Vilma Degischer

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Vilma Degischer (* 17. November 1911 in Wien; † 3. Mai 1992 in Baden bei Wien; eigentlich: Wilhelmine Anna Maria Thimig-Degischer) war eine österreichische Kammerschauspielerin.

Leben und Wirken

Grabstätte auf dem Sieveringer Friedhof

Die Tochter eines Hofrats absolvierte bei Grete Gross, Gertrude Bodenwieser und Ellinor Tordis eine Ausbildung in Ausdruckstanz und klassischem Ballett. Bis 1931 studierte sie Schauspiel am Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Ihr Bühnendebüt gab sie noch während ihrer Ausbildung als Hermia in Ein Sommernachtstraum unter Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. Hier lernte sie auch ihren Schauspielkollegen Hermann Thimig kennen, den sie 1939 heiratete. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor, Hedwig (* 1939) und Johanna (Johanna Thimig) (1943–2014), genannt Hannerl. Sie wurde ebenfalls Schauspielerin.

Nach ihrer Ausbildung wurde sie an die Reinhardt-Bühnen in Wien und Berlin engagiert. Ihre Hauptwirkungsstätte war das Theater in der Josefstadt. Eine Unterbrechung davon war 1935 bis 1939 ihr Engagement am Deutschen Volkstheater in Wien. Ab 1939 bis zu ihrem Tod gehörte sie zum Ensemble der Josefstadt, dessen Doyenne sie schließlich war. Bei den Salzburger Festspielen trat sie ab den 1930er Jahren auf und spielte unter anderem in Figaro lässt sich scheiden (1970), Jedermann (1973, 1974, 1976), Der Talisman (1976, 1978–1980, Regie Otto Schenk) und Elias Canettis Hochzeit (1988).

Sie spielte in ihrem Leben etwa 400 Rollen in klassischen und modernen Theaterstücken. Ihre Stärke waren Konversations- und Salonstücke. Sie galt als ideale Besetzung für die Frauengestalten Arthur Schnitzlers und Hugo von Hofmannsthals. Daneben spielte sie auch klassische Rollen von Shakespeare, Goethe und Grillparzer bis Ibsen, Tschechow und Pirandello.

Im Film war sie relativ selten zu sehen, doch wurde sie hier einem Millionenpublikum ab 1955 als Erzherzogin Sophie bekannt, der gestrengen Schwiegermutter der von Romy Schneider gespielten Sissi in der gleichnamigen Film-Trilogie.

In der beliebten, 1952–1960 fast jede Woche gesendeten Radiofamilie stellte Vilma Degischer Vilma Floriani, Ehefrau von Oberlandesgerichtsrat Dr. Hans Floriani (gespielt von ihrem Schwager Hans Thimig), dar. Als Synchronsprecherin lieh sie unter anderem der Oberin Mutter in Meine Lieder – meine Träume (deutsche Fassung von The Sound of Music, 1965) ihre Stimme.

Sie ruht auf dem Sieveringer Friedhof (Abt. 2, Gruppe 13, Nummer 76) in Wien neben ihrem Gatten.

Charakterisierung

Hervorgehoben werden Degischers Vorzüge in Konversationsstücken, so ihre Eleganz, Noblesse, ihr Charme und ihre große sprachliche Meisterschaft.[1] Sie galt als Verkörperung des legendären Josefstädter Stils aus musikalischer Sprachkultur und Haltung, die dort als ‘Contenance’ bezeichnet wird.[2]

Filmografie

Auszeichnungen

Literatur

  • Wolfgang Beck: Degischer, Vilma. In: Manfred Brauneck, Wolfgang Beck (Hrsg.): Theaterlexikon 2. Schauspieler und Regisseure, Bühnenleiter, Dramaturgen und Bühnenbildner. Rowohlt, Reinbek 2007, S. 144f. ISBN 978-3-499-55650-0
  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 173.
  • H. Möckli: Das Theater in der Josefstadt 1945–1955 und das Lebenswerk Vilma Degischers (1911–1992). Diplomarbeit Universität Wien 1996.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 130 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Zweiter Band C-F, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 328

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Beck: Degischer, Vilma. In: Theaterlexikon 2. 2007, S. 144.
  2. Weinzierl in Frankfurter Allgemeine Zeitung 22. November 1999, zitiert nach: Wolfgang Beck: Degischer, Vilma. In: Theaterlexikon 2. 2007, S. 144.