Stahlinstitut VDEh
Das Stahlinstitut VDEh ist die technisch-wissenschaftliche Gemeinschaftsorganisation der deutschen Stahlindustrie mit Sitz in Düsseldorf. Sie wurde 1860 als „Technischer Verein für Eisenhüttenwesen“ gegründet u. a. durch den Geheimen Kommerzienrat Rudolf Haas, erster Geschäftsführer wurde Friedrich Osann.
Geschichte
Der im November 1860 gegründete „Technische Verein für Eisenhüttenwesen“ trat im November 1861 als Zweigverein dem Verein Deutscher Ingenieure bei.[1] Diese Verbindung wurde 1880 aufgelöst. Am 1. Juli 1881 erschien die erste Ausgabe der Verbandszeitschrift Stahl und Eisen, die bis heute verlegt wird.
Von 1880 bis 2002 war der Vereinsname „Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh)“, im Jahr 2003 ist die Umbenennung zum „Stahlinstitut VDEh“ erfolgt – die Abkürzung VDEh wurde dabei als Namensbestandteil übernommen. Der Verein hat etwa 6.600 Mitglieder, dazu kommen ca. 160 fördernde und kooperative Mitgliedsunternehmen.
Der seit 1905 amtierende Vorsitzende Friedrich Springorum sorgte für eine Modernisierung des VDEh auf organisatorischer und technischer Ebene. Die Tätigkeit der beiden langjährigen Geschäftsführer Emil Schrödter und Otto Petersen war von großer Bedeutung für die Außenwirkung des Vereins. Nachfolger Springorums wurde 1917 Albert Vögler († 14. April 1945). 1936 übernahm Fritz Springorum den Vorsitz, den er jedoch 1939 krankheitshalber aufgab.[2] Eduard Herzog, seit Juli 1945 Vorstandsvorsitzender der August Thyssen-Hütte, wurde 1946 VDEh-Vorsitzender.[3]
Der Verein fördert die Weiterentwicklung der Stahltechnologie und des Werkstoffs Stahl durch die technische, technisch-wissenschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit von Ingenieuren. Er unterhält eigene Bildungsangebote und nimmt Aufgaben im Bereich der Beratung und Begutachtung und der Interessenvertretung durch Beteiligung an internationalen Gremien wahr.
An der Normungsarbeit beteiligt sich der Verein national durch Mitarbeit im DIN e. V., aber auch durch Erarbeitung einer eigenen Reihe technischer Regeln, die mit dem Kürzel „SEB“ gekennzeichnet sind. Es sind über 270 SEB-Normen erschienen. Die Mitarbeit im DIN geschieht über den 1947 gegründeten „Normenausschuss Eisen und Stahl (FES)“, dessen Geschäftsstelle vom Verein organisatorisch getragen und finanziell unterstützt wird. Der FES arbeitet überregional auch bei der International Organization for Standardization (ISO) und beim Europäischen Komitee für Eisen- und Stahlnormung (ECISS) mit.
Das Stahlinstitut gibt eigene Fachpublikationen heraus, betreibt ein umfangreiches Bild- und Filmarchiv und beteiligt sich an der Erforschung der Technikgeschichte. Es unterhält das Betriebsforschungsinstitut (BFI) (1968 gegründet mit Gründungsdirektor Karl Heinz Mommertz, seit 1971 gemeinnützige GmbH).[4] und ist Gesellschafter des Max-Planck-Institutes für Eisenforschung GmbH (MPIE) zusammen mit dem Mitgesellschafter Max-Planck-Gesellschaft.
Vorsitzender – und zugleich Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl – ist seit April 2008 Hans Jürgen Kerkhoff. Geschäftsführer ist seit Juli 2010 Peter Dahlmann.
Carl-Lueg-Denkmünze
Als höchste Auszeichnung für Verdienste um die deutsche Stahlindustrie verleiht das Stahlinstitut die nach dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Gutehoffnungshütte benannte Carl-Lueg-Denkmünze. Ausgezeichnet wurden bisher unter anderem:
- Carl Lueg, 1904
- Max Meier, 1908
- Ludwig Beck Senior, 1909
- Emil Holz, 1910
- Ernst Körting, 1913
- Heinrich Ehrhardt, 1915[5]
- Fritz Wüst, 1922
- Hermann Röchling, 1925
- Carl Bosch, 1935
- Eduard Houdremont, 1954
- Robert Durrer und Georg Otto Lellep, 1960[6][5]
- Eduard Maurer, 1964
- Arthur Tix, 1965[7]
- Ulrich Petersen, 1975
- Heinrich Weiss, 2005
- Winfried Dahl, 2010
- Giovanni Arvedi, 2012
- Martin Stratmann, 2013
Persönlichkeiten
Literatur
- Helmut Maier, Andreas Zilt, Manfred Rasch (Hrsg.): 150 Jahre Stahlinstitut VDEh 1860–2010. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0051-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bericht über die Wirksamkeit der Bezirksvereine und des Zweigvereines des Vereines deutscher Ingenieure. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 12, Nr. 11, 1868, S. 716.
- ↑ Antek Schwarz: Stahl schreibt Geschichte. In: stahl und eisen. Band 137, Nr. 4, 2017, S. 107–108.
- ↑ Andreas Zilt: Zwischen Rüstungswirtschaft, "Stunde Null" und Wirtschaftswunder. Eduard Herzog und der Verein Deutscher Eisenhüttenleute. In: Helmut Maier et al. (Hrsg.): 150 Jahre Stahlinstitut VDEh, 2010, ISBN 978-3-8375-0051-6
- ↑ Geschichte des VDEh-Betriebsforschungsinstitut GmbH (BFI) (Memento des Originals vom 29. Juni 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 28. Juni 2016).
- ↑ a b Antek Schwarz: Stahl schreibt Geschichte. stahl und eisen 136 (2016) Nr. 1, S. 84–86.
- ↑ Antek Schwarz: Stahl schreibt Geschichte. stahl und eisen 135 (2015) Nr. 10, S. 89–90.
- ↑ Maier, Helmut/Zilt, Andreas/Rasch,: 150 VDEh Auswahlchronik. In: 150 VDEh Auswahlchronik, Essen. Manfred (Hrsg.), 2010, abgerufen am 25. Juli 2017.