Veeh-Harfe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hermann Veeh spielt auf der 37-saitigen Veeh-Harfe.

Die Veeh-Harfe ist ein Zupfinstrument, das Ende der 1980er Jahre von dem Landwirt Hermann Veeh (1935–2020) aus der Akkordzither entwickelt wurde. Veeh konzipierte die Veeh-Harfe und eine entsprechende Notenschrift für seinen mit dem Down-Syndrom geborenen Sohn Andreas.

Bauweise

Datei:Unterlegnoten.jpg
Unterlegnotenblatt für eine chromatische Kastenzither mit Notenlinien nach Johannes Beyreuther

Die sogenannte Veeh-Harfe, instrumentenkundlich eine Kastenzither, gibt es in verschiedenen Größen und mit unterschiedlichen Besaitungen. Zum Bau wird meist Fichte oder Ahorn verwendet. Die Oberflächen können lackiert, gewachst oder geölt sein.[1] Das Schallloch befindet sich im Boden der Veeh-Harfe, auf die plane Decke wird ein Notenblatt unter die Saiten geschoben. Der Verlauf von Melodien und Begleitstimmen ist so notiert, dass die Notenköpfe der einzelnen Stimmen direkt unter den zu zupfenden Saiten stehen.[2] Auf diese Weise kann auch ein musikalischer Laie unmittelbar ein Musikstück spielen, indem er die untereinander verbundenen Noten in der vorgegebenen Reihenfolge zupft.

Die originalen Veeh-Harfen werden im fränkischen Hemmersheim im Stadtteil Gülchsheim hergestellt.

Chromatische Kastenzithern ähnlicher Bauart sind unter Namen wie Elfenzither, Tischharfe, Zauberharfe oder Kern-Klangbrett[3] auf dem Markt. Diatonische Instrumente kommen mit weniger Saiten aus, sind aber auf eine Tonart eingeschränkt. Dafür lassen sie sich rein stimmen. Zum Tonartwechsel muss man eine oder mehrere Saiten umstimmen. Die diatonischen Instrumente werden unter den Namen Diatonische Tischharfe, Kleine Tischharfe oder Liederharfe angeboten. Veeh-Harfen gehören zu den Instrumenten, die unter Anleitung oder mit Hilfe von Bausätzen auch selbst gebaut werden können.[4][5]

Verbreitung und Kontext

Neben Volksliedern und einfachen Stücken kann auf der Veeh-Harfe auch Konzertmusik solistisch sowie in kleineren und größeren Ensembles bis hin zum Veeh-Harfen-Orchester gespielt werden. Das Instrument wird an mehreren deutschen Musikschulen und in Weiterbildungen unterrichtet, z. B. im Zusammenhang der Musikgeragogik oder Musiktherapie. Das Spiel mit Veeh-Harfen findet Anwendung in der Arbeit mit Laienensembles, in der Sozialen Arbeit, in der Arbeit mit behinderten und mit alten Menschen.[6] Es ist speziell aufbereitetes Notenmaterial verfügbar.[7] Das Instrument kann aber auch in der musikalischen Improvisation genutzt werden.

Ähnliche Instrumente

Literatur

  • Theo Hartogh: Gemeinsamkeit macht stark und kreativ. Der Integrationsidee verpflichtet – Der Instrumentenbauer Hermann Veeh. In: Neue Musikzeitung. Jg. 47, Nr. 3, 1998, S. 48.
  • Theo Hartogh: Musikalische Förderung geistig behinderter Menschen. Theorie und praktische Beispiele eines ganzheitlich-ökologischen Ansatzes. Luchterhand, Neuwied 1998, ISBN 3-472-03571-4.
  • Sibylle Hoed-Schmidt: Aktives Musizieren mit der Veeh-Harfe. Ein musikgeragogisches Konzept für Menschen mit dementiellen Syndromen. Waxmann, Münster 2010, ISBN 978-3-8309-2279-7.
  • Hermann Veeh (Hrsg.): Schläft ein Lied in allen Dingen … Zehn Jahre Veeh-Harfe – Portrait eines Musikinstrumentes. Selbstverlag, Gülchsheim 1997, DNB 1065350244.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bauweise
  2. Foto eines Notenblattes
  3. Kern-Klangbrett
  4. Die Diakonie: Zauberhafte Harfen. (Memento vom 30. Juni 2015 im Internet Archive) Evangelischer Kirchenkreis Lübbecke
  5. Harfenforum
  6. Sibylle Hödt-Schmidt: Aktives Musizieren mit der Veeh-Harfe: Ein musikgeragogisches Konzept für Menschen mit dementiellen Syndromen. Waxmann-Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-8309-2279-7.
  7. Notenmaterial