, um zu Arnaud zu fliehen. Sie trifft ihn natürlich nicht an seiner Adresse an. Er zieht mit Mädchen rum. In einer Bar erreicht sie ihn endlich. Er begrüßt sie offen und bezieht sie in seine Runde von Freundinnen und Freunden mit ein. Da findet Guillaume Solange. Er will sie gar mit Gewalt wegziehen. Doch Arnaud schlägt ihn weg und flieht mit Solange. Sie schlafen miteinander. Am nächsten Morgen bittet Solange Arnaud, sie nach Hause zu bringen, weil sie ihre Mutter an diesem Tage zurück erwarte. Als sie dort ankommen, wird gerade Guillaume mit einem Notwagen abtransportiert. Die Mutter ist auch da. Sie sagt Solange, dass Guillaume einen Selbstmordversuch mit Pflanzengiften unternommen hat. Sie hat Solanges Abschiedsbrief in der Hand, den sie aus Guillaumes Hand genommen hatte. Darin droht Solange Guillaume, wenn er nicht akzeptiere, dass sie zu Arnaud ginge, so würde sie alles verraten. Die Mutter fragt, was sie zu verraten hätte. Doch Solange gibt vor, dass er sie nur habe küssen wollen. Die Mutter mit Selbvorwürfen und Solange unter der Last ihrer Verantwortung, so endet der Film.

Produktion

Der Film wurde im Auftrag von ARTE France von Caroline Bonmarchand produziert. Der Deutschlandstart war am 10. Juni 2022 bei ARTE.

Kritik

Oliver Armknecht meint, dass die Protagonistin Solange des Films, im Vergleich zu anderen Coming-of-Age-Filmen, „zumindest phasenweise etwas verloren durch die Welt streift, weil die notwendige Orientierung fehlt - da sind die Kondome des Vaters schon der Höhepunkt des Beistandes. Damit verbunden ist auch eine inhaltlich andere Orientierung: Die Adaption des Romans Clèves von Marie Darrieussecq legt deutlich mehr Wert auf den Aspekt der Sexualität, als es in anderen Filmen der Fall ist. Hier wird nicht nur davon geträumt und darüber gesprochen.“ Solange geht ihren Bedürfnissen nach, so wie es der deutsche Titel „Unschuld und Verlangen“ ausdrückt, als ein Mensch, der in einer Art Zwischenstadium steckt. „Sehenswert ist der auf Arte ausgestrahlte TV-Film aber durchaus.“[4]

Auszeichnungen

Regisseur Rodolphe Tissot erhielt beim Festival de la Fiction in La Rochelle 2021 den Preis für die beste Regie. Die Hauptdarstellerin Louisiane Gouverneur wurde als beste Nachwuchedarstellerin ausgezeichnet.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Unschuld und Verlangen. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 232570V).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. deutschlandfunk.de: Irrwege der Pubertät. Abgerufen am 17. September 2022.
  3. Unschuld und Verlangen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 17. September 2022.
  4. Unschuld und Verlangen. In: Film-Rezensionen.de. 10. Juni 2022, abgerufen am 17. September 2022 (deutsch).
  5. Matthias Jordan: TV-Tipp: „Unschuld und Verlangen“ auf Arte. In: kulturnews.de. 10. Juni 2022, abgerufen am 17. September 2022 (deutsch).