Virgilio Lazzari

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Virgilio Lazzari, New York 1915

Virgilio Lazzari (20. April 1887 in Assisi4. Oktober 1953 in Castel Gandolfo) war ein ursprünglich italienischer, später US-amerikanischer Opernsänger der Stimmlage Bass, der international reüssierte. Seine Karriere währte 45 Jahre mit den Schwerpunkten Chicago Civic Opera, Metropolitan Opera in New York und Salzburger Festspiele.

Leben, Werk

Seine Karriere begann 1908 an der Vitale Operetta Company. Er debütierte als L’Incognito in Franz von Suppés Boccaccio und sammelte drei Jahre lang Bühnenerfahrung. Er setzte sein Gesangsstudium bei Antonio Cotogni in Rom fort und debütierte 1914 am Teatro Costanzi, dem heutigen Teatro dell’Opera di Roma. In der Spielzeit 1914–1915 war er am Teatro Colón in Buenos Aires verpflichtet und kehrte später des Öfteren an dieses Haus zurück. 1915 übernahm er am Teatro Municipal von Santiago de Chile die Rolle des Aldobrandino dei Rangoni in Mascagnis Parisina. 1916 sah und hörte man im Palacio de Bellas Artes in Mexiko-Stadt, in St. Louis und im Auditorium Building von Chicago. In Mexiko-Stadt war er als Archibaldo in L’amore dei tre re von Italo Montemezzi engagiert, seiner späteren Paraderolle, in Chicago als Ramfis in Verdis Aida (die Titelrolle sang die Polin Rosa Raisa). 1917 trat er erstmals in Boston und New York auf, in New York an der Columbia University vor 2.000 Zusehern als Colline in Puccinis La Bohème (die Mimi sang die Britin Maggie Teyte).

Von 1918 bis 1921 stand er bei der Chicago Opera Association unter Vertrag, von 1922 bis 1932 bei der Chicago Civic Opera. 1919 war er in der Er trat in Chicago neben berühmten Primadonnen wie Mary Garden oder Amelita Galli-Curci auf – mit ersterer sang er 1920 in L’amore dei tre re, mit letzterer 1921 in Bellinis La sonnambula. Weitere Rollen in Chicago waren der Leporello und Figaro in den Mozart-Opern Don Giovanni und Le nozze di Figaro, der Raimondo in Donizettis Lucia di Lammermoor, der Sparafucile in Verdis Rigoletto, die Titelpartie in Boitos Mefistofele, der Plunkett in Flotows Martha sowie der Claudius in der Chicago-Erstaufführung des Hamlet von Ambroise Thomas. 1920 gastierte er in Rio de Janeiro, von 1923 bis 1931 wirkte er beim Ravinia Festival mit, einem Open-Air-Festival in Chicago mit dem Chicago Symphony Orchestra. Dort sang er beispielsweise 1923 neuerlich den Archibaldo in L’amore dei tre re, diesmal mit Lucrezia Bori als Flora. 1925 übernahm er in Paris den Don Basilio in Rossinis Il barbiere di Siviglia, 1926 debütierte er an der San Francisco Opera. Während seiner Jahre in Chicago nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. 1929 war er der Ramfis in der feierlichen Eröffnung des neuen Art-Decor-Baues der Chicago Civic Opera, die jedoch bereits im Januar 1932 in Konkurs ging. Virgilio Lazzari musste sich neu orientieren: 1932 debütierte er am Teatro alla Scala in Mailand als Archibaldo in L’amore dei tre re, 1933 als Don Pedro in L’Africaine an der Metropolitan Opera von New York. Die Met sollte seine neue künstlerische Heimat werden. Parallel zu seinen Verpflichtungen in New York setzte er jedoch seine Gastspieltätigkeit fort. Beispielsweise übernahm er 1935 an der Grand Opéra von Paris den Pistola in Verdis Falstaff.

Von 1934 bis 1939 gastierte der Sänger alljährlich bei den Salzburger Festspielen – jeden Sommer als Leporello in Mozarts Don Giovanni, ab 1936 auch als Pistòla in Verdis Falstaff, ab 1937 auch als Don Bartolo in Mozarts Le nozze di Figaro. Bemerkenswert ist die Kontinuität seiner Salzburger Verpflichtungen, obwohl das Land und die Festspiele im März 1938 an Hitler-Deutschland „angeschlossen“ wurden. Statt von Bruno Walter wurden die beiden Mozart-Opern nunmehr von den NSDAP-affinen Künstlern Karl Böhm, Clemens Krauss und Hans Knappertsbusch dirigiert. Der Falstaff, 1936 vom NS-Kritiker Arturo Toscanini zur Salzburger Erstaufführung gebracht, wurde dessen Landsleuten Vittorio Gui und Tullio Serafin übertragen.[1]

1939 debütierte er als Leporello am Royal Opera House Covent Garden in London und sang am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel. In den späten 1930er und in den 1940er Jahren war er der führende Bassist der Metropolitan Opera, er sang dort in 14 Spielzeiten 28 verschiedene Rollen in 147 Vorstellungen, Tourneen nicht eingerechnet. Neben seinen beiden Mozart-Rollen (Leporello und Don Bartolo) war er im gesamten italienischen Repertoire von Belcanto bis Verismo vertreten; er sang beispielsweise an der Met den Don Basilio in Rossinis Il barbiere di Siviglia, die Donizetti-Partien Raimondo und Prefetto in Lucia di Lammermoor und Linda di Chamounix sowie die Bellini-Rollen Conte Rodolfo und Oroveso in La sonnambula und Norma, die Verdi-Rollen Fernando, Samuel, Sparafucile und Ramfis, den Colline in Puccinis La Bohème, Talpa und Simone im Trittico, den Alvise in Ponchiellis La Gioconda sowie den Archibaldo, weiters aus dem französischen Repertoire den Lothario in Mignon und aus dem russischen den Warlaam in Boris Godunow.[2] 1943 übernahm er in New York auch eine zentrale Rolle in der konzertanten Uraufführung der Oper L’incantesimo von Italo Montemezzi, die vom NBC Symphony Orchestra gespielt und im Radio übertragen wurde. 1947 kehrte er als Sparafucile und Colline nach San Francisco zurück. Seine letzte Vorstellung an der Met bestritt er als Leporello am 5. Dezember 1950.[3]

Er sang dann noch einige Vorstellungen an der Oper von Philadelphia. Seine letzte Rolle war der Archibaldo am Teatro Carlo Felice von Genua im April 1953.

Er war verheiratet.

Aufnahmen

Es bestehen nur wenige Tondokumente. Neben offiziellen Aufnahmen auf Edison (1917, 1919) und Vocalion (1923) gibt es einige Mitschnitte von Opernaufnahmen aus späteren Jahren, insbesondere von der Metropolitan Opera.

Gesamtaufnahmen

Quellen

Weblinks

Commons: Virgilio Lazzari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Archiv der Salzburger Festspiele: Abfrage Lazzari, abgerufen am 23. September 2022
  2. Lazzari, Virgilio [Bass]. In: Metropolitan Opera Archives. Abgerufen am 23. September 2022.
  3. Virgilio Lazzari, Operatic Basso, 66. In: The New York Times, 7. Oktober 1953, S. 29. 
  4. Italo Montemezzi. In: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen (= Zeno.org. Band 20). Directmedia, Berlin 2005, S. 10261