Vor-Konvoi

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Als Vor-Konvoi werden mehrere Kernkraftwerke der Kraftwerk Union mit einem Druckwasserreaktor bezeichnet. Der Begriff bezieht sich darauf, dass die Kraftwerke noch individuell geplant und ausgeführt wurden, bevor die KWU mit den Konvoi-Anlagen zu einer standardisierten Bauform (analog zur Konvoischifffahrt) überging.

Zu den Vor-Konvoi-Anlagen gehörten die bereits stillgelegten Kraftwerke Brokdorf, Grafenrheinfeld, Grohnde, Philippsburg-2, das nie errichtete Kernkraftwerk Wyhl sowie das brasilianische Kernkraftwerk Angra 2. Dort befindet sich ein weiterer Block dieser Art im Bau (Angra 3), welcher zwar geliefert wurde, jedoch aus Geldmangel eingelagert wurde. Nach mehrmaliger Bauunterbrechung ist nun geplant, Angra 3 bis 2026 zu vollenden und in Betrieb zu nehmen.[1]

Diese Druckwasserreaktoren der 1300-MW-Klasse wurden zwischen 1982 und 1986 von der Kraftwerk Union (KWU) errichtet. Verglichen mit der vorherigen Druckwasserreaktor-Generation haben die Vor-Konvoi-Anlagen einige sicherheitstechnische Verbesserungen. Da das Basisdesign aus den 1970er Jahren stammt und grundlegende Anlagenteile nicht nachgerüstet werden können (z. B. Verstärkung der Wandstärke des Reaktordruckbehälters), erreichen sie nicht das Sicherheitsniveau der Konvoi-Anlagen,[2] die eine Weiterentwicklung der Vor-Konvoi-Anlagen darstellen.

Sicherheitstechnik

Sicherheitstechnische Merkmale der Vor-Konvoi-Anlagen sind nebst der üblichen Redundanz der aktiven Sicherheitssysteme ein von Beginn an vorhandenes (nicht wie bei älteren Anlagen nachgerüstetes) Notstandsgebäude mit einem viersträngigen Notspeisesystem, das vor allem auch bei Einwirkungen von außen (z. B. Erdbeben) mit besonderen Sicherheitsanforderungen die Anlage herunterkühlen und bis 72 Stunden in einem stabilen Zustand halten kann. Ebenfalls ins Gebäude integriert ist eine Notsteuerstelle, von wo aus die wichtigsten Funktionen beim Herunterfahren kontrolliert und gesteuert werden können, auch wenn der normale Kommandoraum nicht zur Verfügung steht.[3]

Bezeichnung Kürzel Bundes-
land
Betrei-
ber
thermische
Reaktor-
leistung
in MW[4]
el. Brutto-
leistung
in MW[4]
el. Netto-
leistung
in MW[4]
Energie-
erzeugung
in TWh[5]
Reststrom-
menge
ab
Juli 2010 in
TWh[6]
Bau-
beginn
Kommer-
zieller
Betrieb
Außer
Betrieb[7]
Grafenrheinfeld KKG BY BY E.ON 3.765 1.345 1.275 227,7 47,3 1. Jan. 1975 17. Juni 1982 31. Mai 2015[8]
Philippsburg 2 KKP 2 BW BW EnBW 3.950 1.468 1.402 214,6 86,6 7. Juli 1977 18. Apr. 1985 14. Okt. 2019
Grohnde KWG NI NI E.ON 3.900 1.430 1.360 226,0 87,4 1. Juni 1976 1. Feb. 1985 31. Dez. 2021
Brokdorf KBR SH SH E.ON 3.900 1.480 1.410 195,7 100,1 1. Jan. 1976 22. Dez. 1986 31. Dez. 2021
Angra 2 CNAAA 2 BR BR Eletrobrás 3.770 1.350 1.275 keine 1. Jan. 1976 22. Dez. 2000
Angra 3 CNAAA 3 BR BR Eletrobrás 3.785 1.405 1.245 keine 1. Jan. 1976

Stand: 2010, Quellen: Bundesamt für Strahlenschutz, Informationskreis KernEnergie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Angra 3 Nuclear Power Plant Critical Path Acceleration Plan (IEA.org, abgerufen am 5. Januar 2022)
  2. Website der IPPNW
  3. Siemens: Power for Generations – Druckwasserreaktoren von Siemens.
  4. a b c Power Reactor Information System der IAEO: „Germany, Federal Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  5. Nettostrom in TWh – Netto-Stromerzeugung in Milliarden Kilowattstunden seit der Inbetriebnahme bis Ende Dezember 2005 oder bis zur Abschaltung.
  6. Bundesamt für Strahlenschutz: Erzeugte Elektrizitätsmengen (netto) der deutschen Kernkraftwerke, Übertragung von Produktionsrechten und Erfassung der Reststrommengen@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfs.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. dipbt.bundestag.de 13.Änderung des Atomgesetzes vom 30. Juni 2011.
  8. E.ON schaltet Grafenrheinfeld früher ab (Memento vom 28. März 2014 im Internet Archive) Tagesschau, 28. März 2014.