Vereinigung der XI

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Die Berliner Künstlergruppe Vereinigung der XI war neben der Münchner Sezession die bedeutendste sich vom bestehenden Kunstbetrieb emanzipierende Künstlervereinigung in Deutschland. Sie gründete sich am 5. Februar 1892 nach dem Vorbild der seit 1883 bestehenden Brüsseler Künstlergruppe Les Vingt und löste sich mit Gründung der Berliner Secession 1898 wieder auf.

Mitglieder

Bei den unmittelbar vor der Gründung stattfindenden regelmäßigen Treffen (Stammtischrunde) kamen diese neun Künstler zusammen:

Diese neun Mitglieder bemühten sich nach ihrem Entschluss zur Gründung der Künstlervereinigung erfolgreich um die Unterstützung und Teilnahme der damals in Kunstkreisen bekannten

Die Anzahl der elf Mitglieder blieb konstant, für die ausscheidenden Künstler rückten andere nach:

Eine einheitliche Kunstrichtung gab es nicht, wenn man von einer Hinwendung zum Porträt, zur Natur, zum Privaten, zur Stimmung und damit zum Landschaftsbild absieht.

Geschichte

Hintergrund

Kaiser Wilhelm II. unterstützte traditionelle Kunstrichtungen (Historismus) und sprach sich gegen modernere Stilrichtungen (Expressionismus oder Impressionismus) aus, die seiner Vorstellung von Kunst nicht entsprachen. Er entwickelte dabei großen Ehrgeiz, die Kunst seiner Zeit selbst zu lenken. Sein bevorzugter Maler und künstlerischer Berater war Anton von Werner (1843–1915), gleichzeitig Vorsitzender des Vereins Berliner Künstler und Direktor der Königlichen Akademie der Künste. Die jährlich stattfindende und vom Verein Berliner Künstler organisierte Große Berliner Kunstausstellung blieb das Schaufenster des etablierten Kunstbetriebes. Künstler mit neuen Ausdrucksformen hatten dort keine Möglichkeit, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Zweck und Aktivitäten der „Elf“

Die Vereinigung der XI nannte sich anfangs selbst „Freie Vereinigung zur Veranstaltung von künstlerischen Ausstellungen“. Ziel war es, die eigenen, dem etablierten Kunstbetrieb nicht zugänglichen Werke einer Öffentlichkeit zu präsentieren und zu verkaufen. Auch wollte man das Kunstleben Berlins revolutionieren und dem preußischen Kunstbegriff eine Alternative entgegensetzen.

Walter Leistikow schrieb dazu 1896:

„Was uns zusammenführte, war allein der Wunsch, eine kleine gemeinsame Ausstellung zu arrangieren, in der jeder frei und ungeniert, ohne Rücksicht auf Wünsche und Liebhabereien des kaufenden Publikums, ohne ängstliches Schielen auf Paragraphen der Ausstellungsprogramme sich geben konnte. … Von dieser Idee versprachen wir uns Vergnügen und der Kunst der Hauptstadt … nun ja, vielleicht ein bisschen Erfrischung, ein bisschen Erregung – und damit: Leben.“

Die erste dieser jährlich stattfindenden Ausstellungen eröffnete die „Elf“ am 3. April 1892 im Kunstsalon von Eduard Schulte Unter den Linden.

Freie Künstlervereinigung

Im Jahr 1892 organisierte der Verein Berliner Künstler die erste Ausstellung des norwegischen Malers Edvard Munch in Deutschland. Die 55 Werke sorgten sofort für großen Unmut – schon sieben Tage nach Eröffnung schloss der Verein die Schau vorzeitig. Wiederum aus Protest gegen die Schließung gründete sich unter erheblicher Mitwirkung der Gruppe der XI eine nur kurzlebige Freie Künstlervereinigung, der Spaltungsprozess im Verein Berliner Künstler setzte sich fort.

Auflösung

Die Berliner Secession war 1898 mit Max Liebermann als Präsidenten gegründet worden, was gleichzeitig die Auflösung der XI bedeutete, da acht der ehemaligen Mitglieder sich der Secession anschlossen.

Siehe auch

Literatur

  • Sabine Meister: Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin. Dissertation Universität Freiburg 2006, urn:nbn:de:bsz:25-opus-27699