Wahlen zur South West African Legislative Assembly 1926

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Parlamentswahl
in Südwestafrika 1926
1929
(Stimmenanteile in %)
 %
30
20
10
0
26,12
23,69
21,25
28,94
   
Insgesamt 12 Sitze

Die Wahlen zur South West African Legislative Assembly im Jahr 1926 waren die ersten (von neun) Wahlen im Mandatsgebiet Südwestafrika.

Vorgeschichte

Die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika war 1919 gemäß den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versailles als Völkerbundsmandat Südwestafrika der Verwaltung Südafrikas übertragen worden.

Im Zuge der sich anschließenden „Südafrikanisierung“ von Südwest wurde etwa die Hälfte der dort noch lebenden 15.000 Deutschen ausgewiesen und deren Farmen Südafrikanern übergeben. Die als „Entgermanisierung“ bezeichnete Politik Südafrikas änderte sich erst durch das Londoner Abkommen vom 23. Oktober 1923, nach welchem den im Lande verbliebenen Deutschen die britische Staatsbürgerschaft angetragen und die Zuwanderung aus Deutschland sowie der Ausbau der deutschen Sprache nachdrücklich gefördert wurden. 258 Deutsche lehnten die britische Staatsangehörigkeit ab, 2873 Deutschnamibier machten von der Möglichkeit des Staatsbürgerschaftswechsels Gebrauch.

Am 21. Juli 1925 billigte das Parlament der Südafrikanischen Union die Verfassung für Südwestafrika, den South West Africa Constitution Act, No. 42 of 1925

Die Verfassung schuf die rechtliche Grundlage für eine gesetzgebende Versammlung (Legislative Assembly) und das Kabinett (Executive Committee) in Südwestafrika. Das Parlament bestand demnach aus 18 Mitgliedern, von denen 12 durch Wahlen und 6 durch Ernennung in dieses Amt gelangten. Wahlberechtigt waren nur die Weißen, nicht die einheimische Mehrheitsbevölkerung.[1]

Wahlkreise

Gewählt wurde in 12 Ein-Personen-Wahlkreisen. Entsprechend wichtig war die Festlegung der Wahlkreisgrenzen. Eine Wahlkreiskommission unter dem Vorsitz des Oberrichters Dr. G. van Pittius, der auf deutscher Seite der Farmer J.G. Lemmers und Baron Kraus, der Schriftleiter der deutschsprachigen Allgemeinen Zeitung in Windhuk angehörten, legte einvernehmlich folgende Wahlkreise fest:

Nr. deutscher Name Wähler davon Unionsstimmen davon Deutsche
1 Gibeon 509 416 93
2 Gobabis 487 287 93
3 Grootfontein 467 127 340
4 Keetmanshoop 542 452 90
5 Kolmanskuppe 545 64 390
6 Lüderitzbucht 434 163 271
7 Okahandja 509 193 316
8 Omaruru 517 254 263
9 Swakopmund 537 267 270
10 Warmbad 527 477 50
11 Windhuk-Zentral 562 226 336
12 Windhuk-Distrikt 548 395 153

Parteien

Das Wahlrecht sah vor, dass Kandidaten ein Pfand von 50 Pfund hinterlegen mussten. Dieses Pfand verfiel, wenn der Kandidat weniger als 20 % der Stimmen erhielt. Hierdurch wurden Einzelkandidaten und Splitterparteien abgeschreckt. Entsprechend gab es nur 28 Kandidaten, davon 12 Deutsche und 16 Unionsangehörige. Die Deutschen kandidierten im Deutschen Bund. Daneben gab es zwei deutschen Sozialdemokraten im Wahlkreis Swakopmund (Carl Schmidt, er erhielt 23 Stimmen und büßte das Pfand ein) und Windhuk-Zentral (Johann Felden, der 87 Stimmen erhielt und über 20 % kam). Die Unionsangehörigen waren einerseits in der Nationalpartei und andererseits in den Süd-West-Partei organisiert.

Wahlergebnisse nach Wahlkreisen

Die Wahl zur ersten South West African Legislative Assembly (SWALA) fand am 25. Mai 1926 statt und ergab als Ergebnis, dass 7 Deutsche und 5 Unionisten gewählt worden waren. Die Wahlbeteiligung betrug 76,5 %.

Nr. Wahlkreis Abgeordneter Nationalität Partei Wähler gültige Stimmen Wahlbeteiligung Stimmen für den Sieger
1 Gibeon Cornelis Johannes Frederik Grobler Unionist SWP 509 333 66 % 158
2 Gobabis Frikkie Jooste Unionist NPSWA 487 368 76 % 233
3 Grootfontein Direktor Friedrich Wilhelm Kegel Deutscher DB 467 366 79 % 278
4 Keetmanshoop Farmer Barend Jacobus Espach Unionist NPSWA 542 426 79 % 210
5 Kolmanskuppe Wilhelm Heinrich Fischer Deutscher DB 545 ./ ./ Einziger Kandidat
6 Lüderitzbucht Hans Bruno Karl Hirsekorn Deutscher DB 434 ./ ./ Einziger Kandidat
7 Okahandja Albert Voigts Deutscher DB 509 421 83 % 271
8 Omaruru Carl Friedrich Theodor Westenfeld Deutscher DB 517 436 84 % 231
9 Swakopmund Robert Richard Rudolf Blank Deutscher DB 537 418 80 % 210
10 Warmbad Farmer Christiaan Hieronymus Oberholzer Unionist NPSWA 527 391 75 % 232
11 Windhuk-Zentral Handelskammerpräsident Peter Müller Deutscher DB 562 391 75 % 307
12 Windhuk-Distrikt Diederik William Ferdinand Egbertus Ballot Unionist SWP 548 395 72 % 278

In Gobabis und Swakopmund war ein Wahlkreisabkommen zwischen der Nationalpartei und dem Deutschen Bund geschlossen worden. Danach unterstützte der Deutsche Bund den Kandidaten der der Nationalpartei gegen die Südwestpartei in Gobabis und die Nationalpartei den deutschen Kandidaten in Swakopmund.

Nach der Wahl ernannte der südafrikanische Administrator Johannes Werth zwei Deutsche und vier Unionisten als weitere Mitglieder. Als deutsche Abgeordnete wurden der Framer Paul Guhr und August Stauch aus Windhuk ernannt. Damit bestand im Parlament mit 9 Deutschen und 9 Unionisten ein Gleichstand. An Unionisten wurden ernannt: Izak Jacobus Johannes Buys, George Curtis, Johannes Gerhardius de Wet, Cornelius Jacobus van Tonder. Das ernannte Mitglied George Curtis wurde zum Parlamentspräsidenten gewählt.

Die Legislative Assembly wählte vier Mitglieder aus ihren Reihen als Mitglieder des Executive Committees:

  • Diederik William Ferdinand Egbertus Ballot
  • Frikkie Jooste
  • Friedrich Wilhelm Kegel
  • Albert Voigts

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Wertheimer: Von deutschen Parteien und Parteiführern im Ausland. 1927, S. 235 ff.
  • Report of the Administrator of South West Africa for the year 1926, S. 4

Einzelnachweise

  1. Victor L. Tonchi, William A. Lindeke, John J. Grotpeter: Historical dictionary of Namibia. (= African historical dictionaries. no. 57). Metuchen 2012, ISBN 978-0-8108-5398-0. (englisch)