Dienst (Architektur)

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Mit Dienst wird im Zusammenhang mit der romanischen und insbesondere der gotischen Architektur eine vergleichsweise schlanke Viertel-, Halb- oder Dreiviertelsäule, aber auch eine En-Délit-Säule (wie z. B. im Chor der Kathedrale von Laon) bezeichnet, die einem Pfeiler oder einer Wand scheinbar vorgelegt ist. Eine Gruppe von kleinen und großen Diensten, die gemeinsam um einen Pfeilerkern oder an einer Wand angeordnet sind, bezeichnet man auch als Dienstbündel. Ein mehr oder weniger dicht von Diensten umstandener Pfeiler wird auch Bündelpfeiler genannt. Dienste setzen sich in die Gurte bzw. Grate oder Rippen eines Gewölbes hinein fort und tragen deren Lasten ab.

Geschichte

Antike oder frühmittelalterliche Dienste sind unbekannt; sie entwickeln sich erst in der Baukunst der Romanik, setzen sich aber bis in die Gotik hinein fort. Die Bezeichnung taucht erstmals in den Wochenrechnungen des Prager Dombaus 1372/78 als „dinst“ auf und wurde von Georg Gottfried Kallenbach um die Mitte des 19. Jahrhunderts in die baugeschichtliche Literatur eingeführt.[1]

Begriffliche Differenzierungen

Es wird auch differenziert zwischen

alten Diensten
verhältnismäßig kräftige Fortsetzungen der Quergurte,[2]
jungen Diensten
vergleichsweise schlanke Fortsetzungen der Längsgurte sowie der Diagonalrippen bzw. Kreuzrippen.[2]

Gebräuchlich sind alternativ die Bezeichnungen „starke“ und „schwache“ Dienste.[3]

Andere Autoren bezeichnen demgegenüber die Fortsetzungen sowohl der Quer- als auch der Längsgurte als alte Dienste und nur diejenigen gotischer Rippen als neue Dienste.[4]

Literatur

  • Ernst Gall: Dienst. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 3, 1954, Sp. 1467–1479.

Einzelnachweise

  1. Satz nach Günther Binding: Was ist Gotik? Darmstadt 2000, V.5. Rundpfeiler, Gliederpfeiler, Bündelpfeiler, S. 227.
  2. a b Satz nach Wilfried Koch: Baustilkunde, 27. Auflage, Gütersloh/München 2006, Stichwortverzeichnis Dienst [171].
  3. Reclam: Kleines Wörterbuch der Architektur. S. 100, Abb. 79.
  4. Satz nach Fritz Baumgart: DuMont’s kleines Sachlexikon der Architektur. Köln 1977, Lemma Dienst.