Wiener Tierschutztag

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Der Wiener Tierschutztag steht unter dem Motto „Hund, Katz & Co“ und ist eine seit 1998 von der Stadt Wien (MA 60 – Veterinäramt der Stadt Wien) gemeinsam mit Tierschutzorganisationen abgehaltene zweitägige Informationsveranstaltung auf dem Rathausplatz. Hauptziel der Veranstalter ist es, die Bevölkerung über den richtigen Umgang mit Tieren zu informieren.

Teilnehmende Organisationen

Im Laufe der Zeit stieg die Zahl der vertretenen Organisationen und Vertreter der Wirtschaft immer weiter an (2001: über 40[1], 2002: über 55[2], 2003: über 60[3], 2006: über 70[4]). Insgesamt nahmen 134 Organisationen, Vereine, Unternehmen und Einzelpersonen an den Tierschutztagen teil, rund ein Dutzend von ihnen sind von Anfang an dabei[5]. Beispiele für die vertretenen Organisationen sind:

Programmpunkte

Eine der Vorführungen während des 10. Wiener Tierschutztages

Neben den Informationsständen der teilnehmenden Organisationen steht ein abwechslungsreiches Showprogramm auf der Tagesordnung, für das seit 2001[5] alljährlich auf dem Rathausplatz ein 20 mal 40 Meter großes sandbedecktes Reitviereck angelegt wird[2]. Im Laufe der vergangenen Jahre gab es unter anderem folgende Vorführungen:

  • Kultur: Neben den Tieren gibt es auch kulturelle Programmpunkte:

2002 war der Kabarettist Alf Poier zu Gast[2] und 2004 sang Kammersängerin Ulrike Steinsky von der Wiener Volksoper hoch zu Ross auf ihrem Friesenhengst Lieder von Carl Michael Ziehrer[7]. Das Kabarettduo Muckenstruntz und Bamschabl war 2005[8] zu Gast, 2006 zeigte Michael Seida[5] sein Können und 2007 zeigten die Kabarettisten Monica Weinzettl und Gerold Rudle Auszüge ihres Programms.[9]

Neben den Aktivitäten, die mit Tieren in Zusammenhang stehen, wird auch auf das leibliche Wohl der Besucher geachtet. 2003 wurden von der Feldküche des Österreichischen Bundesheers etwa 6.500 Portionen ausgegeben[3]. Dem Anlass entsprechend gibt es fleischlose Kost.

Reitplatz

Da man Vorführungen zu Pferde auf dem Asphalt des Rathausplatzes nicht durchführen wollte, wurde ab dem Jahr 2001 unter Mithilfe der MA 49 – Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien auch ein 40 mal 20 Meter großes Reitviereck errichtet. Gefüllt ist das Holzviereck mit über 1.000 Tonnen Sand.

Um den Pferden den täglichen Autotransport von und zu den Stallungen zu ersparen und zwischen den Auftritten einen ruhigen Ort zu verschaffen, wurde weiters ein Stallzelt mit Abspritzplatz errichtet. Der Tiergarten Schönbrunn stellt Futter und Streu zur Verfügung. Die Stallwache und sonstige Hilfsdienste werden von Mitarbeitern der landwirtschaftlichen Fachschulen Tullnerbach und Edelhof geleistet[5].

Besucher

Der Tag danach: Abbau der Zelte

Der erste Wiener Tierschutztag fand am 10. Juli 1998 in einigen vom Marktamt geliehenen Ständen bei der Liechtenfelsgasse statt und hatte nur einige hundert Besucher[5]. Zunehmende Bekanntheit, die Verlegung des Veranstaltungszeit aus den Sommerferien heraus und eine steigende Zahl an Attraktionen sorgte für eine steigende Zahl an Besuchern und machte ab dem Jahr 2000 eine Verlängerung auf zwei Tage notwendig[10].

Der Erfolg des frei zugänglichen Wiener Tierschutztages zeigt sich an den immer wieder steigenden Besucherzahlen:

  • 8. und 9. Juni 2000: 25.000 Personen[1]
  • 21. und 22. Juni 2001: 50.000 Personen[2]
  • 12. und 13. Juni 2003: 50.000 Personen[3]
  • 17. und 18. Juni 2004: 60.000 Personen[11]
  • 16. und 17. Juni 2005: 70.000 Personen[12]

Da der Rathausplatz wegen der Fanmeile für die Fußball-Europameisterschaft 2008 im Juni 2008 für den 11. Wiener Tierschutztag nicht zur Verfügung steht, wird diese Veranstaltung voraussichtlich auf den September verschoben.

Kritik

Von Teilen der lokalen Tierschutzbewegung und von der Tierrechtsbewegung wird der "Wiener Tierschutztag" wegen seiner konformistischen Orientierung kritisiert:

Hauptproblem Tiernutzung unterschlagen

Die Ontologisierung nicht-menschlicher Tiere als Mittel zum Zweck darf im Rahmen dieser Veranstaltung nicht diskutiert werden, obwohl die Nutztierproblematik unmöglich ausgeklammert werden kann, wenn Tierschutz seriös thematisiert werden soll.

Trotzdem jede Bemühung unseren Umgang mit Tieren zu verbessern erstrebenswert ist, bedeuten – bezogen auf Anzahl der betroffenen Individuen und das Ausmaß der Beeinträchtigung ihres Wohlergehens – Haustierhaltung und andere Situationen in denen Menschen mit Tieren arbeiten, bloß einen verschwindend kleinen Faktor im Vergleich zu dem der Tiernutzung für Nahrung und andere Produkte.

Ausgrenzung unabhängiger Vereine

Konsequentere Gruppen als die bereits vertretenen etablierten gutbürgerlichen Institutionen werden nicht eingeladen bzw. unter Angabe zweifelhafter Argumente ("kein Platz") abgewiesen. Betroffen davon waren bisher z. B. die Organisationen: Vegane Gesellschaft Österreich und der Verein gegen Tierfabriken.

Für die Intention der Veranstalter sind sogar gemäßigte Tierschutzvereine wie Vier Pfoten zu wenig konform. Auch dieser renommierte Verein ist als einer der wichtigsten und größten Tierschutzvereine Österreichs nicht vertreten. Stattdessen erscheinen hauptsächlich explizite Tiernutzungsorganisationen in der Veranstalterliste.

Behinderung der Meinungsfreiheit

Im Jahre 2006 wurden Jugendliche, die Flugzettel über Hintergrundinfos zu Tiernutzung und tierproduktfreien Lebensstilen verteilten, sogar unter Androhung von Gewalt und mittels vorübergehender Festnahme gezwungen, den Veranstaltungsort zu verlassen.

Inkonsequenz

Die zur Schau gestellte Dressur von Tieren zur Verrichtung von Aufgaben für Menschen oder zu deren Erbauung kann nicht als artgerecht bezeichnet werden. Tierschutz ohne Rücksicht auf Artgerechtigkeit...?

Auch die "dem Anlass entsprechende" (vegetarische bzw. vegane) fleischlose Kost geht erst auf den massiven Druck der Tierrechtsbewegung zurück da zuvor traditionell ein nicht-vegetarisches Gulasch – bereitgestellt vom Österreichischen Militär – angeboten wurde.

Weblinks

Fußnoten