OmniScriptum Publishing Group
OmniScriptum Publishing Group | |
---|---|
Rechtsform | GmbH[1] |
Sitz | Saarbrücken, Deutschland |
Leitung | Wolfgang Philipp Müller (Geschäftsführer der phG) |
Mitarbeiterzahl | 180 |
Branche | Verlag |
Website | www.omniscriptum.com |
OmniScriptum Publishing Group ist eine deutsche Print-on-Demand-Verlagsgruppe mit Sitz in Saarbrücken und Niederlassungen auf Mauritius und in Moldau.[2][3][4]
Geschichte
Der erste Verlag dieser Gruppe, Verlag Dr. Müller (VDM), wurde 2002 von Wolfgang Philipp Müller gegründet.[2] 2011 wurde der VDM Verlag in den AV Akademikerverlag umbenannt und ist nun Teil des Verlagshauses OmniScriptum GmbH & Co. KG. 2007 begann die Gruppe, ihre Produkte durch Lightning Source,[5] Amazon.com,[6] Amazon.de und das deutsche Unternehmen Books on Demand[7][8] zu vertreiben.
Geschäftsmodell
Die OmniScriptum Publishing Group ist eine internationale Verlagsgruppe. In ihr befinden sich verschiedene Verlage und Gesellschaften. Die OmniScriptum GmbH & Co. KG ist ebenfalls Teil der OmniScriptum Publishing Group und beherbergt als übergeordnetes Verlagshaus verschiedene Verlagsmarken. Die einzelnen Verlagsmarken bedienen unterschiedliche Genres und Sprachen. Die Wissenschaftsverlage sind auf die Publikation wissenschaftlicher Abschlussarbeiten wie Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten sowie Dissertationen spezialisiert, darüber hinaus gibt es die Sparten Belletristik und Fiktion sowie Special-Interest Verlage. Für Autoren sind die Veröffentlichung und alle Dienstleistungen kostenlos. Akquisemitarbeiter suchen im Internet und an Universitäten nach in Frage kommenden Autoren und schicken diesen per E-Mail ein Publikations-Angebot.[9][10] Buchcover, Klappentext etc. werden vom Autor über ein Onlineformular selbst gestaltet. Die OmniScriptum Publishing Group sagt von sich selbst, jährlich mehr als 25.000 neue Titel zu publizieren und damit „eines der führenden Verlagshäuser für akademische Forschung“ zu sein.[11]
Die OmniScriptum-Wissenschaftsverlage wie z. B. AV Akademikerverlag, Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften und Saarbrücker Verlag für Rechtswissenschaften publizieren ausschließlich akademische Arbeiten wie Diplom- und Masterarbeiten, Forschungsberichte und Dissertationen.
Die OmniScriptum-Verlage Alphascript, Betascript und Fastbook Publishing waren darauf spezialisiert, Wikipedia-Artikel als Print-on-Demand-Bücher über den Online-Buchhandel zu vertreiben. Die Produktion neuer Wikipedia-Bücher wurde Anfang 2013 eingestellt.
Kritik
Die Bücher werden weitgehend automatisch hergestellt und nicht inhaltlich lektoriert. Die inzwischen nicht mehr produzierten Wikipedia-Bücher wurden von vielen Kunden als Irreführung empfunden. Sie machten zu Beginn des Jahres 2010 knapp 3 % des Sortiments von Amazon.com aus. Amazon.com sah keinen Grund zum Einschreiten, da es seinen Kunden nach eigener Aussage die größtmögliche Auswahl an Büchern bieten möchte.[12] Im Juli 2011 fanden sich mehr als 300.000 Bücher der Verlage Alphascript, Betascript und Fastbook Publishing bei amazon.de.[13]
Die aus Wikipedia-Inhalten bestehenden Veröffentlichungen wurden von verschiedenen Medien und Verbraucherschützern wiederholt für ihre Intransparenz und überhöhten Preise kritisiert. Im gleichen Zusammenhang wurde systematische Verbrauchertäuschung diskutiert. Die Verlagsgruppe reagierte darauf und brachte seitdem auf allen Wikipedia-Büchern den deutlichen Hinweis an, dass es sich um publizierte Wikipedia-Artikel handelt.[13][14][15][16] Mittlerweile sieht die OmniScriptum Publishing Group ganz davon ab, Wikipedia-Inhalte in Buchform zu veröffentlichen.
Wissenschaftliche Manuskripte, also zum Beispiel Veröffentlichungen der Verlage AV Akademikerverlag, Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften und Saarbrücker Verlag für Rechtswissenschaften werden üblicherweise nicht lektoriert, da OmniScriptum annimmt, als akademische Texte hätten sie „ausreichend hohe Qualität“. Ein Korrekturlesen findet aus ökonomischen Erwägungen ebenfalls nicht statt, da ansonsten keine für den Autor kostenlose Publikation mehr realisierbar wäre. Armin Himmelrath meint zu diesem Angebot: „Man sollte vorsichtig sein, eine echte wissenschaftliche Veröffentlichung ist das nicht. Das ist an den Unis bekannt, dass das unseriös wirkt. Es taugt also nicht für die eigene Publikationsliste.“[17]
Der ehemalige Ringer-Weltmeister Adolf Seger hat im März 2012 das auf Mauritius ansässige OmniScriptum-Tochterunternehmen Betascript Publishing zu einer Unterlassungserklärung wegen eines Buches aufgefordert, das als seine „Biografie“ verkauft wurde.[18] Das 84 Seiten umfassende Büchlein war eine Sammlung von Wikipedia-Artikeln, enthielt tatsächlich nur eine Seite über das Leben des Sportlers und kostete 34 Euro. Man einigte sich gütlich, das Buch wurde von OmniScriptum vom Markt genommen.
Der Historiker Klaus Graf, überzeugter Befürworter des Open Access, ist geteilter Meinung, was die Aktivitäten der Verlagsgruppe angeht. Einerseits bezeichnet er die von VDM als Buch veröffentlichten Wikipedia-Artikel als „Täuschung der Verbraucher“ und spricht vom „Spam-Verlag VDM“, andererseits verurteilt er die Praxis vieler Bibliotheken, Publikationen aus dem Umkreis der VDM Verlagsgruppe grundsätzlich so gut wie nicht anzuschaffen, da beispielsweise „[e]ine akzeptierte Habilitationsschrift des deutschsprachigen Raums […] von wissenschaftlichen Bibliotheken erworben“ werden solle, unabhängig davon, in welchem Verlag sie erschienen sei.[19]
Unternehmen der OmniScriptum-Gruppe
Gründungsdatum und Sitz in Klammern[3]
Verlage der OmniScriptum GmbH & Co. KG
- VDM Verlag Dr. Müller (2002, Saarbrücken)
- AV Akademikerverlag (2011, Saarbrücken)[20]
- LAP LAMBERT Academic Publishing (Saarbrücken)
- Lehrbuchverlag[21]
- Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften (Saarbrücken)
- EUE Editions Universitaires Européennes (2010, Saarbrücken)[22]
- Verlag Classic Edition (2009, Saarbrücken)[23]
- Saarbrücker Verlag für Rechtswissenschaften (2009, Saarbrücken)[24]
- PUA Publicaciones Universitarias Argentinas (2011, Saarbrücken)[25][26]
- Fromm Verlag (2010, Saarbrücken)[27]
- Dictus Publishing (2010, Saarbrücken)[28]
- Doyen Verlag (2010, Saarbrücken)[29]
- FastBook Publishing (2009, Beau Bassin-Rose Hill, Mauritius)
- Alphascript Publishing (2009, Beau Bassin-Rose Hill, Mauritius)
- Betascript Publishing (2010, Beau Bassin-Rose Hill, Mauritius)
- Der Trainerverlag für Beratung, Training und Coaching (Saarbrücken)[30]
- Bloggingbooks[31]
- Goldene Rakete Verlag für Belletristik[32]
- Scholar’s Press[33]
Sonstige Dienstleistungsunternehmen
- OmniScriptum Marketing DEU GmbH & Co. KG (2008, Saarbrücken)[34]
- MoreBooks! Publishing GmbH (2009, Chișinău in Moldau)[4]
Weblinks
- Kai Schlieter: Verlagswesen 2.0: Schröpfen on demand, die tageszeitung, 18. Juli 2011.
- Andreas Weigel: Augen auf beim Bücherkauf. Warnung vor Verlagen, die mit überteuerten Wikipedia-Artikel-Sammlungen einen einträglichen Etikettenschwindel betreiben. Homepage-Rubrik mit detaillierten Besprechungen, Medienberichten und einer Linkliste zum Thema (November 2011)
- Julian Kirchherr: VDM-Verlag: Die akademische Müllhalde. In: Zeit Online, 15. November 2012 – „Mit einem raffinierten Geschäftsmodell verkauft ein Wissenschaftsverlag minderwertige Literatur zu horrenden Preisen. Sogar vor Wikipedia-Artikeln macht er nicht halt“.
- Lena Greiner: Veröffentlichte Abschlussarbeiten: Fette Fehler? Schlechte Noten? Egal! Spiegel Online unispiegel, 13. April 2015
Einzelnachweise
- ↑ Interview mit Dr. Wolfgang Philipp Müller CEO VDM Publishing Group (PDF) VDM Publishing. 1. November 2009. Archiviert vom Original am 12. September 2010. Abgerufen am 13. Februar 2010.
- ↑ a b VDM Verlag Dr. Müller e.K. Firmenprofil von 2007 (PDF) VDM Publishing. 9. August 2007. Archiviert vom Original am 21. Februar 2010. Abgerufen am 10. Februar 2010.
- ↑ a b VDM-Gruppe Firmenprofil von 2009 (PDF) VDM Publishing. 25. September 2009. Archiviert vom Original am 12. September 2010. Abgerufen am 10. Februar 2010.
- ↑ a b BuchMarkt: VDM geht mit neuer Tochtergesellschaft nach Moldavien
- ↑ VDM zu Besuch bei Lightning Source, UK; abgerufen am 16. Juli 2008
- ↑ VDM Verlag erweitert sein Angebot kostenloser Buchveröffentlichungen mit ISBN. Offenes-Presseportal.de. 8. Juni 2007. Archiviert vom Original am 27. Februar 2010. Abgerufen am 27. Februar 2010.
- ↑ VDM Verlag und Books on Demand kooperieren (Memento vom 26. April 2012 im Internet Archive), Börsenblatt, Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel, 12. April 2007.
- ↑ Pressemitteilungen: Norderstedt, 12. April 2007, VDM und BoD starten Kooperation. bod.ch. 12. April 2007. Archiviert vom Original am 27. Februar 2010. Abgerufen am 27. Februar 2010.
- ↑ Melissa Corlett: Melissa Corlett from Mauritius describes her workday at VDM Archiviert vom Original am 11. September 2010. (PDF) In: VDM Publishing (Hrsg.): Forum VDM. Nr. 4/2008, 2008, S. 5–6.
- ↑ Emese Fabian: The fabulous life of an acquisition editor Archiviert vom Original am 11. September 2010. (PDF) In: VDM Publishing (Hrsg.): Forum VDM. Nr. 1/2009, 2009, S. 12–13.
- ↑ vdm-publishing.com (Memento vom 4. Juli 2008 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Slashdot: Print-on-demand publisher VDM infects Amazon
- ↑ a b Kai Schlieter: Schröpfen on demand. In: die tageszeitung. 18. Juli 2011, S. 4 (taz.de).
- ↑ Corinna Nohn: Dubiose Online-Lexika – Der große Wikinepp. In: sueddeutsche.de, 30. September 2010
- ↑ Thomas Thiel: Wikipedia und Amazon Der Marketplace soll es richten, faz.net
- ↑ Nina May: Wikikopiedia - Wie Verlage mit gedruckten Wikipedia-Artikeln Geld verdienen und Kunden in die Irre führen. (Memento vom 18. September 2014 im Internet Archive)
- ↑ Unseriöse Verlage – Abschlussarbeiten: Vorsicht, wenn Verlage Veröffentlichungsangebote machen, Moderation: Paulus Müller, Gesprächspartner: Armin Himmelrath, Sendung vom 20. November 2019 in Deutschlandfunk Nova, online unter deutschlandfunknova.de
- ↑ Adolf Seger: Klage gegen Print-on-Demand-Verlag
- ↑ Schlechte Bücher? Publikationsmöglichkeiten im 21. Jahrhundert als Herausforderung für Bibliotheken.
- ↑ AV Akademikerverlag: Impressum
- ↑ Impressum & Datenschutz. Abgerufen am 8. August 2019.
- ↑ Editions universitaires européennes: mentions légales & protection des données (französisch) VDM Publishing. Archiviert vom Original am 3. April 2010. Abgerufen am 2. April 2010.
- ↑ Buchreport: Verlag Classic Edition publiziert Reprints. Neuer Imprint-Verlag der VDM-Gruppe (Memento vom 24. August 2010 auf WebCite)
- ↑ SVR publiziert rechtswissenschaftliche Bücher. Neuer Verlag der VDM Gruppe. In: Buchreport.de. Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG. 22. September 2009. Archiviert vom Original am 24. August 2010. Abgerufen am 3. August 2010.
- ↑ SVH in close cooperation with the Argentine University Press. In: Svr-verlag.de. Saarbrücker Verlag für Rechtswissenschaften (VDM Publishing). 12. Januar 2011. Archiviert vom Original am 20. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011.
- ↑ PUA Publicaciones Universitarias Argentinas: Pie de imprenta y política de privacidad (spanische) In: Public-ua.com. Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften (VDM Publishing). Archiviert vom Original am 20. Februar 2011. Abgerufen am 20. Februar 2011.
- ↑ Fromm Verlag: Impressum. In: Frommverlag.de. Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften (VDM Publishing). Archiviert vom Original am 27. August 2010. Abgerufen am 27. August 2010.
- ↑ Willkommen bei Dictus Publishing. In: Dictus-publishing.eu. Lambert Academic Publishing (VDM Publishing). 2010. Archiviert vom Original am 6. März 2011. Abgerufen am 6. März 2011.
- ↑ Doyen Verlag - Impressum. In: Doyen-verlag.de. Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften (VDM Publishing). Archiviert vom Original am 22. September 2010. Abgerufen am 22. September 2010.
- ↑ Der Trainerverlag: Impressum
- ↑ Bloggingbooks: Impressum
- ↑ Verlag Goldene Rakete: Impressum
- ↑ Verlag Scholar’s Press: Impressum
- ↑ VDM hat eigene Servicegesellschaft: VSG bietet umfassende Dienstleistung für wissenschaftliche Autoren. In: Buchreport.de. Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG. 26. September 2008. Archiviert vom Original am 25. August 2010. Abgerufen am 25. August 2010.