Wikiup:Ausstieg
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„Wenn Sie ein Wollknäuel entwirren wollen, bringt es nichts, wenn Sie ganz fest an einem Faden ziehen.“
Diese Seite soll dazu dienen, Anregungen zu geben, den temporären oder dauerhaften Ausstieg aus Wikipedia zu bewältigen, soweit einem die Projektdistanz abhanden kommt. Jeder möge selbst entscheiden, ob er sich von den Ausführungen hier angesprochen fühlt und ob sie ihm hilfreich sein können.
Das Problem erkennen
- Warnhinweise von (wohlmeinenden) Dritten auf den eigenen Mangel an Projektdistanz ernst nehmen. Oftmals verfügt jemand, der von einem Problem selber betroffen ist, eben gerade nicht mehr über die Erkenntnis, dass ein Problem vorliegt, soweit er/sie sich erst einmal festgebissen hat.
- Keine falsche Scham: Ein nicht unerheblicher Teil der länger an dem Projekt arbeitenden Wikipedianer hat schon einmal einen Zustand erlebt, in dem er/sie sich innerhalb des Projektes „verrannt“ hat. Das ist nicht ungewöhnlich. Besser ist es, diesen Zustand zu akzeptieren und die richtigen Schritte einzuleiten, als sich selbst oder dem Projekt zu schaden. Eine temporäre Auszeit bedeutet nicht, dass man nicht wiederkommen darf.
- Den eigenen Zustand objektivieren (was schmerzhaft sein kann): Aufstellung über die tatsächlichen Wikipedia-Aktivitäten (Zeiten, Tätigkeitsbereiche, Art und Häufigkeit der Konflikte)
- Realistische Gedanken entwickeln
- Typische Gedankengänge oder Rechtfertigungsargumente vor sich selbst, warum man nicht aufhören kann:
- Ich engagiere mich doch so. Ich trete doch für das Richtige ein. Warum bekomme ich hierfür keine Anerkennung?
- Wenn ich jetzt aufgebe, ist ein bestimmter Bereich FÜR IMMER an SIE verloren
- Das haben SIE ja schon immer gewollt, dass ich gehe
- Das Projekt wird dauerhaft Schaden nehmen
- Ich habe schon so viel Arbeit investiert (Sunk costs). Wenn ich jetzt aufhöre, ist das alles nichts mehr wert und meine Anerkennung innerhalb des Projektes geht flöten.
- Realistische Fragen
- Kann meine Arbeit wirklich niemand anderes erledigen? Habe ich Möglichkeiten, Dinge abzugeben?
- Ist mein Problem in Bezug auf Gesamtdauer und Gesamtumfang des ganzen Projektes tatsächlich unlösbar?
- Ist Wikipedia in Bezug auf mein Restleben ein wichtiges, unlösbares Problem, wenn ja
- Ist das richtig so?
- Werden sich meine Kollegen/Mitstreiter/Fellows tatsächlich nicht mehr an mich erinnern, wenn ich wiederkomme?
- Auch andere Dinge werden innerhalb einer Biographie abgeschlossen (Schule, Ausbildung, Liebschaften). Ist es ein Drama, wenn Wikipedia dies auch tut, und ist dies in sagen wir mal: zwei Jahren noch ein Problem?
- Typische Gedankengänge oder Rechtfertigungsargumente vor sich selbst, warum man nicht aufhören kann:
Vom Gehen
Harter Entzug (für Junkies)
- Listen von Alternativtätigkeiten erstellen, diese in einen Wochenplan eintragen und diesen einhalten. Das schriftliche Fixieren in Form eines Wochenplans ist wichtig, da es die Verbindlichkeit erhöht. (Im Gegensatz zu „Ich könnte ja mal...“)
- Alternativtätigkeiten sind wichtig, um nicht plötzlich in „ein Loch“ zu fallen. Nichts-Tun ersetzt einem eine (bisher wichtige) Aktivität nicht.
- WICHTIG: Die Aktivitäten sollten sich deutlich von denen in der Wikipedia unterscheiden. Wer als „Ausgleich“ die ganze Zeit auf YouTube oder Twitter rumhängt, schafft sich nicht ein wirklich anderes Umfeld und landet zu schnell „mal eben“ wieder hier. Also lieber (zum Beispiel): Sport, Kochen, Kino etc.
- Die Tätigkeiten sollten beim Entspannen helfen und erlauben, ein positives Feedback zu bekommen. Nicht selten sind Wikipedianer bei ihrem Weggang von anhaltenden Konfliktherden erschöpft, da hat es wenig Sinn, sich in das nächste „Schlachtfeld“ zu stürzen.
- Sämtliche Offline-Kontakte (Freunde, Familie etc.) kontaktieren und Treffen für die nächste Zeit vereinbaren
- Den Ausstieg mit einem längeren Urlaub (möglicherweise im Ausland) zusammenlegen
- Über das Erlebte sprechen: Dieser Punkt ist schwierig, da „Offliner“ oftmals die spezifischen Problematiken, die sich innerhalb der Wikipedia ergeben, nicht verstehen. Trotzdem kann eine „dritte Meinung“ helfen, andere Perspektiven einzunehmen und den eigenen Standpunkt zu relativieren.
- Zuletzt: Sich für die Abwesenheit belohnen. Nichts ist schwieriger und ekelhafter, als die eigenen Gewohnheiten abzulegen.
Sanfter Entzug
Bei einem geordneten Ausstieg könnte man
- To-do-Listen abarbeiten, zumindest was innerhalb kurzer Zeit erledigbar ist, bzw. einem passenden Fachportal (oder anderer geeigneter Stelle) über den Stand noch nicht erledigter Dinge Kenntnis geben, dabei Prioritäten setzen, was einem wichtig ist.
- Ggf. Unterseiten (Projekte, Arbeitslisten) nach Absprache anderen Wikipedianern überstellen, die sich mit der Thematik beschäftigen, ggf. einem themenverwandten Portal
Worst Case
Sollte man den Eindruck gewinnen, bestimmte Probleme längerfristig nicht eigenständig lösen zu können, so sollte man sich nicht scheuen, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr ein Zeichen von Souveränität, sich die Unterstützung zu holen, die für das Gelingen eigener Anliegen nötig ist. Und auch hier sollte man keinen falschen Vorstellungen unterliegen: Nicht jedes Beratungsgespräch bedeutet, dass man gleich in die Klapse eingewiesen wird. Vielmehr dienen Erstgespräche dazu, die Situation zusammen mit einem fachkundigen Unbeteiligten abschätzen zu lassen. Dies kann Folgemaßnahmen nach sich ziehen. Oder eben auch nicht.
Siehe auch
- Wikipedia:Recht zu gehen (grundsätzlicher Gedanke zum Prinzip der freiwilligen Mitarbeit)
- Hilfe:Benutzerkonto stilllegen (Hinweise zur Problematik der Kontolöschung)