Uwe Bohm

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Uwe Bohm, 2013

Uwe Bohm (* 24. Januar 1962 als Uwe Enkelmann in Hamburg-Wilhelmsburg; † 8. April 2022 in Berlin) war ein deutscher Schauspieler. Der Durchbruch gelang ihm 1976 mit dem Jugendfilm Nordsee ist Mordsee. Er wirkte in über 110 Film- und Fernsehproduktionen mit und trat auch in zahlreichen Theaterstücken auf.

Leben

Uwe Bohm mit seiner Frau Ninon und dem gemeinsamen Sohn (2020)

Uwe Bohm kam 1962 in Hamburg-Wilhelmsburg als Uwe Enkelmann zur Welt und wuchs in schwierigen Verhältnissen auf. Sein Vater, der als Hafenarbeiter tätig war, spionierte für die DDR und kam wegen Landesverrats ins Gefängnis. Wenig später kam Enkelmann in ein Kinderheim; seine Mutter starb an Leberzirrhose.[1][2]

1973 wurde er als Elfjähriger von dem Regisseur Hark Bohm für den Fernsehfilm Ich kann auch ’ne Arche bauen entdeckt. Hark Bohm nahm Enkelmann, der zunächst noch unter seinem Geburtsnamen auftrat, mit nach München und adoptierte ihn; seitdem hieß er Bohm.

Bohm war mit seiner Schauspielkollegin Ninon Held verheiratet und lebte in Berlin. Nach eigener Aussage hatte er fünf Kinder von vier Frauen.[1] Er starb im April 2022 im Alter von 60 Jahren an plötzlichem Herzversagen.[3][4] Die Beisetzung erfolgte auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf. Eine öffentliche Gedenkfeier, an der viele Prominente teilnahmen, fand im Mai im St. Pauli-Theater statt.[5]

Karriere

Film und Fernsehen

Sein Filmdebüt gab Bohm 1974 in dem Fernsehfilm Ich kann auch ’ne Arche bauen unter der Regie seines späteren Adoptivvaters Hark Bohm. Der Durchbruch gelang ihm 1976 als 14-jähriger Hamburger Junge Uwe Schiedrowsky in dem Film Nordsee ist Mordsee, ebenfalls unter der Regie Hark Bohms. Hark Bohm besetzte ihn unter anderem auch in seinen Produktionen Moritz, lieber Moritz (1978), dem deutsch-türkischem Romeo-und-Julia-Drama Yasemin (1988). Er und seine Filmpartnerin Ayşe Romey erhielten dafür 1988 den Bayerischen Filmpreis. Hark Bohm engagierte ihn zudem für Herzlich willkommen (1990), eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Walter Kempowski.

Uwe Bohm drehte auch mit anderen Regisseuren, darunter 1982 Die Heartbreakers von Peter F. Bringmann, einen Film über eine Beat-Band der 1960er Jahre im Ruhrgebiet. In späteren Jahren trat Bohm im Kino hauptsächlich als Nebendarsteller in Erscheinung, etwa in drei Autorenfilmen unter Regie von Thomas Arslan sowie in Mein bester Feind (2011) und Freistatt (2015). 2016 war er in der Romanverfilmung Tschick von Fatih Akin als gewalttätiger Vater der Hauptfigur zu sehen. Bei dem Film hatte Hark Bohm am Drehbuch mitgearbeitet.

Dem Fernsehpublikum wurde Bohm durch zahlreiche Rollen in Krimiserien und Fernsehfilmen bekannt. Er spielte unter anderem in Dieter Wedels Fernsehfilm Mein alter Freund Fritz (2007) und in insgesamt neun Tatort-Folgen in einem Zeitraum von 1984 bis 2015. Im Fernsehen wurde Bohm besonders oft im Rollenfach des Bösewichts oder des charmanten Schurken eingesetzt.[6] Hauptrollen hatte Bohm in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre in den kurzlebigen Serien Die Drei und Drei mit Herz. In der ARD-Anwaltsserie Die Kanzlei (bis 2013: Der Dicke) verkörperte er zwischen 2009 und 2017 als Gerd Matuschek an der Seite von Sabine Postel eine wiederkehrende Nebenrolle.

Theater

Erste Erfolge auf der Theaterbühne erlebte Bohm zur Zeit der Intendanz von Peter Zadek am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 1987 spielte er im Musical Andi (nach dem Buch Andi. Der beinahe zufällige Tod des Andreas Z., 16 von Kai Hermann und Heiko Gebhardt) die Titelrolle. Später arbeitete Bohm immer wieder mit Zadek zusammen, so 1988 als Darsteller des Massenmörders Jack the Ripper, in der Inszenierung von Frank Wedekinds Lulu am Deutschen Schauspielhaus und im Kaufmann von Venedig von William Shakespeare am Burgtheater in Wien. 2001 folgte Bash – Stücke der letzten Tage in der Regie von Zadek in den Hamburger Kammerspielen und 2004 Peer Gynt von Henrik Ibsen im Berliner Ensemble mit Bohm in der Titelrolle.

1990 trat Bohm bei den Salzburger Festspielen in der Inszenierung von Grillparzers Die Jüdin von Toledo als König von Spanien auf. Bei den Nibelungenfestspielen Worms 2008 war er in den Stücken Siegfrieds Frauen und Die letzten Tage von Burgund als Hagen zu sehen.

Filmografie (Auswahl)

Kino

Fernsehen

Auszeichnungen

Literatur

  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 78 f.

Weblinks

Commons: Uwe Bohm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Schauspieler Uwe Bohm ist tot. In: sueddeutsche.de. 9. April 2022, abgerufen am 10. April 2022.
  2. Uwe Bohm: Zum Tod des Schauspielers. In: stern.de. 9. April 2022, abgerufen am 10. April 2022.
    Gabriela Herpell: Schauspieler Uwe Bohm im Interview – Das ist ja mein Thema: nicht durchzuhalten. In: SZ Magazin. Heft 37/2016, 20. September 2016, abgerufen am 10. April 2022.
  3. Peter Zander: Uwe Bohm gestorben: Er konnte mehr als nur den Bösen. In: Berliner Morgenpost. 9. April 2022, abgerufen am 10. April 2022.
  4. Katja Weise: Uwe Bohm ist tot – Schauspieler starb an plötzlichem Herztod. In: ndr.de. 12. April 2022, abgerufen am 13. August 2022.
  5. Uwe Bohm – Kollegen würdigen verstorbenen Schauspieler in Hamburg. In: t-online.de. 30. Mai 2022, abgerufen am 14. August 2022.
  6. Tilmann P. Gangloff: Uwe Bohm ist der charmante Schurke. In: nw.de. 18. Juli 2015, abgerufen am 9. April 2022.
  7. Uwe Bohm bei filmportal.de