Wapedia
Wapedia war ein kommerzielles Produkt, welches die Inhalte der freien Enzyklopädie Wikipedia für mobile Geräte wie PDAs und Mobiltelefone anpasste. Im Unterschied zu anderen Projekten setzte Wapedia dabei eine Internetverbindung, zum Beispiel über GPRS oder UMTS, voraus. Betreiber der 2004 von Florian Amrhein gegründeten Wapedia war die Taptu Ltd mit Sitz in Cambridge, Großbritannien. Wapedia wurde im November 2013 eingestellt.[1]
Layout
Die Inhalte der Wikipedia wurden über einen eigenen Parser – je nach Fähigkeit des Endgeräts – in WML, XHTML MP oder für PDAs in simples HTML umgesetzt. Die Größe der Bilder wurde dem jeweiligen Bildschirm angepasst. Lange Artikel wurden in kleinere Abschnitte unterteilt, um den kleinen Bildschirmen, dem Arbeitsspeicher und der Rechenleistung der Geräte gerecht zu werden. Ergänzt wurden die Darstellungen durch Werbeeinblendungen.
Technische Einzelheiten
Es wurden mehr als 100 Wikipedia-Sprachversionen unterstützt, darunter alle, die mindestens 1000 Artikel vorweisen konnten, darüber hinaus ausgewählte weitere. Neben der automatischen Erkennung der Gerätefähigkeiten konnte der Benutzer selbst verschiedene Parameter ändern, um so die Ausgabe seinen Wünschen anzupassen. So konnte zum Beispiel die Länge der Seiten oder die Größe der Bilder angepasst werden.
Aktualisierung der Artikel
In einer eigenen Datenbank wurden sämtliche Artikel der Wikipedia gespeichert. Diese Artikel wurden über die regelmäßigen XML-Dumps der Wikipedia-Datenbank aktualisiert und waren daher wenige Wochen alt.
Neben diesem Datenbestand, der vor allem auch für die eigene Suchmaschine wichtig war, wurde bei jedem Abruf eines Artikels geprüft, ob es in der Wikipedia mittlerweile eine aktuellere Version des Artikels gab. Dieser wurde dann angezeigt und in der lokalen Datenbank gespeichert, so dass für nachfolgende Leser desselben Artikels keine weitere Anfrage bei einem Wikipedia-Server gemacht werden musste. Schlug das Aktualisieren jedoch fehl, weil z. B. der Server zu langsam war oder gar nicht antwortete, wurde die alte lokal gespeicherte Artikelversion dargestellt.
Diese Mischung aus einer eigenen Datenbank und proxyhaftem Verhalten bot folgende Vorteile:
- Es wurde normalerweise die aktuelle Version eines Artikels angezeigt.
- Bei Ausfall der Wikipedia-Server oder wenn diese wegen Überlastung nur langsam reagierten, konnte trotzdem der gewünschte Artikel bereitgestellt werden, wenn auch nicht in einer aktuellen Version.
- Durch den komplett vorliegenden Artikelbestand konnte eine lokal arbeitende Suchmaschine eingerichtet werden, um so ebenfalls von den Wikipedia-Servern unabhängig zu sein.
- Die Wikipedia-Server wurden im Vergleich zu einer simplen Proxy-Lösung deutlich weniger belastet, da nur relativ selten ein Artikel angefordert werden musste.
Bilder
Die Bilder der Wikipedia wurden in einem lokalen Cache gehalten und für die jeweiligen Endgeräte und deren Displayauflösungen skaliert. In den Texten wurden die Bilder lediglich als Thumbnails angezeigt, um das für die Benutzer oft teure Datenvolumen gering zu halten; es gab jedoch eine Vollbildansicht für jedes Bild.
Beim ersten Zugriff auf ein Bild wurde dieses von den Wikipedia-Servern geladen, danach normalerweise nie wieder.
Suchmaschine
Wapedia unterhielt eine eigene Suchmaschine, so dass Suchanfragen schnell und ohne Abhängigkeit von den Wikipedia-Servern beantwortet wurden. Dabei wurde die gleiche Suchtechnik wie auf Wikipedia verwendet: eine auf Apache Lucene basierende Software.
Bearbeiten von Artikeln
Wapedia ermöglichte nicht selbst das Bearbeiten von Artikeln:
- Geräte, die eine komfortablere Eingabe ermöglichen, verfügen meist über einen Web-Browser, mit dem man die Wikipedia direkt erreichen kann. Die Wapedia verlinkte unter jedem Artikel, und auf Wunsch auch bei jedem Absatz, auf die Bearbeiten-Funktion der Wikipedia, so dass es bei solchen Geräten keine Komforteinbußen gab. Die Geräte, die die Bearbeitungsfunktion der Wikipedia nicht darstellen konnten, verfügen meist nur über eingeschränkte Texteingabemöglichkeiten, wie Nummerntastatur oder Stift, bei denen eine Bearbeitungsfunktion nur sehr selten sinnvoll war.
- Viele Mobiltelefone akzeptieren nur eine begrenzte Textlänge in HTML-Formularen. Würde jemand mit einem solchen Gerät einen etwas längeren Text oder Absatz bearbeiten und danach abspeichern, so hätte er leicht ohne böse Absicht Artikel verstümmeln können.
- Die Wapedia hätte beim Bearbeiten wie ein anonymisierender Proxy gearbeitet, so dass Vandalismus in der Wikipedia erleichtert worden ware.
- Beim nicht-anonymen Bearbeiten hätten Login-Informationen übertragen werden müssen, was ein Sicherheitsrisiko hätte darstellen können. Viele Benutzer hätten nicht bemerkt, wenn ihr Passwort von einem Dritten mitgelesen worden wäre.
Technik
Es wurden vier Server eingesetzt, die jeweils über einen Webserver (Apache) verfügten. Auf zweien dieser Server wurde eine eigene Datenbank (MySQL) betrieben. Die Server waren unabhängig voneinander, da sie jeweils die gesamte Datenbasis an Artikeln gespeichert hatten. Die Datenbanken synchronisierten sich untereinander, so dass beide Datenbanken dieselbe Aktualität aufwiesen, und Ausfälle einzelner Rechner so keine großen Auswirkungen hatten.
Wapedia-App
Für Geräte mit den Betriebssystem Apple iOS und Android wurde seit 2009 eine lokal installierbare App angeboten. Neben einer kostenpflichtigen Version gab es eine für den Endnutzer kostenfreie, werbefinanzierte Variante.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://goodbye.wapedia.mobi/wapedia.html (Memento vom 4. November 2013 im Internet Archive)