The Wall Street Journal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Wall Street Journal)
The Wall Street Journal
Schriftzug
Beschreibung Tageszeitung
Sprache Englisch
Verlag Dow Jones & Company (Vereinigte Staaten)
Hauptsitz New York City
Erstausgabe 8. Juli 1889
Erscheinungsweise täglich außer Sonntag
Verkaufte Auflage 2.277 000 (2017) Exemplare
Chefredakteur Matt Murray
Herausgeber William Lewis
Weblink wsj.com
ISSN (Print)
CODEN WSJOA

The Wall Street Journal (Kurzform: The Journal, auch WSJ) ist eine internationale Tageszeitung, die in New York City vom Dow Jones & Company Verlag herausgegeben wird. Die Zeitung kommt auf Englisch, Japanisch und Chinesisch heraus. Das Wall Street Journal ist, Stand Januar 2019, nach Auflage die zweitstärkste Zeitung der USA.[1]

Geschichte

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Erstausgabe des „Wall Street Journal“

Das Wall Street Journal wurde am 8. Juli 1889 durch Charles Dow, Edward Davis Jones und Charles Bergstresser gegründet und ist seitdem ohne Unterbrechung erschienen. Die Zeitung berichtet hauptsächlich über internationale Wirtschafts- und Finanzthemen, mit dem Schwerpunkt auf den USA. Der Name bezieht sich auf die Wall Street, einer Straße im Finanzbezirk von New York City und Sitz der New York Stock Exchange. Die Zeitung hat bis zum Jahr 2013 insgesamt 35-mal einen Pulitzer-Preis gewonnen.

Am 28. Juni 2007 erschienen rund 200 von 700 Journalisten des Wall Street Journals nicht zur Arbeit, um gegen das Übernahmeangebot des Medienunternehmers Rupert Murdoch vom 2. Mai 2007 zu protestieren.[2] Ab dem 2. Mai 2007 führte Murdoch Verhandlungen mit den Eigentümern des Dow-Jones-Verlages. Während man dem überaus großzügigen Übernahmeangebot von 60 Dollar je Aktie zunächst skeptisch gegenüberstand, einigten sich die Mitglieder der Familie Bancroft letztlich doch auf einen Verkauf ihrer Mehrheitsanteile. Bisher hält die Familie Bancroft 60 Prozent der WSJ-Aktien. Mit der Übereinkunft mit dem Medienunternehmer Rupert Murdoch vom 1. August 2007 ging der Zeitungsverlag für einen Übernahmepreis von ca. 5 Milliarden Dollar in das Eigentum von Murdochs Medienkonzern News Corporation über. Laut Herausgeber L. Gordon Crovitz soll Murdoch zugesichert haben, nicht an den weitgehenden redaktionellen Freiheiten des Blattes rütteln zu wollen. Kommentatoren[3] haben jedoch seitdem Zweifel an der Unabhängigkeit der Zeitung gegenüber Murdochs Konzern geäußert.

Seit dem 10. Januar 2012 erschien das Wall Street Journal auch in einer deutschsprachigen Ausgabe; jedoch ausschließlich online. Die Nachrichten wurden von den Journalisten des deutschen Dow Jones-Ablegers verfasst und von einer kleinen WSJ-Redaktion in Frankfurt am Main aufbereitet. Die komplette Ausgabe war nur als Bezahl-Abo zu erhalten.[4]

Im Herbst 2014 wurde bekannt, dass sowohl die deutsche als auch die türkische Online-Ausgabe zum Jahresende eingestellt werden. Außerdem werden in den USA das WSJ Radio und Sonntagsbeilagen in Partnerzeitungen eingestellt. Insgesamt fielen 50 bis 60 Arbeitsplätze weg.[5]

Auflage und Leserkreis

Datei:Vladimir Putin 11 February 2002-1.jpg
Der russische Präsident Wladimir Putin mit Karen Elliott House, der Korrespondentin des Wall Street Journal am 11. Februar 2002 im Kreml

Die durchschnittliche Auflage lag im Jahr 2019 etwas höher als zwei Millionen Exemplare einschließlich Online-Abonnements.[6] Die jahrelang auflagenstärkste Zeitung in den USA verlor zwischenzeitlich ihre Spitzenreiterposition auf dem Zeitungsmarkt an USA Today, konnte den Konkurrenten jedoch ab Herbst 2009 wieder bei der Auflage überholen, bevor sie den Platz im Jahr 2019 wieder abgeben musste.[1]

Nach Berichten der britischen Zeitung The Guardian hat das Wall Street Journal mit unsauberen Methoden seine Auflagenzahl künstlich hochgetrieben.[7]

Das WSJ ist die einzige Zeitung der USA, die ihre Inhalte im Internet fast ausschließlich kostenpflichtig verbreitet. Zurzeit hat die Zeitung rund eine Million Online-Abonnenten, die für ihren Zugang jährlich 75 Dollar bezahlen. Der neue Mehrheitseigentümer Rupert Murdoch hatte zunächst angedeutet, die Online-Version künftig frei zugänglich machen und über Anzeigen zu finanzieren, wollte später aber bestimmte Rubriken weiter bezahlpflichtig anbieten.

Das Wall Street Journal ist Pflichtblatt der US-Börsen.

Das Onlineportal des Wall Street Journals erreicht 42,4 Millionen Leser und 169 Millionen Seitenaufrufe (Stand 2017). Das Haushaltseinkommen des durchschnittlichen Lesers beträgt 242.000 US-$ und das Vermögen etwa 1.490.000 US-$. Die Besucher sind im Mittel 43 Jahre alt. 35 Prozent der Besucher sind in Top-Management-Positionen beschäftigt.[8]

Profil und politische Ausrichtung

Die politische Ausrichtung des Wall Street Journal gilt als konservativ und den Republikanern zugeneigt.[9] In ökonomischen Fragen vertritt das Blatt wirtschaftsliberale Positionen.[10]

Die Zeitung gilt als einflussreiches Forum für die organisierte Klimaleugnerbewegung, das häufig Personen zu Wort kommen lässt, die den menschengemachten Klimawandel abstreiten.[11][12][13] Nach einer 2015 erschienenen Studie war das WSJ unter den führenden US-Zeitungen diejenige, die am wenigsten über die negativen Folgen der globalen Erwärmung berichtete. Zugleich berichtete sie am negativsten über Klimapolitik und Klimaschutzmaßnahmen.[14] Eine 2016 erschienene Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass nur 14 % der 279 Gastbeiträge, die seit 1995 zum Thema Klimawandel erschienen, die Konsensmeinung in der Klimaforschung wiedergaben. Zudem erkannte kein einziges von 201 Editorials den Umstand an, dass die globale Erwärmung auf die Verbrennung fossiler Energieträger zurückzuführen ist.[15][16]

Layout

Als Besonderheit unter den großen Zeitungen verwendet das Wall Street Journal anstatt Fotos eine Zeichentechnik, die Hedcut genannt wird. Dies sind künstlerische Zeichnungen, die aus Punkten zusammengesetzt ein Bild ergeben (vgl. die bis in die 1890er Jahre übliche Technik des Holzstichs).

Inhaltliche Teile

Das Wall Street Journal hat im Durchschnitt 30–40 Seiten (die Wochenendausgabe ca. 50 Seiten) und gliedert sich in mehrere inhaltliche Teile:

Die Zeitung erscheint in Asien als The Asian Wall Street Journal und in Europa als The Wall Street Journal Europe und arbeitet unter anderem mit dem deutschen Handelsblatt zusammen.

Literatur

  • Joachim Keller: Der Informationsgehalt der Berichterstattung in der Currency-markets-Kolumne des Wall Street Journals. Eine empirische Untersuchung der Berichtsqualität. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2003, ISBN 3-631-50791-7 (zugl. Dissertation der Universität Saarbrücken 2002).
  • Martin Dunn: How to survive Rupert Murdoch. In: British Journalism Review. 18. Jg., Nr. 4, 2007, S. 5–10, ISSN 0956-4748 (online).
  • Sarah Ellison: War at the Wall Street Journal: Inside the Struggle to Control an American Business Empire. Houghton Mifflin Harcourt, Boston 2010, ISBN 978-0-547-15243-1.[17]

Weblinks

Commons: The Wall Street Journal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Top 10 U.S. Daily Newspapers. in: Cision, 4. Januar 2019 (englisch).
  2. Streik beim «Wall Street Journal». (Memento vom 1. Juli 2007 im Internet Archive) In: Tages-Anzeiger. 29. Juni 2007.
  3. Marc Pitzke: „Wall Street Journal“ stellt Verlagsmogul als Opfer dar. In: Spiegel Online. 18. Juli 2011.
  4. Wall Street Journal neu mit einer deutschen Online-Ausgabe In: NZZ Online. 10. Januar 2012.
  5. Axel Postinett: Aus für „Wall Street Journal Deutschland“. In: Wirtschaftswoche. 13. November 2014, abgerufen am 11. September 2015.
  6. The Wall Street Journal joins The New York Times in the 2 million digital subscriber club. In: Nieman Lab. Abgerufen am 24. September 2020 (englisch).
  7. Nick Davies: Wall Street Journal circulation scam claims senior Murdoch executive. In: The Guardian. 12. Oktober 2011.
  8. WSJ.Com Audience Profile. (PDF) Dow Jones Inc., 2017, abgerufen am 20. September 2020 (englisch).
  9. Sydney Ember: Wall Street Journal Editorial Harshly Rebukes Trump. In: The New York Times. 22. März 2017, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 24. September 2020]).
  10. dowjones.com Editorial Page Philosophy. (Nicht mehr online verfügbar.) 16. Juli 2007, archiviert vom Original am 16. Juli 2007; abgerufen am 24. September 2020.
  11. Shaun W. Elsasser, Riley E. Dunlap: Leading Voices in the Denier Choir: Conservative Columnists’ Dismissal of Global Warming and Denigration of Climate Science. In: American Behavioral Scientist. Band 57, Nr. 6, 2013, S. 754–776, doi:10.1177/0002764212469800.
  12. Riley E. Dunlap, Aaron M. McCright: Organized Climate Change Denial. In: John S. Dryzek, Richard B. Norgaard, David Schlosberg (Hrsg.): The Oxford Handbook of Climate Change and Society. Oxford University Press 2011, S. 144–160, insb. 152.
  13. Karen Akerlof u. a.: Communication of climate projections in US media amid politicization of model science. In: Nature Climate Change. Band 2, 2012, S. 648–654, doi:10.1038/NCLIMATE1542.
  14. Lauren Feldman: Polarizing news? Representations of threat and efficacy in leading US newspapers’ coverage of climate change. In: Public Understanding of Science. 2015, doi:10.1177/0963662515595348.
  15. Wall Street Journal accepts environmentalist ad but charges extra. In: The Washington Post. 14. Juni 2016. Abgerufen am 17. Juni 2016.
  16. How The Wall Street Journal Opinion Section Presents Climate Change (PDF; 386 KB) Abgerufen am 17. Juni 2016.
  17. David Carr: War@WSJ: New Book Pulls Back Blankets on Murdoch’s Capture of The Journal. In: New York Times. 19. Januar 2010. (Besprechung)