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Schnorchelspinne
Bei der Schnorchelspinne handelt es sich um einen derzeit lediglich in der Theorie diskutierten Vertreter der Arachnoiden. Ausgangspunkt der Schnorchelspinnen-Theorie ist die Frage, ob, und wenn ja, wie Spinnen, die in einen Staubsauger gesaugt wurden, diesen Vorgang überleben und letztlich wieder aus dem Gerät herauskriechen können.
Unter Berücksichtigung aller vernünftigerweise anzunehmenden Faktoren sollte man davon ausgehen, dass eine Spinne den Einsaugvorgang in einen Staubsauger nicht überlebt. Diese Faktoren sind:
Schleudertrauma Beim Einsaugen der Spinne in den Sauger wird diese in 0.021 Sekunden auf eine Geschwindigkeit von ca. 85km/h beschleunigt. Eine eventuelle Eigenbewegung der Spinne kurz vor dem Einsaugen (weil sie z. B. vor dem Rohr flüchtet) hat auch dann keine signifikante Auswirkung auf diese Beschleunigung, wenn sie sich vom Rohr wegbewegt. Relative und absolute Beschleunigung sind in diesem Falle also nahezu identisch. Neben dem Umherschleudern des Tieres im Schlauch verursacht insbesondere der Aufprall auf die in den meisten Saugern befindliche Rückschlagsicherung (in der Regel in Form einer Gummilippe) ein meist tödliches Schleudertrauma.
Erstickung Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Spinne lebend im Inneren des Staubbeutels (bzw. bei beutellosen Geräten im Inneren des Staubbehälters) ankommt, erstickt sie in der Regel nach kurzer Zeit, da durch das sie umgebende Geflecht aus Staub, Haaren und anderen, üblicherweise in Staubbeuteln oder Staubbehältern vorkommenden Materialien keine hinreichende Versorgung mit Atemluft gegeben ist.
Tod durch "Steinschlag" Spätestens dann, wenn nach dem Einsaugen der Spinne harte Partikel wie etwa Katzenstreureste, Kieselsteine o. ä. eingesaugt werden, ist das Schicksal des Tieres besiegelt. Der Effekt entspricht dem Abfeuern einer Schrotflinte.
Die "Schnorchel-Theorie"
Bei der Schnorchel-Theorie wird davon ausgegangen, dass lediglich der zweite der oben genannten Faktoren tatsächlich letale Folgen haben kann, während die beiden nicht minder tödlichen anderen Faktoren im Wesentlichen unberücksichtigt bleiben. Hierbei wird in der Regel damit argumentiert, dass Spinnen extrem widerstandsfähige Tiere seien und ihnen daher sowohl der Einsaugvorgang als auch der Beschuss mit schrotähnlichen Partikeln nichts anhaben könne. Doch selbst die Verfechter dieser Sichtweise können das Problem des unvermeidlichen Spinnentodes bei mangelnder Sauerstoffversorgung nicht abstreiten.
Daher wurde am 19.01.2006 im Rahmen eines Expertenkollegs in Oberursel, an welchem die Staubsaugerexpertin Jeannette D., der Arachnoidenforscher Bernhard J., sowie der Fachjournalist Kay L. (Namen aufgrund der Sensibilität des Themas anonymisiert) teilnahmen, die Theorie der "Schnorchelspinne" entwickelt. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass sich die Spinne, nachdem sie im Inneren des Staubbeutels/Staubbehälters angekommen ist, sofort auf die Suche nach einem rohrähnlichen Bestandteil des Staub- und Dreckklumpens macht, dessen eines Ende sich im Inneren des Klumpens, das andere Ende hingegen im Randbereich befindet. In Frage kommen hierfür z. B. Strohhalme, trockene Grasreste oder dergleichen. Das so gefundene Objekt wird dann von der Spinne, analog zu einem Tauchschnorchel, zum Atmen verwendet. Die Spinne wird somit zur Schnorchelspinne.
(Anm.: Werden mehrere Spinnen gleichzeitig eingesaugt, so teilen sie sich aufgrund des Gruppenverhaltens der Arachnoiden einen Schnorchel.)
Hat sich die Spinne ausreichend von den Strapazen des Einsaugvorgangs erholt, klettert sie mit angehaltener Luft den Schnorchel entlang, erreicht somit den Randbereich des Dreckklumpens und findet von hier aus ihren Weg zum Ausgang des Staubbehälters, somit zum Staubsaugerschlauch und letztlich zum rettenden Düsenausgang.
Denkfehler
Die Existenz der Schnorchelspinne darf aus mehreren Gründen angezweifelt werden.
Zunächst ist bis heute keine Sichtung einer aus einem Staubsauger entflohenen Spinne bekannt, geschweige denn, dass die Verwendung eines Schnorchels jemals beobachtet worden wäre. Empirische Untersuchungen hierzu stehen derzeit noch aus.
Weiterhin lässt die Schnorchelspinnen-Theorie zwei der drei oben genannten Hauptgründe für das unmittelbare Ableben einer eingesaugten Spinne in unzulässiger Art und Weise außer Betracht. Es wird stattdessen die Problematik der mangelnden Sauerstoffversorgung als praktisch einzige mögliche Todesursache in den Vordergrund gestellt und hierzu eine theoretische, nicht verifizierte und bei genauer Betrachtung auch reichlich albern wirkende Erklärung zur Umgehung dieses Problems geliefert. Unter Berücksichtigung der Anatomie üblicher Spinnentiere erscheint es in hohem Maße unwahrscheinlich, dass diese Tiere in der Lage sind, Sauerstoff unter Zuhilfenahme eines schnorchelähnlichen Gegenstands aufzunehmen. Die visuelle Vorstellung dieses Vorgangs entbehrt zudem nicht einer gewissen Komik.
Ebenfalls völlig unberücksichtigt bleibt die Frage, wie die Spinne die in den meisten Staubsaugern vorhandene Rückschlagsicherung überwindet. Es erscheint wenig wahrscheinlich, dass eine durch den Einsaugvorgang geschwächte Spinne genügend Kraft aufwenden kann, die Rückschlagsicherung anzuheben und dabei gleichzeitig unter ihr hindurchzukriechen, auch wenn dies aufgrund der in der Regel acht vorhandenen Beine rein mechanisch nicht gänzlich unvorstellbar ist (obgleich der Vorgang bei visueller Vorstellung ebenfalls nicht einer gewissen Komik entbehrt).
Schlussbetrachtung
Insgesamt muss festgehalten werden, dass wesentlich mehr Anhaltspunkte gegen die Existenz der Schnorchelspinne sprechen, als dafür. Bis zum ersten belegten Auftreten eines solchen Vorgangs bleibt die Schnorchelspinnen-Theorie also genau dies: Eine Theorie.