Wald-Ziest
Wald-Ziest | ||||||||||||
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Wald-Ziest (Stachys sylvatica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Stachys sylvatica | ||||||||||||
L. |
Der Wald-Ziest (Stachys sylvatica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Zieste (Stachys) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Beim Wald-Ziest handelt sich um eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 30 und 120 cm erreicht. Die Blüte duftet im Flor angenehm fliederartig, ansonsten riechen alle Teile der Pflanze unangenehm, wenn man sie zerreibt. Der verzweigte Stängel ist aufrecht oder leicht gebogen und an den vier Kanten drüsig behaart.
Die gegenständigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert, abstehend behaart und von hellem, kräftigem Grün. Der dünne Blattstiel ist 3 bis 6,5 cm lang. Die breite und unten tief herzförmige Blattspreite ist 8 bis 12 cm lang und 5 bis 9,5 cm breit. Die Blattränder sind gezähnt.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen in 10 bis 20 cm ährigen Blütenständen, jeweils zu meist sechst (viert bis zehnt) in Scheinquirlen zusammengefasst zwischen laubblattähnlichen Hochblättern, die nach oben hin immer kleiner werden. Es sind höchstens winzige Deckblätter vorhanden. Die Blütenstiele sind etwa 1 mm lang. Die Blüten sind meist dunkelrot oder weinrot, jedenfalls fast immer deutlich dunkler als beim ähnlichen Sumpf-Ziest. Allerdings kommen auch violette oder rosa Farbvarianten vor. Auf der Unterlippe befindet sich meist eine markante weiße Zeichnung. Die Blütezeit reicht von Juni bis September.
Die Klausenfrüchte sind glatt, eiförmig und dunkelbraun.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48 oder 66.[1]
Ökologie
Der Wald-Ziest ist eine Schaftpflanze mit knolligen Wurzeln.
Die Blüten sind vormännliche Zwitterblüten. Bestäuber sind Bienenverwandte und Schwebfliegen. Spontane Selbstbestäubung erfolgt dadurch, dass sich die Narbenäste vor dem Verblühen zu den Staubbeuteln herabneigen und diese berühren. Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Kurzrüsselige Erdhummeln gelangen ohne Bestäubungsleistung an den Nektar, indem sie die Sporne seitlich aufbeissen (Nektarraub).
Die Klausenfrüchte sind Tier- und Windstreuer. Die Fruchtreife beginnt ab August und reicht bis zum Wintereinbruch.
Vorkommen
Der Wald-Ziest ist im gemäßigten und kühleren Europa und Asien bis zum Himalaja verbreitet und kommt auch in Makaronesien vor.[2]
Der Wald-Ziest wächst am liebsten auf nährstoffreichen und feuchten Stellen in Wäldern, vor allem in Laubmischwäldern auf Mull. Man kann ihn aber auch an Waldrändern oder abseits vom Wald in Gebüschen oder an schattigen Straßenrändern finden. Er ist eine Charakterart des Verbands Alno-Ulmion, kommt aber auch in Gesellschaften feuchter Fagetalia-Wälder oder in Gesellschaften der Verbände Alliarion, Aegopodion podagrariae oder Atropion vor.[1]
Sonstiges
Beim Wald-Ziest sind Missbildungen der Blüten, besonders Vergrünungen, nicht selten anzutreffen. Häufig geschieht dies durch Befall von Parasiten. Ferner gibt es Formen mit weißlicher bis gelblicher Krone, die wohl anthozyanfreie Individuen darstellen. Als eine weitere Abweichung sei die Varietät Stachys sylvatica var. tomentosa erwähnt. Diese zeichnet sich durch eine dichte, gelbliche, filzige Behaarung der oberen Sprossteile aus. Vielfach sind die Laubblätter deutlich kleiner als in der typischen Form. Diese Varietät ist aus Bayern und Österreich (Steiermark) bekannt.
Literatur
- Xi-wen Li & Ian C. Hedge: Lamiaceae in der Flora of China, Volume 17, 1994, S. 179: Stachys sylvatica - Online. (Abschnitt Beschreibung)
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, Schwabe & Co. AG, Basel, 1986, ISBN 3-7965-0832-4
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora, Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8001-3454-3
- Christian August Friedrich Garcke: Illustrierte Flora, 1972, Verlag Paul Parey, ISBN 3-489-68034-0
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 807.
- ↑ Rafaël Govaerts (Hrsg.): Stachys sylvatica. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 20. Februar 2016.
Weblinks
- Wald-Ziest. FloraWeb.de
- Wald-Ziest. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Stachys sylvatica L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Februar 2016.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel
- Thomas Meyer: Ziest Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)