Walter Gericke
Walter Gericke (* 23. Dezember 1907 in Bilderlahe; † 19. Oktober 1992[1] in Alsfeld) war ein deutscher Offizier, der u. a. als Bataillonskommandeur der Fallschirmjäger an der Luftlandeschlacht um Kreta während des Zweiten Weltkriegs teilnahm. Später kommandierte er das Fallschirmjägerregiment 11 und nahm in Italien an der Schlacht von Anzio teil. Nach dem Krieg trat er im Zuge der Wiederbewaffnung in die Bundeswehr ein und befehligte von 1962 bis 1965 als Generalmajor die 1. Luftlandedivision. Er verfasste eine Reihe von teils propagandistischen Schriften über das Fallschirmspringen.
Leben
Von 1929 bis 1935 war Gericke Angehöriger der Polizei, erst der Polizei der Weimarer Republik und ab 1933 der Ordnungspolizei. Am 31. August 1935 wurde Gericke zum Oberleutnant der Landespolizei befördert und trat einen Monat später mit diesem Dienstgrad in die Luftwaffe ein. Dort führte er zunächst eine Kompanie im Fallschirmjägerbataillon des Regiments „General Göring“.[2] Bei Kriegsausbruch war er Chef der 4. Kompanie des Fallschirmjäger-Regiments 1 der 7. Flieger-Division.
Während der Besetzung Dänemarks im Rahmen des Unternehmens Weserübung am 9. April 1940 besetzte Gericke mit seiner Kompanie nach kurzem Gefecht die Storstrømsbroen zwischen den Inseln Falster und Seeland. Für seinen Einsatz wurde Gericke das Eiserne Kreuz II. Klasse verliehen.[2] Am ersten Tag des Westfeldzugs, dem 10. Mai 1940, eroberte Gerickes Kompanie die Straßenbrücke in Dordrecht. Für diesen Einsatz wurde Gericke mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Anschließend wurde er zum Stab des Fliegerführers Drontheim versetzt, wo er bis zum Kretaeinsatz verblieb.
Gericke kommandierte als Hauptmann das IV. Bataillon des Luftlande-Sturmregiments 1 bei der Luftlandeschlacht um Kreta, wo er mit seinem Bataillon am 20. Mai 1941 über Maleme absprang. Für den Einsatz auf Kreta wurde er am 14. Juni 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.[3] In der Winterkrise 1941/42 wurde er mit seinem Bataillon an der Ostfront am Mius und Wolchow eingesetzt. Anschließend war er als Kommandeur eines Ausbildungsbataillons in Frankreich tätig.
Nach dem Waffenstillstand von Cassibile im September 1943 kommandierte er das II. Bataillon des Fallschirmjägerregiments 6 der 2. Fallschirmjäger-Division beim Angriff auf das Hauptquartier der italienischen Armee im Palazzo Orsini in Monterotondo, mit dem die italienische Militärführung ausgeschaltet werden sollte. Dafür wurde er am 12. Dezember 1943 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet.[3] Ab Oktober 1943 kommandierte Gericke das aus seinem Bataillon neu formierte Fallschirmjägerregiment 11 und nahm mit diesem Anfang 1944 an der Schlacht von Anzio teil. Dafür wurde er am 17. September 1944 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet.[3]
Anschließend wurde er als Leiter der Führerschule des I. Fallschirm-Korps in Italien eingesetzt und dort zum Oberstleutnant befördert.[2] Bei Kriegsende kommandierte Gericke, mittlerweile zum Oberst befördert, die 21. Fallschirmjäger-Division, die nie vollständig aufgestellt wurde, jedoch noch an Kämpfen in Holland und im Norden Deutschlands teilnahm. Er kapitulierte mit seiner Division bei Varel in Oldenburg am 8. Mai 1945 und wurde in britische Kriegsgefangenschaft verbracht. Die Briten setzten Gericke als Kommandeur des Reservationsgebietes im Bereich Jever ein und ließen ihn als Volontär in einem Textilkaufhaus arbeiten, um seine zivile Karriere vorzubereiten. Er wurde am 9. November 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, erhielt aber die Auflage, die britische Zone nicht zu verlassen.
Da seine Frau mit den beiden Kindern zwischenzeitlich aus Stendal vor dem Einmarsch der Russen in die amerikanisch besetzte Zone nach Alsfeld geflohen war, setzte er sein Volontariat zunächst fort, bis er im Juni 1947 die Erlaubnis zur Übersiedelung nach Alsfeld erhielt.
Gericke arbeitete dort zunächst in einer Textilfabrik und betätigte sich unter anderem als Vorsitzender der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Alsfeld am Wiederaufbau.[2] 1952 wurde er zum Stadtrat gewählt. Er engagierte sich im Bund ehemaliger deutscher Fallschirmjäger und wurde dort 1953 zum 2. Bundesleiter gewählt. 1955 wurde er 1. Vorsitzender.
Walter Gericke trat 1956 als Oberst in die Bundeswehr ein. Unter seiner Führung entstand in Altenstadt bei Schongau die Fallschirmjägerschule, die heutige Luftlande-/Lufttransportschule. Für seine Verdienste um die Region erhielt Gericke am 2. November 1961 die goldene Ehrenmedaille der Stadt Schongau.
Am 12. September 1961 erfolgte seine Ernennung zum Brigadegeneral und am 1. Oktober 1962 löste er Generalmajor Hans Kroh (ebenfalls ein Teilnehmer an der Kreta-Luftlandung) als Kommandeur der 1. Luftlandedivision ab. Am 25. September 1963 wurde Gericke zum Generalmajor befördert. Für seine Verdienste um den Aufbau der Bundeswehr wurde ihm am 25. März 1965 von Bundespräsident Heinrich Lübke das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.„Das Stabsgebäude der zentralen Ausbildungsstätte der Fallschirmtruppe in Altenstadt trägt bis heute Gerickes Namen. Gericke wohnte der Enthüllung des Namenszuges persönlich bei.“[4]
Gericke war verheiratet. Aus seiner Ehe gingen zwei Kinder hervor.[5]
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Soldaten fallen vom Himmel. Schützen-Verlag, Berlin 1940. (Auch erschienen auf Schwedisch,[6] Rumänisch[7] und Tschechisch.)
- Fallschirmjäger hier und da. Schützen-Verlag, Berlin 1941.
- Von Malemes bis Chania – Kampf und Sieg des Sturmregiments. Verlag Die Wehrmacht, Berlin 1943.
- Da gibt es kein zurück…! - Streiflichter vom Kampf um Kreta, der Inselfestung im Mittelmeer. Fallschirmjäger-Verlag, Münster/Westfalen 1955.
- Hurra, wir springen. Motz, Schongau 1974. (Geschichte der Fallschirmjäger und des Fallschirmspringens, primär ein Fotobuch.)
- Unvergessen, Kreta 1941-1991. Druckhaus Goldammer Scheinfeld 1991 (Sonderheft des Bundes Deutscher Fallschirmjäger).
- Dort oben auf dem Burglachberg. Luftlande- und Lufttransportschule, Altenstadt 1976 (Bildband anlässlich des 20-jährigen Bestehens der LL/LTS in Altenstadt)
Literatur
- Franz Thomas und Günter Wegmann: Die Ritterkreuzträger der Deutschen Wehrmacht, Teil 2: Fallschirmjäger, Biblio-Verlag, Bissendorf 1986, ISBN 3-7648-1461-6 (Mit einem Vorwort von Walter Gericke.)
- Dermot Bradley: Die Generale und Admirale der Bundeswehr, Band 2 (Gaedcke-Hoff), Osnabrück 2000, ISBN 978-3-7648-2369-6.
Weblinks
ARD Mediathek-Beitrag: Portrait General Walter Gericke vom 8. August 1963
Einzelnachweise
- ↑ Clemens Range: Die geduldete Armee. 50 Jahre Bundeswehr. Translimes Media, 2005, ISBN 3-00-015382-9, S. 268–292.
- ↑ a b c d Karl Alman: Sprung in die Hölle, Erich Pabel Verlag, Rastatt 1964, S. 112 ff
- ↑ a b c Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 332.
- ↑ Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger / hrsg. von Magnus Pahl und Armin Wagner; Militärhistorisches Museum Dresden, Berlin 2021, S. 167.
- ↑ Bradley S. 49.
- ↑ Soldater falba fran himlen, Dagens Böcker, Malmö 1941.
- ↑ Din cer, cad soldaţi… Tiparul Românesc, Bukarest 1942.
Personendaten | |
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NAME | Gericke, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Offizier, zuletzt Generalmajor der Bundeswehr |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1907 |
GEBURTSORT | Bilderlahe |
STERBEDATUM | 19. Oktober 1991 |
STERBEORT | Alsfeld |