Wikiup:WikiReader/Wikipedia Kapitel 1

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Geschichte der Wikipedia

Wie jede gute Erfindung ist die Wikipedia vor allem eine graduelle Verbesserung vorheriger Konzepte und die Zusammenführung schon vorhandener Ideen. Zunächst ist das die Idee einer Enzyklopädie, also der Versuch das gesamte Wissen der Welt zu sammeln und jedermann zugänglich zu machen. Hinzu kommt die Idee, in gemeinsamer Arbeit ein solches Werk zu erstellen: Schon im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland zwei große Projekte, die nur durch die gemeinsame Arbeit vieler interessierter Menschen wachsen und gelingen konnten. Zu Beginn jenes Jahrhunderts unternahmen die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm den Versuch, die Kindermärchen ihrer Zeit zu sammeln und aufzuschreiben. Ihnen war klar, dass dieses Projekt ohne fremde Hilfe nicht gelingen konnte, und so baten sie Familienangehörige und Freunde, ihnen bei der Suche zu helfen und die von den Märchenerzählern gehörten Geschichten aufzuschreiben und ihnen zuzusenden. Das Deutsche Wörterbuch der Grimms entstand ab dem Jahr 1838 auf ganz ähnliche Weise: Die Brüder warben aktiv um Schriftsteller, die ihnen auf jeweils einzelnen Blättern ein Wort mit seiner Bedeutung und der jeweiligen Fundstelle per Post zusenden sollten. Für die Germanisten, die sich der Erforschung des Grimmschen Werkes widmen, wäre es übrigens ein Segen, wenn die Brüder Grimm schon damals mit Mediawiki (der Software, die der Wikipedia zugrunde liegt) hätten arbeiten können: Die Versionsgeschichten der einzelnen Märchen und die Genese der Artikel des Deutschen Wörterbuchs würden uns hochinteressante Einblicke in das Entstehen dieser beiden großen Werke bieten.

Eine ganz kurze Geschichte der Enzyklopädien

Abgesehen von den weitgehend verloren gegangenen Nachschlagewerken der Antike reicht die Geschichte der Enzyklopädien zurück bis in das 18. Jahrhundert: Unter der Leitung von Denis Diderot und Jean d'Alembert erschien in Frankreich zur Zeit der Aufklärung die Encyclopédie, ausgeschrieben L'Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, in 28 Bänden. Die Arbeit an dieser Enzyklopädie dauerte mehr als 20 Jahre, nämlich von 1751 bis 1772. Bereits in den Jahren 1768 bis 1771 wurde das englische Pendant der Encyclopédie – die Encyclopædia Britannica – von der „Society of Gentlemen in Scotland“, also einer Gesellschaft vornehmer Herren aus Schottland, in ihrer ersten Auflage herausgegeben.

Sehr schnell wurde jedoch klar, dass eine Enzyklopädie, die für sich beansprucht, das gesamte Wissen der Welt zu sammeln, deutlich umfangreicher werden muss als die erste Ausgabe von 1772: Bis zum Jahr 1832 wuchs die französische Encyclopédie auf eine Gesamtausgabe von 166 Bänden. Im Jahr 1808 war es auch in Deutschland so weit: Friedrich Arnold Brockhaus erwarb auf der Leipziger Buchmesse das unvollständige „Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten“ von Renatus Gotthelf Löbel und Christian Wilhelm Franke und gab nur wenig später zwischen 1812 und 1820 die zweite Auflage des „Brockhaus in 10 Bänden“ heraus. Damals konnte man Inhalte dauerhaft nur in gedruckter Form – also als Buch – zur Verfügung stellen, was nicht nur der Verbreitung einige Beschränkungen auferlegte, sondern auch dem Umfang. Bücher waren und sind teuer, und sie sind auch nur bis zu einer gewissen physischen Größe und einem gewissen Seitenumfang noch handhabbar. Ein Buch mit 1.000 Seiten ist dick und schwer und kann die Lesefreude trüben, denn man kann es kaum stets bei sich tragen oder über einen längeren Zeitraum in der Hand halten.

Außerdem hat das Medium Buch noch eine weitere Beschränkung: Man kann nicht alles Wissen der Menschheit drucken, denn erstens vermehrt und verändert sich das Wissen ständig, zweitens waren (und sind auch heute noch) die Druckzeiten eines großen Buches viel zu lang, um auf jede Neuerung sofort reagieren zu können, und drittens ist auch dem Buch mit der maximal möglichen Seitenzahl irgendwann eine physische Grenze gesetzt, ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Faktoren: Eine Enzyklopädie, die niemand bezahlen kann, kann aufgrund Kapitalmangels auch nicht gedruckt werden. Schon an der Anzahl der Bände der historischen Enzyklopädien, aber auch an den modernen als Buch erscheinenden Werken, wird deutlich, dass das Buch zwar ein wundervolles Medium ist, um Information zu verbreiten, es aber im Gegenzug nicht ressourcenschonend ist. So hat zum Beispiel die aktuelle gedruckte Encyclopædia Britannica mittlerweile 32 Bände und der im Jahr 2005 erscheinende neue Brockhaus wird es auf 30 gedruckte Bände bringen.

Was also lag näher, als auch der Enzyklopädie mit den Mitteln der modernen Medien ein ganz neues Gesicht zu geben?

Wikipedia ist ein Wiki

Schon die Brüder Grimm klagten bei ihrer selbst gewählten Aufgabe über die Arbeit, die es machte, die eingehenden Beiträge für ihr Wörterbuch zu sammeln, zu sichten und mit ihren Helfern zu korrespondieren. Lange blieb es ein Problem, gemeinsam mit vielen Menschen, die nicht einmal in einem Raum saßen, sondern in unterschiedlichen Städten, Ländern oder Kontinenten, an einem Projekt zu arbeiten. Die Voraussetzungen zur weltweit vernetzten Arbeit auf schnelle und einfache Weise waren erst mit der Erfindung des „World Wide Web“ (des WWW) durch Tim Berners-Lee in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts geschaffen. Er hatte damals die Idee, dass Informationen online von überall aus verfügbar und sofort bearbeitbar sein sollten. Die Änderbarkeit der Seiten durch jedermann gehörte ursprünglich zu der Idee des World Wide Web, aber erst im Umfeld der „Design-Pattern“-Theoretiker entstanden im Jahr 1995 die ersten Wikis als Wissensmanagement-Werkzeuge.

Ein Wiki, auch WikiWiki oder WikiWeb genannt, ist eine im World Wide Web verfügbare Seitensammlung, die von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online verändert werden kann. Wikis ähneln damit Content Management Systemen. Wie bei Hypertexten üblich, sind die einzelnen Seiten und Artikel eines Wikis durch Querverweise (so genannte Hyperlinks) miteinander verbunden. Die Seiten lassen sich sofort am Bildschirm ändern. Dazu gibt es in der Regel eine Bearbeitungsfunktion, die ein Eingabefenster öffnet, in dem der Text des Artikels bearbeitet werden kann. Um den Text lesbarer und gegliedert zu gestalten, gibt es meist Zeichenkombinationen, die dem eingeschlossenen Text eine Formatvorlage zuweisen. Diese so genannten Tags werden im Eingabefenster an entsprechender Stelle eingegeben. In der Wikipedia beispielsweise ergibt die Eingabe „ein ''kursives'' Wort“ die Ausgabe „ein kursives Wort“. Die Gesamtheit dieser Tags wird als Wiki-Syntax bezeichnet und unterscheidet sich je nach verwendeter Wiki-Software. Allen Wiki-Syntax-„Dialekten“ ist jedoch zu eigen, dass sie sehr viel einfacher aufgebaut sind als die ansonsten im World Wide Web verbreitete Auszeichnungssprache HTML. Diese Beschränkung auf das Wesentliche ermöglicht einer großen Gruppe von Menschen, insbesondere auch Computer-Laien, mit wenig Lern- und Schreibaufwand an diesem System teilzuhaben.

Das erste WikiWikiWeb wurde von dem US-amerikanischen Software-Entwickler Ward Cunningham im Jahr 1995 gegründet. Ward Cunningham spricht davon, dass ihm die erste Idee zu einem Wiki-Konzept bereits in den späten 80er Jahren kam und er diese Idee bei der Arbeit mit HyperCard verwandte. In diesem Zeitraum entstanden eine Reihe ähnlicher Konzepte, denen jedoch kein vergleichbarer Erfolg beschieden war. Neben dem generellen Wiki-Konzept sind es vor allem verschiedene Internet-Enzyklopädien, die als Vorgänger der Wikipedia betrachtet werden können.

Interpedia

Die Initiative Interpedia zu gründen ging von Rick Gates aus, der am 22. Oktober 1993 in der Usenet-Newsgroup news:alt.internet.services folgendes schrieb: „Wow! Eine Internet-Enzyklopädie! Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker wurde mir bewusst, dass eine solche Quelle mit allgemeinen enzyklopädischen Informationen für den Laien ein wichtiges Hilfsmittel für einige Arten der Forschung und eine Netzgemeinschaft im Allgemeinen sein könnte. Ahh... was ist mit den Schreibern... – wo werden wir Teilnehmer finden, um die benötigten kurzen Artikel zu schreiben? – Zuerst würde ich eine Möglichkeit finden müssen, mit sehr unterschiedlichen Menschen zu kommunizieren... Jedermann vom Linguisten zum Molekularbiologen, Tierrechtsaktivisten, Brauereispezialisten, Geographen oder Gas-Spektrographen. – Ratet mal :-) Das Internet bietet eine solche Basis. Also dachte ich weiter darüber nach ... Und kam zu dem Schluss, dass das eine gute Idee ist!“ Der Begriff „Interpedia“ wurde von R. L. Samuell, einem der ersten Diskussionsteilnehmer, die zu diesem Vorschlag Stellung nahmen, geprägt. Bald wurde das Projekt innerhalb einer Mailingliste und später in einer Usenet-Newsgroup diskutiert (comp.infosystems.interpedia). Es war als eine über das Internet zu verbreitende Enzyklopädie geplant, die es jedem ermöglichen sollte, Artikel in Form von Webseiten an einen zentralen Katalog beizutragen. Es gab jedoch Differenzen über Formate und Festlegungen der Weiterverbreitung. Am Ende kam das Projekt nie über die Planungsphase hinaus und ging schließlich innerhalb der rasanten Entwicklung des Internet unter. Der einzige je produzierte Artikel beschäftigte sich mit dem Getränk Absinth und war im Wesentlichen ein leicht abgeänderter Beitrag aus einer Newsgroup.

Everything(2) und h2g2

Weitere direkte oder indirekte Vorläufer der Wikipedia sind zwei kollaborative Redaktionssysteme, die in Kreisen von Computernutzern relativ beliebt sind. Everything2 wurde im März 1998 unter dem Namen „Everything“ als ein mit der Internetseite Slashdot verbundenes einfaches Redaktionssystem gestartet, aus dem Ende des Jahres 1999 Everything2 (wie: everything two) wurde. Das Grundmodell hierbei sind „Nodes“ bzw. „Writeups“, die über eine Klammersyntax ähnlich der der Wikipedia aufeinander verweisen können. Verbindungen zwischen einzelnen Nodes unterscheiden sich in ihrer Stärke je nach Benutzung. Im Unterschied zu Wikipedia liegen das Copyright und die Frage der Lizenzierung für jede Node beim jeweiligen Autor und Texteingriffe sind nicht möglich. Everything2 ist noch heute aktiv: [1]

Im April 1999 startete Douglas Adams' Firma TDV den Internetservice h2g2, mit dem die Idee des „Hitchhikers Guide to the Galaxy“ aus Adams' gleichnamigem Buch (Per Anhalter durch die Galaxis) verwirklicht werden sollte. Diese fiktive, PDA-artige Enzyklopädie hatte auch davor schon internetgestützte Enzyklopädieprojekte angeregt, wurde aber erst mit Douglas Adams' Engagement zu einem tragfähigen und lebendigen System. h2g2 unterscheidet in einem mehrstufigen System zwischen bezahlten, festen Redakteuren und diversen Abstufungen von freiwilligen Mitarbeitenden. h2g2 arbeitet mit einem Peer-Review-System. Hinsichtlich der Themenwahl zeichnet sich h2g2 durch eine allgemein lässigere Haltung aus. Teilweise wurden und werden bestimmte Themenkreise ausgenommen, unter anderem auch, um die positive Stimmung der h2g2-Gemeinschaft nicht zu gefährden. 2001 wurde h2g2 von der BBC übernommen und wird heute als Teil des BBC-Internetservice BBCi weitergeführt: http://www.bbc.co.uk/dna/h2g2/

Nupedia

Nupedia war eine freie und öffentliche Online-Enzyklopädie in größtenteils englischer Sprache und ist der direkte Vorgänger der Wikipedia. Die verwendeten Programme NupeCode und der Nachfolger nunupedia stehen wie die Wikipedia-Software Mediawiki unter der GNU General Public License (GNU GPL), jedoch waren dies – im Gegensatz zur heutigen Software der Wikipedia – keine Wiki-Programme. Das Projekt Nupedia wurde im März des Jahres 2000 von Jimmy Wales und Larry Sanger gegründet. Die Erstellung der Artikel wurde von einem kleineren Kreis von Fachautoren vorgenommen und vor der Veröffentlichung wurden alle Artikel einer ausführlichen Prüfung unterworfen. Die Artikel unterlagen anfangs der eigenen Nupedia Open Content License, doch im Januar 2001 wechselte man auf Drängen von Richard Stallman zur GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Wesentlich war bei der Nupedia das Redaktionssystem, das zwar nur wenige, aber dafür hochwertige Artikel garantieren sollte; die erstellten Artikel waren auch tatsächlich von hoher Qualität, aber andauernde Qualitätsdebatten hemmten die Arbeit an der Neuerstellung. Finanziert wurde das Projekt Nupedia von der Internetfirma Bomis, die von Jimmy Wales im Jahr 1996 gegründet worden war und Werbebanner und erotische Bilder im Internet anbot. Letztendlich waren es wohl auch die sehr hoch gesteckten Ziele der Nupedia, die ihr Aus bedeuteten. Anstatt neue Artikel zu verfassen, stritten sich die Benutzer über die Qualität der schon bestehenden Artikel so lang, bis das Projekt beendet wurde.

Richard Stallman hatte zeitgleich zur Nupedia das GNUPedia-Projekt gestartet, wodurch Befürchtungen aufkamen, dass die beiden Projekte sich Konkurrenz machen könnten. Um sich gegenüber GNUPedia, welches später wegen der Namensähnlichkeit in Anlehnung an GNU in GNE umbenannt wurde (GNE is Not an Encyclopedia – GNE ist keine Enzyklopädie), in eine bessere Ausgangsposition zu bringen, startete Jimmy Wales das Wikipedia-Projekt. Dabei war Wikipedia ursprünglich nur als Vorstufe für Nupedia-Artikel gedacht, zog aber viele Akteure an und entwickelte eine große Eigendynamik. Der Erfolg führte nicht nur zur Beendigung des GNUPedia-Projektes, sondern bedeutete auch das Ende von Nupedia. Bomis beendete seine Unterstützung sowohl von Nupedia als auch der Wikipedia im Februar 2002 und Larry Sanger trat kurz darauf sowohl aus dem Nupedia- als auch aus dem Wikipedia-Projekt aus.

Wikipedia

Larry Sanger, der ehemalige Chefeditor von Nupedia, und sein Freund Ben Kovitz, ein Programmierer, unterhielten sich am 2. Januar 2001 bei einem Abendessen, bei dem Kovitz Larry Sanger das Grundkonzept der Wiki-Software erklärte. Sanger wurde schnell klar, dass sich diese Software auch gut dazu eignen würde, eine offene Enzyklopädie zu erstellen. Da Sanger und Jimmy Wales schon einige Zeit vorher darüber diskutiert hatten, wie man Nupedia mit einem offeneren Projekt ergänzen könnte, war Wales schnell überzeugt, dass es eine gute Idee wäre, die Nupedia mit einem Wiki zu verbinden.

Bereits am 10. Januar 2001 ging Nupedias Wiki online, die Artikel standen unter der GNU FDL-Lizenz. Unter den Teilnehmern gab es jedoch Vorhalte gegen die sehr offene Art und Weise des Arbeitens in einem Wiki. Am 15. Januar 2001 bekam das neue Projekt schließlich seinen Namen: Wikipedia. Dies gilt als offizielle Geburtsstunde des Wikipedia-Projekts.

Als Wiki war und ist die Wikipedia auf verschiedenen Routen des Tourbusses eingebunden, der vom Meatball-Wiki koordiniert wird. Auf diesem Wege finden Wikifans zu ihrem Themen-Wiki. So sind einige Enzyklopädisten an unserer Station ausgestiegen und die meisten sind geblieben.

Das Projekt versprach ein großer Erfolg zu werden, denn schon am 12. Februar 2001 – also nur knapp einen Monat nach Start – hatte die englischsprachige Wikipedia etwa 1.000 Seiten. Jimmy Wales schätzte, dass es gemäß einem linearen Wachstum der Seitenzahl noch etwa acht Jahre dauern dürfte, bis das Ziel von 100.000 Seiten erreicht sei (zum Vergleich: Im September 2005 hat die englischsprachige Wikipedia weit über 700.000 Seiten!). Am 23. März 2001 stellte Nupedia offiziell die Wikipedia vor und die französischsprachige Wikipedia wurde gegründet. Ab dem April war der größte Teil der Wikipedia über Google indiziert, was einen großen Strom von Lesern zu dem Projekt lenkte. Im Mai 2001 wurden weitere nicht-englischsprachige Wikipedias gegründet, darunter die Sprachausgaben in Chinesisch, Spanisch und Deutsch.

Am 18. Juli wurde die Umwandlung von Britannica.com – der Internetseite der Encyclopædia Britannica – in ein kostenpflichtiges Web-Angebot angekündigt; vor diesem Zeitpunkt war der Zugriff kostenfrei gewesen. Dies bedeutete einen erneuten Wachstumsschub für die Wikipedia, da nun viele Internetnutzer auf das zwar deutlich kleinere, aber dafür kostenlose Projekt „umstiegen“.

Schon am 19. August 2001 – nach gut drei Monaten ihres Bestehens – überschritt die deutschsprachige Wikipedia die Grenze von 1.000 Artikeln und am 7. September 2001 hatte die englischsprachige Wikipedia die „magische“ Grenze von 10.000 Artikeln erreicht. Seit Beginn des Projektes wuchs die Anzahl der Seiten und Teilnehmer nahezu exponentiell. Eine große Zahl von Teilnehmern verdankt Wikipedia der Newsseite Slashdot, die dreimal über die Wikipedia berichtete. Weitere Nennungen auf diversen Portalen, Presseberichte und vor allem die Suchmaschine Google brachten dem Projekt ständig neue Besucher. Am 6. Dezember 2001 erhielt die Wikipedia ein neues, von dem Benutzer The Cunctator entworfenes Logo, das den Schriftzug „Wikipedia: The Free Encyclopedia“ trug. Dieses Logo blieb bis zum 25. September 2003 in Benutzung.

An ihrem ersten Geburtstag, dem 15. Januar 2002, umfasste die gesamte Wikipedia rund 20.000 Artikel und die erste Pressemitteilung wurde veröffentlicht. Am 22. Februar musste die Wikipedia eine erste Abspaltung akzeptieren: Von dem spanischsprachigen Teilprojekt spaltete sich die Enciclopedia Libre ab. Im September 2002 folgte eine weitere Umstellung der Wikipedia-Software; die Wikipedia software Phase III basierte wie ihre Vorgänger auf einem LAMP-System, war jedoch effizienter programmiert. Die Software wurde als MediaWiki unter der GNU GPL freigegeben und auf Sourceforge weiterentwickelt. Der Name MediaWiki wurde von Daniel Mayer als Wortspiel im Namen „Wikimedia“, dem Namen der der Wikipedia übergeordneten internationalen regierungsunabhängigen Non-Profit-Organisation, die sich der Förderung freien Wissens verschrieben hat, übernommen.

Am 12. Dezember 2002 wurde das englischsprachige Wiktionary-Projekt gegründet. Es bildet den lexikalischen Partner der Wikipedia. Ziel ist die Erstellung eines frei zugänglichen und vollständigen mehrsprachigen Wörterbuches sowie eines entsprechenden Thesaurus in jeder Sprache.

An ihrem zweiten Geburtstag, am 15. Januar 2003, umfasste die gesamte Wikipedia 130.000 Artikel in 28 Sprachen. Ganz nebenbei wurde die Wikipedia damit zum größten Wiki der Welt sowie zur größten Open Content-Enzyklopädie überhaupt und schon kurz danach – am 21. Januar – überschritt die englischsprachige Wikipedia die Marke von 100.000 Artikeln. Für das Erreichen dieser quantitativen Dimension, in der sich größere kommerzielle Enzyklopädien bewegen, wurden in Schätzungen aus der Anfangszeit etwa acht Jahre veranschlagt, jedoch haben die Wikipedianer dafür nur ziemlich genau zwei Jahre benötigt! Am 24. Januar konnte auch die deutschsprachige Wikipedia ihren 10.000sten Artikel feiern. Über diese Ereignisse wurde auf den Internetseiten Heise-Online, Slashdot und weiteren Newssites berichtet, was wiederum zu einer großen Zahl neuer Autoren führte.

Im April des Jahres 2003 rückte der quantitative Wettstreit mit der „Britannica“ ins Interesse der englischsprachigen Wikipedianer: Eine grobe Schätzung ergab einen Umfang von 72.000 vollwertigen enzyklopädischen Artikeln mit einer durchschnittlichen Länge von 332 Worten. Die Gesamtgröße der englischsprachigen Wikipedia lag demnach bei etwa 23,9 Millionen Worten, sie war also etwa halb so groß wie die Encyclopædia Britannica in ihrer Ausgabe von 2002. Im Mai sorgte eine Artikelserie im Online-Magazin Telepolis für einen neuen Schub an Lesern und Editoren für die deutschsprachige Wikipedia; teilweise wurden mehr als 150 neue Artikel pro Tag erstellt.

Am 20. Juni 2003 wurde die Gründung der Wikimedia Foundation durch Jimbo Wales offiziell bekannt gegeben. Im Juli 2003 entstand die Idee, über eine Enzyklopädie hinausgehende und freie Lehrbücher zu erstellen: Das Wikibooks-Projekt wurde zu diesem Zweck ins Leben gerufen.

Schon am 4. Juli 2003 feierte die deutschsprachige Wikipedia ihren 20.000sten Artikel. Nur gut fünf Monate hatte es gedauert, den Artikelumfang von 10.000 auf 20.000 zu verdoppeln. Im Juli des gleichen Jahres zeigten sich die ersten negativen Auswirkungen des rasanten Wachstums der Wikipedia: Die interne Suchfunktion musste wegen Überlastung der Server deaktiviert werden. Durch weitere lastsenkende Maßnahmen konnte der Betrieb bis Ende des Jahres aufrecht erhalten werden, aber es war abzusehen, dass die Grenzen des Wachstums erreicht sein würden: Die Hardware musste erweitert werden.

Am 25. September bekam die Wikipedia ein neues Logo, das die Version vom Dezember 2001 ablöste. Am 28. Oktober fand das wohl weltweit erste Treffen von Wikipedianern im „wirklichen Leben“ statt: Die Münchner Wikipedianer trafen sich zum ersten Mal. Im Dezember konnte die deutschsprachige Wikipedia ihren 40.000sten Artikel feiern und hatte damit ein durchschnittliches Wachstum von mehr als 250 Artikeln pro Tag; für die Verdopplung der Artikelzahl von 20.000 auf 40.000 hatte sie nur sechs Monate gebraucht. Die englischsprachige Wikipedia wuchs nur wenig schneller. Zum jährlich stattfindenden Chaos Communication Congress, der stets Ende Dezember stattfindet, gab es in Berlin ein kleines Treffen einiger Wikipedianer und am 28. Dezember 2003 rief Jimmy Wales zu Spenden zugunsten der Wikimedia Foundation auf. Mit dem Geld sollte die Hardware aufgerüstet und gegen Ausfälle abgesichert werden. Es erschienen Berichte auf Slashdot und dem „Heise-News-Ticker“.

Am 17. Januar 2004 fand sich der zweite feste Wiki-Stammtisch zusammen: Die Berliner Wikipedianer trafen sich an diesem Tag zum ersten Mal. Im Februar erreichte die Japanische Wikipedia die 30.000-Artikel-Marke. In der Anzahl von Artikeln war sie zu diesem Zeitpunkt die drittgrößte Wikipedia. Im gleichen Monat wurde die gesamte Wikipedia auf neue Server umgestellt, die jedoch weiterhin zentralisiert in den USA standen. Mitte Februar entstand der dritte deutsche Stammtisch von Wikipedianern in Frankfurt am Main.

Am 23. Februar stellte Thomas Karcher mit dem ersten WikiReader über Schweden eine neue Idee vor: WikiReader ist eine unregelmäßig erscheinende Heftreihe, welche ausgewählte Wikipedia-Artikel thematisch bündelt und in einer redaktionell aufbereiteten Form präsentiert. Die Auswahl der Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll gewissermaßen als „Schnappschuss“ des jeweiligen Themas dienen. Wir ermuntern unsere Leser ausdrücklich dazu, selbst weiter zu recherchieren, Artikel in der Wikipedia zu verbessern oder auch neue Artikel hinzuzufügen, und damit Anregungen zu liefern für zukünftige WikiReader-Ausgaben. Vom 10. Juni bis 13. Juni 2004 fand die dritte Konferenz „Wizards of OS“ in Berlin statt. Jimmy Wales hielt dort einen Vortrag und war auch bei der Gründung des Vereins „Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens“ zugegen. Noch in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni, als die Wikimedianer in einer nächtlichen Sitzung über den letzten Änderungen zu ihrer Vereinssatzung schwitzten, wurde in der deutschsprachigen Wikipedia der 100.000ste Artikel veröffentlicht. Am 20. September 2004 erreichte die Wikipedia in über 100 Sprachen den 1.000.000sten Artikel.

Am 19. Oktober 2004 erschien die erste Ausgabe der deutschsprachigen Wikipedia auf CD (siehe Wikipedia-CD). Diese kam so gut an, dass schon am 6. April 2005 eine weitere Distribution erschien, diesmal als DVD-ROM.

Die Geschichte der Wikipedia kann also nicht anders als ein durchschlagender Erfolg bezeichnet werden und wir sollten uns nun dem zuwenden, was die Wikipedia ausmacht: Die Artikel, die man darin lesen kann, die Technik des Erstellens und Bearbeitens von Artikeln und natürlich die Benutzer.