Watzendorf (Neuendettelsau)
Watzendorf Gemeinde Neuendettelsau Koordinaten: 49° 17′ 9″ N, 10° 50′ 19″ O
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Höhe: | 417 m ü. NHN |
Einwohner: | 52 (31. Dez. 2013)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 91564 |
Vorwahl: | 09874 |
Lage von Watzendorf in Neuendettelsau
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Watzendorf (umgangssprachlich: Watsndorf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Neuendettelsau im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).
Geografie
Durch das Dorf fließt der Watzendorfer Bach, ein rechter Zufluss der Aurach. 0,5 km nördlich befindet sich der Aschberg (434 m ü. NHN). Nordöstlich schließt sich das Waldgebiet Hotzen an, 0,5 km südlich liegt die Flur Gaßäcker. Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Wollersdorf zur Kreisstraße AN 17 (1,6 km nordöstlich) bzw. nach Reuth zur Staatsstraße 2410 (1,7 km westlich), eine weitere führt nach Suddersdorf zur AN 28 (2 km südöstlich).[3]
Geschichte
Im Jahre 1212 wurde ein „Wernhard von Watzendorph“ erwähnt, der ein Afterlehen in Vrach hatte, das dann durch den Würzburger Bischof Otto I. von Lobdeburg dem Kloster Heilsbronn freieigen vermacht wurde. Dies ist zugleich die erste Erwähnung des Ortes. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Wazo, der als Gründer des Dorfes angesehen werden kann.[4] Eine Besiedelung bereits vor dem Jahr 1000 kann angenommen werden.[5]
Das Kloster Heilsbronn erhielt dort den Zehnten teils als Geschenk Seyfrid Bruschenkels, teils von den Herren von Pfefferbalg, die ihren Zehntanteil 1336 an den 16. Abt Gamsfelder verkauft hatten.
Der 33. Abt Schörner beklagte sich über das dortige Gemeindeleben zur Reformationszeit folgendermaßen in einem Brief an den Amtmann Christoph von Seckendorf zu Windsbach: „Die dortigen Unterthanen der mancherlei (viererlei) Herrschaften sind alle voll Neid und Haß wegen Wasser, Weide, Hirtenpfründe und Weth. Da ist beständiges Klagen und Prozessiren. Wären sie Alle unter einerlei Herrschaft, so wäre der beste Rath, sie Alle zusammen in einen Thurm zu werfen und sie so lang bei Wasser und Brot darin zu lassen, bis sie einig würden. Ohne Zweifel würden sie dann bald einig werden.“[6]
Im 16-Punkte-Bericht des Oberamts Windsbach aus dem Jahr 1608 werden für Watzendorf fünf Mannschaften verzeichnet: ein Gütlein unterstand dem Kastenamt Windsbach, ein Gütlein dem Rat zu Windsbach, ein Hof dem Klosterverwalteramt Heilsbronn und zwei Höfe der Reichsstadt Nürnberg. Außerdem gab es ein kommunales Hirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[7]
Ein Bericht über den Zustand des Orts nach dem Dreißigjährigen Krieg enthält die Worte: „Oede und hinweggebrannt.“[6] Tatsächlich wurde Watzendorf völlig zerstört und erst durch Österreichische Vertriebene wiederbesiedelt.
In der Amtsbeschreibung des Pflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 werden für den Ort fünf Untertansfamilien angegeben, wovon zwei dem Pflegamt unterstanden und drei Fremdherren.[8]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Watzendorf sieben Anwesen und einem Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus. Grundherren waren das Fürstentum Ansbach (Kastenamt Windsbach: 1 Gut, 1 Gütlein; Klosterverwalteramt Heilsbronn: 1 Hof, 1 Halbhof, 1 Gut), das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Hof, 1 Halbhof).[9] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[10] Die Zahl der Anwesen war unverändert.[11]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Watzendorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Bertholdsdorf und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Aich zugeordnet.[12] 1811/12 erfolgte der Wechsel zum Steuerdistrikt Aich, es wurde aber bereits 1816 wieder dem Steuerdistrikt Bertholdsdorf zugeschlagen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Watzendorf in die neu gebildete Ruralgemeinde Wollersdorf umgemeindet.[10]
Im Jahre 1934 entdeckte der Watzendorfer Kleinbauer Peter Kohl auf seinem Acker ca. 1800 Silbermünzen, die in Leinen eingewickelt waren. Sie stammen aus einer Zeit zwischen 1220 und 1261 und stellen für diesen Zeitraum den drittgrößten Münzfund im süddeutschen Raum dar. Die Münzen wurden an Museen, Händler und Sammler in ganz Europa verkauft.[13]
Am 1. Januar 1972 wurde Watzendorf im Zuge der Gebietsreform nach Neuendettelsau eingegliedert.
Historische Ortskarte
- Ortsplan Watzendorf (Neuendettelsau).jpg
Ortsplan 1826
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2007 | 2013 |
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Einwohner | 43 | 66 | 67 | 77 | 75 | 52 | 52 | 75 | 49 | 50 | 59 | 52 | 52 |
Häuser[14] | 9 | 10 | 12 | 12 | 11 | 11 | 11 | 13 | |||||
Quelle | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [24] | [25] | [26] | [1] |
Religion
Ursprünglich waren die Bewohner nach St. Maria (Großhaslach) gepfarrt. Im Jahr 1473 wurde St. Kunigund in Reuth zur Pfarrei erhoben und löste sich mit den umliegenden Orten, zu denen auch Watzendorf zählte, von der Mutterkirche los. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts – spätestens im Jahr 1545 – wurde St. Kunigund Filiale von St. Michael (Weißenbronn) bzw. von St. Stefan (Wollersdorf).[27] 1812 wurden schließlich Watzendorf und Wollersdorf an die Pfarrei St. Georg in Bertholdsdorf abgegeben, zu der die Bewohner evangelisch-lutherischer Konfession bis heute angehören.[28] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren ursprünglich nach Unsere Liebe Frau (Heilsbronn) gepfarrt, seit 1992 sind sie nach St. Franziskus (Neuendettelsau) gepfarrt.
Vereine
- EMMA-Museum Watzendorf zur Geschichte des Ortes, mit originalen Gerätschaften aus der Zeit vor dem elektrischen Strom
- Freiwillige Feuerwehr Wollersdorf-Watzendorf, gegründet am 28. Januar 1899.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Wolzendorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 965 (Digitalisat).
- Elisabeth Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach. Inaugural-Dissertation. Erlangen 1955, DNB 480570132, S. 177–178.
- Georg Paul Hönn: Wazendorf. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 383 (Digitalisat).
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 924 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Manfred Keßler: Der Rittersitz zu Dettelsau im hohen und späten Mittelalter. Dissertation. Erlangen 2009, DNB 998940933, S. 412–422 (PDF; 11,1 MB).
- Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 293–295 (Digitalisat – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
Weblinks
- Watzendorf in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 3. September 2021.
- Watzendorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 14. September 2019.
- Watzendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
- ↑ a b Gemeindeverwaltung Neuendettelsau (Hrsg.): Neuendettelsau. Informationen, Behördenwegweiser. Neuendettelsau 2014, S. 7.
- ↑ E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 194.
- ↑ Watzendorf im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- ↑ E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 194.
M. Keßler: Der Rittersitz zu Dettelsau im hohen und späten Mittelalter, S. 412. - ↑ M. Keßler: Der Rittersitz zu Dettelsau im hohen und späten Mittelalter, S. 421.
- ↑ a b G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Band 2, S. 295.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 6. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 733.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 748.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 924.
- ↑ a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1017.
- ↑ Johann Bernhard Fischer: Wazendorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 409 (Digitalisat).
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
- ↑ Dieter Heubeck: Der Silberschatz von Watzendorf. In: Amts- und Mitteilungsblatt der Gemeinde Neuendettelsau. Nr. 26, 21. Dezember 2016, ZDB-ID 585841-0, S. 11 f. (online [PDF]).
- ↑ Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 100 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 155 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1046, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1212, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1098 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1162 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1200 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1032 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 760 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 170 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 329 (Digitalisat).
- ↑ Statistik der Einwohnerzahlen in den Ortsteilen. (Memento vom 8. September 2012 im Webarchiv archive.today) auf: neuendettelsau.eu
- ↑ G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Band 2, S. 307.
- ↑ Manfred Jehle: Kirchliche Verhältnisse und religiöse Institutionen an der oberen Altmühl, Rezat und Bibert: Klöster, Pfarreien und jüdische Gemeinden im Altlandkreis Ansbach im Mittelalter und in der Neuzeit (= Mittelfränkische Studien. Band 20). Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach 2009, ISBN 978-3-87707-771-9, S. 188.