Wera Michailowna Inber

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Vera Inber

Wera Michailowna Inber, russisch Вера Михайловна Инбер, geborene Shpenzer, auch Vera Inber genannt (* 28. Junijul. / 10. Juli 1890greg. in Odessa; † 11. November 1972 in Moskau), war eine russische Schriftstellerin, die im Westen vor allem durch ihre Texte aus dem Kriegsgeschehen und ihre Gedichte und Erzählungen für Kinder Beachtung fand.

Leben

Inbers Vater betrieb in Odessa einen wissenschaftlichen Buchverlag, und sie genoss eine gute Schulbildung. Von 1910 bis 1914 lebte sie in Paris. Mit ihrer frühen Lyrik stand sie den französischen und russischen Symbolisten nahe. Sie betätigte sich auch als Journalistin und reiste durch Europa. In den 1920er Jahren schloss sie sich den Konstruktivisten an, ohne deren Experimentierfreude zu teilen. Anfang 1935 gehörte Inber mit weiteren zwölf namhaften Literaten zu den Unterzeichnern einer Denunziation gegen den als Bauerndichter bekannten Lyriker Pawel Wassiljew, der daraufhin verhaftet und im Gefolge dessen 1937 erschossen wurde.[1] Im nationalsozialistischen Deutschland wurden ihre Bücher verboten und verbrannt.[2] 1943 trat sie der KPdSU bei. Von 1941 bis 1944 lebte mit ihrem dritten Ehemann, dem Medizinhistoriker Ilja Straschun (1892–1967) in Leningrad. Somit erlebte sie die berüchtigte Blockade, die rund einer Million Menschen das Leben kostete. Die Blockade ist Gegenstand von Inbers Gedicht Pulkowski meridian (1943) und ihres Berichts Potschti tri goda (1946, deutsch Fast drei Jahre). Beide Arbeiten wurden mit dem Stalinpreis ausgezeichnet. Sie schrieb auch Lyrik und Prosa für Kinder. Inbers jüdische Herkunft schlug sich in ihrem Gesamtschaffen kaum nieder.[3]

Neben dem Verfassen eigener Werke war sie als Übersetzerin tätig, übertrug Gedichte von Taras Schewtschenko, Sándor Petőfi, Johannes R. Becher, Rainis und Paul Eluard ins Russische.[4]

Inber starb mit 82 in Moskau. In Odessa ist eine Straße nach Wera Inber benannt.

Werke

  • Petschalnoje wino, Gedichte, 1914 (Trauriger Wein)
  • Gorkaia uslada, Gedichte, 1917
  • Brennyeslova, Gedichte, 1922
  • Mesto pod solncem, Roman, 1928, deutsch Der Platz an der Sonne, Berlin 1929, Leipzig 1949, Ostberlin 1951[5]
  • Pulkovskij meridian, Poem, 1943, (deutsch Der Meridian von Pulkovo)[6]
  • Pocti tri goda, Aufzeichnungen, 1946, deutsch Fast drei Jahre, Ostberlin 1946
  • Platz an der Sonne und andere Novellen, Stockholm 1947
  • Vdokhnoveniye i masterstvo, Essays über Literatur, 1957 (Inspiration und Meisterschaft)
  • Kak ja byla malen'kaja, Jugendbuch, 1959, deutsch (von Monica Huchel) Als ich klein war, Ostberlin 1959

Literatur

  • E. F. Usevic: Onektorych certach tvorcestva Vera Inber, in: Znamja 12/1945
  • Kornelij Lyucianovich Zelinskij: Vera Inber, in: Oktjabr 5/1946
  • E. F. Usevic: O Vera Inber, in: ders.: Knigi i zizn, Moskau 1949, Seite 95–110
  • A. Tarasenkov: Vera Inber, in: ders.: Sila utverzdenija, Moskau 1955, Seite 181–213
  • Iosif Grinberg: Vera Inber, Moskau 1961
  • Christa Wolf: Der Sinn einer neuen Sache, Porträt über Inber von 1967, in: Essays, Gespräche, Reden, Briefe 1959-1974, Werke Band 4, München 1999
  • N. Zacharenko und I. Chanukaeva: „Vera Michailowna Inber“, in: Russkie sovetskie pisateli. Poety, Band 9, Moskau 1986, Seite 339–420

Weblinks

Commons: Vera Inber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alexander Jakowlew: Die Abgründe meines Jahrhunderts. Eine Autobiographie, Leipzig, Faber&Faber 2003, ISBN 3-936618-12-7, S. 206f
  2. Siehe Verzeichnis des Kulturrats (Memento vom 29. April 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 201 kB), abgerufen am 16. April 2011
  3. Vera Mikhailovna Inber. In: Encyclopaedia Judaica. 2008; (englisch).
  4. Jewgeni Peremyschlew: Inber, Wera Michailowna (Matweewna). In: Bolschaja Rossijskaja Enziklopedija. 2021; (russisch).
  5. Der Roman (verschiedentlich auch als Novelle ausgegeben) kreist um eine junge Frau, die in der Umbruchszeit ihren Platz in der russischen Gesellschaft zu finden versucht. Er zeige autobiographische und gleichwohl distanziert-ironische Züge, schreibt Kindlers Neues Literaturlexikon (Ausgabe München 1988). Inber selbst habe ihn als ihre gelungenste Prosaarbeit erachtet.
  6. Laut Kindlers beeindruckt das Poem durch die Verbindung erhabener mit gewöhnlicher Sprache, kühne Vergleiche, treffenden Ausdruck