Vereinigte Lausitzer Glaswerke

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Die Vereinigte Lausitzer Glaswerke AG (VLG) war ein designorientierter Glashersteller in Weißwasser, mit weiteren Standorten in Tschernitz und Kamenz. Berühmte Klassiker aus Glas des Bauhaus- und später des DDR-Designs wurden dort entwickelt und produziert, darunter das Kubus-Geschirr von Wagenfeld. Das Werk besteht als Stölzle Lausitz GmbH bis heute.

Geschichte

Datei:Vereinigte Lausitzer Glaswerke AG 1936.jpg
Aktie über 1000 RM der Vereinigten Lausitzer Glaswerke AG vom Oktober 1936
Deckel für ein Einmachglas der Vereinigten Lausitzer Glaswerke, Serie Monopol

Das Unternehmen wurde 1889 als Oberlausitzer Glaswerke J. Schweig + Co. von Joseph Schweig (1850–1923) gegründet. Zunächst produzierte das Unternehmen technische Gläser wie Glasröhren und Kolben für Glühlampen. Im Jahr 1908 begann man mit der Produktion von Kelchgläsern.

In der Folge firmierte das Glaswerk unter verschiedenen Namen, bis es 1920 den Namen Vereinigte Lausitzer Glaswerke AG erhielt. Die Großaktionäre Siemens und AEG bündelten die Glaskolbenherstellung für ihre gemeinsame Beleuchtungsfirma Osram zunächst in Weisswasser. Dieser Bereich zog Ende der 1920er Jahre nach Berlin. Auch eine wissenschaftliche Abteilung war in den 1920er und 1930er Jahren in der Lausitzer Straße in Kreuzberg angesiedelt,[1] und nahm 1937 an der Reichsausstellung Schaffendes Volk teil.[2]

Designorientierte Fertigung

In Weisswasser verblieben mehrere Glaswerke, eine Porzellanmanufaktur und ein Werk zum Abbau von Braunkohle. Von der AEG stammte auch die Designkompetenz. Nach 1933 entstand unter der Leitung von Dr. Bruno Kindt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern wie Charles Crodel, Josef Hoffmann, Richard L.F. Schulz[3] eine moderne Industrieanlage mit Forschungsstätte, Zentrallager und dem erhaltenen Wohnhaus Dr. Kindt mit Farbglasfenstern von Crodel, die von Ernst Neufert als Werksarchitekt der VLG entworfen wurden.[4] Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren die Vereinigten Lausitzer Glaswerke der größte Kelchglasproduzent in Deutschland. Im Jahr 1935 wurde Professor Wilhelm Wagenfeld (1900–1990) der Glasdesigner der Firma, der das Design der Produkte in den folgenden Jahren als künstlerischer Leiter maßgeblich prägte. Die Einstellung ging auf Karl Mey zurück.[5][6]

Von 1934 bis 1944 war Ernst Neufert Hausarchitekt der VLG. Er entwarf das Direktorenwohnhaus Dr. Kindt (mit Farbglas von Charles Crodel), übernahm den Entwurf und Bauleitung von Siedlungen, Bürohäusern und Fabrikanlagen in Weißwasser, Tschernitz und Kamenz. Aus dieser Tätigkeit ging auch das Buch Bauentwurfslehre. Handbuch für den Baufachmann, Bauherren, Lehrenden und Lernenden vom 15. März 1936 hervor, das bis heute als Standardwerk.

Verstaatlichung nach 1945 und Reprivatisierung nach 1990

Stölzle Lausitz GmbH

Infolge eines Volksentscheids wurde das Unternehmen 1946 enteignet und als VEB Oberlausitzer Glaswerke Weißwasser (OLG) weitergeführt. Durch die Einführung der maschinellen Fertigung 1960 entwickelte sich das Werk zur größten Glashütte in der DDR. 1949 wurde Friedrich Bundtzen Leiter der „Werkstatt für Glasgestaltung“ (Designabteilung), der an seine Arbeit mit Wagenfeld anknüpfte:

„Noch werden die Wagenfeld-Gläser mit dem Rautenzeichen in dem Volkseigenen Betrieb 'Oberlausitzer Glaswerke' produziert und verkauft. Das, was an Schönen und Gutem vorhanden war, musste also erhalten bleiben, weil die Qualität in diesem Werk bedenklich nachließ, und zwar sowohl was die Formen als auch die dekorative Ausgestaltung der Gläser betraf.“

Friedrich Bundtzen: form + zweck, 1959, S. 31.

Vermarktet wurden die Produkte als "Lausitzer Glas" und "Lausitz Weisswasser Design". Ab 1976 wurde im In- und Ausland die Ausstellung „Lausitzer Glas“ gezeigt.

Nach der Wiedervereinigung wurden die Lausitzer Glaswerke im Jahr 1992 privatisiert. Heute befindet sich an diesem Ort die Stölzle Lausitz GmbH.[7]

Historische Produkte werden im Glasmuseum Weißwasser gezeigt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Houben-Weyl Methods of Organic Chemistry Vol. I, 3rd Edition: Analytical Methods, Purification. Georg Thieme Verlag, 1924, ISBN 978-3-13-199263-5, S. 1307 (google.de [abgerufen am 17. Oktober 2021]): „Vereinigte Lausitzer Glaswerke, A.-G., Wissenschaftliche Abteilung, Berlin, SO36, Lausitzer Str. 10“
  2. Ernst Heinson: Reichsausstellung Schaffendes Volk. 1937, S. 133 (archive.org [abgerufen am 17. Oktober 2021]): „Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Aktiengesellschaft, Berlin SO 36, Lausitzer Str. 10, Hohlglas- und Pressglasfabrikate“
  3. Theodor Heuss, Bei Gelegenheit, Tübingen 1961, S. 43–45.
  4. Patricia Merkel, Das Wirken Ernst Neuferts in den Jahren von 1920 bis 1940, Wiesbaden 2017, S. 148.
  5. Wilhelm Wagenfeld-Stiftung: Vereinigte Lausitzer Glaswerke, abgerufen am 29. Oktober 2016
  6. Glasmuseum Weißwasser: Geschichte der Glasindustrie, abgerufen am 29. Oktober 2016
  7. Geschichte der Firma. Stölzle Lausitz GmbH, abgerufen am 29. Oktober 2016.