Wiesen-Goldhafer
Wiesen-Goldhafer | ||||||||||||
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Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Trisetum flavescens | ||||||||||||
(L.) P.Beauv. |
Der Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Goldhafer (Trisetum) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae) gehört. Sie kommt in weiten Teilen Europas sowie im Kaukasusraum natürlich vor.
Weitere für die Pflanzenart belegte deutschsprachige Trivialnamen sind Gold-Grannenhafer oder Goldhafer unter dem Gattungsnamen Grannenhafer[1], sowie für die Region Bern die Bezeichnung Goldhafergras.[2]
Beschreibung
Beim Wiesen-Goldhafer handelt sich um eine ausdauernde[3] krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 80 (selten bis 100) Zentimetern erreicht. Sie bildet lockere Horste. Die aufrechten bis aufsteigenden, gelbgrünen Halme besitzen zwei bis fünf Nodien (Knoten).[4]
Die wechselständig an den Halmen angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert. Die Blattscheide ist behaart. Das sehr kurze Blatthäutchen besitzt einen fein gezähnten Rand. Die einfache Blattspreite ist 3,5 bis 12 Zentimeter lang sowie 2 bis 5 Millimeter breit.
Der vielblütige, bis 20 Zentimeter lange, rispige Blütenstand ist von charakteristischer goldgelber Farbe. Während der Blütezeit von Mai bis Juni sind die Rispenäste ausgebreitet, später werden sie zusammengezogen. Die meist dreiblütigen, 5 bis 7 Millimeter langen Ährchen sind zusammengedrückt und die Hüllspelzen gekielt. Die häutige Deckspelze ist an der Spitze zweigeteilt und trägt eine gekniete Granne. Die drei Staubblätter sind 1,3 bis 2,5 (selten bis 2,8) mm lang.[4]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12, 24 oder 28.[5]
Ökologie
Der Wiesen-Goldhafer ist ein Hemikryptophyt, der lockere Horste bildet und zahlreiche Erneuerungsknospen an kurzen, oberirdischen Kriechsprossen besitzt. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch kurze, ober- oder unterirdische Ausläufer.[6]
Die Ährchen werden bis zur Reife goldgelb.[6]
Der Wiesen-Goldhafer ist Kulturfolger. Die von ihren Spelzen umgebenen Karyopsen werden durch den Wind oder durch Tiere ausgebreitet. Fruchtreife ist von Juli bis Oktober. Die Karyopsen sind Lichtkeimer.[6]
Vorkommen und Grünlandnutzung
Der Wiesen-Goldhafer kommt in weiten Teilen Europas bis Sibirien und dem Himalaja vor. Außerdem ist er in Nordwestafrika und auf den Azoren heimisch.[7] Vereinzelt ist er in Nordamerika und Neuseeland ein Neophyt.
Man findet ihn auf sickerfrischen bis mäßig trockenen, nährstoff- und basenreichen, mäßig sauren bis milden, humosen, mittelgründigen bis tiefgründigen, lockeren Ton- oder Lehmböden in humider Klimalage.[5] Er gedeiht besonders im Berg- und Hügelland. In den Alpen ist er in Höhenlagen bis zu 2.400 Metern zu finden. Seinen Verbreitungsschwerpunkt hat er in Fettwiesen (Arrhenatheretalia Pawl. 1928). In einer Höhenlage von 400 bis 900 Metern in kühl-feuchten Gebieten wird er zur Charakterart der Pflanzengesellschaft der Gebirgs-Fettwiesen (Polygono-Trisetion) bzw. Goldhaferwiesen (Trisetetum flavescentis).[8] Diese sind in den Alpen und den deutschen Mittelgebirgen verbreitet.
Der Goldhafer gilt als wertvolles Futtergras (Futterwertzahl 7), der durch Kultur in Gebiete gelangte, in denen er ursprünglich nicht vorkam. Sein reicher Calcitriol-Gehalt kann bei zu ausgiebiger Verfütterung Kalzinose hervorrufen.[9] Diese Wirkung bleibt auch im Dürrfutter aktiv.[10]
Systematik
Mit 2n = 36 besitzt Trisetum flavescens eine ungewöhnliche Chromosomenzahl innerhalb der Tribus Aveneae, bei der die Chromosomengrundzahl x = 7 ist. Die Tribus Aveneae gehört zur Unterfamilie der Pooideae innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae).[11]
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 durch Carl von Linné unter dem Namen (Basionym) Avena flavescens in Species Plantarum, 1, S. 80. Die Neukombination zu Trisetum flavescens (L.) P.Beauv. wurde 1812 durch Ambroise Marie François Joseph Palisot de Beauvois in Essai d’une Nouvelle Agrostographie 88, S. 153 veröffentlicht. Weitere Synonyme für Trisetum flavescens (L.) P.Beauv. sind: Avena sikkimensis Hook. f., Rebentischia flavescens Opiz, Trisetaria flavescens (L.) Baumg., Trisetaria flavescens (L.) Maire, Trisetum flavescens subsp. pratense (Pers.) Asch. & Graebn., Trisetum pratense Pers.[12][13].
Man kann folgende Unterarten unterscheiden:
- Gewöhnlicher Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens subsp. flavescens). In den Allgäuer Alpen steigt er in Vorarlberg am Hochtannberg-Pass bis zu 1670 Metern Meereshöhe auf.[14]
- Purpurner Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens subsp. purpurascens (DC.) Arcang.). Er unterscheidet sich von der Nominatform durch im Durchschnitt breitere Blätter (5 bis 10 Millimeter) und eine rötlich überlaufene Rispe. Die Vorkommen ist auf steinige Grashänge des Hochgebirges beschränkt.[15] Sie kommt gern in Gesellschaften der Ordnung Seslerietalia vor.[5] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern an den Rappenköpfen südlich Einödsbach bis zu 2260 Metern Meereshöhe auf.[14]
- Trisetum flavescens subsp. griseovirens (H.Lindb.) Dobignard: Sie kommt im Atlasgebirge in Marokko vor.[7]
Nicht mehr zu Trisetum flavescens gehört: Trisetum flavescens subsp. alpestre (Host) Asch. & Graebn., der Alpen-Goldhafer → heute Trisetum alpestre (Host) P.Beauv.
Literatur
- Mogens Skytte Christiansen: Gräser. Süßgräser, Sauergräser und Binsen (BLV-Bestimmungsbuch), 4. Aufl., München, Wien, BLV 1993, ISBN 3-405-13615-6
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 5., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1983, ISBN 3-8001-3429-2.
Einzelnachweise
- ↑ Werner Rothmaler (Begr.), Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band. 9. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-0917-9
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 53, online.
- ↑ Informationen zur Grünlandnutzung. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 152 kB)
- ↑ a b Eintrag bei GrassBase.
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 245.
- ↑ a b c Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- ↑ a b Rafaël Govaerts (Hrsg.): Trisetum. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 25. Mai 2020.
- ↑ Otti Wilmanns: Ökologische Pflanzensoziologie, 3. Aufl., 1984, ISBN 3-494-02027-2, S. 226
- ↑ http://www.botanikus.de/Botanik3/Ordnung/Goldhafer/goldhafer.html
- ↑ http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?giftdb/pflanzen/0106_tox.htm?inhalt_c.htm
- ↑ Grit Winterfeld: Molekular-cytogenetische Untersuchungen an Hafergräsern (Aveneae) und anderen Poaceae, Dissertation Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2004 (PDF; 315 kB).
- ↑ Trisetum flavescens bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 22. Juni 2013.
- ↑ Trisetum flavescens im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 22. Juni 2013.
- ↑ a b Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 168.
- ↑ Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
Weblinks
- Trisetum flavescens (L.) P. Beauv., Gold-Grannenhafer. FloraWeb.de
- Wiesen-Goldhafer. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Trisetum flavescens (L.) P. Beauv. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. September 2015.
- Informationen zur Grünlandnutzung. (PDF-Datei; 148 kB)
- Gesamtverbreitung auf der Nordhalbkugel.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).