Vanessa Nakate

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Vanessa Nakate, 2020

Vanessa Nakate (* 15. November 1996[1][2]) ist eine ugandische Klimaschutzaktivistin, die sich unter anderem für Fridays for Future in Uganda engagiert.

Leben

Herkunft und Ausbildung

Nakate wuchs in der ugandischen Hauptstadt Kampala auf.[3] Ihr Vater war Vorsitzender eines Rotary-Clubs in der Stadt und war dort unter anderem an Baumpflanzaktionen und anderer Wohltätigkeitsarbeit beteiligt.[4][5] Sie hat einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre von der Makerere-Universität, den sie im Januar 2019 erlangte.[6]

Klimaschutzaktivismus

Nach ihrem Studienabschluss arbeitete Nakate ehrenamtlich bei Rotary International und untersuchte dort, was ihre Heimatregion am stärksten bedrohe. Sie gibt an, dass sie in dieser Zeit erkannte, dass die globale Erwärmung eine Bedrohung darstelle. Während ihrer Recherchen sei sie auch auf Fridays for Future gestoßen.[7] Nachdem sie die zunächst geplanten Streiks noch verschob, da sie sich den Druck der Plakate nicht leisten konnte, begann sie im Januar 2019 mit ihren Geschwistern unter anderem vor dem ugandischen Parlamentsgebäude zu streiken. Viele der Studenten, die sie bat mit ihr gemeinsam zu protestieren, sagten aus Angst vor Strafen ab.[3][6] Nakate erklärte, dass man in Uganda niemanden dazu auffordern könne, der Schule oder Universität fernzubleiben, um sich an Protesten zu beteiligen wie etwa bei der europäischen Fridays-for-Future-Bewegung. Grund dafür sei, dass Bildung in Uganda ein kostbares Gut sei.[8]

Nakate ist Vorsitzende einer Initiative, die den tropischen Regenwald in Kongo schützen will.[9] Eines ihrer weiteren Anliegen ist es, Kindern in Afrika mehr über die Ursachen und Folgen des Klimawandels beizubringen.[6] Sie gründete die Organisation Youth for Future Africa sowie die afrikanische Rise Up Movement.[10]

Im Dezember 2019 nahm sie an der UN-Klimakonferenz 2019 in Madrid teil.[11] Nakate wurde im Dezember 2020 in der 100-Women-2020-Liste der British Broadcasting Corporation (BBC) aufgeführt.[12] Im Jahr 2021 begann Nakate sich verstärkt auch in Europa zu engagieren. Zudem veröffentlichte sie ein Buch, das in deutscher Sprache unter dem Titel Unser Haus steht längst in Flammen erschien.[8] Nakate besuchte im Herbst 2021 unter anderem den Tagebau Garzweiler, sprach auf dem Jugend-Klimagipfel 2021 in Mailand und war bei der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow anwesend.[13] France 24 bezeichnete sie Ende Oktober 2021 als „Sprachrohr Afrikas“.[14] Gemeinsam mit Thunberg veröffentlichte sie im Oktober 2021 einen Beitrag im Nachrichtenmagazin Time, in dem die beiden Journalisten aufforderten, mehr über die Klimakrise zu berichten.[15][16]

Kontroverse um Pressebild

Im Januar 2020 war sie beim Weltwirtschaftsforum in Davos anwesend. Bei einer Pressekonferenz sagte sie dort, dass es nicht genug sei, dass die Wirtschaftselite Aktivistinnen wie ihr zuhöre, sondern sie auch handeln müssten, wenn sie die Aktivisten nicht ignorieren wollten.[17] Ein Foto in einem Artikel der Presseagentur Associated Press (AP) über die in Davos anwesenden Klimaaktivistinnen wurde so beschnitten, dass Nakate, die eigentlich am linken Rand eines Pressebilds zu sehen war, nicht mehr abgebildet war. Das Bild wurde von der AP an Zeitungsverlage weiterverkauft, die nun ebenfalls dieses Bild in der zugeschnittenen Version verwendeten. Das Vorgehen löste eine Rassismusdebatte aus, da Vanessa Nakate als einzige nichtweiße Aktivistin aus dem Bild entfernt wurde.[18][19] Nakate selbst äußerte sich auf Twitter dazu wie folgt: „Ihr habt nicht nur ein Foto gelöscht. Ihr habt einen Kontinent gelöscht.“[20] Die Presseagentur entschuldigte sich daraufhin bei ihr.[21]

Auszeichnungen

2022 erhielt Nakate den erstmals verliehenen Helmut-Schmidt-Zukunftspreis.[22][23] In ihrer Ansprache bei der Preisverleihung stellte sie -virtuell- Bundeskanzler Scholz im Kontrast zu Helmut Schmidt die Frage "Was ist ihr Vermächtnis, Herr Scholz?"[24] In der Rede begründete sie ihre Frage so:

Im Abschlusskommuniqué der G7, angeführt von Bundeskanzler Scholz, wurde entschieden, die führenden Klimawissenschaftler der Welt, die Internationale Energieagentur und selbst UN-Generalsekretär Guterres zu ignorieren. Statt ihnen zu folgen, wurden neue Investitionen in Gas gefordert. Diese beschämende Entscheidung bedeutet neue Emissionen für Jahrzehnte.[25]

Einzelnachweise

  1. Anne Backhaus: Klimaaktivistin Vanessa Nakate zu ihrem Rassismusvorwurf gegen AP - DER SPIEGEL - Politik. In: Spiegel Online. Abgerufen am 28. Januar 2020.
  2. Vanessa Nakate: For my birthday, ... In: Twitter. 15. November 2019, abgerufen am 28. Januar 2020 (englisch).
  3. a b 3 young black climate activists in Africa trying to save the world. Greenpeace, abgerufen am 28. Januar 2020 (britisches Englisch).
  4. Lerato Mogoatlhe, Pia Gralki: Ugandan Activist Vanessa Nakate: Why I Launched a One-Woman Protest Against Climate Change. In: Global Citizen. 12. Februar 2020, abgerufen am 7. Mai 2021 (englisch).
  5. Bamuturaki Musinguzi: Vanessa Nakate is championing climate change. In: Monitor. 13. Februar 2021, abgerufen am 7. Mai 2021 (englisch).
  6. a b c Frank Kisakye: 22-year-old Nakate takes on lone climate fight. Abgerufen am 28. Januar 2020 (britisches Englisch).
  7. Abdi Latif Dahir: Erased From a Davos Photo, a Ugandan Climate Activist Is Back in the Picture. In: The New York Times. 7. Mai 2021, ISSN 0362-4331 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 7. Mai 2021]).
  8. a b Judith Raupp: »Wir können uns nicht einfach vor das Parlament setzen«. In: Neues Deutschland. 23. Oktober 2021, abgerufen am 1. November 2021.
  9. El País: Greta Thunberg in Madrid: “I hope world leaders grasp the urgency of the climate crisis”. In: El País. 6. Dezember 2019, ISSN 1134-6582 (englisch, elpais.com [abgerufen am 2. Juli 2021]).
  10. Ryan Bort: A Rolling Stone Roundtable With the Youth Climate Activists Fighting for Change in Davos. In: Rolling Stone. 23. Januar 2020, abgerufen am 9. März 2020 (amerikanisches Englisch).
  11. Climate change: What's Greta been saying at the COP25 conference in Madrid? - CBBC Newsround. (englisch, bbc.co.uk [abgerufen am 28. Januar 2020]).
  12. BBC 100 Women 2020: Who is on the list this year? In: BBC News. 23. November 2020 (englisch, bbc.com [abgerufen am 5. Dezember 2020]).
  13. Klimaaktivistin Vanessa Nakate engagiert sich in Deutschland. In: Der Tagesspiegel Online. 10. Oktober 2021, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  14. Tiffany Fillon: Vanessa Nakate, militante écolo et porte-voix de l'Afrique. In: France 24. 31. Oktober 2021, abgerufen am 1. November 2021 (französisch).
  15. Vanessa Nakate, Greta Thunberg: Greta Thunberg and Vanessa Nakate's Open Letter to the Media. In: time.com. 29. Oktober 2021, abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
  16. Claus Hecking: UN-Klimakonferenz: Zweifel am Gipfel von Glasgow mehren sich. In: Der Spiegel. 31. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 1. November 2021]).
  17. Somini Sengupta: Greta Thunberg Joins Climate March on Her Last Day in Davos. In: The New York Times. 24. Januar 2020, ISSN 0362-4331 (englisch, nytimes.com [abgerufen am 28. Januar 2020]).
  18. Margarete Stokowski, DER SPIEGEL: Margarete Stokowski über Rassismus: War da jemand? - DER SPIEGEL - Kultur. Abgerufen am 28. Januar 2020.
  19. DAVOS 2020: Wieso dieses Bild junger Klima-Aktivistinnen für Empörung sorgt; Video von Die Welt, 25. Januar 2020
  20. You didn't just erase a photo ..., Vanessa Nakate auf Twitter am 25. Januar 2020 (mit Bildvergleich)
  21. Photo cropping mistake leads to AP soul-searching on race. Abgerufen am 28. Januar 2020 (englisch).
  22. Zeit online vom 28. Juni 2022: Klimaschutzaktivistin Nakate aus Uganda erhält Helmut-Schmidt-Zukunftspreis, abgerufen am 29. Juni 2022
  23. NDR Info vom 29. Juni 2022: Vanessa Nakate erhält ersten Helmut-Schmidt-Zukunftspreis, abgerufen am 30. Juni 2022
  24. Die 25-jährige Klimaaktivistin Vanessa Nakate aus Uganda hat den ersten Helmut-Schmidt-Zukunftspreis erhalten. Der Text ihrer Ansprache bei der Preisverleihung. In: Die Zeit Nr. 28, Seite 32, 7. Juli 2022; online hinter der Bezahlschranke
  25. Der Text ihrer Ansprache bei der Preisverleihung abgedruckt in: Die Zeit Nr. 28, Seite 32, 7. Juli 2022; online hinter der Bezahlschranke