Walter de Gruyter (Verlag)

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Walter de Gruyter GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1918
Sitz Berlin
Leitung Carsten Buhr[1][2]
Mitarbeiterzahl 350
Umsatz 57,6 Millionen Euro (2014)
Branche Verlag
Website www.degruyter.com

Die Walter de Gruyter GmbH (kurz De Gruyter [də ˈɡʁɔʏ̯tɐ] genannt, auch WDeG abgekürzt) ist ein Wissenschaftsverlag in Berlin.

De Gruyter gibt jährlich über 1300 neue Titel heraus, die Hälfte davon in englischer Sprache. Zudem werden 750 Fachzeitschriften und Online-Datenbanken veröffentlicht. Seit 2008 bietet De Gruyter seine Inhalte auch in elektronischer Form auf einer verlagseigenen, integrierten Plattform an.

Unter dem Imprint De Gruyter Open ist Verlagsgruppe De Gruyter[3] der drittgrößte Open-Access-Verlag.[4]

Fachgebiete

Die Fachgebiete des Verlages sind:

Mit der De Gruyter e-dition macht der Verlag mehr als 50.000 Titel aus über 260 Jahren Verlagsgeschichte wieder verfügbar. Jeder Titel ist sowohl elektronisch als auch als Hardcover-Reprint erhältlich. Im Weiteren ist De Gruyter ein Partner von Google Book Search. Nahezu alle Titel aus dem Verlagsprogramm sind dort auszugsweise präsent.

Geschichte

Der Verlag mit Hauptsitz in Berlin und Dependancen in Boston (bis Frühjahr 2011 New York) und Peking (seit August 2011) wurde von Walter de Gruyter aufgebaut, der die folgenden Verlage am 31. Dezember 1918 durch Fusion zu einem wissenschaftlichen Universalverlag zusammenschloss:

Die damalige Kommanditgesellschaft mit der Firma Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. hatte zunächst neben de Gruyter vier weitere Komplementäre, und jeder der fünf brachte weniger als die Hälfte des Kapitals ein, de Gruyter jedoch fast 50 %.[5] Im November 1920 verkaufte Otto von Halem seinen Geschäftsanteil an seinen Widersacher de Gruyter, der damit die Mehrheit besaß und im Jahr 1922 nochmals auf 77 % erhöhte.[6] Ab 1. Januar 1923, weniger als fünf Jahre nach seiner Gründung, hieß das Unternehmen nur noch Walter de Gruyter & Co.[7] Nach dem Tod von Walter de Gruyter im Jahr 1923 wurde sein Schwiegersohn Herbert Cram zum Nachfolger in der Geschäftsleitung aufgebaut.

Für die NS-Zeit kam Melanie Mienert zum Fazit, dass „[D]e Gruyter kein aktiver Nazi-Verlag [war] und nur wenige Mitarbeiter […] Mitglied in der Partei“ waren.[8] Nach Klaus G. Saur gehörte De Gruyter zu der Mehrzahl der deutschen Verlage, die „weiter gearbeitet und sich mehr oder weniger angepasst oder arrangiert haben“.[9]

Der Verlag erwarb 1977 De Gruyter Mouton, ursprünglich als Verlagshaus Mouton Publishers in Den Haag geführt, der nun als Imprint auf die Herausgabe linguistischer Bücher sowie akademischer Journale, Nachschlagewerke und Bibliographien spezialisiert ist.[10]

Im August 2006 wurden der Max Niemeyer Verlag (Tübingen) und der K. G. Saur Verlag (München) übernommen und mit dem bestehenden Programm fusioniert. Der Verlagssitz in Tübingen wurde 2012 geschlossen. Im April 2012 übernahm De Gruyter den in Basel ansässigen, auf Architektur spezialisierten Birkhäuser Verlag. Der österreichische AMBRA Buchverlag, der aus dem früheren Kunst- und Architekturprogramm Springer Wien New York hervorgegangen war, wurde von Birkhäuser im Juli 2014 übernommen. Zum Jahresbeginn 2013 übernahm De Gruyter zudem den Akademie Verlag (Berlin) und den Oldenbourg Wissenschaftsverlag (München).[11] Im Jahr 2012 erwarb De Gruyter auch den Open-Access-Verlag Versita.[12] Seit 2014 ist Versita vollständig unter dem Imprint-Titel De Gruyter Open integriert, der auch mehrere so genannte Mega-Zeitschriften, oder mega journals,[13] und einen Blog[14] über den offenen Zugang in der Akademie beherbergt, in Anbetracht der wachsenden globalen Beliebtheit des offenen Zugangs zwischen Forschern und akademischen Institutionen.[15]

Zu den bekanntesten Editionen des Verlags zählen die kritische Gesamtausgabe Friedrich Nietzsches und die gesammelten Schriften von Immanuel Kant sowie die kritischen Gesamtausgaben von Ludwig Achim von Arnim,[16] von Friedrich Schleiermacher sowie die von Ernst Troeltsch.[17] Seit 1998 erscheint die Ferdinand Tönnies Gesamtausgabe. Bei den Zeitschriften zählt das Journal für die reine und angewandte Mathematik (Crelle’s Journal) zu den weltweit bedeutendsten seiner Disziplin. Auch dem breiteren Publikum bekannte Werke sind zum Beispiel Pschyrembel – Klinisches Wörterbuch der Medizin und Kluge – Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Ein weiteres Wörterbuchprojekt ist das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch.

Die Walter de Gruyter Stiftung bezweckt die Förderung von Wissenschaft und Forschung.[18]

Literatur

  • Gerhard Lüdtke: Der Verlag Walter de Gruyter & Co. Sizzen aus der Geschichte der seinen Aufbau bildenden ehemaligen Firmen, nebst einem Lebensabriß Dr. Walter de Gruyter’s. Walter de Gruyter, Berlin/Leipzig 1924.
  • Doris Fouquet-Plümacher: Aus dem Archiv des Verlages Walter de Gruyter. Briefe, Urkunden, Dokumente. Walter de Gruyter, Berlin 1980, ISBN 3-11-008513-5 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Freie Universität Berlin, 17. Oktober bis 6. Dezember 1980).
  • Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Walter de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-016698-4 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, Staatsbibliothek zu Berlin, 30. September bis 20. November 1999).
  • Hellen Müller: Wissenschaft und Markt um 1900. Das Verlagsunternehmen Walter de Gruyters im literarischen Feld der Jahrhundertwende. Max Niemeyer, Tübingen 2004, ISBN 3-484-35104-7.
  • Melanie Mienert: Herbert Cram, Fritz Homeyer und „Der Strick“ – Der Verlag Walter de Gruyter im „Dritten Reich“. In: Klaus G. Saur (Hrsg.): Verlage im »Dritten Reich« (= Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderband 109). Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-465-04175-7, S. 51–60.
  • Angelika Königseder: Walter de Gruyter. Ein Wissenschaftsverlag im Nationalsozialismus. Mohr Siebeck, Tübingen 2016, ISBN 978-3-16-154393-7.

Weblinks

Commons: Verlag Walter de Gruyter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Umbau im Management. In: boersenblatt.net. Börsenblatt, 23. Oktober 2014, abgerufen am 27. Oktober 2014.
  2. Anke Beck geht nach 24 Jahren. Börsenblatt, 26. März 2018, abgerufen am 23. September 2018.
  3. Vgl. www.degruyter.com: Rechte und Lizenzen.
  4. De Gruyter erwirbt Versita und wird zum drittgrößten internationalen Open Access-Verlag. Pressemeldung von De Gruyter vom 9. Februar 2012.
  5. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 201.
  6. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 204.
  7. Anne-Katrin Ziesak: Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999. Berlin 1999, S. 241.
  8. Melanie Mienert: Herbert Cram, Fritz Homeyer und „Der Strick“ – Der Verlag Walter de Gruyter im „Dritten Reich“. In: Klaus G. Saur (Hrsg.): Verlage im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main 2013, S. 51–60, hier S. 59.
  9. Klaus G. Saur: Verlage im Nationalsozialismus. In: Ders. (Hrsg.): Verlage im „Dritten Reich“. Frankfurt am Main 2013, S. 9–15, hier: S. 11.
  10. De Gruyter Mouton. De Gruyter, abgerufen am 27. September 2016.
  11. De Gruyter kauft Oldenbourg Wissenschaft und Akademie. In: boersenblatt.net. 16. Februar 2013, abgerufen am 14. Januar 2017.
  12. spolanka: DeGruyter acquires Versita, increasing their open-access publishing business (englisch) 9. Januar 2012. Archiviert vom Original am 21. September 2013. Abgerufen am 8. April 2017.
  13. De Gruyter Open converts eight subscription journals to Open Access megajournals (englisch) In: De Gruyter Open. 29. September 2014. Archiviert vom Original am 24. Dezember 2014. Abgerufen am 8. April 2017.
  14. OpenScience. In: De Gruyter Open.
  15. P. Visakhi: Global Shift Towards Open Access Publishing: Key Challenges for Research Community. INFLIBNET Centre, Gandhinagar November 2016, ISBN 978-93-81232-06-4 (ir.inflibnet.ac.in [Abstract]; PDF; 139 kB).
  16. Ludwig Achim von Arnim: Werke und Briefwechsel – Forschungsaktivitäten, Sammlungen und Bestände. Abgerufen am 10. November 2021 (deutsch).
  17. Kritische Gesamtausgabe. In: Ernst-Troeltsch-Gesellschaft e. V. Abgerufen am 29. April 2021 (deutsch).
  18. Tobias Bohm: Stiftungszweck. Walter de Gruyter Stiftung, abgerufen am 12. September 2014.

Koordinaten: 52° 30′ 16,2″ N, 13° 21′ 36,8″ O