Wikiup Diskussion:Wikipedia an der Hochschule

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bericht vom Workshop "Wikipedia als Bildungsmedium? Medienbildung mit Wikipedia?" am Rande der 9. Wikimedia-Mitgliederversammlung, 10 bis 11 Uhr, 20. November 2011 in Hannover

Teilnehmer:

Ausgangsfrage des Workshops war: "An vielen Schulen, Hochschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen (u.a. Bibliotheken) wird Bildung, insbesondere Medienbildung, explizit unter Berücksichtigung oder Verwendung der Wikipedia vermittelt. Wie kann man Austausch oder Vernetzung unter den LehrerInnen und DozentInnen, die so etwas machen, verbessern?"

Zunächst wurde von laufenden Projekten im Umfeld der Wikipedia berichtet, die bereits ähnliche Ziele verfolgen. Es stellt sich heraus, dass die vorgeschlagene Vernetzung von LehrerInnen und DozentInnen durchaus eine sinnvolle Ergänzung sein könnte.

So dient die Vernetzung von Referenten im Wikipedia Schulprojekt bisher vor allem dem Ziel, Vorträge zu vermitteln. Dies ist erfolgreich, doch sind einzelne Vorträge typischerweise auf maximal einen halben Tag beschränkt. Die Erfahrung zeigt, daß wesentliche Erfahrungen des Arbeitens in und mit einem großen Wikiprojekt nicht in so kurzer Zeit von den Teilnehmenden selbst gesammelt und ausgewertet werden können. (Meine Bearbeitungen werden gelesen, oder sie werden nicht akzeptiert oder verändert, es wird auf der Diskussionsseite auf meine Änderung bezug genommen etc. - Was bedeutet das alles, wie gehe ich damit um?)

Der wichtige Lernschritt, Kursteilnehmende solche Erfahrungen selbst machen und, möglichst gemeinsam, verarbeiten zu lassen, findet anderswo statt. Er findet u.a. dort statt, wo DozentInnen und LehrerInnen in ihrer eigenen Institution über einen längeren Zeitraum, z.B. über ein Semester hinweg, eine entsprechende Veranstaltung anbieten.

Anekdotisch ist bekannt, daß solche Veranstaltungen bereits an diversen (Hoch-)Schulen von engagierten Einzelnen angeboten werden. Was fehlt, ist eine lockere Vernetzung zum Erfahrungsaustausch und langfristig zur Verbesserung dieser Angebote vor Ort.

(Die kürzeren Vortragsveranstaltungen bleiben selbstverständlich auch wichtig, sie dienen ja oft dazu, dass Projekt Wikipedia überhaupt ersteinmal zu verstehen und schon als passiveR BenutzerIn klüger damit umzugehen.)

Sehr ähnliche Projekte sind Wikipedians in Residence und insbesondere Campus Ambassadors.

Es wurde herausgearbeitet, dass es unterschiedliche Interessen am Einsatz der Wikipedia zu Bildungszwecken geben kann, die legitim nebeneinander stehen:

  • Die Inhalte der Wikipedia sind heute so omnipräsent, dass das Know How zur Nutzung dieser Informationen eine Kern-Medienkompetenz ist. JedeR SchülerIn ab der Sekundarstufe benötigte diese Kompetenz heute; an den Schulen wird sie bisher jedoch anscheinend kaum vermittelt.
  • Sich aktiv an einem großen kollaborativen Wissensprojekt beteiligen zu können ist eine hochwertige, vielfältig nützliche Medienkompetenz im Netzzeitalter.
  • Das eigene Wissen aktiv in die Wikipedia einzubringen verbessert diese freie Wissensressource und wird von den Wikipediandern daher zurecht als Zweck an sich betrachtet. Es geht also auch darum, neue AutorInnen "anzuwerben".

Die unvollständige Aufzählung dieser Ziele sollte sich in einer möglichst vielfältigen Vernetzung widerspiegeln:

  • MedienpädagogInnen und Elearning-SpezialistInnen, wie sie z.B. auf EduCamps anzutreffen sind (das letzte fand leider genau parallel zu unserem kleinen Workshop statt) interessieren sich z.B. für die Vermittlung der oben angesprochenen "Wiki-Kompetenzen", interessieren sich aber in zunehmenden Maße auch dafür, freie Bildungsmedien (Open Educational Resources) zu erzeugen. Die Wikipedia wird vielfach als Modell dafür betrachtet, wie solche neuartigen Bildungsmedien produziert werden könnten. (Vgl. auch WikiBooks.)
  • BibliothekarInnen entdecken gerade ihre unterstützende Rolle beim Erwerb von Medienkompetenz wieder, und viele interessieren sich dafür, Wikipedia-Artikel auf verschiedenen Wegen mit "traditioneller" Literatur zu verzahnen. (Vgl. SeeAlso, bibliographische Daten im Wikidata-Projekt etc.)
  • Nachwuchwissenschaftler beginnen allmählich auch in Deutschland, Open Access und Open Science für sich zu entdecken. Auch in diesem Kontext ist die Wikipedia ein inspierendes Modell, obgleich sie selbst kein Ort originärer Theoriebildung sein will. (Vgl. jedoch Wikiversity.)
  • Last not least ist es für die Wikipedianer selbst gut zu wissen, auf welche Widerstände ihr Projekte bei (angehenden) WissenschaftlerInnen stößt, natürlich auch was daran gut gefunden wird, und was auf konzeptioneller oder technischer Ebene noch verbessert werden könnte. Als Beispiel für diesen wechselseitigen Lernprozeß wurde Wikipedia trifft Altertum erwähnt.

Eine interessante Vorstellung wäre ein Barcamp, das alle oben genannten Zielgruppen anspricht. Denkbar wäre etwa ein Barcamp als "Preconference" zur GBV-Verbundkonferenz 2012 in Hannover. Die Schritte zu einem solchen Projekt sind am besten mit dem Verein Wikimedia zu klären.