Verband der Zoologischen Gärten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Verband Deutscher Zoodirektoren)

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), bis 2014 Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ), ist die führende Vereinigung wissenschaftlich geführter zoologischer Gärten im deutschsprachigen Raum mit Sitz in Berlin. Als wissenschaftlich geführt gilt ein Zoo dann, wenn er von einem Direktor mit einer akademischen Ausbildung, in der Regel ein Biologe oder ein Tierarzt, geleitet wird und wenn er sich an wissenschaftlichen Maßstäben der Zoologie, Tiergartenbiologie, Erhaltungszucht und Zoopädagogik orientiert und diese umsetzt.

Geschichte

Der Verband wurde 1887 gegründet[1] und ist damit die älteste Zoovereinigung der Welt. Entstanden ist er aus den jährlichen Treffen von Zoodirektoren aus dem europäischen Raum bei den Tierversteigerungen im Zoo Antwerpen. Ab den 1920er Jahren erweiterte sich der Verband durch Mitglieder aus Mittel- und Nordeuropa. Er wurde zur Keimzelle des ersten Internationalen Zoodirektorenverbandes, der 1935 auf der Jahrestagung in Basel gegründet wurde. 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, erfolgte die Neugründung des Internationalen Zoodirektorenverbandes. Der VDZ konstituierte sich 1951 erneut. 1987, genau 100 Jahre nach seiner Gründung, gab sich der VDZ auf seiner Jahrestagung in Rheine eine neue Satzung, die aus dem losen Verband mit seinen jährlichen Zusammenkünften einen eingetragenen Verein mit fester Verbandsstruktur machte. Von 2009 bis zum Umzug nach Berlin 2015 befand sich die Geschäftsstelle des Verbandes in Bern. 2014 wurde auf der Jahrestagung in Münster die Umbenennung in die heutige Bezeichnung beschlossen.[2]

Während der COVID-19-Pandemie mussten viele Zoos über längere Zeiträume schließen, was zu massiven finanziellen Einbüßen führte. Im Oktober appellierte der Verband an die Regierungschefs der Bundesländer, bei der Umsetzung der neu beschlossenen Pandemie-Maßnahmen Augenmaß walten zu lassen. Verbandspräsident Professor Jörg Junhold stellte klar, dass eine pauschale Schließung aller Zoos aus Sicht des Verbands nicht notwendig sei und verwies darauf, dass Zoobesuche in erster Linie im Freien stattfinden und die Zoos Zeit gehabt hätten, funktionierende Hygienekonzepte zu erarbeiten. Auch sei in der kalten Jahreszeit ohnehin mit weniger Besuchern zu rechnen.[3]

Verbandsstruktur

Heute gehören dem VdZ 71 zoologische Gärten und vergleichbare Einrichtungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie Spanien als institutionelle Mitglieder an. Ferner hat der Verband rund 90 korrespondierende, assoziierte, Förder- und Ehrenmitglieder. Die Verbandssprache ist deutsch. Das Verbandsorgan war bis Ende 2017 die in Jena erschienene Zeitschrift Der Zoologische Garten. Es war gleichzeitig Organ des Welt-Zooverbandes WAZA. Der VdZ ist als Verband Mitglied in der WAZA. 40 VdZ-Mitglieder sind darüber hinaus institutionelle Mitglieder in der WAZA. Eng ist auch die Zusammenarbeit mit dem europäischen Zooverband EAZA, in dem ebenfalls VdZ-Zoos Mitglieder sind. Einmal im Jahr treffen sich die Mitglieder des VdZ zu ihrer Jahrestagung in einem Mitgliedszoo. Diese Tagungen bestehen aus wissenschaftlichen Sitzungen und Geschäftssitzungen, einer Führung durch den gastgebenden Zoo und einer wissenschaftlichen Exkursion.

Der Vorstand besteht aus neun Mitgliedern. Präsident ist Jörg Junhold.[4]

Geschäftsführer ist Volker Homes. Die Geschäftsstelle befindet sich seit 2015 in Berlin.[5]

Auf der Jahrestagung 2016 im Aachener Tierpark Euregiozoo verabschiedete der Verband ein neues Leitbild.[6][7]

Siehe auch: Liste der Mitglieder des Verbands der Zoologischen Gärten

Besuchsfrequenz der VdZ-Zoos

Von 1999 bis 2003 hatten die Besucherzahlen der Mitgliedzoos in Deutschland zwischen 26 und 27 Millionen gelegen. 2004 stieg die Zahl auf über 28 Millionen, wozu die Wiedereröffnung des umgebauten Zoos am Meer in Bremerhaven wesentlich beitrug. Danach stiegen die Gesamtzahlen kontinuierlich, namentlich als Folge der Gesamterneuerung der Zoos in Gelsenkirchen, Hannover und Leipzig, die massive Zuwächse verzeichnen konnten, der Eröffnung des Tropen-Aquariums Hagenbeck im Jahr 2007, des Darwineums in Rostock im Jahr 2012 und der wachsenden Popularität der grenznahen Zoos von Aachen und Nordhorn im Nachbarland Holland. Auch die meisten Zoos in Mecklenburg-Vorpommern konnten von der wachsenden Beliebtheit des Bundeslandes als Feriendestination profitieren und bei anderen, wie z. B. Dresden, Heidelberg, Neuwied und Osnabrück zahlten sich Investitionen in neue Anlagen aus. 2014 verzeichneten 52 der 53 deutschen Mitgliedzoos (der Aquazoo Düsseldorf war wegen Umbaus geschlossen) rund 33,4 Millionen Eintritte. Die fünf Mitglieder in Österreich empfingen 3,7 Millionen Besucher und die fünf in der Schweiz über 4,3 Millionen. Die beiden Mitgliedzoos außerhalb des deutschen Sprachraums, der Zoo Tallinn und der Loro Parque auf Teneriffa, empfingen zusammen 1,4 Millionen Besucher.[8] Gemäß dem Faktenblatt des VdZ besuchten im Jahr 2016 41 Millionen Menschen die VdZ-Zoos.[9] Zwei Millionen Besucher besitzen zudem eine Jahreskarte.[10]

Engagement für Artenschutz

Zum Erhalt bedrohter Tierarten leiten VdZ-Zoos über 120 internationale Zuchtprogramme. Die Zahl der Auswilderungen steigt, so konnten 2018 und 2019 insgesamt 3072 Individuen aus VdZ-Einrichtungen ausgewildert werden. Die Tiere gehörten zu 46 verschiedenen Arten. Zuletzt hatte der Verband der Zoologischen Gärten 2016 einige hundert Auswilderungen pro Jahr registriert.[11]

Bildung und Forschung

85 % aller VdZ-Zoos haben eine Zooschule. Jährlich nutzen eine Million Zoobesucher spezielle Bildungsangebote.[12] Unter Mitwirkung von VdZ-Zoos werden jährlich 400 wissenschaftliche Studien zu tierbiologischen und naturschutzrelevanten Themen publiziert.[13][14]

Literatur

  • Heinz-Georg Klös & Hans Frädrich (Hrsg.): 100 Jahre Verband Deutscher Zoodirektoren. In: Bongo. Beiträge zur Tiergärtnerei. 13, 1987, (Sonderband).
  • Verband Deutscher Zoodirektoren e. V. (Hrsg.): Gärten für Tiere – Erlebnisse für Menschen. Die zoologischen Gärten des VDZ. 125 Jahre Verband Deutscher Zoodirektoren e. V. J.P. Bachem Verlag, Köln 2012. ISBN 978-3-7616-2555-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Verbandes. Abgerufen am 16. August 2019.
  2. Den Verband Deutscher Zoodirektoren gibt es nicht mehr! Webseite des Verbands der Zoologischen Gärten. Abgerufen am 26. Juni 2014.
  3. VdZ - Verband der Zoologischen Gärten e. V.: 29102020 - Lockdown. Abgerufen am 21. Januar 2021.
  4. Der Vorstand des VdZ. Abgerufen am 16. August 2019.
  5. Organisation des VdZ Webseite des Verbands der Zoologischen Gärten. Abgerufen am 23. August 2016.
  6. Leitbild@1@2Vorlage:Toter Link/www.zoodirektoren.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  7. Jahrestagung des Verbandes der Zoologischen Gärten in Aachen. Abgerufen am 23. August 2016.
  8. 2014 – ein Rekordjahr für die Zoos Webseite des Verbands der Zoologischen Gärten, abgerufen am 25. Juni 2015.
  9. Faktenblatt Verband der Zoologischen Gärten (VdZ). Abgerufen am 23. August 2016.
  10. Faktenblatt Verband der Zoologischen Gärten (VdZ). Abgerufen am 23. August 2016.
  11. VdZ - Verband der Zoologischen Gärten e. V.: 28122020 - Auswilderungen. Abgerufen am 21. Januar 2021.
  12. Faktenblatt Verband der Zoologischen Gärten. Abgerufen am 23. August 2016.
  13. Faktenblatt Verband der Zoologischen Gärten (VdZ). Abgerufen am 23. August 2016.
  14. Internetseite des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). Abgerufen am 23. August 2016.