Reise

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Unter einer Reise versteht man im Sinne der Verkehrswirtschaft die Fortbewegung von Personen über einen längeren Zeitraum zu Fuß oder mit Verkehrsmitteln außerhalb des Wirtschaftsverkehrs, um ein einzelnes Ziel (Reiseziel) zu erreichen oder mehrere Orte zu besuchen (Rundreise). Im fremdenverkehrswirtschaftlichen Sinne umfasst eine Reise sowohl die Ortsveränderung selbst als auch den Aufenthalt am Zielort.

Allgemeines

Reisen lösen als Fahrtzweck den Urlaubsverkehr (Urlaubsreise) oder den Berufsverkehr (Dienst- oder Geschäftsreise) aus. Urlaubsverkehr sind alle Fahrten zum Reiseziel aus Erholungsgründen, wobei zwischen Hin- und Rückreise mindestens fünf Tage liegen müssen. Wer die Reise unternimmt, wird Reisender genannt.

Die Reisekette ist eine an touristische Bedürfnisse angepasste Verkehrsinfrastruktur. Dabei wird zwischen dem Vorlauf (die Fahrt von der Wohnung zum Bahnhof, Flughafen oder Hafen), Hauptlauf (Bahnreise, Busreise, Flugreise, Schiffsreise) und dem Nachlauf (vom Ankunftsbahnhof, -flughafen oder -hafen zum Hotel) unterschieden.[1]

Wissenschaftlich werden Reisen unter anderem nach Reisegrund, Zweck und Dauer kategorisiert sowie die Motivationen für das (Ver-)Reisen untersucht. Reisen sind auch Thema in der Literatur und im Film.

Geschichte

Wortgeschichte

Der Ausdruck Reise ist als Erbwort der deutschen Sprache schon vor dem 9. Jahrhundert belegt. Das althochdeutsche Wort reisa bedeutete ‚Aufbruch, Zug, Fahrt‘ und bezeichnete somit das Sich-Aufmachen, Sich-auf-den-Weg-Machen und den zu begehenden Weg gleichermaßen. Das dazugehörige Verb lautete reisōn. Erhalten geblieben ist die Bedeutung des Aufstehens in dem früher auf Segelschiffen üblichen Wachruf „Reise, Reise!“, der das Signal zum Aufstehen für die Matrosen bedeutete und heute noch in der Marine gebräuchlich ist. Das althochdeutsche Substantiv geht zurück auf das urgermanische Verb rīsan mit der Bedeutung ‚sich erheben, aufstehen‘ (vgl. zum Beispiel englisch to rise).

Im Mittelhochdeutschen hatte reis(e) die Bedeutungskomponente des Aufbruchs bereits verloren, bezeichnete nun aber auch eine spezielle Art der Reise: den Kriegszug, die Heeresfahrt. Dementsprechend hatte das von reis abgeleitete Verb reisen besonders die Bedeutung ‚ins Feld ziehen, einen Kriegszug unternehmen‘ und folglich auch ‚Beute machen, plündern, rauben‘.[2]

Im heutigen Deutsch ist Reise unspezifisch zu verstehen, als eine ‚Fahrt zu einem entfernteren Ort‘. Im Verb reisen ist die Bedeutungskomponente des Aufbruchs, der Abreise noch in Ansätzen erhalten, so etwa in der Phrase „Wir reisen morgen früh“.[3]

Der Begriff der Reise kann auch metaphorisch verstanden werden. Neben der physischen Fortbewegung kann eine Reise etwa den Wandlungsprozess im Leben eines Menschen beschreiben. Demnach ist die Reise nicht als Entfernungsüberbrückung, sondern als Bild für das Leben eines Menschen zu verstehen, welches beispielsweise die Persönlichkeitsformung zum Ziel hat.

Für Daniel J. Boorstin besteht die Differenz zwischen Reisenden und Touristen darin, dass Erstere sich Risiken und Unannehmlichkeiten aussetzten und aktiv auf der Suche nach persönlicher Weiterentwicklung sind. Letztere suchen lediglich das Vergnügen und sind passiv, denn sie erwarten, dass interessante Erlebnisse auf sie zukommen.[4] Der moderne Tourismus passt sich den Bedürfnissen letzterer an: „echte Erlebnisse“ werden durch Pseudo-Events ersetzt.[5]

Die Reise in Literatur und Kunst

Stets hat die Reise auch ein zentrales Motiv in Literatur und Kunst dargestellt, häufig tragen sie dort ganz oder teilweise erdachte und phantastische Züge. Frühe Beispiele sind Homers Odyssee bzw. Vergils Aeneis, die die Irrfahrten der namensgebenden Titelfiguren nach dem Fall Trojas beschreiben. Als zentrale Figur aus dem arabischen Kulturkreis ist Sindbad, der Seefahrer aus der Sammlung Tausendundeine Nacht bekannt, als Vertreter des europäischen Mittelalters die Pilger aus Geoffrey Chaucers Canterbury Tales. Des Weiteren gibt es Reisemärchen (Up Reisen gohn), und als Klassiker gelten Jonathan Swifts Gullivers Reisen, zahlreiche Romane Jules Vernes (Reise um die Erde in 80 Tagen, 5 Wochen im Ballon etc.) sowie Max Frischs bewegter Roman Homo faber.

Von der fiktionalen Literatur zu unterscheiden sind die Reiseberichte, in denen die Autoren ihre eigenen Erlebnisse auf Reisen schildern. Als eines der bedeutendsten Werke der Gattung gilt Goethes Italienische Reise. Weitere wichtige Beiträge zum Genre kamen etwa von Heinrich Heine (Harzreise), Hermann von Pückler-Muskau, Gustave Flaubert (beide mit dem Orient als Reiseziel), Hermann Hesse (Indien, Italien).

Im Film kam es im Zuge der filmischen Darstellung von Reisen zum Genre Roadmovie.

Historische Entwicklung von Reisen

Walter Freyer definierte 1988 vier Epochen der touristischen Entwicklung:[6]

  1. Vorphase: bis ca. 1850. Transportmittel: zu Fuß, zu Pferd, Kutsche, zum Teil Schiff. Motivation: Nomaden, Pilger, Kriege, Handel, Entdeckung, Bildung;
  2. Anfangphase: 1850–1914. Transportmittel: Bahn (Inland), Dampfschiff (Ausland). Motivation: Erholung;
  3. Entwicklungsphase: 1915–1945. Transportmittel: Bahn, Auto, Bus, Flug (Linie). Motivation: Kur, Erholung, Handel;
  4. Hochphase: ab 1945. Transportmittel: Auto, Flug (Charter). Motivation: Regeneration, Erholung, Freizeit, Bildung.

Arten von Reisen

Nach dem Zweck des Aufenthalts am Zielort können insbesondere folgende Arten von Reisen unterschieden werden:

Urlaubsreise

Urlaubsreisen dienen hauptsächlich der Erholung und Freizeitgestaltung. Wenn Reisende die Reise selbst planen, sind es Individualreisen; die von Reiseveranstaltern zusammengestellten Fahrten dagegen gelten als Pauschalreisen. Letztere sind öfter gleichzeitig auch Gruppenreisen.

Je nach Neigung, Interessen und Bedarf gibt es eine Vielfalt von Urlaubsreisen. In erster Linie Erholungszwecken dienen etwa Bade-, Wander- und Skiurlaube, aber auch Gesundheits-, Wellness- und kulinarische Reisen. Mit aktiver Betätigung verbunden sind Sport- und Abenteuerreisen sowie für Menschen mit vorwiegend kulturellen Bedürfnissen die Studien- oder Bildungsreisen. Als besondere Ausprägungen für Letztere sind Sprach-, Städte-, Konzert- oder Opernreisen üblich.

Eine Sonderform der Urlaubsreise stellt die Weltreise dar, bei der mehrere Kontinente besucht werden mit einer Reisedauer von Monaten oder Jahren. Eine Unterform der Weltreise stellt die Weltumrundung dar, bei der jeder Längengrad passiert werden muss. Eine Weltumrundung ist oftmals Grundlage für einen Weltrekord, z. B. mit dem Segelboot, mit dem Solarflugzeug etc.

Urlaubsreisen sind beliebte Preise etwa bei Gewinnspielen, werden aber auch von Arbeitgebern als Belohnungen für besonders erfolgreiche Mitarbeiter eingesetzt (sogenannte Incentive-Reisen). Eine alternative Reiseform ist der Voluntourismus, bei dem der Reisende zugleich das Ziel hat, im Zielland nachhaltig Nutzen zu stiften.

Der große Wettbewerb innerhalb der Tourismusbranche bringt es mit sich, dass Urlaubsreisen jeglicher Art wie Konfektionswaren angeboten und auf entsprechende Weise beworben werden. Im Gegenzug hat für den „Käufer“ eine solche Reise zwangsweise den Charakter eines Konsumartikels.[7]

Eine Studie der Stiftung für Zukunftsfragen zeigt zudem, dass sich Urlaubsreisen zunehmend zu einer Kopie der Heimat mit weniger Verpflichtungen und besserem Wetter entwickeln.[8] Reisemotive wie „Land und Leute kennenlernen“ oder „Neues ausprobieren“ und „sich überraschen lassen“ werden immer seltener. Mehr als jeder zweite Deutsche verreist ins europäische Ausland. Insbesondere die Mittelmeerländer Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei liegen in der Gunst der Bundesbürger weit vorn.[9]

Entdeckungsreise

Mit sogenannten Entdeckungsreisen sind etwa Marco Polo, Christoph Kolumbus, Vasco da Gama, Ferdinand Magellan und James Cook in bis dahin den Europäern unbekannte Teile der Welt vorgestoßen. Heute ist dieser Reisetyp weitgehend nur noch von historischer Bedeutung, da die Erde heute weitgehend als erkundet und vermessen gilt. Als Ausnahmen können noch Fahrten in unzugängliche Gebiete etwa am Amazonas oder im Himalaya gesehen werden. In etwas weiterem Sinn kann aber auch ein Tiefsee-Tauchgang als Entdeckungsreise gelten.

Forschungsreise

Wissenschaftliche Ziele verfolgen die Forschungsreisen (in entlegene Gebiete werden sie auch Expeditionen genannt). Wissenschaftstourismus dient teils dem bloßen Aufsuchen in fremden Städten befindlicher Bibliotheken und Archive, häufig werden aber auch Ausgrabungen, Baudenkmäler, Gesteinsformationen, fremde Tier- und Pflanzenarten und dergleichen untersucht. Das Urbild des Forschungsreisenden stellt Alexander von Humboldt dar, der Anfang des 19. Jahrhunderts Mittel- und Südamerika erkundete. Weitere Beispiele großer Forschungsreisender sind der Polarreisende Giuseppe Acerbi und der Tibetforscher Heinrich Harrer.

Geschäftsreise

Wirtschaftlichen Zwecken dienen die Geschäftsreise und die Dienstreise. Neben dem Aufsuchen von Kunden, Lieferanten, Geschäftspartnern etwa zum Zwecke von Besprechungen, Beratungen und Verhandlungen sind insbesondere die Reisen zu Messebesuchen und Fortbildungsveranstaltungen zu nennen. Solche werden überwiegend von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen unternommen.

Gesundheitstourismus

Beim Gesundheitstourismus bilden medizinische Behandlungen und andere Gesundheitsdienstleistungen einen Schwerpunkt des Reisezwecks, welcher aus der physischen wie auch psychischen Erhaltung, Stabilisierung und Wiederherstellung der Gesundheit besteht.[10]

Handelsreise

Da nicht jede Region bzw. jedes Land alle Rohstoffe oder Waren besitzt, entstanden schon früh Tauschgeschäfte mit anderen Ländern und Regionen. Aus dieser Notwendigkeit des Austausches entwickelte sich die Handelsreise. Bereits im Mittelalter wurden Handelsreisen bis nach China unternommen. Nicht nur Waren, sondern auch Wissen wird über Kontinente hinweg ausgetauscht.[11]

Pilger- und Missionsreise

Aus religiösen Beweggründen werden Pilgerreisen, sogenannte Wallfahrten unternommen. In der Regel dienen sie dem Besuch heiliger Stätten, wie etwa für das Christentum in Rom, Jerusalem und in Lourdes oder für den Islam in Mekka. Andere religiös motivierte Reisen sind etwa die zu Veranstaltungen wie den Kirchentagen. Mitunter werden Pilgerreisen als religiöse Pflicht vorgeschrieben (wie der Hadsch im Islam), zumindest verheißen sie den Gläubigen aber Seelenheil, spirituelles Wachstum, Vergebung von Sünden (wie im Falle der mittelalterlichen Kreuzzüge), Heilungen von Gebrechen und Ähnliches.

Im Gegensatz dazu steht bei der Missionsreise nicht das Heil des Reisenden selbst, sondern das der „Besuchten“ im Vordergrund. Diese dient der Verbreitung des Glaubens. Besonders aktiv waren und sind in diesem Bereich die christlichen Kirchen und der Islam.

Volunteer-Reise

Volunteer-Reisen (Freiwilligen-Reise) sind Reisen in Verbindung mit sinnvollen, nachhaltigen oder sozialen Tätigkeiten am Aufenthaltsort und werden oft dem Begriff „sinnvolles Reisen“ zugeordnet. Volunteer-Reisen, bei denen Reisende zum Teil freiwillige soziale Helfer werden, richten sich an besonders engagierte, erlebnisorientierte und weltoffene Personen. Diese haben dabei die Möglichkeit, Teile eines fremden Landes zu entdecken, die für herkömmliche Touristen kaum zugänglich sind. Volunteer-Einsätze sind beispielsweise mit dem Engagement in Umwelt- oder Gemeindeprojekten verbunden. Der international bedeutendste Reisezweck ist die Au-pair-Reise.

Zeitreise

Eine Zeitreise ist eine Bewegung in der Zeit, die vom gewöhnlichen Zeitablauf abweicht. Obwohl gewisse Zeitreisen zwar physikalisch prinzipiell möglich sind, übersteigt ihre praktische Durchführung das Menschenmögliche bei weitem. Der Begriff Zeitreise wird lediglich als Fachterminus in der Naturwissenschaft und in der Reise- und Tourismusforschung verwendet. Im Film und in der Literatur sind Zeitreisen hingegen möglich und ein wiederholt anzutreffendes Motiv im Genre des Science-Fiction-Films.

Letzte Reise

Mein Koffer für die letzte Reise ist der Titel von Ausstellungen, in der die Mitwirkenden ihren persönlichen Koffer mit Gegenständen packen, die sie auf ihrer letzten irdischen Reise mitnehmen würden.[12]

Beweggründe

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Beginn vieler Reisen: die Flugreise, hier ein Airbus A380

Während bei den meisten der genannten Reisearten eine klare Motivation vorliegt, ist sie besonders bei den Urlaubsreisen breit gefächert, wird aber in der Literatur kontrovers diskutiert. Manche Autoren nennen nur zwei, andere zwanzig, die gängigste Einteilung geht zurück auf Claude Kaspar, er unterscheidet fünf Hauptmotivationen:[13]

  • Physische Motivation: Erwartung von physischer Erholung und Entspannung;
  • Psychische Motivation: Erhoffen von psychischer Entlastung oder Selbstfindung oder die Befriedigung der Lust am Abenteuer[14];
  • Interpersonelle Motivation: Wunsch nach Erlebnissen in der Gruppe oder nach Sammeln von Gruppenerfahrungen;
  • Kulturelle Motivation: Interesse an Bildung und am Kennenlernen fremder Kulturen;
  • Status- oder Prestigemotivation: Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung (Renommierreisen).

Schon 1873 übertrieb Theodor Fontane: „Zu den Eigentümlichkeiten unserer Zeit gehört das Massenreisen. Sonst reisten bevorzugte Individuen, jetzt reist jeder und jede.“[15]

In der Soziologie stellt man einen Zusammenhang der Reisegründe mit den einzelnen sozialen Milieus her:[16]

  • Dem vom Hochkulturschema geprägten Niveaumilieu gehören vorwiegend Menschen der gehobenen Bildungsschichten an, die insbesondere nach Etablierung im Berufsleben und/oder nach abgeschlossener Kindererziehung („die Kinder sind aus dem Haus“) nun in erster Linie nach Bildung und persönlicher Entwicklung, weniger nach Amüsement streben. Dementsprechend entscheiden sie sich vorwiegend für Bildungs- und Studienreisen und besuchen etwa Kirchen und Museen, aber auch „pittoreske“ Landschaften und Städte. Abgelehnt werden etwa Touristenmassen, Lärm und Unterhaltungsbetrieb.
  • Eher die jüngere Generation neigt verstärkt dem – ebenfalls am Hochkulturschema teilhabenden – Selbstverwirklichungsmilieu zu. Man schätzt vor allem „untouristische“ und „unverdorbene“ Orte „abseits ausgetretener Pfade“. Als klassische Reiseziele dieser Gruppe gelten heute etwa abgelegene Dörfer in Burgund oder der Toskana, aber auch fremdartige Gegenden wie der Himalaya.
  • Durch eine Verbindung von Hochkultur- und Trivialschema ist das vorwiegend von Angehörigen der mittleren Bildungsschicht gebildete und in besonderem Maße zu Anpassung neigende Integrationsmilieu gekennzeichnet. Geschätzt werden erprobte und bekannte, durch eine gut ausgebaute Infrastruktur erschlossene Orte wie etwa die Küsten und Strände rund um das Mittelmeer, aber auch die österreichischen Berge und Seen. Gleichwohl werden in geringerem Maße auch Bestandteile der klassischen Bildungskanons wie etwa eine Studienreise nach Paris wahrgenommen.
  • Jüngere Menschen aller gesellschaftlichen Schichten versammeln sich schließlich im Aktionsmilieu, das vom Spannungsschema geprägt ist. In ihrem Reiseverhalten streben sie vor allen Dingen nach Dynamik, Abwechslung und körperlicher Bewegung. Geschätzt werden Orte, wo „etwas los“ ist, etwa die Diskotheken der Badeorte, „actionträchtige“ Metropolen wie Berlin oder London, aber auch Abenteuer- und Sportreisen. Auf der Jagd nach immer neuen Reizen werden gerne große Strecken zurückgelegt, bevorzugt etwa auch durch Trampen oder Interrail.
  • Im auf dem Trivialschema fußenden Harmoniemilieu schließlich finden sich vorwiegend ältere Menschen der einfacheren Bildungsschichten. Soweit überhaupt verreist wird, sucht man vorwiegend Ruhe, Erholung und Geborgenheit, insbesondere an bereits bekannten und vertrauten Orten im eigenen Land oder Sprachgebiet wie etwa dem Schwarzwald oder Südtirol. Das Freizeitprogramm besteht beispielsweise aus Spaziergängen und Wanderungen oder aus Badeaufenthalten und Heimatabenden.

Ablauf

Buchung

Ursprünglich wurden die einzelnen Teile einer Reise wie Fahrt, Unterkunft, Verpflegung vom Reisenden unmittelbar bei den jeweiligen Leistungserbringern (Verkehrsunternehmen, Beherbergungsbetrieben) gebucht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt die Buchung indes zunehmend, insbesondere bei Pauschalreisen, über Vermittlung eines Reisebüros oder wird unmittelbar durch einen Reiseveranstalter zusammengestellt. Seit dem Aufkommen des Internets ist insofern eine gewisse Umkehrung des Trends zu beobachten, als nun wieder verstärkt der Kunde selbst die Leistungen auf den Websites der Anbieter auswählt und online bucht. Mit Hilfe von etlichen Reisesuchmaschinen können Angebote abgefragt und Preisvergleiche angestellt werden.

Verkehrsmittel

Klassische Reiseverkehrsmittel sind Kraftfahrzeuge (auch in Form des Trampens), Omnibusse, Züge (einschließlich Autoreisezüge), Schiffe (einschließlich Fähren) sowie Flugzeuge. Zu den Verkehrsmitteln, die über die reine Beförderung hinaus auch dazu genutzt werden können, über eine längere Zeit einen eigenen Erlebniswert zu vermitteln, gehören Fahrräder, Motorräder, aber auch Eisenbahnen und Schiffe, zum Beispiel in Form von Kreuzfahrten, Flusskreuzfahrten, Frachtschiffreisen, Segeltörns oder Floßfahrten. Seltener werden hierzu auch Tiere genutzt, wie beispielsweise Pferde, Esel, Kamele oder Elefanten. Eine Verbindung aus Verkehrsmittel und Unterkunft stellen Wohnwagen, Kabinenkreuzer und Dachzeltbusse dar.

Unterkunft

Der Aufenthalt am Zielort erfolgt klassischerweise in Hotels, Pensionen oder Privatzimmern, bei jüngeren Reisenden auch in Hostels oder Jugendherbergen. Daneben haben sich Sonderformen wie das Camping, die Unterkunft in Ferienwohnungen (in Deutschland oft als „Fewo“ abgekürzt) oder Ferienhäusern und das Reisen mit dem Wohnmobil etabliert.

Die Unterkunft in Privatzimmern beinhaltet meist auch ein Frühstück, Ferienwohnungen und -häuser zeichnen sich durch Selbstverpflegung aus. In Hotels und Pensionen ist im Preis für eine Übernachtung im Zimmer oftmals ein Frühstück inkludiert. Je nach Angebot kann im Preis auch eine Abendmahlzeit (Halbpension) oder auch zusätzlich ein Mittagessen (Vollpension) enthalten sein.

Eine eher neue Reiseform sind die erst durch das Internet in weiteren Kreisen beliebt und bekannt gewordenen Gastfreundschaftsnetzwerke, bei denen kostenlose Unterkunft auf Tauschbasis oder gegen Kostenanteil für Küchenbenützung etc. möglich ist.

Dauer

Nach der Reisedauer unterscheidet man heute folgende Reisearten:

  • Tagesausflüge (kurze Fahrt von höchstens 24 Stunden Dauer, ohne Übernachtung);
  • Kurzreisen (Reise von zwei bis vier Tagen Dauer);
  • Urlaubsreisen (Reisen mit mehr als vier Tagen Dauer);
  • Langzeitreisen (Reisen mit mehr als drei Monaten Dauer).

Zuhause

Haus oder Wohnung sind während einer Reise oft unbewohnt. Die Gefahr eines Einbruchs, einer Brandstiftung oder eines technischen Defektes, der zu erheblichen Schäden führen kann, steigt. Daher sollten rechtzeitig vorbeugende und technische Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Solche Maßnahmen können das Abstellen der Wasserleitung, Stromzufuhr, Gasversorgung sowie die Sicherung von Türen und Fenstern sein. Das Entfernen von brennbarem Material im Außenbereich vermindert die Brandgefahr.[17]

Rechtsfragen

Im Reiserecht kommt der Rechtsbegriff der Reise zwar vor (§ 651a Abs. 2 BGB), wird dort aber nicht definiert, sondern als bekannt vorausgesetzt. Dem in allen EU-Mitgliedstaaten geltenden Reiserecht geht es vor allem um die Pauschalreise, die als eine Gesamtheit von mindestens zwei verschiedenen Arten von Reiseleistungen oder verbundenen Reiseleistungen für den Zweck derselben Reise definiert wird. Als Reiseleistung gilt gemäß § 651a Abs. 3 BGB die Personenbeförderung, die Beherbergung (außer wenn sie Wohnzwecken dient), die Vermietung von vierrädrigen Kraftfahrzeugen oder von Krafträdern der Fahrerlaubnisklasse A und jede andere touristische Leistung. Zentrale Bestandteile des Reiserechts sind der Reisevertrag, der Reisepreis und der Reisemangel. Beim Reisepreis spielt vor allem wegen üblicher Anzahlungen und Vorauszahlungen bei Pauschalreisen die Reisepreissicherung eine große Rolle.

Wirtschaftliche Bedeutung

Weltweit ist der Fremdenverkehr einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. 2013 lagen die Einnahmen im weltweiten Reiseverkehr bei rund 900 Milliarden Euro bei 1,09 Milliarden Ankünften.[18] Etwa 100 Milliarden Euro davon entfallen auf Europa.[19] Deutschland ist gemessen an den Übernachtungen in Europa eines der beliebtesten Reiseziele. 2014 wurden in Deutschland 424 Millionen Übernachtungen registriert.[20] In Österreich lag die Zahl der Übernachtungen im selben Jahr bei 131,9 Millionen und in der Schweiz bei 16 Millionen.[21] Die beliebtesten europäischen Reisedestinationen sind Spanien, gefolgt von Italien und Frankreich.[22]

Gesellschaftliche Bedeutung

Die soziologische Reiseforschung geht den gesellschaftlichen Bedingungen nach, die dem Phänomen Reisen zugrunde liegen. Touristisches Reisen stellt ein spezielles Fenster in eine Gesellschaft dar und bietet damit die Möglichkeit, über gewisse gesellschaftliche Mechanismen und Antriebskräfte Näheres zu erfahren.[23]

Umweltschutz und Reisen

Der Tourismus verursacht nach Schätzungen des World Wildlife Fund (WWF) mehr als fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit. Am schlimmsten sind dabei Fernflüge, die für 17 Prozent der touristisch verursachten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sind. CO2-Emissionen wirken in großen Flughöhen weitaus schädlicher auf das Klima, als die Emissionen am Boden.[24][25] Viele Onlineportale bieten inzwischen Emissionsrechner an, mit denen man herausfinden kann, wie stark man mit einer Reise das Weltklima belastet. Etliche Organisationen setzen sich für sanften Tourismus und ökologisches Reisen ein. Für Reisende gibt es zahlreiche Tipps, von der umweltschonenden Anreise über Verhaltensregeln im Urlaub (Handtücher nicht täglich wechseln, regionale Speisen bevorzugen, umweltbewusste Hotels auswählen) bis hin zu verschiedenen Qualitätssiegeln zum Thema nachhaltiges Reisen.

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Bahr: Vorsatz. In: Russische Reise. Pierson, Dresden / Leipzig 1907, S. 3–7 (Digitalisat im Internet Archive).
  • Hermann Bausinger, Klaus Beyrer, Gottfried Korff (Hrsg.): Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus. 2. Auflage. C. H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44950-6.
  • Alain de Botton: Kunst des Reisens. Aus dem Englischen von Silvia Moravetz. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15804-4.
  • Holger Thomas Gräf, Ralf Pröve: Wege ins Ungewisse. Eine Kulturgeschichte des Reisens 1500–1800. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997 (unveränderter Nachdruck, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-596-30216-1).
  • Christoph Hennig: Reiselust – Touristen, Tourismus und Urlaubskultur. Suhrkamp Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-39501-7.
  • Eric J. Leed: Die Erfahrung der Ferne – Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer Tage. Aus dem Englischen von Hans-H. Harbort. Campus, Frankfurt am Main/New York 1993, ISBN 3-593-34823-3.
  • Harald Pechlaner, Michael Volgger (Hrsg.): Die Gesellschaft auf Reisen – Eine Reise in die Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-14114-1.
  • Willy Puchner: Illustriertes Fernweh – Vom Reisen und nach Hause kommen. Frederking und Thaler, München 2006, ISBN 978-3-89405-389-5.
  • Michael Rieger: >>Man reist ja nicht, um anzukommen ...<< – Schriftsteller auf Reisen von Goethe bis Chatwin. Lambert Schneider, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-650-23975-4.
  • Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft – Kultursoziologie der Gegenwart. 2. Auflage. Campus, Frankfurt am Main/New York 2005, ISBN 978-3-593-37888-6.
  • Desanka Schwara: Unterwegs – Reiseerfahrung zwischen Heimat und Fremde in der Neuzeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36375-1.
  • Hasso Spode u. a. (Hrsg.): Voyage. Jahrbuch für Reise- & Tourismusforschung. Metropol-Verlag u. a., Berlin u. a. seit 1997, ISSN 1433-8009.
  • Udo Tworuschka: Heilige Wege – Die Reise zu Gott in den Religionen. Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-87476-389-9.

Weblinks

Commons: Reise – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Reise – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Reisen – Zitate
Wikisource: Reisen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Christoph Haehling von Lanzenauer/Kristiane Klemm (Hrsg.), Demographischer Wandel und Tourismus, 2007, S. 121
  2. Zur Wortgeschichte vgl. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer, 7. Aufl., dtv, München 2004; Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Aufl. de Gruyter, Berlin 2002 (CD-ROM); Duden: Das Herkunftswörterbuch, 4. Aufl., Bibliographisches Institut, Mannheim 2007.
  3. Zum heutigen Bedeutungsstand vgl. Duden: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 8 Bänden, 2. Aufl., Mannheim 1994.
  4. Daniel J. Boorstin, The Image: A Guide to Pseudo-Events in America, 1964, S. 85
  5. Rudolf Forster, Forschungs- und Anwendungsbereiche der Soziologie. Facultas Verlag und Buchhandels AG. Wien 2008.
  6. Walter Freyer, Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. 10. Aufl. (19881). München, Wien: R. Oldenbourg 2011, S. 10–16, ISBN 978-3-486-59673-1
  7. Zum Gedanken an den Konsum von Reisen vgl. beispielsweise einen Forum-Eintrag auf usa-reise.net, abgerufen am 19. November 2012.
  8. Stiftung für Zukunftsfragen – Eine Initiative von British American Tobacco (Hrsg.), Was die Deutschen im Urlaub wirklich vermissen, in: Forschung aktuell, 261, 36. Jg., 4. März 2015.
  9. Stiftung für Zukunftsfragen – Eine Initiative von British American Tobacco (Hrsg.), Vom Bürostuhl in den Liegestuhl? Mehr als zwei Drittel aller Reisenden arbeiten fast bis zur letzten Minute, in: Forschung aktuell, 263, 36. Jg., 1. Juli 2015.
  10. Claude Kaspar, Gesundheitstourismus im Trend, in: Claude Kaspar (Hrsg.), Jahrbuch der schweizerischen Tourismuswirtschaft, Institut für Tourismus und Verkehrswirtschaft/St. Gallen, 1996, S. 55
  11. Hlavin-Schulze, Karin: Man reist ja nicht, um anzukommen. Reisen als kulturelle Praxis. Campus Verlag. Frankfurt/Main, New York 1998. S. 25
  12. Hedi Sehr: Mein Koffer für meine letzte Reise: eine Aktion im Rahmen des 20jährigen Jubiläums der Notfallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. Hrsg.: Notfallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. 2. Auflage. Beselich-Obertiefenbach 2017, DNB 1144201810.
  13. Claude Kaspar, Die Struktur der Tourismusnachfrage unter besonderer Berücksichtigung der Bundesrepublik Deutschland, in: Dietrich Storbeck (Hrsg.), Moderner Tourismus. Tendenzen und Aussichten, in: Materialien zur Fremdenverkehrsgeographie, Heft 17, Trier: Geographische Gesellschaft Trier, 2. Auflage 1990, S. 281 f.
  14. Reiseabenteuer auf MARJORIE-WIKI
  15. Heinz Hell, Fontane und die Massenreisen, in: DIE ZEIT Archiv, Ausgabe 41, 1960
  16. Vgl. Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Hamburg 2005.
  17. Franz-Josef Sehr: Urlaubszeit – Das Haus steht leer. Wiesbadener Tagblatt, 13. Juli 2007, ZDB-ID 1128578-3.
  18. Welttourismus 2013 (Memento vom 24. Juli 2015 im Internet Archive) (PDF).
  19. Travel receipts and expenditure in balance of payments, 2005–2013
  20. Gästeübernachtungen in deutschen Beherbergungsbetrieben von 1992 bis 2014 (in Millionen)
  21. Beherbergungsstatistik im Dezember und im Jahresverlauf 2014 (Memento vom 12. Mai 2015 im Internet Archive)
  22. Top 10 tourism destinations – nights spent at tourist accommodation establishments, 2013 (million nights spent in the country by non-residents)
  23. Harald Pechlaner/Michael Volgger (Hrsg.): Die Gesellschaft auf Reisen – Eine Reise in die Gesellschaft. Wiesbaden: Springer VS 2017, ISBN 978-3-658-14113-4
  24. Klimakiller Tourismus: Wie Urlauber umweltschonend reisen. In: FOCUS Online am 30. Juli 2014, abgerufen am 24. August 2022
  25. Der touristische Klima-Fußabdruck. (PDF) WWF Deutschland, 2009, abgerufen am 29. April 2016.