Weltraumlagezentrum
Weltraumlagezentrum | |
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Internes Verbandsabzeichen (Wappen) | |
Aufstellung | 1. Juli 2009 |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Unterstellung | Zentrum Luftoperationen |
Sitz | Uedem |
Leitung | |
Militärischer Leiter | Oberst i. G. Marco Manderfeld |
Ziviler Leiter | Gerald Braun (DLR e. V.) |
Das deutsche Weltraumlagezentrum (WRLageZ) war eine Dienststelle der Luftwaffe der Bundeswehr mit Sitz in Uedem. Es wurde am 1. Juli 2009 aufgestellt und ist seit dem 13. Juli 2021 Teil des neuen Weltraumkommandos der Bundeswehr. Das Zentrum wurde von einer zivil-militärischen Doppelspitze befehligt.[1] Es hat die Aufgabe, deutsche weltraumgestützte zivile Systeme (TanDEM-X) sowie militärische der Bundeswehr (SATCOMBw-2 und SAR-Lupe) zu schützen. Dazu werden alle erdnahen Objekte im Weltraum überwacht und bei Bedarf aufgeklärt, um einen verlässlichen und eindeutigen Objektkatalog zu erstellen und gegebenenfalls zu verifizieren.
Aufgaben
Den Anstoß für die Errichtung des Weltraumlagezentrums gaben die durch den Generalinspekteur der Bundeswehr veröffentlichten konzeptionellen Grundvorstellungen der Bundeswehr zur militärischen Nutzung des Weltraums sowie die Überzeugung, dass die gesicherte Nutzung des Weltraums für weltweite militärische Operationen einen immer höheren Stellenwert erlangt. Aber auch außerhalb der Streitkräfte ist der uneingeschränkte Zugang zu Weltraumanwendungen mittlerweile essentiell.[2] Der internationale Luftverkehr ist heute von Satellitennavigation abhängig und ein durch Wettersatelliten gewonnener Wetterbericht hilft, Unwetter rechtzeitig vorherzusagen und Schutzmaßnahmen einzuleiten. Die Flugbahnen von ungelenkten Raketen und Artilleriegeschossen werden durch Winde, Luftdruck und Luftschichten unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit und Dichte beeinflusst. Diese Wetterdaten sind neben den Radarmessungen zur Berechnung von genauen Flugbahnen notwendig. Daher sind am Weltraumlagezentrum nicht nur die Luftwaffe, sondern auch zivile Stellen wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt.
Das Weltraumlagezentrum ist auf militärischer Seite zusammen mit dem Nationalen Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum Teil der Operationszentrale der Luftwaffe (OPZLw) und Bestandteil des Zentrums Luftoperationen.
Der zivile Anteil des ressortgemeinsamen Weltraumlagezentrums wird vom Raumfahrtmanagement im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gestellt. Gerald Braun leitet die Einrichtung seit 2011 gemeinsam mit wechselnden militärischen Ansprechpartnern in einer Doppelspitze.
Das Verbandsabzeichen (Wappen) zeigt auf Gebäuden und öffentlichen Auftritten auch das Logo des DLR.[3]
Die Aufgaben im Einzelnen lauten:
- Erstellung und Bewertung der Weltraumlage in ressortübergreifender Kooperation.
- Beratung der Entscheidungsträger auf der strategischen, operativen und bei Bedarf taktischen Ebene bezüglich der Weltraumlage und deren möglichen Einflusses auf die eigene Operationsführung.
- Erstellen und Publizieren von Warnmeldungen vor Kollisionen mit Weltraumobjekten, wie z. B. Meteoriten oder Weltraumschrott.
- Erstellen und Bereitstellen von Prognosen über den Eintritt von Objekten in die Erdatmosphäre und das mögliche Schadenspotential.
- Erstellen und Publizieren von Warnmeldungen vor Angriffen auf eigene Satelliten (boden, luft- und raumbasiert) sowie Annäherung an eigene Satelliten.
- Analysieren und Bewerten von Informationen zu Raketenstarts und Raumfahrtprogrammen sowie Rüstungsaktivitäten im Bereich ballistische Raketen, Weltraumwaffen und Antisatellitenwaffen.
- Darstellen, Analysieren und Bewerten des Systemstatus, der Leistungsdaten, der Lebensdauer und des Zustands (health status) eigener und fremder Satellitensysteme (Raum- und Bodensegmente).[4]
- Beobachtung des Weltraumwetters, d. h. der Stärke des Sonnenwindes wegen seiner Auswirkungen auf Satellitensysteme.[5]
Im September 2018 nahm das Weltraumlagezentrum ein RC-Teleskop in Betrieb.[6] Mitte 2021 ging das Phased-Array Radarsystem GESTRA (German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar) auf der Schmidtenhöhe bei Koblenz in Betrieb.[7]
Leiter
Zeitraum | Leiter |
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1. Juli 2009 bis Januar 2011 | Oberst i. G. Harald Borst |
Januar 2011 bis Dezember 2014 | Oberst i. G. Olaf Holzhauer |
Dezember 2014 bis 2017 | Oberst i. G. Thomas Spangenberg |
2017 bis 2021 | Oberst i. G. Marc Worch |
2021 | Oberst i. G. Marco Manderfeld |
Siehe auch
- Space Situational Awareness
- Space Surveillance System
- Planetary Defense Coordination Office
- Planetare Verteidigung
Weblinks
- Wächter über den Orbit – das Weltraumlagezentrum (Teil 1) (auf www.luftwaffe.de)
- Wächter über den Orbit – das Weltraumlagezentrum (Teil 2) (auf www.luftwaffe.de)
- Für eine zukunftsfähige deutsche Raumfahrt – Die Raumfahrtstrategie der Bundesregierung. (PDF; 3,9 MB) Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, November 2010, abgerufen am 7. Februar 2018.
- Cornelius Vogt: Strategische Aspekte deutscher Weltraumsicherheitspolitik. Hrsg.: Jochen Franzke (= WeltTrends Thesis. Band 13). Universitätsverlag Potsdam, Potsdam 2012 (dgap.org [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 7. Februar 2018] Zugl.: Potsdam, Univ., Magisterarbeit, 2011).
Einzelnachweise
- ↑ Diana Gonzalez: DLR - Raumfahrtmanagement - Staatssekretärin Brigitte Zypries besucht Weltraumlagezentrum in Uedem. Abgerufen am 24. Oktober 2018.
- ↑ Den Weltraum fest im Blick luftwaffe.de, abgerufen am 20. Mai 2017
- ↑ Bundeswehr: Weltraumschrott – Bundeswehr forscht an Weltraumrückständen. 2. Februar 2017, abgerufen am 24. Oktober 2018.
- ↑ Weltraumlagezentrum: Der Auftrag. Luftwaffe, 30. Juli 2014, abgerufen am 7. Februar 2018.
- ↑ Lars Petersen: 3 Fragen an Sascha Jagusch. (Memento vom 9. Januar 2015 im Internet Archive) In: y-punkt.de, 4. Dezember 2014, abgerufen am 9. Januar 2015.
- ↑ Neues Teleskop für die Luftwaffe luftwaffe.de abgerufen am 19. Oktober 2018
- ↑ Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR: Experten für die Weltraumlage: Fraunhofer FHR mit TIRA und GESTRA auf der Space Tech Expo Europe 2021. 16. November 2021, abgerufen am 5. Januar 2022: „Das volldigitale Phased-Array-System GESTRA ist seit Mitte 2021 in Betrieb.“