Wareneinkaufsfinanzierung

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Ablauf Wareneinkaufsfinanzierung über Finanzierungsgesellschaft.
Ablauf Wareneinkaufsfinanzierung über Finanzierungsgesellschaft.

Die Wareneinkaufsfinanzierung (auch Waren- bzw. Einkaufsfinanzierung) ist eine Methode der Finanzierung, die Unternehmen einen Zahlungsaufschub bei der Bezahlung ihrer Wareneinkäufe gewährt und sie auf diese Weise mit Working Capital ausstattet. Dabei handelt es sich um eine etablierte Alternative und Ergänzung zu traditionellen Betriebsmittelkrediten und Kontokorrentlinien.

Definition und Hintergrund

Mit der Wareneinkaufsfinanzierung können Unternehmen kurzfristig ihre Liquidität erhöhen und Lieferengpässe vermeiden. Durch das verlängerte Zahlungsziel lassen sich Wareneinkäufe planmäßig und zielgerichtet finanzieren.

Der Abwicklungsprozess erfolgt unabhängig von Banken und vergleichsweise unkompliziert über einen Finanzdienstleister.

Ablauf des Prozesses der Wareneinkaufsfinanzierung

Während das Unternehmen die benötigte Ware selbst beim Lieferanten bestellt, kauft der Finanzdienstleister diese unter Eigentumsvorbehalt für das Unternehmen auf eigene Rechnung ein. D.h. der Finanzdienstleister tritt als Rechnungsträger auf.

Die Lieferung der bestellten Ware erfolgt unmittelbar an den Kunden. Der Finanzdienstleister gewährt dem Unternehmen ein Zahlungsziel (i.d.R. 30 bis zu 90 Tagen). Erst mit Bestätigung der erfolgreich gelieferten Ware fordert der Finanzdienstleister den Rechnungsbetrag vom Unternehmen zurück.

Die Weiterberechnung an das Unternehmen erfolgt mit einem entsprechenden Zinsbetrag, der sich u.a. nach der Länge des Zahlungsziel sowie Faktoren wie Bonität und weiteren quantitativen und qualitativen Betriebskennzahlen berechnet.

Um Betrugsfälle zu vermeiden (Fraud Protection) dienen üblicherweise Warenkreditversicherungen, ein Eigentumsvorbehalt sowie weitere Ausschlussvereinbarungen bzgl. Mängel- und Gewährleistungsrechten zur Absicherung der Wareneinkaufsfinanzierung.

Abgrenzung zu Finetrading

Die Wareneinkaufsfinanzierung wird häufig mit Finetrading gleichgesetzt, was jedoch nur eine Methode der Wareneinkaufsfinanzierung darstellt, bei der ein bankenunabhängiges Unternehmen mit dem Lieferanten einen Vertrag abschließt.

Eine auf dem deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt bekannte Form der Wareneinkaufsfinanzierung ist das sogenannte IBIF (InBetweenerInvoiceFinance) Modell.