Wendo

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Wendo ist Selbstverteidigung und Selbstbehauptung für Frauen und Mädchen. Der Name ist eine Wortneuschöpfung analog zu verschiedenen Budō-Künsten, die sich aus Wen, einer Abkürzung für das englische women (Frauen), und Do, japanisch für Weg, zusammensetzt und Weg der Frauen bedeutet.[1] Wendo zählt sich nicht zu den Kampfsportarten, sondern versteht sich als Präventionsprogramm gegen Gewalt.

Geschichte

Wendo wurde 1964 in Toronto von dem Ehepaar Anne und Ned Paige entwickelt.[2] Ende der 1970er- und 1980er-Jahre kam Wendo aus Kanada nach West-Deutschland. Die Verbreitung wurde durch die Zweite Frauenbewegung befördert und hat sich als Teil der Frauen- und Lesbenbewegung weiterentwickelt. Das Konzept wird im Zusammenwirken der miteinander vernetzten Trainerinnen kontinuierlich weiterentwickelt. Wendo Trainierende richten ihre Konzepte nach aktuellen Standpunkten der feministischen und/oder Genderforschung, neuen Gesetzen, gesellschaftlichen Veränderungen sowie neue Erkenntnisse in Bezug auf Gewalttaten.[3][4]

Inhalte und Entwicklung

Wendo Kurse vermitteln einen Mädchen- und Frauen bezogenen Standpunkt, der sich u. a. mit feministischer Gesellschaftsanalyse und -kritik sowie in einer feministischen, gendersensiblen Sprache manifestiert. Wendo hat zum Ziel die Prävention und das Empowerment sowie die Stärkung der Teilnehmenden zu verbessern und Möglichkeiten zu einem selbstbestimmten Leben aufzuzeigen. Ein Fokus liegt auch im Umgang mit als bedrohlich wahrgenommenen Situationen umzugehen und handlungsfähig zu bleiben.[3]

Wendo wird an Schulen, in Jugendhäusern, von Frauenberatungsstellen, in Einrichtungen der Behindertenhilfe und zunehmend auch in Arbeitszusammenhängen angeboten. Im Gegensatz zu klassischen Kampfsportarten basiert das Training auf einer Auseinandersetzung mit patriarchalen Machtverhältnissen und erlernten Opferhaltungen. Der Wendo-Kurs orientiert sich nach den Bedürfnissen der Teilnehmenden und schließt effektive Techniken, Rollenspiele und Wahrnehmungsübungen ein. Mit verschiedenen Übungen und Techniken sollen die Teilnehmenden ermutigt und bestärkt werden, die Opferrolle zu verlassen, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und selbst für die eigene Sicherheit zu sorgen. Ein Schwerpunkt liegt darin, mögliche Konfliktsituationen, Übergriffe und Gewaltsituationen frühzeitig zu erkennen, diese nach Möglichkeit zu deeskalieren und im Sinne der eigenen Unversehrtheit zu handeln.[3]

Die Trainerinnen arbeiten in der Regel selbständig und sind in Regionalgruppen[5] organisiert, die auch Fortbildungen und Supervision anbieten. Ein Wendokurs umfasst beispielsweise je nach Umfang wenige Stunden oder besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Einige Gruppen bieten regelmäßige Trainings an.

Literatur

  • Beatrice Osdrowski: wendo – Weg der Frauen* Aktuelle Chancen und Grenzen feministischer Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. In: Yvonne Franke, Kati Mozygemba, Kathleen Pöge, Bettina Ritter, Dagmar Venohr: Feminismen heute Positionen in Theorie und Praxis. transcript Verlag 2014, ISBN 978-3-83942-673-9.
  • Corinna Schmechel: Auspowern und Empowern? Eine Ethnografie queerer Fitnesskultur. transcript Verlag 2022, ISBN 978-3-83946-085-6

Einzelnachweise

  1. Regionale Wendo-Gruppe Wien: Wen Do – Weg der Frauen (Memento vom 9. August 2008 im Internet Archive)
  2. http://wendo.ca/our-story/
  3. a b c Beatrice Osdrowski: wendo – Weg der Frauen* Aktuelle Chancen und Grenzen feministischer Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. In: Yvonne Franke, Kati Mozygemba, Kathleen Pöge, Bettina Ritter, Dagmar Venohr (Hrsg.): Feminismen heute Positionen in Theorie und Praxis. transcript Verlag, 2014, ISBN 978-3-8394-2673-9.
  4. Feministische Sport- und Bewegungskultur als Vorläuferin. Ethnografische Erkundungen im Feld feministischer und queerer Sportkultur. In: Corinna Schmechel (Hrsg.): Auspowern und Empowern? Eine Ethnografie queerer Fitnesskultur. transcript Verlag, 2022, ISBN 978-3-8394-6085-6.
  5. WenDo Rheinland – SELBTSVERTEIDIGUNGS- & SELBSTBEHAUPTUNGSKURSE FÜR FRAUEN UND MÄDCHEN IM RHEINLAND. Abgerufen am 13. März 2019 (deutsch).