Werner Herzig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:Herzig.jpg
Werner Herzig

Werner Herzig (* 16. Dezember 1928 in Gutenswegen) ist ein ehemaliger deutscher Kommunalpolitiker (SED). Er war von 1965 bis 1989 Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg.

Leben

Herzig wurde als Sohn eines Industrieschmiedes geboren. Er stammt aus einer sozialdemokratisch geprägten Familie. Nach seiner Schulzeit an der Volksschule erlernte er den Beruf eines Industriekaufmanns in der Maschinenfabrik Mackensen in Magdeburg und war als Handlungsgehilfe tätig. Von 1950 bis 1953 war er als Kulturdirektor des VEB "7. Oktober" in Magdeburg tätig. In den Jahren 1953/1954 fungierte er als Kaderleiter im Magdeburger Karl-Marx-Werk und wurde 1954 Sekretär der SED-Betriebsparteileitung im Chemieunternehmen VEB Fahlberg-List. Diese Funktion hatte er bis 1958 inne. Zwischen 1952 und 1957 hat er als Fernstudent an der Humboldt-Universität zu Berlin, nach anderen Angaben an der Karl-Marx-Universität Leipzig[1] Wirtschaftswissenschaften studiert und schloss das Studium als Diplom-Wirtschaftswissenschaftler ab. 1958 wurde er stellvertretender Sekretär der SED-Stadtbezirksleitung Magdeburg-Südost, ab 1960 war er dort erster Sekretär.[2] 1960/1961 studierte er in Moskau an der Parteihochschule des Zentralkomitees der KPdSU. Ab 1963 übernahm er die Funktion als 1. Sekretär der SED-Stadtbezirksleitung Magdeburg-Südost. Im gleichen Jahr übernahm er auch die Funktion des Sekretärs und Leiters des Büros für Industrie und Bauwesen der SED-Stadtleitung Magdeburg. 1965 erwarb er den Abschluss als Ingenieurökonom an der Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik.

Am 26. Oktober 1965 wurde er Nachfolger von Friedrich Sonnemann als Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Rücktritt am 8. November 1989.[3] Herzig war ab 1967 Abgeordneter des Bezirkstags des Bezirks Magdeburg und Mitglied der Magdeburger SED-Bezirksleitung. Er ist Vater von fünf Kindern.

Wirken

In seiner Zeit als Oberbürgermeister wurde der Aufbau und die Entwicklung der Infrastruktur der damals noch schwer kriegszerstörten Stadt fortgesetzt. Im Jahre 1967 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den 1. Entwurf des Generalbebauungs- und des Generalverkehrsplanes, die in ihren Grundzügen noch heute in der Stadt erkennbar sind. 1969 konnte der Entwurf der Gesamtkonzeption einer Bebauung des Stadtzentrums unter Einbeziehung der Elbe in das städtebauliche Ensemble vorgestellt werden. Sein Verdienst war es, das namhafte Architekten und Fachleute der Deutschen Bauakademie und der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar sowie Kunsthochschulen in diese Diskussion aktiv miteinbezogen wurden.

In streitbarer Arbeitsatmosphäre mit Architekten und Projektanten des Bauwesens zur Lösung von Architekturproblemen verfolgte Werner Herzig zielstrebig seine Vision, Magdeburg zu einer modernen Großstadt entsprechend den damaligen Möglichkeiten zu entwickeln. Das Stadtzentrum wurde durch Bauten des Centrum-Warenhauses, des Hauses der Lehrer und des Hochhauses an der Jakobstraße ergänzt. Die Stadthalle wurde wieder aufgebaut und das Messegelände im Kulturpark Rotehorn mit der Hyparschale gestaltet. Der Magdeburger Ring und die S-Bahn Magdeburg wurden gebaut und lösten schwierige Verkehrsprobleme.

Fährmann-Plastik, 1978

Unter seinem persönlichen Engagement prägte sich Magdeburgs kulturelles Antlitz von Jahr zu Jahr stärker aus und beeinflusste zunehmend die städtische Atmosphäre. So wirkte sich die Ansiedlung von Künstlern aller Genres (Plastiker, Keramiker, Maler, Grafiker, Schriftsteller) sehr fördernd aus. Für die künstlerische Gestaltung von Freiräumen in gemeinsamer Arbeit mit dem Verband Bildender Künstler bis hin zur realen Umsetzung mit Plastiken an der Elbuferpromenade, im Stadtzentrum und in den Neubaugebieten hat Werner Herzig sich vehement engagiert. So entstand die Nationale Sammlung Kleinplastiken, die vielen Plastiken und Torportale von Heinrich Apel oder an „Fährmann setz über“ von Eberhard Rossdeutscher. Weitere Beispiele seines Engagements für die Entwicklung der Kulturlandschaft sind das Glockenspiel im Rathaus, die Telemann-Konzerthalle im Kloster Unser Lieben Frauen mit der Jehmlich-Orgel aus Dresden, die Buttergasse und der einzige Kulturneubau des Landes – das Kabarett –, das später einem Bankgebäude weichen musste. Werner Herzig war jedoch nicht nur innerhalb der Stadt kommunalpolitisch tätig, sondern engagierte sich auch international.

Magdeburg wurde Mitglied der Weltbund der Partnerstädte (FMVJ) und Herzig wurde dort in den Exekutivrat gewählt. Er war auch Gründungsmitglied der 1. Weltkonferenz der Bürgermeister für „Frieden, Solidarität und gegen atomare Rüstung“ zwischen den Städten, die im August 1985 in Hiroshima und Nagasaki stattfand. Er setzte sich für Städtepartnerschaften mit Lüttich (Belgien), Sarajevo (Jugoslawien), Setúbal (Portugal), Hradec Králové (CSSR), Ploiești (Rumänien), Gorki (UdSSR), Kayes (Mali) und Braunschweig ein.

Auszeichnungen

Für sein persönliches Engagement für Städtebau und Architektur erhielt er vom Bund der Architekten der DDR die Karl-Friedrich-Schinkel-Medaille.

Weitere Auszeichnungen waren der Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze, Silber und Gold, mit der goldenen Ehrennadel der Liga für Völkerfreundschaft für Verdienste um die Freundschaft der Völker sowie mit dem Staatsorden „Chevalier“ der Republik Mali durch den Präsidenten Modibo Keïta für seine Verdienste um die Partnerschaft Kayes, wo er Ehrenbürger ist.

Literatur

  • Heinz Glade: Magdeburg – Porträt einer Elbestadt. VEB F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1973.
  • Günther Buch: Namen und Daten wichtiger Personen der DDR. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dietz, Berlin (West)/Bonn 1987, ISBN 3-8012-0121-X, S. 123.
  • Heinz Glade: Magdeburger Memoiren. VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1990.
  • Andreas HerbstHerzig, Werner. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Siegfried Klaeger: Unveröffentlichte Manuskripte aus 25 Jahren Abgeordnetentätigkeit in der Stadtverordnetenversammlung Magdeburg von 1965 bis 1989.
  • Adelheid von Saldern, Alice von Plato, Elfie Rembold und Lu Seegers: Inszenierte Einigkeit. Herrschaftsrepräsentationen in DDR-Städten. Franz Steiner Verlag, 2003, ISBN 3515083014, Seite 134.
  • Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990. Band 1: Abendroth – Lyr. K. G. Saur, München 1996, ISBN 3-598-11176-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Herbst, Wer war wer in der DDR.
  2. Adelheid von Saldern, Alice von Plato, Elfie Rembold und Lu Seegers: Inszenierte Einigkeit. Herrschaftsrepräsentationen in DDR-Städten. Franz Steiner Verlag, 2003, ISBN 3515083014, Seite 134.
  3. magdeburger-chronist.de – die Zeit von 1900 bis 1999 (Memento vom 24. März 2010 im Internet Archive).