Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt (Hohenpeißenberg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Wallfahrtskirche mit Priesterhaus
Hoher Peißenberg mit Doppelkirche

Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt ist eine katholische Wallfahrtskirche auf dem Hohen Peißenberg im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau. Sie gehört zum geplanten Pfarrverband Peiting-Hohenpeißenberg in der Erzdiözese München und Freising. Es ist eine Doppelkirche, bestehend aus der älteren Gnadenkapelle und einem späteren größeren Kirchenanbau. Sie ist Ziel vieler Wallfahrer aus der Erzdiözese München und Freising mit überregionaler Bedeutung.

Das Patrozinium der Kirche wird am 15. August (Mariä Himmelfahrt) gefeiert.

Geschichte

Nachdem es zuvor eine hölzerne Kapelle am Fuße des Berges gab, bauten 1514 die um den Berg herum verstreut wohnenden Bauern eine gemauerte Kapelle auf dem Berg.[1][2][3] Diese Bauern gehörten damals noch zu Peiting. Der Standort auf dem Gipfel des Berges wurde wahrscheinlich deswegen gewählt, weil er eher zentral für die Anwohner lag. Der herzogliche Pfleger von Schongau, Georg von Pienzenau, brachte aus der Schlosskapelle Schongau eine hölzerne Muttergottes-Figur in die Kapelle. Diese Figur gewann schnell den Ruf eines Gnadenbildes, und es entwickelte sich eine Wallfahrt. 1604 übertrug Herzog Maximilian I. die Wallfahrtsseelsorge an das Kloster Rottenbuch. Die Kapelle wurde bald zu klein und Probst Georg Siesmayer ließ von 1616 bis 1619 östlich eine zweite größere Wallfahrtskirche mit Turm und mit Priesterwohnhaus anbauen, wodurch eine Doppelkirche entstand. Der Kirchenanbau war der erste der Renaissance im Pfaffenwinkel.

Das Gemälde der Aufnahme Mariens in den Himmel im Hochaltar wurde 1717 geschaffen von Matthias Pussjäger, einem Rottenbucher Maler, der in Meran ansässig war.[4] Zur gleichen Zeit entstanden die beiden Seitenaltäre. Die Altarbilder der Kreuzigung und Auferstehung von Elias Greuter d. Ä. wurden von der Erstausstattung übernommen. Die westliche Emporenbrüstung und die vornehme Kanzel stammen aus der Zeit der Errichtung und zeigen hochwertige Holzarbeiten.

Von 1747 bis 1748 bekam die Gnadenkapelle ihre Rokoko-Ausstattung, sie ist daher prunkvoller als das angebaute Kirchengebäude. Die Wessobrunner Joseph Schmuzer und sein Sohn Franz Xaver Schmuzer übernahmen die Raumgestaltung und die Stuckatur, der vom Nordosthang des Hohen Peißenbergs stammende Freskant Matthäus Günther übernahm die Freskomalerei,[5] Franz Xaver Schmädl war zuständig für die Bildhauerarbeiten. Das große Deckenfresko in der Gnadenkapelle stellt die Übergabe der Wallfahrtsstätte an das Kloster Rottenbuch dar. Günther war als Junge Ministrant auf dem Berg, nach Bekunden des Rottenbucher Stiftsdekans P. Joachim Hoffmair († 1755).[6]

Das Kloster Rottenbuch wurde 1803 wegen der Säkularisation in Bayern aufgelöst. Die Wallfahrtstradition besteht weiterhin.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs traf am 28. April 1945 ein Artilleriegeschoss die Nordwand der Kirche und riss ein zwei Meter großes Loch. Es wurden alle Fenster der Wallfahrtskirche sowie der Altar der Gnadenkapelle beschädigt. Die Schäden wurden bis 1948 behoben.

Renovierung

Von 2006 bis 2012 wurde unter der Projektleitung des Staatlichen Bauamts Weilheim die Gnadenkapelle total saniert und das Erscheinungsbild von 1747 wiederhergestellt. Die stark gealterte und deformierte Dachkonstruktion wurde erneuert, um das bereits verformte Deckenfresko vor weiterer Beschädigung zu bewahren. Im Kapelleninneren wurde die ursprüngliche Gestaltung an Wänden und Decken freigelegt und ergänzt.

Am 15. August 2012 war die Weihe für die neuen Glocken der Kirche, die erstmals am Kirchweih-Sonntag, den 21. Oktober 2012 läuteten.[7][8] Die alten Glocken waren aus Stahl und stammten aus der Nachkriegszeit.

Die ursprüngliche Farbfassung der Gnadenmadonna aus dem 15. Jahrhundert wurde freigelegt. Für die Segnung der Gnadenkapelle am 21. Oktober 2012 durch Abt Johannes Eckert OSB erhielt die Figur ein neues Prunkgewand.[9]

Orgel

Empore mit Orgel im großen Kirchenteil

Im Jahr 2016 baute die Orgelmanufaktur Vleugels aus Hardheim ein neues Orgelwerk in dem vorhandenen historischen Orgelgehäuse eines unbekannten Erbauers des 18. Jahrhunderts. Das Instrument wurde am 16. Oktober 2016 eingeweiht und verfügt über 20 Register (darunter zwei Vorabzüge) auf zwei Manualwerken und Pedal. Außerdem hat es einen Zimbelstern; der Tremulant wirkt sich auf das gesamte Werk aus. Eine Besonderheit ist ihre Tastenheizung für beide Manualwerke.[10]

I Hauptwerk C–g3
1. Principal 8′
2. Holzflöte 8′
3. Octave 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Nasard (vorab Nr. 6) 223
6. Sesquialtera II 223
7. Superoctave 2′
8. Larigot (vorab Nr. 9) 113
9. Mixtur IV 113
10. Spanische Trompete (B/D) 8′
II Positiv C–g3
11. Copula 8′
12. Quintatön 8′
13. Waldflöte 4′
14. Flageolett 2′
15. Gemsquinte 113
16. Cor anglais 8′
Tremulant
Pedal C–f1
17. Subbass 16′
18. Violonbass 8′
19. Bassettl 4′
20. Fagott 16′
  • Koppeln: I/II, I/P, II/P, I-Sub,
  • Nebenregister: Cymbelstern, Glockenspiel, Nachtigall, Tastenheizung für beide Manualklaviaturen

Varia

  • Es gibt nach alten Originalen nachgebildete Wallfahrtsmedaillen in unterschiedlichen Ausführungen zu kaufen.

Literatur

  • Georg Dehio (Begr.), Ernst Götz u. a. (Bearb.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbayern. 3. Auflage 2006. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin, S. 487 f. ISBN 978-3-422-03115-9.
  • Hohenpeißenberger Kirchenführer. 2. Auflage. Gestaltung und Druck: Karl Motz, Schongau.
  • Wallfahrtsstätte Hohenpeißenberg. Text: Georg Jocher, Pastoralreferent, Fotos: Rudolf Hochenauer und Hans Jürgen Stein. 3. Auflage 2015, Druck: Telezentrum Herzogsägmühle, ohne ISBN.
  • Georg Jocher: Hohenpeißenberg Gnadenberg. Die Geschichte der Wallfahrt, von ca. 1984, Gesamtherstellung: EOS St. Ottilien.
  • Jakob Mois: Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau auf dem Hohenpeißenberg. In: Historischer Verein von Oberbayern (Hrsg.): Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, München 1949, S. 1–83, ISSN 0932-0946

Einzelnachweise

  1. Franz Hohenleithner: Kleine Ortsgeschichte von Hohenpeissenberg, Druck: Hans Eiband, Hohenpeißenberg 1954, S. 2 f.
  2. Hubert Assum, Max Biller: Ortsporträt. In: Max Biller: Hohenpeißenberger Heimatlexikon. S. 434 f.
  3. Georg Jocher: Der Hohe Peißenberg – ein Wallfahrtsberg. In: Max Biller: Hohenpeißenberger Heimatlexikon. S. 264.
  4. Irma Kustatscher-Pernter: Der Meraner Maler Matthias Pussjäger (= Veröffentlichungen der Universität Innsbruck Bd. 113). Innsbruck 1978. S. 28
  5. Franz Hohenleithner: Kleine Ortsgeschichte von Hohenpeissenberg, Druck: Hans Eiband, Hohenpeißenberg 1954, S. 18.
  6. Hans Rohrmann: Die Wallfahrtskirche auf dem Hohen Peißenberg – Zur Restaurierung des Gnadenkapelle. In: Lech-Isar-Land. Jahrbuch von 2009/2010, S. 255.
  7. Münchner Kirchenzeitung vom 26. August 2012.
  8. Kreisbote vom 22. August 2012.
  9. Pressestelle des Erzbistums München und Freising, 17. Oktober 2012, http://www.erzbistum-muenchen.de/Page006352_24256.aspx@1@2Vorlage:Toter Link/www.erzbistum-muenchen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  10. zur Orgel und zur Disposition, jeweils auf der Website der Orgelbaufirma.

Weblinks

Commons: Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 48′ 3″ N, 11° 0′ 46″ O