Wikiup:WMDE-Wahlprüfsteine/Fragen und Antworten

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Hier finden sich die Fragen und Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten zu den WMDE-Wahlprüfsteinen für die Wahl im November 2013 zum WMDE-Präsidium. Hintergründe zur Entstehung und Zusammensetzung der Fragen finden sich ebenfalls auf Wikipedia:WMDE-Wahlprüfsteine. Wer für das Präsidium kandidieren und die Fragen beantworten möchte, sich aber noch nicht gut genug mit dem Editieren in einem Wiki auskennt, kann seine Antworten zum Einfügen auf dieser Seite an den hauptamtlichen Präsidiumsassistenen schicken: moritz.rahm@wikimedia.de

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Frage: Hast Du Wikipedia oder ein Schwesterprojekt schon einmal selbst bearbeitet, und was waren Deine Erfahrungen dabei?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Meinen Weg zu Wikimedia fand ich über die Wikipedia. 2005 begann ich unter dem Benutzernamen „theredmonkey“ erste Artikel zu schreiben. Später machte ich mich dann auch daran, Bilder bei Wikimedia Commons hochzuladen und unternahm kleine Ausflüge in die Welt von Wiktionary. Zwischenzeitlich gab es mehrere Momente, in denen ich vom Umgang im Projekt und einigen Regeln (v. a. der unreflektierten Durchsetzung der Relevanzkriterien) genervt war und kleine Pausen eingelegt habe. Schließlich hat es mich jedoch immer wieder zurückgezogen – denn ein so tolles Projekt wie die Wikipedia kann ich nicht einfach aufgeben.
  • Tim Moritz Hector: Seit 2007 bearbeite ich die Wikipedia und war von 2008 bis 2012 als Admin und und im Mentorenprogramm engagiert. Bedauerlicherweise ist über mein Engagement für andere Bereiche innerhalb der Wikimedia-Projekte die Zeit verloren gegangen, auch noch regelmäßig Artikel zu verfassen oder andere Tätigkeiten im operativen Geschäft der Wikipedia zu übernehmen und daher habe ich auch das Admin-Recht wieder zurückgegeben. Allerdings hat mir das immer sehr viel Spaß gemacht und auch wo es Ärger gab war ich überraschender Weise selten frustriert, was vielleicht damit zusammenhängt, dass ich von der Idee dieses Projekts von Anfang an begeistert war. Schwesterprojekte habe ich mir immer wieder angeschaut, habe allerdings – trotz der Begeisterung über deren Ziele – nie einen eigenen Zugang gefunden.
  • Steffen Prößdorf: Ich arbeite in Wikipedia seit 2006 mit und in diversen Schwesterprojekten (Wiktionary, Wikiquote, Commons, Wikisource) seit 2009. In einigen davon bin ich auch Administrator. Meine Erfahrungen waren dabei - wie wohl bei jedem - sehr vielfältig: Von einem traumhaften Arbeitsklima bis zu unergiebigen Endlosdebatten mit fragwürdigem Niveau war alles dabei. Insgesamt betrachtet waren die Erfahrungen jedoch positiv, schließlich bin ich noch immer dabei.
  • Ralf Bösch: Ich habe Fotos hochgeladen und einige Artikel geschrieben und verbessert. Meine Erfahrungen sind zwiespältig, ich war bei vielen Projekten dabei und wurde dort immer wieder verärgert, da in meinen Augen an Wertschätzung für die Leistungen der Freiwilligen bei Projekten seitens WMDE fehlt. Bei der Bearbeitung und Diskussionen in der Wikipedia ist der Ton rauer geworden, Neulinge werden heute, ganz im Gegensatz zu 2005, zum Teil sehr unfreundlich von den „Platzhirschen“ behandelt, anstatt die Probleme zu erklären und den neuen Autoren Hilfestellungen anzubieten. Es wird trotz Mentorenprogramm und diversen Problemlösungsinstanzen nicht mehr von guten Absichten ausgegangen, hier muss ein Umdenken stattfinden. WMDE kann hier verstärkt Hilfen anbieten, zum Beispiel professionelle Beratung oder Mediatoren.
  • Sebastian Moleski: Ich bin seit 2004 dabei, zuerst in der englischen Wikipedia, seit 2005 primär in der deutschen. Ich war von 2006 bis 2011 Admin. Mein Artikelschwerpunkt liegt in der Geschichte und dem Recht der Vereinigten Staaten. Seit einigen Jahren komme ich aufgrund beruflicher und ehrenamtlicher Verpflichtungen kaum noch dazu, mich aktiv an der Artikelarbeit in der Wikipedia zu beteiligen. Alles in allem bin ich mit meinen Erfahrungen in der Wikipedia recht zufrieden. Sicher gab es auch öfter Meinungsverschiedenheiten und Streitereien. Das gehört für mich aber in einem Projekt, wo sich eine Vielzahl von Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Hintergründen für eine gemeinsame Sache engagieren, einfach dazu. Im Ergebnis ist Wikipedia mMn eines der bedeutendsten Errungenschaften unserer Zivilisation, die das Leben von Millionen von Menschen zum Besseren beeinflusst hat.
  • Markus Glaser: Ja, ich habe die Wikipedia und einige Schwesterprojekte schon bearbeitet. Allerdings bin ich Programmierer und treibe mich vorwiegend auf mediawiki.org oder im Code von MediaWiki und dessen Erweiterungen rum. Mittlerweile bin ich auch auf Meta zuhause, durch mein internationales Engagement für die Wikimedia Chapters Association. Auf diesen beiden Wikis stelle ich fest, dass es zu wenige Autoren gibt, die sich um die Pflege kümmern. Es ist sehr einfach, Artikel zu ändern, aber eine Qualitätssicherung findet nur spärlich statt. Zu meinen paar Edits in der Wikipedia ist zu sagen, dass es mir geht, wie so vielen "jungen" Autoren. Ich habe einen Artikel erstellt, er wurde gelöscht. Fair enough. Derzeit schleiche ich (geistig) um die Idee, Noten, die als Bilder eingebunden sind, durch Wikinotation (Scores) zu ersetzen. Ich fürchte aber, dass diese Erweiterung technisch noch nicht soweit ist.
  • Jürgen Friedrich: Ja, ich habe eigene Artikel erstellt und andere bearbeitet, aber das waren bisher noch nicht sehr viele. Meine Erfahrungen: Am Anfang sind die Eingangshürden für die Artikelarbeit relativ hoch. Auch die Arbeit mit dem Editor mag für viele potenzielle Autor/innen nicht gerade einladend sein. Ich selbst habe bei meiner eigenen Artikelarbeit keine nervigen Diskussionen erlebt, aber wenn ich andere Seiten besucht habe, war - bei aller notwendigen Diskussion in der Sache! - der Diskussionsstil dort manchmal sehr unerfreulich. Wenn wir neue Autor/innen gewinnen wollen (und das ist bei den zurzeit stagnierenden Zahlen dringend der Fall), muss wieder ein freundliches und von den guten Absichten aller Beteiligten ausgehendess Klima hergestellt werden.

Satzungsänderung

Frage: Es wird eine Satzungsänderung diskutiert, um die Amtszeit des Präsidiums zu verlängern, um das Präsidium gegenüber den Mitarbeitern des Vereins zu stärken. Stehst Du auch für eine Amtszeit von mehr als einem Jahr zur Verfügung? Welche Vorteile und Nachteile siehst du bei einer Verlängerung der Amtszeit? Was überwiegt für dich?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Nach zwei absolvierten einjährigen Amtszeiten im Präsidium, sehe ich einerseits klar die Vorteile, die sich aus einer zweijähren Amtszeit ergeben: Viele Vorhaben lassen sich innerhalb eines Jahres nur schwer realisieren und anderen Aufgaben des Gremium benötigen zudem eine gewisse Kontinuität, um sie gut zu erfüllen. Weiterhin verschlingt die jährliche Vorbereitung der Wahl eine Menge (Zeit-)Ressourcen: Bei den Kandidaten, bei den Wählern und auch bei der Geschäftsstelle.
    Gegen eine Verlängerung spricht andererseits, dass eine längere Amtszeit potentielle Kandidaten für das Gremium abschrecken könnte. Gerade „neue“ Bewerber möchten sich möglicherweise ungern gleich für zwei Jahre verpflichten.
    Letztlich überwiegen für mich die Gründe, die für die zweijährige Amtszeit sprechen. Ich selbst stehe dem Verein daher selbstverständlich auch für diese Zeit zur Verfügung.
  • Tim Moritz Hector: Zunächst: Wenn die Mitglieder mir bei dieser Wahl und auch noch in einem Jahr ihr Vertrauen aussprechen, stehe ich gern auch für zwei Jahre zur Verfügung. Weitergehend: Sicherlich gibt es Nachteile einer zweijährigen Amtszeit: So wird die demokratische Legitimation des Gremiums dadurch leicht geschwächt, der Einfluss der Mitglieder auf ihr direkt gewähltes Repräsentationsgremium sinkt und es werden häufiger Nachwahlen aufgrund von Rücktritten (aus welchen Gründen auch immer) notwendig sein. Allerdings sehe ich stark wiegende Vorteile in der zweijährigen Amtszeit. Die Arbeit des Präsidiums ist in meinen Augen überwiegend strategische Arbeit. Um also tatsächlich Einblick in die Umsetzung der beschlossenen strategischen Ziele zu bekommen und zu behalten, um überhaupt einen Einblick in den Ablauf dieses Gestaltungsprozesses zu bekommen und auch die Möglichkeit zu haben, ggf. Fehler als Gesamtgremium zu korrigieren, halte ich eine verlängerte Amtszeit für geboten.
  • Steffen Prößdorf: Eine Verlängerung der Amtszeit auf zwei Jahre halte ich für sehr wichtig und richtig. Die Einarbeitungs- und Eingewöhnungsphase ist doch unerwartet lang, auch bürokratische Hürden sind zu nehmen (allein die Kontenzugriffe bei den Banken einzurichten kann 2-3 Monate dauern). Einer längeren Amtszeit als zwei Jahre stehe ich jedoch skeptisch gegenüber: Einerseits wird es dann schwieriger, Kandidaten zu finden, die sich für so lange Zeit festlegen müssen. Vorzeitige Rücktritte wären vermutlich eine Folge. Andererseits kann es nicht schaden, nach zwei Jahren erneut über die Eignung der Kandidaten zu befinden. Die Frage, ob ich für eine längere Amtszeit zur Verfügung stehe, stellt sich so zum jetzigen Zeitpunkt nicht: Erst ab der Wahl im nächsten Jahr könnte eine Amtszeitverlängerung wirksam werden. Sollte ich jetzt wiedergewählt werden, wäre dies bereits mein zweites Jahr.
  • Ralf Bösch: Ich sprach vor meiner Bewerbung mit einigen im Präsidium, sie bestätigten, dass das erste Jahr viel Einarbeitung braucht und erst das zweite Jahr effektiver ist. Daher ist meine Kandidatur auf mehr als ein Jahr angelegt. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, würde ich keine eigenen Projekte mehr durchführen - teilnehmen ja, aber nicht mehr selbst planen oder Fördermittel beantragen.
  • Sebastian Moleski: Eine Verlängerung der Amtszeit wäre gerade angesichts der regelmäßig lang dauernden Einarbeitunszeit begrüßenswert. Ich war bereits von 2008 bis 2012 im Präsidium (bzw. dessen Vorgängergremium) und kann bestätigen, dass kaum jemand geschafft hat, im ersten Jahr einen nennenswerten Anteil der selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Angesichts des Umfangs, den der Verein inzwischen erreicht hat, wäre es auch fatal zu erwarten, dass diese Einarbeitungszeit zukünftig eher geringer wird. Selbstverständlich stehe ich den Mitgliedern so lange zur Verfügung, wie sie mich wählen. Zu tun gibt es genug.
  • Markus Glaser: Das ist eine enorm sinnvolle Geschichte. Ein Jahr ist definitiv zu kurz, um sich sicher in der Welt des Wikimedia e.V. zu bewegen. Es ist insgesamt notwendig, mehr Kontinuität in die Arbeit des Präsidiums zu legen. Ein Nachteil ist, dass die Kontrollfunktion durch die Mitglieder des Vereins geschwächt wird. Ich meine, dem kann man dadurch begegnen, dass man jährlich die Hälfte des Präsidiums neu wählen lässt. Um übrigens neue Präsidiumsmitglieder schneller auf den Stand der Dinge zu bringen, halte ich ein Einführungstraining für sehr zweckdienlich.
  • Jürgen Friedrich: Ich halte eine Amtszeit des Präsidums von zwei Jahren für sehr sinnvoll, eigentlich sogar für notwendig. Die Einarbeitung in die komplexen Vereinsstrukturen und -prozesse erfordern relativ viel Zeit und mehr Kontinuität, als eine einjährige Wahlperiode bietet. Da das Präsidium vor allem auch für die strategische Entwicklung des Vereins verantwortlich ist und sich die Strategieentwicklung oft über einen längeren Zeitraum erstreckt, ist auch aus diesem Grund eine Verlängerung der Wahlperiode sinnvoll. Schließlich würde auch die satzungsmäßige Aufsichtsfunktion des Präsidiums gegenüber dem Vorstand durch eine längere Wahlperiode gestärkt. Ich sehe keine Schwächung der demokratischen Legitimation des Präsidums gegenüber den Mitgliedern. Im Gegenteil, wenn die Mitglieder ein effektives und strategisch agierendes Präsidum wollen, ist eine Verlängerung der Wahlperiode fast unumgänglich. Ich selbst stehe, falls ich gewählt werde, auch für eine zweite Wahlperiode zur Verfügung.

Kontrollfunktion

Frage: Für wie wichtig hältst du die Kontrollfunktion des Präsidiums gegenüber dem hauptamtlichen Vorstand?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Die Kontrolle der Geschäftsführung in Form des hauptamtlichen Vorstandes ist die Kernaufgabe des Präsidiums und von äußerster Wichtigkeit für die Zukunft des Vereins. Als hauptamtlich Beschäftigter, hat der Vorstand dem Präsidium vor allem einen gewichtigen Informationsvorsprung voraus. Neben einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, ist es daher wichtig, diese Informationsassymetrie durch Kompetenz und einen durchdachten Ressourceneinsatz abzuschwächen. Die Anstellung einer Assistenz des Präsidiums war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
  • Tim Moritz Hector: Die Hauptaufgabe des Präsidiums ist eben die Kontrollfunktion gegenüber dem hauptamtlichen Vorstand und darüber hinaus die Kontrolle der Umsetzung der strategischen Ziele im operativen Geschäft. Sie erfordert aus meiner Sicht institutionalisierte, klar definierte Prozesse, um klare Vorstellungen von dem zu bekommen, an welcher Stelle Vorstand und Geschäftsstelle das Präsidium in Entscheidungen einbinden und wo sie autonom arbeiten. Dazu müssen auch Fragen des Informationsflusses geklärt sein.
  • Steffen Prößdorf: Diese Funktion halte ich für immens wichtig, da die Position des Vorstands (unabhängig von der Person, mit der sie besetzt ist) eine gewisse Macht beinhaltet. Der Vorstand ist nach außen in allen Rechtsgeschäften alleinvertretungsberechtigt - und zwar als einziger. Damit geht einher, dass die Arbeit des hauptamtlichen Vorstandes natürlich kontrolliert werden muss, und auch eine Beratung bei Entscheidungen durch das Präsidium stattfinden soll. Von der Möglichkeit des Zustimmungsvorbehaltes des Präsidiums bei einzelnen Themen sollte meiner Meinung nach verstärkt Gebrauch gemacht werden. Ich strebe an, im Falle meiner Wahl auch einen "Good Governance Kodex" ähnlich dem befreundeten österreichischen Chapter [1] zu erarbeiten und zur Abstimmung zu bringen.
  • Ralf Bösch: Wichtig ist mir, dass die operative Arbeit des Vorstandes eng mit den Zielvorgaben des Präsidiums verzahnt ist. Hierfür sind enge Absprachen und gemeinsame Planungen nötig. Falls Zweifel an der Funktionalität der Kontrollmöglichkeiten durch das Präsidium bestehen, sollten die Mitglieder die Satzung ändern.
  • Sebastian Moleski: Das Präsidium ist das Aufsichtsgremiumg des Vereins. Entsprechend ist die Kontrollfunktion Kernaufgabe dieses Gremiums. Damit einher geht, dass das Präsidium die nötigen Kompetenzen und Ressourcen haben muss, um diese Funktion effektiv auszufüllen.
  • Markus Glaser: Das ist eine der Hauptaufgaben, aber zugleich die schwerste. Der Vorstand/Geschäftsführer ist derzeit mit einer großen Machtfülle ausgestattet. Das Präsidium besteht aus Freiwilligen, die sich zum Teil erst einarbeiten müssen. Es läuft daher Gefahr, ein zahnloser Tiger zu sein. Dabei leben viele gute Projekte gerade von einer, sagen wir, wohlwollenden Spannung zwischen den Gremien. Nur so kommt die notwendige Bewegung ins Spiel, nur so können gute von weniger guten Ideen getrennt werden. Ich meine daher, dass wir ein starkes Präsidium als Gegengewicht zum Vorstand brauchen. Die Position des Schatzmeisters ist innerhalb des Präsidiums für die Kontrollefunktion von spezieller Bedeutung. Seine Aufgabe ist es, innerhalb des Präsidiums auf mögliche Schwierigkeiten hinzuweisen. Steffen Prößdorf hat diese Aufgabe bisher hervorragend erfüllt. Nur so, eine Meinung :)
  • Jürgen Friedrich: Es gibt glaube ich keinen Zweifel, dass die satzungsmäßige Aufsichtsfunktion des Präsidiums gegenüber dem Vorstand eine ganz zentrale Aufgabe dieses Gremiums ist. Schwieriger ist die Frage, wie diese Aufgabe effektiv ausgeführt werden kann. Dazu bedarf es m. E. mindestenst der folgenden Schritte: a) Entwicklung klarer und wirksamer Prozesse zur Umsetzung dieser Aufsichtsfunktion. Ich weiß nicht, ob das vergangene Präsidum dazu schon Vorgehensweisen entwickelt hat. Überhaupt wäre eine gemeinsame Sitzung von altem und neuem Präsidium sehr sinnvoll, um Kontinuität - nicht nur zu diesem Punkt - herzustellen. b) Bereitstellung notwendiger Ressourcen. Das ist bzgl. der Assistenzstelle bereits geschehen, aber vielleicht bedarf es hier noch weiterer Überlegungen. c) Klare Trennung der Aufgaben von Vorstand und Präsidium. D.h. meiner Meinung nach, dass sich das Präsidum nicht in die operativen Aufgaben des Vorstands "einmischen" sollte, auch schon aus Zeit- und Ressourcengründen.
    Insgesamt darf aber die Aufsichtsfunktion des Präsidiums, dessen vertrauensvolle Kooperation mit dem Vorstand nicht behindern! Es geht nicht um Konkurrenz der Gremien, sondern um deren Zusammenarbeit im Interesse der Ziele des Vereins.

Präsidiale Beschränkung

Frage: Sollte sich das Präsidium auf strategische Planung und Vorgaben konzentrieren oder auch laufend in operative Aufgaben und Entwicklungen eingebunden sein? Falls du eine Einbindung ins operative Geschäft befürwortest: sollte sich dies auf bestimmte Gebiete oder auf Entscheidungen, die Kosten einer bestimmten Mindesthöhe übersteigen, beschränken?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Satzungsgemäße Aufgabe des Präsidiums ist es, die „strategische Ausrichtung des Vereins fortzuschreiben und Zielvorgaben für den Vorstand zu formulieren“. Anschließend gilt es, die Umsetzung dieser Vorgaben zu kontrollieren. Sollte sich dabei zeigen, dass operative Maßnahmen dieser Zielerfüllung entgegenlaufen, kann ein punktuelles Eingreifen des Präsidiums gerechtfertigt sein. Ebenso können einzelne operative Entscheidungen getroffen werden, um eine grundsätzliche Richtungsänderung herbeizuführen. Von diesen Fällen abgesehen, obliegt die Führung der Geschäfte jedoch grundsätzlich dem Vorstand.
  • Tim Moritz Hector: Präsidiumsmitglieder müssen nicht zwingend aus allen operativen Geschäften herausgehalten werden, sollten aber – auch in ihrem eigenen Interesse und um eine Trennung zwischen Aufsicht/Kontrolle und Ausführung herzustellen – ein gesundes Maß finden sich über ihre Präsidiumsarbeit hinaus als Freiwilliger zu engagieren und diese Tätigkeiten strikt voneinander trennen. Operative Tätigkeiten, die explizit als Präsidiumsmitglied stattfinden (dessen Tätigkeit also Teil der Präsidiumstätigkeit ist), sollten nur in Fällen einer notwendigen Kurskorrektur und durch Wahrnehmung ihrer Kontrollfunktion erfolgen und als solche Tätigkeiten deklariert werden.
  • Steffen Prößdorf: Die strategische langfristige Planung nahm in der vergangenen Wahlperiode einen sehr großen Raum ein - eventuell einen zu großen. Es wurde zwar viel erreicht, aber dafür blieb meiner Meinung nach anderes auf der Strecke. Ich könnte mir für die Zukunft vorstellen, dass die Aufgabe der strategischen Planung auf ein Gremium wie einen (wissenschaftlichen) Beirat oder ähnliches übertragen wird, und das Präsidium im Gegenzug etwas verkleinert wird und sich mehr auf Kontrollfunktionen und die beratende Begleitung von konkreten Maßnahmen und Projekten fokusieren kann.
  • Ralf Bösch: Ich persönlich werde mich nicht auf strategische Planungen festlegen, die mehr als 3–5 Jahre umfassen, da ich in meinen Beruf gelernt habe, dass durch zu starre Festlegungen keine flexible Reaktion auf veränderte Bedürfnisse des „Marktes“ / der Mitarbeiter möglich sind. Ich möchte mich mehr in das operative Geschäft einbringen und zumindest ein starkes Informationsrecht sowie ein Vetorecht des Präsidiums ausüben.
  • Sebastian Moleski: Die Geschäftsführung des Vereins obliegt dem Vorstand. Aufgabe des Präsidiums ist es, im Rahmen seiner Kontrollfunktion entsprechende Vorgaben für die Geschäftsführung zu machen und deren Erfüllung zu überwachen. Diese Vorgaben haben sich im Interesse eines funktionieren Aufsichtsmodells darauf zu konzentrieren, die zu erreichenden Ziele (also das Was) zu bestimmen, während der Vorstand über die Wege dahin (also das Wie) entscheidet. Operative Entscheidungen tangieren im Regelfall das Wie und gehören daher nur in Ausnahmefällen ins Präsidium. Typische Fälle wären Mittelfreigaben ab bestimmten Höhen (um die satzungsgemäße Mittelverwendung sicherzustellen) oder Entscheidungen, die langfristige Verpflichtungen für den Verein darstellen. Ungeachtet dessen muss das Präsidium selbstverständlich über alle wesentlichen Geschehnisse des Vereins zeitnah informiert werden. Dazu gehört für mich beispielsweise eine monatliche Budgetkontrolle und eine quartalsmäßiger Ist-Soll-Vergleich des Wirtschaftsplans.
  • Markus Glaser: Grundsätzlich meine ich, dass das Präsidium sich auf einer strategischen Ebene bewegen sollte. Das Operative ist der Geschäftsstelle überlassen. Jedoch geht es bei der Strategie nicht nur um die Planung oder die Vorgaben. Es ist auch Aufgabe des Präsidiums, sicherzustellen, dass die grundsätzlich entwickelten Ideen der Strategie entsprechend verfolgt werden. Wenn sich an dieser Stelle die Ausführung der operativen Aufgaben in eine andere Richtung bewegt, ist es für das Präsidium natürlich gerechtfertigt, korrigierend einzugreifen. Dazu ist es notwendig, dass das Präsidium ausreichend und frühzeitig über wichtige operative Entscheidungen informiert wird. Einen Zustimmungsvorbehalt an spezielle Gebiete oder Kosten zu binden, halte ich nicht für sinnvoll, da sich die Gegebenheiten zu schnell ändern können. In meiner, zugegeben idealen, Vorstellung befinden sich Präsidium und Vorstand in einem regen Austausch, um sich bei wichtigen operativen Entscheidungen eine gemeinsame Meinung zu bilden.
  • Jürgen Friedrich: Der Regelfall sollte die Konzentration der Präsidiumsarbeit auf die strategische Planung sein (neben der Aufsichtsfunktion). Nur im Ausnahmefall sollte - zur Vermeidung von Nachteilen für den Verein - ein Eingriff in den operativen Bereich erfolgen. Die strategische Planung muss allerdings Raum für eine flexible Umsetzung im operativen Bereich durch den Vorstand und evtl. andere Gremen lassen. (Die Freigabe von Mitteln ab einer bestimmten Höhe durch das Präsidium ist m. E. notwendig, gehört aber eher in den Bereich der Kontrollmaßnahmen und tangiert weniger das Verhältnis von strategischer Planung und operativer Umsetzung.)

Vertrag mit der Wikimedia Foundation

Frage: Im Jahr 2015 läuft der Vertrag mit der Wikimedia Foundation aus, der dem Verein erlaubt, die Spenden während des jährlichen Fundraisers selbst einzusammeln. Welche Schritte wirst du unternehmen, um diese Autonomie zu erhalten?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation ist von äußerster Wichtigkeit für das Fortbestehen des Vereins. Als Präsidium müssen wir daher darauf drängen, dass die Arbeit des Vereins höchsten Ansprüchen an Verantwortlichkeit, Transparenz und Professionalität entspricht. Dann steht auch einer Verlängerung des Vertrages nichts entgegen.
  • Tim Moritz Hector: Aus meiner internationalen Erfahrung auf verschiedenen Konferenzen weiß ich, dass die Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation auf sicheren Beinen steht. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit auch in Zukunft zu erhalten muss sicher gestellt werden. Dazu ist einerseits der persönliche Kontakt wichtig: Das Berichten über Projekte, über die Aufstellung (personell und programmatisch) und das Miteinander in der Planung von Aktivitäten ist entscheidend. Gern wirke ich in diesem Rahmen auf der persönlichen Ebene mit. Andererseits ist auch die Einhaltung der formalen Kriterien, wie sie den Vereinbarungen über die Mittelverwendung hergibt, wichtig und hier werden wir die gute Arbeit fortsetzen müssen. Diesen Prozess zu begleiten ist ebenfalls ein Schritt in diese Richtung, in die ich optimistisch blicke.
  • Steffen Prößdorf: Ich sehe hier Wikimedia Deutschland in einer ausgezeichneten Position. Der vergangene FDC-Prozess und auch der aktuelle - soweit bisher erkennbar - bestätigen ein sehr hohes Ansehen und eine gewisse Vorreiterrolle des deutschen Chapters. Die konkreten Verhandlungen über eine Verlängerung oder Modifizierung des Fundraising Agreements stehen aber erst im Frühjahr/Sommer 2015 an, und sind somit für die kommende Amtszeit noch ohne Bedeutung.
  • Ralf Bösch: Da die Spendenkampagne in Deutschland seit Jahren sehr erfolgreich läuft, sehe ich uns in einer starken Position. Da ich dieses Feld aber anderen Präsidiumsmitgliedern überlassen werde, werde ich mich weitgehend deren Strategie anschließen, sie gegebenenfalls mitentwickeln, aber nicht forcieren.
  • Sebastian Moleski: In diesem Punkt werden im kommenden Jahr Verhandlungen mit der Wikimedia Foundation nötig werden. Eine wesentliche Variable ist dabei, welche Schwerpunkte der neue Geschäftsführer bzw. die neue Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation setzen wird. Grundsätzlich bin ich aber zuversichtlich, dass auch über das Jahr 2015 hinaus in Deutschland über die Wikimedia Fördergesellschaft Spenden gesammelt werden.
  • Markus Glaser: Sehen wir uns zunächst die Gegebenheiten an. Der Anteil am Gesamtspendenaufkommen, der von WMDE eingesammelt wird, liegt im zweistelligen Prozentbereich, ist also signifikant. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass wir die Möglichkeit haben, Spendenquittungen auszustellen. Ein guter Grund also, diese Praxis beizubehalten. Aber das ist letztlich eine Entscheidung der Foundation. Dort wird gerade die Position der Geschäftsführung neu besetzt, und es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die Strategie der Foundation bezüglich des Fundraising entwickelt. Es notwendig, ein gutes Verhältnis zu WMF und deren Gremien zu pflegen. Im Board der Foundation und im Affiliations Committee sitzen Vertreter, die aus dem deutschen Verein kommen. Hier sollten wir einen guten Kontakt aufrecht erhalten. Gleichzeitig müssen wir, gemeinsam als Wikimedia Organisationen, gute Arbeit leisten und diese auch entsprechend darstellen. Wikimedia Deutschland hat eine gute Ausgangsposition. Jetzt gilt es, diese zu halten. Das heisst vor allem, verantwortungsvoll mit den Spenden umzugehen. Hier hat das Präsidium eine entscheidende Lenkungsfunktion.
  • Jürgen Friedrich: Ich kenne mich in dieser Frage zu wenig aus, um konkrete Hinweise geben zu können, und würde mich bei dieser Frage auf die erfahrenen Mitglieder im Präsidum verlassen. Allgemein gilt natürlich immer: Die Arbeitsweise von WMDE für die Foundation transparent machen; die Bedeutung bestimmter Projekte erklären/vermitteln; enge persönliche Kontakte zur Foundation pflegen; und (natürlich) hervorrandende Arbeit leisten.

Referentennetzwerk und Toolserver

Frage: Im Jahr 2013 wurden die in der Wikipedia-Community recht beliebten Vereins-Projekte „Referentennetzwerk“ und „Toolserver“ eingestellt bzw. deren Einstellung beschlossen. Was ist deine Meinung dazu und wie möchtest du verhindern, dass beliebte Projekte eingestellt werden?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Die beiden Fälle sind grundsätzlich verschieden gelagert. Zum Toolserver: Es ist erklärter Wunsch der Wikimedia Foundation (WMF), den Infrastrukturbetrieb unter ihrer Verantwortung zu bündeln. Der Umzug des Toolservers auf Wikimedia Labs ist daher vor allem eine Folge dieses Interesses. Es gibt allerdings auch gute Gründe für den Umzug, wie die bessere Anbindung an die restlichen Wikimedia-Server und die komplizierten europäischen Datenschutzrechte. Gleichwohl habe ich großes Verständnis für die Befürchtungen, was die Stabilität des Betriebes von Labs angeht. Die WMF hat jedoch versichert, den Betrieb im kommenden Jahr zu stabilisieren. Letztlich lässt sich eine Entscheidung gegen den Umzug auf Labs nicht gegen die WMF treffen.
    Zum Referentennetzwerk: Die Entscheidung, das Referentennetzwerk nicht in der bestehenden Form fortzusetzen, basiert nach meiner Kenntnis vor allem auf einer starken Vermischung von ehrenamtlicher Arbeit und selbstständiger Tätigkeit bei weiten Teilen der Referenten. Es ist nicht Aufgabe des Vereins, die Rolle einer Auftragsvermittlung für Selbstständige auszufüllen. Sollte der Verein sich entschließen, bezahlte Referaten zu entsenden (was durchaus in Ordnung wäre), so muss dies vor dem Hintergrund der Erfüllung der Jahresziele geschehen. Bezahlte Referenten müssten sich dann wie alle anderen Beschäftigten an der Zielerreichung messen lassen. Da sich dies nicht mit der gewünschten Autonomie der Referenten vereinbaren lässt, scheint mir die Auslagerung des Programms in die Selbstverwaltung der Referenten eine geeignete Lösung.
  • Tim Moritz Hector: Diese Frage ist etwas schwierig aber ebenso wichtig. Zunächst zu den einzelnen Projekten: (1) Toolserver. Ich selbst bin von dieser, von der Wikimedia Foundation vorangetriebenen, Entscheidung nicht betroffen und kann Bedenken zur Stabilität des Servers auf den WMF-Labs weder zerstreuen noch bestätigen. Mit laienhaftem Sachverstand sage ich daher, dass mir die Zusammenführung durchaus sehr sinnvoll erscheint, allerdings selbstverständlich nicht um den Preis der Stabilität. Daher hoffe ich, dass hier eine geeignete Lösung gefunden werden kann: im Idealfall eine partizipative Gestaltung in Zusammenarbeit mit der Wikimedia Foundation und Gewährleistung (so weit eben möglich) der Stabilität; es ist hier der Dialog zu suchen. (2) Referentennetzwerk. Ob dieses Projekt überhaupt in der Community (in welcher?) ein beliebtes Projekt war, möchte ich zunächst dahingestellt lassen. Unbestritten ist, dass es in den Reihen der Referentinnen und Referenten Unmut darüber gab, dass die Gruppe aufgelöst worden ist und auch die Gründe und das Vorgehen dafür seitens des Bereichs Bildung und Wissen bei WMDE nicht gut kommuniziert worden sind (hierzu besteht auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort, so weit ich informiert bin, Einigkeit). Allerdings gab es für die Einstellung sehr gute Gründe und ich habe – als Mitglied des Netzwerks – häufig für eine Änderung in der Struktur dieses Projekts plädiert: Der sog. "administrative Overhead" war für bestimmte Projekte überwältigend, es wurden verschiedene Maßnahmen in einem Netzwerk zusammengeführt (Kurse an Schulen zur Aufklärung, Kurse zur Inhaltegewinnung an Hochschulen und Kurse zur AutorInnengewinnung in Volkshochschulen), was auch eine Evaluation schwer gemacht hat und ein klares Ende dessen mit der Fortführung einzelner Bestandteile hätte ich ohnehin gern gesehen. Auch hier blicke ich aber sehr optimistisch in die Zukunft.
Es ist nie ganz auszuschließen, dass im Sinne der effizienten Mittelverwendung auch einmal Programmlinien oder Aktivitäten eingestellt oder nicht durchgeführt werden, obwohl sie vordergründig in der Community ein hohes Ansehen haben; das kann ganz verschiedene (finanzielle, administrative oder organisatorische) Gründe haben. Darüber ist dann deutlich zu kommunizieren (hier sehe ich Verbesserungsbedarf). Allerdings denke ich auch, dass letztlich ein community-basiertes Projekt immer einem von Hauptamtlichen initiierten vorzuziehen ist. Letzteres soll nicht heißen, dass nicht aber auch eigeninitiierte "Maßnahmen" stattfinden dürfen, wenn sie gut kommuniziert werden und nach Möglichkeit partizipativ gestaltet sind. Den Prozess der Partizipation an operativen Tätigkeiten von Wikimedia Deutschland zu klären ist ebenfalls eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.
  • Steffen Prößdorf: Die Einstellung des Referentenprogramms halte ich nach wie vor für einen großen Fehler und bedaure, dass diese Entscheidung komplett am Präsidium vorbei getroffen wurde. Nichtsdestotrotz muss man feststellen, dass es Handlungsbedarf gab - wenn auch meiner Meinung nach aus anderen Gründen wie offiziell angeführt. Eine Tatsache ist, dass die Referenten auch untereinander sehr verschiedener Meinung waren (und auch noch sind), inwieweit die Referententätigkeit rein ehrenamtlich oder bezahlt zu leisten ist. Es ist fraglich, ob diese beiden doch sehr gegensätzlichen Einstellungen langfristig unter einen Hut zu bringen sind. Positiv ist zu vermerken, dass die Betreuung des (nun völlig unabhängigen) Referentennetzwerks nun im Team Communitys weitergeführt wird, und die Referenten dort eine ähnliche Unterstützung wie z. B. die Mentoren, die Supportler usw. erfahren können. Wie geschrieben: Die konkrete Entscheidung halte ich nach wie vor für falsch, und die Art und Weise, wie diese an die Referenten (nicht)kommuniziert wurde, bzw. wie generell mit ihnen umgegangen wurde, für ein schlechtes Beispiel. Wie die ideale Form eines Freiwilligen-Netzwerkes aus Referenten aussehen müsste, weiß ich allerdings (wie wohl die meisten) leider auch nicht.
  • Ralf Bösch: Ich bin sehr traurig, dass sich WMDE aus diesen Bereichen zurückgezogen hat. Ich selber habe im Referentennetzwerk mit Schwerpunkt Senioren mitgemacht, empfand es als für alle Beteiligten sehr lehrreich und erfolgreich. Das Referentenprojekt trug wesentlich zur Aufklärung über Freies Wissen bei.
    Der Toolserver war für mich eine Bereicherung und erleichterte viele Arbeitsschritte. Es ist in meinen Augen nicht nachzuvollziehen, warum dieser Server nicht weiter gepflegt wurde, obwohl er so viel Zuspruch hatte. Auch hier hätte ich mehr auf die Community gehört. Der Wechsel zu Wikimedia Labs wurde weder ausreichend vorbereitet (Kompatibilität der Tools?) noch wurden rechtliche Fragen im Vorfeld ausreichend geklärt (Stichwort Datenschutz). Mit den daraus entstehenden Lücken und Konflikten ist die Community alleine gelassen.
  • Sebastian Moleski: Organisationen funktionieren dann am besten, wenn sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Der Betrieb von Servern für die Öffentlichkeit ist eine Tätigkeit, für die eine gewisse Kompetenz notwendig ist. Innerhalb des Wikimedia-Universums hat die Foundation als Betreiber der Projekte bewiesen, dass sie die Kompetenz hat, Server zu betreiben. Entsprechend erscheint es mir sinnvoll, dass die Funktionalitäten, die der Toolserver-Verbung angeboten hat, von der Foundation übernommen werden. Ungeachtet dessen ist mir aber auch bewusst, dass die Art und Weise, wie die Foundation diese Übernahmen organisiert, an vielen Stellen zu wünschen übrig lässt. Hier sehe ich den Verein tatsächlich in der Pflicht, für einen ordungsgemäßen Übergang zu sorgen. Zum Referentennetzwerk ist zu sagen, dass ich es grundsätzlich begrüße, wenn es Anlaufstellen für Personen und Organisationen gibt, die vor Ort Informationsveranstaltungen und Schulungen zur Wikipedia und den Schwesterprojekten anbieten. Hier existiert sowohl Nachfrage als auch Zahlungsbereitschaft. Für den Verein besteht mMn die Aufgabe in diesem Bereich hauptsächlich daraus sicherzustellen, dass solche Anlaufstellen existieren und dass sie funktionieren. Daraus folgt aber nicht, dass der Verein sie selbst betreiben oder der Verein aktiv Aufträge vermitteln muss. Wenn es also ein Netzwerk von Wikipedianern gibt, die solche Vorträge organisieren wollen, sollten sie vom Verein die Unterstützung erhalten, die sie benötigen um erfolgreich zu sein. Ziel dabei muss aber sein, dass sich diese Anlaufstellen wirtschaftlich selbst tragen.
  • Markus Glaser: Ich weiß nicht, ob ich das generell verhindern möchte. Es könnte durchaus gute Gründe geben, auch ein beliebtes Projekt einzustellen. Wenn diese Gründe aber gut sind, so sind sie kommunizierbar und für alle verständlich. Es gilt also zunächst, einsame Vereinsentscheidungen zu verhindern, die nicht zuvor mit der Community diskutiert und am besten zu einer Art Konsens gebracht worden sind. Ich gehe auch davon aus, dass es gute Gründe gibt, warum ein Projekt beliebt ist und bin der Meinung, dass solche erfolgreichen Vereinsprojekte nicht leichtfertig aufgegeben werden sollten.
Zum Referentennetzwerk: Ich bin nicht glücklich darüber, dass dieses eingestellt wurde, habe mich aber nur zu entfernt damit beschäftigt, um eine belastbare Meinung dazu zu haben. Zum Toolserver: Auch hier hätte ich es gerne gesehen, wenn der Toolserver weiterhin existiert und von WMDE betrieben wird. Aber diese Entscheidung steht nicht im luftleeren Raum. Die Foundation hat sich als Kernkompetenz den technischen Betrieb der Wikipedia und der zugehörigen Softwarelandschaft angeeignet. Es ist eine strategische Frage, ob man sich an dieser Stelle mit WMF anlegt, auch im Hinblick auf die weitere Gelderverteilung innerhalb der Wikimedia Welt. Wenn alles gut läuft, sind die Dienste, die auf dem Toolserver betrieben werden, ja weiterhin verfügbar. Aber: strategisch meine ich, dass es ausserhalb der Foundation technische Kompetenz geben muss und dass WMDE hier ein guter Kandidat ist, diese Kompetenz nachhaltig vorzuhalten.
  • Jürgen Friedrich: Grundsätzlich sollten beliebte Projekte nicht eingestellt werden. Immerhin ist ein Hauptzweck des Vereins, die Projekte der Communitys zu unterstützen. Es kann notwendig sein, dass sie unter geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden müssen und dann fortgeführt werden. In diesen Fällen sollten zumindest folgende "Regeln" eingehalten werden: a) Die geplanten Änderungen werden mit den Betroffenen ausführlich kommuniziert. b) Wo immer möglich, werden die Betroffenen an der weiteren Planung substanziell beteiligt. c) Die alten Verfahren/Systeme werden erst dann "abgeschaltet", wenn die neuen erfolgreich getestet wurden und fehlerfrei funktionieren. Konkret heißt das etwa, dass der Toolserver nicht abgeschaltet wird, solange bei Wikimedia Labs Stabilitäts- oder Kompatibilitätsprobleme bestehen.
    Beim Referentennetzwerke kenne ich mich inhaltlich zu wenig aus, um dazu detailliert Stellung nehmen zu können. Aber wie es aussieht, hat auch hier keine ausreichende Kommunikation und Beteiligung der Betroffenen stattgefunden.

Kernziele

Frage: Die Wikimedia Foundation hat sich den Kernzielen "Inhalte [für Wikipedia] gewinnen" und "Community stärken" verschrieben. Welche Schwerpunkte ergeben sich daraus für das nächste Präsidium von WMDE?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Die Stärkung der Community und die Gewinnung von Inhalten sind seit langem zentrale Bestandteile der Arbeit des Vereins. Die Positionierung der Wikimedia Foundation ist bei der strategischen Planung zu berücksichtigen.
  • Tim Moritz Hector: In der Festlegung der Strategie für die kommenden Jahre sollten wir zwar einerseits den Anschluss an die Wikimedia Foundation nicht verlieren (s. o.), dürfen aber durchaus Vorreiter sein und müssen uns nicht ohne Not sklavisch und zu eng auslegend an diese Kernziele halten. Die Ziele sind zudem immer schon in den Aktivitäten des Vereins (und auch in seiner Satzung) verankert und werden stets mitgedacht.
  • Steffen Prößdorf: Diese beiden Punkte sind auch wichtige Tätigkeitsfelder von WMDE. Darüber hinaus sehe ich es als notwendig an, dass sich WMDE auch um die Aufgaben kümmert, die die WMF mit ihrem "narrowing focus" aufgegeben bzw. an die Chapter übertragen hat. Das Präsidium hat in der vergangenen Amtszeit Leitmotive für WMDE entwickelt und gemeinsam mit verschiedenen Communitys an der Entwicklung strategischer Ziele gearbeitet, die kurz vor einer Finalisierung stehen. Hierdurch werden die konkreten Aufgaben für WMDE definiert.
  • Ralf Bösch: Deshalb meine Bewerbung. Ich denke, dass ein Mitglied aus der Community das beste Mittel ist, um WMDE und WMF wieder näher an die Wikipedianer zu bringen, damit „Tacheles-Gespräche“ (konfliktlösende Meetings des Vorstandes mit Wikipedianern in verschiedenen Städten) nicht nötig sind.
  • Sebastian Moleski: Die Kernziele sind gut, aber in ihrer Formulierung auch sehr vage gefasst. Ähnliche Zielsetzungen gibt es auch bereits im Verein. Wichtiger als die Ziele ist jedoch sicherzustelen, dass auch die dafür passenden Wege gefunden werden. Da sehe ich beim Verein durchaus Verbesserungspotenzial.
  • Markus Glaser: Ich halte die beiden Punkte für so schwammig, dass man faktisch fast alles darunter packen kann. Der Versuch einer Antwort: Meine Ausrichtung ist ja eine internationale. Es gab im letzten Jahr einige Initiativen, die Inhalte für die deutsche Wikipedia schaffen wollten, indem sie sich im internationeln Raum bewegen, z.B. ein Projekt im EU-Parlament oder bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi. Beide wurden letztlich bisher nicht durchgeführt. Ich bin aber der Meinung, dass sich hier viele Chancen für Synergien unter den Wikipedias und den Schwesterprojekten ergeben und setze mich dafür ein, solche Unternehmungen zu unterstützen. Für die Stärkung der Community ist es meines Erachtens notwendig, dass sie im Verein einen Unterstützer und Enabler (leider gibt es dafür kein gutes deutsches Wort, sowas wie ein Wegbereiter) für ihre Vorhaben finden, der nicht versucht, zu lenken, sondern zuzuhören und Projekten eine Chance zu geben.
  • Jürgen Friedrich: Vielleicht müssen ja "Kernziele" so allgemein formuliert werden, oder es ist einfach nur die amerikanische Art der schlichten Ausdrucksweise. Besonders innovativ sind diese Ziele jedenfalls nicht. Allerdings sind sie auch bei uns noch lange nicht erreicht:
    "Inhalte gewinnen" heißt ja für uns, a) die Kooperation mit Institutionen aus Kultur, Bildung und Wissenschaft zu verstärken, um Wissen zu befreien, und b) neue Autor/innen zu gewinnen (Studierende, Frauen usw.). Da müssen wir weitere konkrete Maßnahmen entwickeln, umsetzen und überprüfen.
    "Community stärken" kann man dadurch, dass man ihr zuhört und sie in Entscheidungen einbezieht. Das neue Konzept des Community-Projektbudgets versucht z.B., in diese Richtung zu gehen.

„Stimme der Community“

Frage: Wirst du dich als „Stimme der Community“ innerhalb des neuen Präsidiums fühlen?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Ich verstehe mich zunächst selbst als Teil der Community. Somit werden mein Wissen um diese und meine Erfahrungen in den Projekten natürlich immer in mein Handeln einfließen. Da die Wahl des Präsidiums jedoch nicht durch die Community, sondern durch die Vereinsmitglieder geschieht (gleichwohl gibt zum Glück auch weite Überschneidungen), maße mich mir jedoch nicht an, für „die Community“ zu sprechen, was „Stimme“ implizieren würde.
  • Tim Moritz Hector: Sofern denn die Community oder einzelne Mitglieder mich damit beauftragen, ihre Stimmen in meiner zu bündeln – und damit meine ich noch nicht allein die Wahl, sondern ein Verständnis aus Gesprächen und Diskussionen heraus – nehme ich dieses Mandat selbstverständich wahr. Gewählt bin ich von den Mitgliedern und auch diesen gegenüber verantwortlich; offen für Anregungen von allen Freiwilligen aus den Wikimedia-Projekten, die das Kerngeschäft von Wikimedia bilden, bin ich aber immer.
  • Steffen Prößdorf: Ich bin Teil dieser Community sowie weitere Communitys (z. B. Schwesterprojekte). Ich bin nicht nur Vereinsvertreter, sondern in erster Linie auch Wikipedianer. Einige hier im Projekt halten diese Verbindung für flacsh, ich sehe sie aber bei mir untrennbar miteinander verbunden. Ich sehe mich durchaus als Repräsentant der Communitys im Verein, auch wenn diese selbst sehr unterschiedlicher Meinung sind - gerade auch in Fragen des Verhältnisses zu WMDE sind die Meinungen der Wikipedianer äußerst heterogen.
  • Ralf Bösch: Ja. Ich bin mit vielen Wikipedianern persönlich vernetzt und auf wichtigen Diskussionsseiten innerhab der Wikipedia präsent; so habe ich einen guten Überblick über die Anliegen der Community.
  • Sebastian Moleski: Ich denke, dass die Community eine stärkere Berücksichtigung bei der Mittelverwendung des Vereins erfahren sollte. So würde ich das CPB zum Beispiel gern in eine Art "Kickstarter für freies Wissen" umbauen, in dem Projektvorschläge in der Community ausgarbeitet und die populärsten davon vom Verein bzw. unterstützt vom Verein mit seinen Mitteln umgesetzt werden. Ich denke auch, dass die gelegentliche Angsthaltung, die es auf beiden Seiten gibt, dringend abgebaut werden soll. Dazu gehört auch die Angst vor Konflikten, denn erst Konflikte machen Fortschritt überhaupt möglich.
  • Markus Glaser: Ein nachdenkliches Ja. Der Verein zieht einen Großteil seiner Existenzberechtigung aus der Wikipedia und deren Schwesterprojekten. Daher ist klar und selbstverständlich, dass die Belange der Community eine entscheidende Rolle im Präsidium spielen müssen. Es ist aber nicht ganz einfach mit der Community, und deren Meinung, wenn man, wie ich, nicht direkt "dazugehört". Ich habe mich als WCA-Rat bemüht, die Community zu hören. Aber da sprechen echt viele Stimmen. Für den Verein halte ich es daher für unerlässlich, dass wir zunächst zuhören lernen, also ein Sensorium entwickeln, um die Stimmung(en) der Community zu erkennen. Ein Verbesserung im gegenseitigen Austausch ist das Mindeste, was wir erreichen müssen.
  • Jürgen Friedrich: Wenn ich eine "Stimme der Community" sein wollte, dann wäre das etwas anmaßend, weil ich mit meiner eher geringen Zahl von Edits zwar formal zur Community gehöre, aber ich wäre in keiner Weise legitimiert, die Community im Präsidium zu vertreten. Was ich aber sein möchte, ist eine "Stimme für die Community". Ein wesentliches Ziel des Vereins ist die Unterstützung der Communitys und dem ist auch das Präsidium verpflichtet. Als Präsidiumsmitglied werde ich daraufhinwirken, dass effektive Maßnahmen zur Förderung der Anliegen der Communitys entwickelt und umgesetzt werden.

Hauptamtliche Vorstände

Frage: Sollte es deiner Meinung nach künftig zwei hauptamtliche Vorstände geben? Welche Vor- und Nachteile siehst du in solch einem Modell?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Die Frage der Anzahl der Vorstände lässt sich nicht per se entscheiden. Vielmehr kann die Einstellung eines weiteren Vorstandes möglicherweise die Lösung eines bestehenden Problems darstellen. Ein solches wäre zum Beispiel die gestiegene Arbeitsbewältigung der Geschäftsführung. Durch die geplanten Einstellungen Verwaltungsbereich, kommt es jedoch hoffentlich zu einer entsprechenden Entlastung.
  • Tim Moritz Hector: Diese Frage ist zu diskutieren, aber es fehlen mir noch zu viele Hintergrundinformationen, um hier ein endgültiges Urteil zu fällen. Ein zweiter Vorstand scheint mir aus Sicht der Arbeitsentlastung und -verteilung sinnvoll, er kann aber auch funktionierende Strukturen schwächen und bräuchte ein klares Profil, dessen Umrisse ich noch nicht beurteilen kann.
  • Steffen Prößdorf: Zur Beantwortung dieser Frage kommt es darauf an, wie die Aufgaben der designierten Vorstände verteilt wären. Einfach zwei statt einem Vorstand zu berufen wäre meiner Meinung nach äußerst kontraproduktiv und würde bestehende Probleme nicht lösen, sondern eher verstärken. Vorstellbar wäre für mich auf lange Sicht z. B. die Berufung eines dedizierten Finanzvorstandes. So könnte ein Vorstand (CEO) sich um repräsentative Aufgaben kümmern und die inhaltliche Arbeit verantworten, während der andere (CFO) die Erstellung der Wirtschaftspläne, die generelle Finanzplanung sowie die innerbetriebliche Organisation verantwortet. So stünden zwar beide Vorstände gleichberechtigt nebeneinander, hätten aber unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Betätigungsfeldern.
  • Ralf Bösch: Ich kenne die Doppelspitze aus meinem beruflichen Umfeld, sie ist in meinen Augen sehr produktiv, wenn die Chemie zwischen den beiden Akteuren stimmt, eine eindeutige Aufgabenteilung besteht und das Präsidium als Bindeglied / Kontrollorgan eingesetzt wird.
  • Sebastian Moleski: Es sollte jedenfalls mehr als einen Vorstand geben. Seit der Satzungsänderung 2011 waren mehrere Vorstände vorgesehen. Angesichts der Aufgabenstellung, die der Vorstand im Verein hat, ist es vernünftig, das nun auch zu realisieren. Damit verbunden wäre die Neuordnung des Geschäftsverteilungsplans, der sicherstellt, dass Verantwortung weiterhin klar zuzuordnen ist.
  • Markus Glaser: Es ist sinnvoll, eine Organisation unserer Größe nach dem Vier-Augen-Prinzip zu führen. Wie auch schon im Verhältnis Präsidium/Vorstand halte ich eine Gewaltenteilung für besser geeignet, WMDE durch die teils schwierigen Spannungsfelder der Erwartungen von Communities, Vereinsmitgliedern, Spendern, der internationalen Wikimedia Welt und der Foundation zu führen. Ich sehe als Option jedoch eher, die Personalunion von Vorstand und Geschäftsführer aufzulösen und die Positionen jeweils separat zu besetzten. Der Vorteil hiervon ist eine klare(re) Aufgabenteilung. Ein Geschäftsführer ist dem operativen Ergebnis verpflichtet. Er (generisches Maskulium...) muss alles tun, um die Geschäftsstelle stark zu machen und stabil zu halten. Ein Vorstand ist dagegen dem Verein und dessen Strategie verpflichtet. Eine große Schwierigkeit in unserem Fall ist jedoch, vor der Allgemeinheit zu rechtfertigen, warum wir uns in einem gemeinnützigen, spendenfinanzierten Verein zwei hochdotierte Stellen leisten sollten. Ich bin einigermaßen zuversichtlich, dass dies argumentierbar ist.
  • Jürgen Friedrich: Ich habe zu dieser Frage keine abschließende Meinung. Einerseits hat eine Organisation von der Größe unseres Vereins normalerweise zwei Vorstände, für die dann klare Ressortzuständigkeiten bestehen müssen, z.B. Strategische Entwicklung/Außenbeziehungen; Finanzen/Organisation/Personal o. ä. Zwei Vorstandsmitglieder, die gut mit einander kooperieren und sich gegenseitig vertreten, wären insofern sicher ein Gewinn für den Verein. Andererseits muss bedacht werden, dass die Spendengelder nicht übermäßig in die Leitung des Vereins gesteckt werden dürfen. Vielleicht kann zu dieser Frage zunächst einmal ein Konzept entwickelt werden, einschl. einer vergleichenden Analyse, wie das in anderen gemeinnützigen Vereinbarungen mit ähnlichem Aufgabenspektrum gehandhabt wird.

Mitarbeit ohne Wikimedia-Projekt-Erfahrung

Frage: Kann man deiner Meinung nach sinnvoll im Präsidium mitwirken, wenn man keine Erfahrung aus einem der Wikimedia-Projekte mitbringt?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Ja. Eine Kernaufgabe des Präsidiums ist – wie ich weiter oben schrieb – die Kontrolle der Geschäftsführung. Um diese wirksam zu erfüllen, sind gegebenenfalls Fähigkeiten und Erfahrungen, die außerhalb der Wiki-Arbeit liegen, wichtiger als Erfahrung aus den Wikimedia-Projekten. Genauso wichtig wird es allerdings bleiben, Präsidiumsmitglieder mit enger Communityanbindung dabei zu haben, um die zweite Aufgabe – die strategische Planung – erfüllen zu können. Es kommt daher auf eine gute Mischung der Mitglieder des Präsidium an.
  • Tim Moritz Hector: Es ist sicher hilfreich, sich in die Position eines Ehrenamtlichen hineinversetzen zu können und ein Gefühl für die Aufopferungsbereitschaft, die die Freiwilligen hier mitbringen, herstellen zu können. Allerdings kann dies auch aus einem ganz anderen Tätigkeitsfeld kommen. Im Laufe der Amtszeit sollte sich das Mitglied aber auf jeden Fall mit den Wikimedia-Projekten vertraut machen, aber aktiv beizutragen ist aus meiner Sicht nicht unbedingt erforderlich (wenngleich sehr hilfreich).
  • Steffen Prößdorf: Jein. ein lächelnder Smiley  Ich halte ein gewisses Verständnis dafür, wie die Aktiven in den einzelnen Projekten "ticken", für unerlässlich für eine sinnvolle Präsidiumsarbeit. Dazu muss man allerdings nicht zwangsläufig aktiver Wikipedianer sein. Im vergangenen Jahr waren meine Präsidiumskollegin Anja Ebersbach und der WCA-Vertreter Markus Glaser wunderbare Beispiele dafür, dass sich Nicht-Wikipedianer teilweise mehr für die Belange der Communitys einsetzen als andere Präsidiumskollegen. In diesem Sinne missbrauche ich die Beantwortung dieser Frage auch für eine Wahlempfehlung. Jedoch sind beide zumindest in einer Wikimedia-Community aktiv, in diesem Fall bei den Entwicklern. Komplett externe Präsidiumsmitglieder ohne jeden Bezug zu Wikimedia-Projekten halte ich für problematisch - wohl wissend, dass einige meiner Kollegen dies anders sehen.
  • Ralf Bösch: Erfahrungen in der Wikipedia oder einem Schwesterprojekt sind von großem Vorteil, da die Einarbeitung in die Wikipedia sowie das Verständnis des „Systems Wikipedia“, seiner besonderen Arbeitsweise und Diskussionskultur erst erlernt werden sollten. Dann kann ein Präsidiumsmitglied die Vereinsarbeit besser auf die Wikimedia-Projekte abstimmen und Fehlentscheidungen vermeiden helfen.
  • Sebastian Moleski: Gar keine Erfahrungen zu haben und auch während der Amtszeit keine zu erlangen schwächen in meiner Erfahrung die Fähigkeiten der Präsidiumsmitglieder, ihre Amtszeit erfolgreich zu durchlaufen, enorm. Die Wikimedia-Communitys haben ihre eigene Kultur, die einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie der Verein bei der effektiven Zielsetzung und -umsetzung vorgehen muss. Gleichzeitig ist eine gewisse Diversität innerhalb des Gremiums von entscheidendem Vorteil, um Betriebsblindheit und allzu einseitige Betrachtungsweisen zu begegnen.
  • Markus Glaser: Ja, sicherlich kann man ohne Erfahrung in Einzelbereichen sinnvoll mitwirken. Nicht umsonst gibt es in ähnlichen Gremien das Modell der Kooptierung, um sich gezielt besondere Kompetenzen mit ins Team zu holen. Ich erwarte aber schon von einem Präsidiumsmitglied, dass es sich spätestens während seiner Amtszeit mit den Wikimedia-Projekten auseinandersetzt und Erfahrungen sammelt. Das Präsidium sollte auch mehrheitlich aus Personen bestehen, die eine starke Affinität zu Wikimedia und deren Projekten haben. Schließlich geht es neben der Kontrollfunktion vor allem um die strategische Entwicklung des Vereins. Mein Traumpräsidium ist besetzt mit Menschen, die gute Verbindungen zur deutschen (und auch anderssprachigen) Wikipedia, ihren Schwesterprojekten sowie der Entwicklercommunity haben und gleichzeitig die Kompetenzen mitbringen, die man braucht, um eine Organisation mit einem Millionenumsatz zu lenken.
  • Jürgen Friedrich: Ich denke, Erfahrungen in Wikimedia-Projekten gesammelt zu haben, ist sehr hilfreich für die Präsidiumsarbeit, aber nicht notwendige Voraussetzung für diese Tätigkeit. Ich selbst habe z.B. viel über die Wikimedia-Projekte (Communitys) gelernt, indem ich sehr aktiv im CPB-Ausschuss mitgearbeitet und dabei die Diskussionen zu einzelnen Projekten oder auch zu allgemeinen Problemen der Communitys kennen gelernt habe. Ich denke nicht, dass ich eine derartige Erfahrung nur über Artikelarbeit o. ä. hätte gewinnen können.

Verbesserte Kommunikation

Frage: Kommunikation und Kooperation zwischen Präsidium und Community waren in der Vergangenheit oft schlecht. Welche konkreten Schritte wirst du unternehmen, um hier etwas zu verbessern?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Hier gibt es in der Tat einiges zu tun. Zunächst gilt es alle Interessierten besser über die Arbeit des Präsidiums zu informieren. Dazu gehört für mich zunächst eine schnellere Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle und die Veröffentlichung von kurzen Ereignisprotokollen auf der Vereinsliste. Regelmäßige Blogposts über die eigene Arbeit oder ein Präsidums-Twitteraccount sind ebenfalls denkbar. Für eine stärkere Einbindung (Kooperation), wäre die Einrichtung einer beratenden Arbeitsgruppe denkbar.
  • Tim Moritz Hector: Meine Antwort darauf lautet: Prozesse institutionalisieren. Wem das zu abstrakt ist: Ich würde gern definieren, wer mit welchem Anliegen was tun musss. Damit meine ich beide Richtungen: Welcher Freiwillige muss sich mit welchem Anliegen wohin in der Geschäftsstelle wenden und auch andersrum: Wohin wendet sich ein/e Hauptamtliche, wenn Berichte, Zusammenarbeiten, Strukturveränderungen, mögliche Kooperationen usw. anstehen. Wir hatten diese Probleme schon oft und wir müssen nicht jedes Mal das Rad neu erfinden. Man kann für sowas keinen "Leitfaden" schreiben, aber eine grobe Richtung festzulegen ist wichtig. Die Herausforderung wird schon dieser Prozess sein: Wer initiiert diesen wo und wer beteiligt sich daran in welchem Umfang? Das kann nur gemeinsam mit allen Freiwilligen, die sich daran beteiligen wollen, geschehen und ich habe dazu vor, offen auch in der Wikipedia auf Menschen zuzugehen.
  • Steffen Prößdorf: Dazu habe ich einiges in meinem Bewerbungstext geschrieben. Kurz zusammengefasst: Wenn sich die Unterstützung der Community noch weiter verbessert, wird sich meines Erachtens auch das Verhältnis verbessern. Ein für mich wichtiger Punkt schließt sich an die vorhergehende Frage an: Wenn mehr Menschen aus den Communitys für das Präsidium kandidieren würden, als dies bisher der Fall ist, wären diese auch automatisch deutlich stärker vertreten. Leider liegt dies nicht in meinem Einflussbereich, ich kann es mir nur wünschen. Ganz konkret würde ich im Falle meiner Wiederwahl zuerst einen Prozess anstoßen, der die Entwicklung des nächsten Wirtschaftsplanes deutlich vom bisherigen Verfahren ändert und die Community mehr mit einbezieht. Auf der WikiCon biete ich dazu bereits mit dem Vorstand eine erste (sicher kontroverse) Diskussionsrunde an. Für meine Präsidiumsarbeit empfand ich meine Umfrage vom Sommer sehr hilfreich, deren Ergebnisse auch bei der Entwicklung der strategischen Ziele einen größeren Einfluss gefunden haben bzw. nun im letzten Schritt noch werden. Solche oder ähnliche Möglichkeiten, Feedback von der Community einzuholen, würde ich auch wieder nutzen wollen.
  • Ralf Bösch: Herausfinden, woran das lag; beobachten, woran es jetzt liegen könnte; und dann entsprechende Schritte einleiten. Da ich zum jetzigen Zeitpunkt nur Vermutungen anstellen könnte, kann ich konkret nur anmerken, dass das Präsidium jedenfalls mehr Zeit in Wikipedia-Projekten und bei Wikipedianer-Veranstaltungen verbringen sollte. (seien es Infobesuche oder aktive Mitarbeit).
  • Sebastian Moleski: Die Kommunikation zwischen Präsidium und Community ist seit Jahren ein Dauerprojekt mit nicht-zufriedenstellendem Ergebnis. Viele der Ideen, die innerhalb des Präsidiums entwickelt wurden, sind schlicht nicht umgesetzt worden, ob Mangels Zeit oder Mangels Interesse. Tatsächlich empfand ich das seit meinem Ausscheiden aus dem Präsidium Ende November 2012 als Verschlechterung und hatte als normales Mitglied den Eindruck, das Präsidium wäre fast gänzlich in der Versenkung verschwunden. Kommunikation lebt davon, dass sie aktiv und konsequent betrieben wird. Als Schatzmeister werde ich dafür sorgen, dass Informationen zur Mittelbeschaffung und -verwendung zeitnah veröffentlicht werden und dass die Einbindung der Community bei der Erstellung des Jahresplans endlich so erfolgt wie eigentlich schon seit 2011 vorgesehen.
  • Markus Glaser: Es ist notwendig, Schnittstellen zwischen Verein und Community zu schaffen. Aus der Entwicklercommunity sehe ich, dass sich Regelmäßigkeit auszahlt. Die Foundation hat dazu das Instrument der Office Hours und Tech Talks etabliert. Das sind Online-Treffen mit einem bestimmten Thema, bei dem jeder teilnehmen kann. So werden aktuelle Themen besprochen und frühzeitig Feedback eingeholt. Dem vorangehen sollte allerdings ein Gesinnungswandel. International hat mir der Grundsatz "Assume good faith" sehr geholfen. Also davon ausgehen, dass das Kommunikationsgegenüber nicht in böser Absicht handelt. Ich meine, dass diese Annahme in der Kommunikation zwischen Verein (manchmal auch Präsidium) und Community nicht mehr gilt. Das ist schade, und daran müssen wir arbeiten. Gemeinsam.
  • Jürgen Friedrich: Mir ist bisher noch nicht ganz klar, woraus dieses Kommunikationsdesaster zwischen Communitys und Verein resultiert. Ich halte das für eines der zurzeit gravierendsten Probleme und das Präsidium sollte die Gründe als erstes einmal herausfinden bzw. erörtern. Aber auf allgemeiner Ebene kann man sicher Folgendes festhalten: a) Offensichtlich vertrauen sich beide Seiten nicht besonders. Zur Wiederherstellung des Vertrauens muss eine offene Diskussion stattfinden, in der die wechselseitigen Vorbehalte/Standpunkte klar ausgesprochen (und ernst genommen!) werden. (Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden dazu schon einige sog. Tachelesgespräche geführt. Wenn sie erfolgreich waren, sollten sie fortgeführt werden.) b) Das Misstrauen gegenüber dem Verein ("Was mauscheln die da eigentlich und was machen die mit 'unseren' Spendengeldern?") wird vor allem durch Transparenz der Prozesse in den Vereinsgremien gegenüber den Communitys abgebaut. Regelmäßige Informationen zur Arbeit der Geschäftsstelle, des Vorstands und des Präsidiums an die Communitys dienen demselben Ziel. c) Präsidium und Vorstand sollten häufiger das Gespräch mit den aktiven Communitymitgliedern suchen. d) Im Verein und seinen Gliederungen muss der Servicegedanke noch stärker verankert werden. Der Verein ist ja kein Selbstzweck, sondern dient wesentlich (wenn auch nicht ausschließlich) der Erbringung von Dienstleistungen für die Communitys. Das muss für die Communitys sichtbar gemacht werden.

Bisherige Leistungen

Frage: Was hast du bisher für Wikipedia geleistet?

Antworten:

  • Nikolas Becker: Auch wenn diese Frage simpel anmutet, ist es nicht ganz einfach sie zu beantworten. Ich könnte an dieser Stelle Zahlen wie 4275 edits nennen oder auf meine hochgelegenen Fotos verweisen. Mein Engagement für Wikipedia geht jedoch weit darüber hinaus. Dazu gehört: Aufklären über Wikipedia und das Werben für das Projekt an zahllosen Gelegenheiten im privaten Kreis, bei öffentlichen Veranstaltungen und in politischen Bereich. Nicht zuletzt empfinde ich auch die Arbeit des Präsidiums selbst als Beitrag zum Gelingen der Wikipedia: Nur indem zielgerichtete Softwareentwicklung, effektive Communityförderung und ein rechtssicherer Rahmen zum Betrieb des Projektes sichergestellt werden, hat die freie Enzyklopädie eine Zukunft.
  • Tim Moritz Hector: Die Frage könnte ins Uferlose reichen. Für die Wikipedia selbst sei auf Bearbeitungsstatistiken verwiesen (knapp 16000 Edits, 45 Prozent im Artikelnamensraum, und etwa 5000 Adminaktionen), außerdem auf zwei ausgezeichnete Artikel und ca. 40 weitere Neuanlagen: das kann gemessen am Vergleichspunkt sehr viel oder sehr wenig sein. Wenn man auch Öffentlichkeitsarbeit für Wikipedia dazuzählt, dann habe ich dutzende Vorträge über Wikipedia gehalten, auf Messen vertreten (das schon seit vier Jahren) und für das Mitmachen begeistert. Ich habe Neulinge an Wikipedia herangeführt, versucht, Konzepte zu entwickeln, wie das gelingen kann und arbeite daran nach wie vor. In diesem Gebiet habe ich mehrfach Neuland betreten und ich denke irgendwo in diesem Bereich ist meine größte Leistung für Wikipedia zu sehen. Die Begeisterung bei anderen dafür zu wecken und den Wert von Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten zu vermitteln (und darüber zu sprechen, wie das gut gelingen kann) halte ich auch immer noch ein Stück weit für meine persönliche Kernaufgabe.
  • Steffen Prößdorf: Ich weiß nicht, ob hier Zahlen erwartet werden: Mehr als 9.000 Edits in der de-WP, zusätzlich knapp 4.000 Edits auf Commons (davon knapp 2.000 hochgeladene Fotos), insgesamt 24.000 Edits in den Wikimedia-Wikis. Inhaltlich: Sehr wenige Artikel, dafür viel Aufräum- und Wartungsaktivitäten, wie Vandalismusbekämpfung, URV-Bereinigung, ent-POV-ung und so weiter. Nebenbei viel die Wikipedia nach außern getragen: Aufklärung über und Bekanntmachen der Wikipedia bei allen möglichen Interessierten. Am wichtigsten ist für mich allerdings das Beharren auf eine verbesserte Förderung der Freiwilligen, und wenn es scheinbare Nebensächlichkeiten wie die Überarbeitung der Reisekostenordnung des Vereins sind, die positive Auswirkungen auf geförderte Wikipedianer haben.
  • Ralf Bösch: Tausende Fotos hochgeladen (davon werden über 1500 in deutschen Wikipedia-Artikeln genutzt), einige Artikel erstellt oder bearbeitet. Skillshare (die erste große Veranstaltung der deutschsprachigen Community und Vorläufer der WikiCon), das erste Landtagsprojekt, den ersten Fotoflugkurs und einige andere Projekte mit ins Leben gerufen und organisiert. Teilnehmer im Referentennetzwerk und vielen weiteren Wikipedia-Projekten seit über 7 Jahren.
  • Sebastian Moleski: Gemessen an dem, was noch zu tun ist, wohl zuwenig. Gemessen an dem, was schon geschafft wurde, einen bescheidenen Anteil. Aus meiner Sicht wichtigste Leistung war die Professionalisierung des Vereins hin zu einer Organisation, die mit erheblichen Mitteln in der Lage ist, für die Wikimedia-Welt positive Veränderungen herbeizuführen. Ich hatte und habe die Vorstellung einer schlagkräftigen Organisation, die Probleme löst und dazu beiträgt, dass die Projekte nicht auf der Stelle treten. Im Groben ist das gelungen, im Detail gibt es jedoch noch erhebliches Verbesserungspotenzial.
  • Markus Glaser: Ich bin Entwickler für MediaWiki. In der Wikipedia und den Schwesterprojekten könnt ihr mit meiner Hilfe nun Bilder im TIFF-Format hochladen. Auch für die Aktivierung von Noten habe ich mich stark gemacht. Gerade bin ich Teil des MediaWiki Release Management Teams der Wikimedia Foundation und setze mich für die Belange von Leuten ein, die ein MediaWiki ausserhalb der Wikimedia-Projekte betreiben wollen. Daneben war ich bis zu meiner Kandidatur Mitglied und zeitweise Vorsitzender des Rates der Wikimedia Chapters Association. Mein Bestreben war es, vor allem kleineren Wikimedia Organisationen zu einer gewissen Professionalität zu verhelfen, um die Interessen der Wikimedia-Projekte (z.B. Gesetzliche Verankerung der Panoramafreiheit) gut zu vertreten.
  • Jürgen Friedrich: Ich habe mich im Wesentlichen mit Anträgen von Wikipedianern zur Förderung von Projekten beschäftigt, und zwar im Community-Projektbudget-Ausschuss. Dabei ging es um die Begutachtung von Anträgen, aber auch um die Beratung der Antragsteller. Die Erfahrung aus dem Ausschuss habe ich dann in der Arbeitsgruppe, die sich um die Reform des CPB Gedanken gemacht hat, eingebracht. Dabei wurden die Rechte der Communitys neu gefasst und stärker als bisher verankert.