Wenzel Zit

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Wenzel Zit um 1927

Wenzel (auch Wenzl) Zit, (* 2. März 1852 in Hudlice, südwestlich von Prag; † 3. April 1932 in Wien; zuletzt wohnhaft: Wien 8. Bezirk Strozzigasse 42) war ein österreich-tschechischer Kapellmeister und Komponist.[1]

Leben

Wenzel (auch Wenzl) Zit erblickte am 2. März 1852 in Hudlitz das Licht der Welt. Am 25. Jänner 1868 trat er beim Infanterieregiment 47 (IR47) als Eleve der Regimentsmusik bei. Er durchschritt in den Folgejahren die militärischen Dienstgrade, bis er schließlich am 6. September 1875 zum Regimentstambour ernannt wurde.[2]

Im Mai des Jahres 1876 heiratete er in Viktring/Kärnten Anna Tschekl (* 30. Oktober 1850, † 23. April 1917). Aus dieser Ehe stammen die Kinder Wilhelm Josef, Wenzel Rudolf, Rosina Albine, Carl Egon und Anton. Am 15. September 1883 wurde er zum Infanterieregiment 84 (IR84) transferiert. Auch bei diesem Regiment fungierte er als Regimentstambour, bis er schließlich am 30. Juni 1891 als Feldwebel wegen „Übertrittes in den zivilen Staatsdienst“ mit „Abschied“ entlassen wurde.

Beim IR84 war Karl Komzák junior (1850–1905) ab 1883 Kapellmeister. Wenzel Zit war unter diesem berühmten Militärmusiker der 2. Dirigent der Regimentsmusik und dessen „Rechte Hand“.[3]

Von Chormeister Eduard Kremser wurde er bald als Konzertmeister und Leiter der Orchesterbegleitung zum Wiener Männergesangsverein geholt.[3] Vom Juni 1892 bis Juni 1904 sind insgesamt 25 Konzerte der sogenannten Sommerliedertafeln und anderer Auftritte mit der Wiener Radfahrerkapelle des Wenzel Zit in der Festschrift „Hundert Jahre Wiener Männergesangverein“ dokumentiert. In dieser wird auch auf die „glückliche Idee“ des MGV verwiesen „die besten Orchester Wiens – nicht zuletzt die Wiener Radfahrerkapelle Zit – zur Mitwirkung bei den Sommerliedertafeln heranzuziehen“. Auch bei Sonnwendfeiern diverser Gesangvereine konzertierte Zit – ebenso bei der Abschiedsfeier des Schubertbundes am 12. Juli 1900 in Weigl’s Dreher-Park anlässlich der Paris Reise des Bundes.[4][5][6]

Eine große Veranstaltung war am 1. Juli 1900 das Neunte Bundes Fest des Verbandes der Arbeitergesangvereine Niederösterreichs in Weigl’s Dreher-Park (38 Vereine – 1500 Sänger) – Musik machte die verstärkte Kapelle W. Zit[7]

Wenzel Zit um 1901

Eduard Kremser hat Wenzel Zit auch an Johann Weigl für dessen Dreher-Park in Meidling empfohlen. Wöchentliche Konzerte mit der Ersten Wiener Radfahrerkapelle – auch sog. Monsterkonzerte – waren während vieler Jahre ein besonderer Anziehungspunkt für die musikbegeisterten Wiener. Große Silvesterfeiern mit dieser Kapelle fanden in der Katharinenhalle statt.[8][9] Am 4. Juni 1899 fand im Volksgarten Wien ein Konzert des Komitees zur Errichtung eines Lanner-Strauß-Denkmals statt. Eduard Kremser betrat unmittelbar nach dem Ende eines Komzak-Potpouris die Bühne und machte dem zahlreich anwesenden Publikum die Mitteilung über das Ableben von Johann Strauss. „Die Kapelle Zit intonierte leise den Walzer An der schönen blauen Donau der stehend angehört wurde“. Weiters wurden Kompositionen von Carl Michael Ziehrer, Komzák, Kremser u. a. von den Komponisten selbst dirigiert. „Die Tonstücke wurden von der Kapelle Zit in ausgezeichneter Weise exekutiert“.[10]

Der „Erste Wiener Lokalanzeiger“ berichtet am 3. März 1900 unter der Rubrik Ballnachrichten über die Veranstaltung zum bevorstehenden Abschied des IR 4 Hoch- und Deutschmeister nach Mostar/Herzegowina. An der Spitze des Festkomitees stand Regimentstambour Wilhelm Zit (Sohn des Kapellmeisters Wenzel Zit). Auch in der Zeitung „Die Reichswehr“ konnte man am 4. März 1900 über dieses Fest lesen. Unter den anwesenden Kapellmeistern war neben Franz Lehár, Scharff, Wilhelm Wacek (1864 – 1944, österreichischer Kapellmeister) auch Wenzel Zit.[9]

Am 1. Juli 1900 fand im Großen Musikvereinssaal eine Feier der Buchdruckergehilfen anlässlich des 500. Geburtstags Johannes Gutenbergs statt. „Kapellmeister Zit eröffnete sie mit seinem Orchester, und wohl angespornt vom Bestreben, den Anforderungen dieser der höchsten Kunst geweihten Stätte gerecht zu werden, leisteten die Musiker der Kapelle Zit ganz Vorzügliches“.[11]

Am 5. April 1903 fand für den langjährigen Musikdirektor in Weigl’s Dreherpark ein Benefizkonzert statt. Dabei haben u. a. Prof. Eduard Kremser, und C. M. Ziehrer eigene Kompositionen dirigiert. Es gelangten auch neue Lieder begleitet vom Piston-Duo Tyle und Wilhelm Zit (Sohn des Wenzel Zit) zum Vortrag. Wilhelm Zit dirigierte außerdem einige Stücke für seinen Vater.[8][9]

Am 15. August 1895 fand in Bad Vöslau ein großes Doppelkonzert der Ersten Wiener Radfahrerkapelle und der Kurkapelle des Ortes auf der Vöslauer Waldwiese statt. Anlass war der Geburtstag von Kaiser Franz Josef I (* 18. August 1830, † 21. November 1916).[12] In Baden fand aus dem gleichen Grund ein Konzert unter Leitung von Karl Komzak statt.

Werke

Kompositionen von Wenzel Zit

  • Ein Ausflug in den Wienerwald - 1899
  • Wiener Lieder Walzer (V.Folge) - 1900 (laut einem Programm)
  • Im Wiener Volkston (Lied für Flügelhornsolo) - vor 1901 - bei Eberle / auf Postkarte
  • Ein Ausflug in den Wienerwald (Tongemälde) - 1903 (laut einem Programm)
  • Hoch Wien (Walzer) - Erstaufführung Benefizkonzert 5. April 1903
  • Waldbleameln (Walzer) - op.15 N bei Robitschek /laut Pazdirek (Original handschriftl. Noten) Erstaufführung 28. Mai 1905
  • Endspurt (Polka schnell) - op.16 N Bösendorfer’s Musikalienhandlung (Rudolf Bussjäger - 67)
  • Die höchsten Pilger (Marsch) - N laut Pazdirek
  • Distanzreiter (Marsch) - laut Pazdirek
  • Feuerwehr (Polka schnell) - laut Pazdirek
  • Galareigen - Fahrer (Marsch) - laut Pazdirek
  • Heimkehr vom Heurigen (Juxmarsch) - N laut Pazdirek
  • Schwalben-Jubiläums-Marsch - op. 126 - N bei Eberle / op.126
  • Brucker Lagerleben (Couplet) - op. 325 - N bei Chmel / op. 325
  • Jeritza (Marsch)
  • Bergsteiger (Marsch)
  • Jubiläumsmarsch - Original handschriftl. Noten - N

Literatur

  • Carl Michael Ziehrer Sein Werk – sein Leben – seine Zeit von Max Schönherr im Österr. Bundesverlag Wien
  • Manuel Universel de la Littérature Musicale von Francoise Pazdirek – Premiere Partie

Einzelnachweise

  1. Deutsches Biographisches Archiv I 1416,458 sowie Saur-Dokumentennummer: D548 – 125 – 6 sowie Max Schönherr über Carl M. Ziehrer/im Register
  2. Haupt-Grundbuchsblätter im Kriegsarchiv – Wien, Stiftsgasse
  3. a b Sammlung / Nachlass Eduard Kremser-Wertheim / Wiener Stadt- u. Landesarchiv sowie Foto von K.Komzak mit handschriftlicher Widmung auf der Rückseite „Meiner Rechten Hand zur freundlichen Erinnerung – Komzak“ sowie Ehrenabend eines Wiener Kapellmeisters – Das Benefizkonzert W.Zit / vom 5. April 1903 (Artikel in…)
  4. Festschrift Hundert Jahre Wiener Männergesangverein von Karl Adametz erschienen 1943 – Seiten 44, 56 und 484
  5. Dokumentation der künstlerischen Aktivitäten des Wiener Männergesang-Vereines von Dr. Christian Böhm zur 150 Jahre Festschrift 1993
  6. Programmblätter in der Sammlung des WMGV sowie Arbeiter Zeitung 9. Juli 1900 Seite 19, und 15. Juli 1900 Seite 192
  7. Arbeiterzeitung vom 24. Juni 1900 Seite 14, 1. Juli 1900 Seite 12 und 3. Juli 1900 Seite 6
  8. a b Illustriertes Wiener Extrablatt 6. Jänner 1899 Seite 16, 8. Jänner 1899 Seite 22, 15. Jänner 1899 Seite 19, 29. Jänner 1899 Seite 25, 19. Februar 1899 Seite 18, 4. Jänner 1903 Seite 29 und 5. April 1903 Seite 11 und Seite 20 sowie Arbeiter Zeitung 26. Juli 1900 Seite 9, 29. Juli 1900 Seite 12 sowie Diverse Dreherpark-Programme im Meidlinger Bezirksmuseum
  9. a b c Erster Wiener Lokalanzeiger 3. März 1900 Seite 6 sowie Die Reichswehr 4. März 1900 Seite 6
  10. Neue Freie Presse 4. Juni 1899 Seite
  11. Arbeiter Zeitung 2. Juli 1900 Seite sowie Vorwärts 3. Dezember 1926 Seite 1
  12. Ankündigungsplakat im Stadtmuseum Bad Vöslau