Villa Vier Jahreszeiten

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Die Villa Vier Jahreszeiten ist ein denkmalgeschütztes Gebäude mit repräsentativem Charakter in der sächsischen Textilstadt Crimmitschau.

Geschichte

Die „Villa Vier Jahreszeiten“ wurde im Auftrag des Textilfabrikanten Bernhard Schönfeld zwischen 1903 und 1905 für 200 000 Goldmark vom ortsansässigen Architekten und Bauunternehmer Emil Birkner im Stil des Historismus gegenüber dem Bismarckhain errichtet. Die Nutzfläche betrug stattliche 1.600 m². Im Volksmund wurde das Haus früher „Eskimo-Villa“ genannt. Ihr Bauherr, Stadtrat Schönfeld, kam durch die industrielle Herstellung eines schweren Eskimo-Mantelstoffs in der 1841 gegründeten väterlichen Textilfabrik "Heinrich Schönfeld" zu Reichtum und Ansehen.

Villa Vier Jahreszeiten Crimmitschau.jpg

Das Haus wurde in Massivbauweise mit einer Klinker-Sandstein-Fassade gebaut. Das Rot der Klinkerflächen kontrastiert mit dem schwarzen Schiefer des Mansarddachs, den grob behauenen Natursteinen des Sockelgeschosses und den sandsteinfarbenen Gewänden, Gesimsen, Erker-, Giebel- und Balkonverblendungen. Die Villa verbindet Stilelemente der französischen Neorenaissance mit denen des Jugendstils. Bei der Gestaltung der schmiedeeisernen Einfriedung des parkartigen Gartens werden margeritenähnliche Motive mit fünffingrigen Blättern von den Gittern der Villentüren und -fenstern rezidiert. Außergewöhnlich ist die Größe des restaurierten Haupttors. Die Innenausstattung des Treppenhauses, Entrées und der Repräsentationsräume ist in wertvollen Materialien und künstlerisch ausgeführt. So sind Stuckarbeiten und Dekormalerei, klarer als die Außengestaltung, der zeitlichen Entwicklung des Innenausbaus folgend, ausnahmslos dem Jugendstil verpflichtet.

Bernhard Schönfeld (1856–1931) bewohnte die Villa bis zu seinem Tod. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten über eine lange Zeit neben Angehörigen der verbliebenen Fabrikantenfamilie bis zu acht weitere Umsiedlerfamilien gleichzeitig in der Villa. Sie wurde durch den kommunalen VEB Gebäudewirtschaft verwaltet und verfiel zusehends. Der große Garten wurde in Folge von Erb-Auseinandersetzung und Enteignung mehrfach geteilt. Im Jahr 2000 erwarb eine Crimmitschauer Bauingenieurin den Hauptteil des noch 2.800 m² großen Villenanwesens, renovierte das Haus mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, stattete es komplett mit antiken Möbeln aus der Kaiserzeit aus und eröffnete 2006 ein museales 4-Sterne-Hotel.

Ein überdimensional großes Buntglasfenster mit Darstellung der preußischen Königin Luise war im Jahr 2010 Kulisse für die Gründung des neuen Königin-Luise-Bunds. In der Villa befindet sich eine Themen-Bibliothek, eine Gemälde-, Bilder- und Postkartensammlung über die mythische Verehrung der Königin Luise.

Bleiglasfenster Königin Luise Crimmitschau.jpg

Literatur

  • Andrea Bergler: Fabrikanten-Villen in Crimmitschau. Westsächsisches Textilmuseum Crimmitschau, Crimmitschau 2002, ISBN 3-00-009024-X.
  • Rita Müller: Crimmitschauer Villen erzählen Geschichte. Zweckverband Sächsisches Industriemuseum, Chemnitz, 2013, ISBN 978-3-934512-25-2.
  • Michael Gabor: Villa Vier Jahreszeiten – Intellektuelles Geschwätz eines Bildungsbürgers über Geschichten dieses Hauses. Hotel Villa Vier Jahreszeiten, Crimmitschau 2018, ISBN 978-3-00-059365-9.
  • U. Haese, E. Schmidt, M. Strauß, M. Weniger: AnsichtsSachen – Starke Frauen in der Region Zwickau. Gutenberg Buchhandlung Zwickau, Zwickau, 2007, ISBN 978-3-9803702-5-7.
  • Armin Andrä, Ch. Rabe: Crimmitschau und Umgebung in Wort und Bild. Band 1, Selbstverlag, Rostock 2012, ISBN 978-3-00-039961-9.
  • Erhard Lemm: Crimmitschau – Große Kreisstadt in Sachsen. Verlag Erhard Lemm, Gera 2004, ISBN 3-931635-27-9.
  • Andrea Bereš: Crimmitschau im Wandel der Zeit. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2018, ISBN 978-3-95976-092-8.
  • Holger Norden: Fabrikanten-Villa mausert sich zu einem Vier-Sterne-Hotel. In: Freie Presse. 22. Dezember 2018.

Weblinks

Koordinaten: 50° 49′ 12,5″ N, 12° 23′ 0,7″ O