Wassili Wassiljewitsch Ulrich

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Wassili Ulrich als Richter (1924)

Wassili Wassiljewitsch Ulrich (russisch Васи́лий Васи́льевич У́льрих; * 1. Julijul. / 13. Juli 1889greg. in Riga; † 7. Mai 1951 in Moskau) war ein sowjetischer Jurist, Generaloberst und Vorsitzender des Militärkollegiums des Obersten Gerichts der UdSSR (1926–1948).[1][2]

Leben

Ulrichs Vater, der aus einer deutsch-baltischen Familie kam, war ein lettischer Revolutionär, während die Mutter einem russischen Adelsgeschlecht entstammt sein soll. Wegen der Tätigkeit des Vaters wurde die Familie nach Sibirien zwangsumgesiedelt. Sie lebte im Gouvernement Irkutsk.

Wassili Ulrich heiratete Anna Kassel, die seit 1910 Mitglied der SDAPR (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands) und Sekretärin von Wladimir Iljitsch Lenin war. Er begann 1910 ein Studium mit kaufmännischer Ausrichtung am Rigaer Polytechnischen Institut (heute Technische Universität Riga), das er 1914 abschloss, und nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach seinem Eintritt in die Bolschewistische Bewegung wurde Trotzki auf ihn aufmerksam und rekrutierte ihn für die Tscheka.

Karriere

Im Bürgerkrieg war Ulrich Militärrichter. Seit 1926 leitete er das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR. Stalin war angetan von seinem lakonischen Verhandlungsstil. Ulrich war unter anderem der Vorsitzende Richter während des Schauprozesses 1937 gegen Marschall Michail Tuchatschewski[3] und seine mitangeklagten Generäle der Roten Armee Robert Eidemann (1895–1937), Boris Feldman, Iona Jakir, August Kork, Witali Primakow und Witowt Putna (1893–1937). Alle wurden zum Tode verurteilt und erschossen.

Unter den von Ulrich zum Tode verurteilten Personen waren unter anderem der Mörder[4] von Sergei Kirow, Leonid Nikolajew, der bekannte Theaterregisseur Wsewolod Meyerhold sowie die Journalisten und Schriftsteller Michail Kolzow[5] und Isaak Babel.

Das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR hatte seinen Sitz von 1934 bis 1955 an der Nikolskaja-Straße 23 in Moskau, in dessen Räumen alleine 1936 bis 1938 über 31.000 Menschen zum Tod verurteilt und exekutiert wurden, teils ohne überhaupt angehört worden zu sein.[6]

Nach 1945 leitete der mehrfach hochdekorierte Ulrich das Tribunal gegen die Führung der Polnischen Heimatarmee. 1948 wurde er wie viele andere Richter abgesetzt. Bis zu seinem Tode 1951 leitete er die Militärrechtsakademie.

Literatur

  • Robert Conquest: Der große Terror. Sowjetunion 1934–1938, 2. Aufl., München: Langen-Müller, 2001, ISBN 978-3-7844-2415-6.
  • Donald Rayfield: Stalin und seine Henker, München: Blessing-Verlag, 2004, ISBN 3-89667-181-2.
  • Eugen Ruge: Metropol. Rowohlt, Hamburg 2019, ISBN 978-3-498-00123-0 (429 Seiten, mit direkten Bezügen zu W. W. Ulrich).

Einzelnachweise

  1. Wadim S. Rogowin: Gab es eine Alternative »Die Partei der Hingerichteten«, Band 5, MEHRING Verlag GmbH, 1999, S. 564
  2. Robert Conquest: Er wird uns alle abschlachten »Stalins große Säuberung«. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1971 (online).
  3. Herbert Ammon: Wassili Blücher – der Heros im Maelstrom der Revolution. Abgerufen am 1. September 2014.
  4. Deutschlandradio: Geschichte aktuell: Der Auftakt zum offenen Terror vom 6. Dezember 2009
  5. Gisela Reller: Die Abendröte des Friedens. In: www.reller-rezensionen.de. Abgerufen am 1. September 2014 (Rezensionen von Gisela Reller zum Buch: Die Abendröte des Friedens von Wladislaw Hedeler und Nadja Rosenblum).
  6. Nikolskaya 23. In: izi.travel. Abgerufen am 23. Juli 2018 (englisch, nach Informationen von Memorial).