Wilfenbergtunnel

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Wilfenbergtunnel
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung SFS Mannheim–Stuttgart
Länge 1006 m
Anzahl der Röhren 1
Größte Überdeckung 25[1] m
Bau
Bauherr Deutsche Bundesbahn
Baukosten ca. 31 Mio. DM (Stand: ca. 1984)[1]
Fertigstellung 4. Dezember 1985 (Durchschlag)
Betrieb
Betreiber DB Netz
Freigabe 1991
Lage
Wilfenbergtunnel (Baden-Württemberg)
Koordinaten
Westportal 49° 3′ 28″ N, 8° 46′ 44″ O
Ostportal 49° 3′ 5″ N, 8° 47′ 21″ O

Der Wilfenbergtunnel ist ein 1006 m langer Eisenbahntunnel der Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart südwestlich der baden-württembergischen Gemeinde Oberderdingen.

Verlauf

Das Bauwerk unterfährt hügelige Ausläufer des Strombergs, eines zwischen Bretten und Bietigheim verlaufenden Bergrückens von bis zu 477 m Höhe.[2] Dabei wird auch die Landesstraße L 1103 unterfahren.[1]

Es liegt zwischen den Streckenkilometern 60,425 (Westportal) und 61,531 (Ostportal).[1]

Die Trasse verläuft in südlicher Richtung in einem Linksbogen, die Gradiente fällt mit durchgehend 8 Promille zum Südportal hin ab.[1]

Der Querschnitt weist eine lichte Breite von 13,0 m und eine lichte Höhe von 8,10 m (im Bereich der bergmännischen Bauweise) bzw. 8,20 m (offene Bauweise) auf.[1]

Der Tunnel durchörtert Schichten des Quartärs und des Mittleren Gipshorizonts. An zwei Stellen wurde er mit Aushubmassen überdeckt.[1]

Geschichte

Planung

Nach dem Planungsstand von 1973 sollte der Wilfenberg in einem 300 m langen Tunnel unterfahren werden.[3]

Die Gemeinde Oberderdingen lehnte die Neubaustrecke grundlegend ab. Sie führte dazu eine nicht gesicherte Wirtschaftlichkeit sowie eine als unzumutbar bezeichnete Schallbeeinträchtigung an. Die Neubaustrecke sollte vollständig unterirdisch geführt werden.[4]

Als die Streckentrasse im Laufe der Planung an die Gemeinde herangerückt wurde, verschärfte sich der Widerstand gegen das Projekt: Ein Rechtsanwaltsbüro wurde mit der Suche nach Formfehlern beauftragt, während die Gemeinde DB-Vertretern Einsicht in das Grundbuch verweigerte und notwendige Informationen für die Planung zurückhielt.[4]

An Stelle des heutigen Tunnels war zeitweise ein tiefer Einschnitt vorgesehen.[5] Der Tunnel war 1978 nicht vorgesehen und entstand im Zuge des im November 1978 zwischen Bundesverkehrsminister Kurt Gscheidle und Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Lothar Späth vereinbarten 135-Millionen-DM-Pakets. Gleichzeitig wurde die Gradiente in diesem Bereich abgesenkt.[6] Letztlich stimmte der Gemeinderat dem veränderten Streckenverlauf zu.[4]

Der Tunnel entstand durch die Tieferlegung des Streckenverlaufs.[4] Nach Angaben der Bundesbahn sei das Bauwerk aufgrund des damit einhergehenden Höhenverlaufs notwendig geworden.[1]

In der Planungs- und Bauphase war das Bauwerk Teil des Planfeststellungsbereich 10a der Neubaustrecke.[1]

Bau

Bereits Anfang 1983 war das Bauwerk mit einer Länge von 1006 m geplant gewesen.[7]

Der Tunnel wurde größtenteils in offener Bauweise errichtet, die nördlichen rund 250 m in bergmännischer Bauweise.[1]

Der Tunnel wurde am 4. Dezember 1985 als erster Tunnel der Strecke durchgeschlagen.[5] Er wurde zusammen mit der Schnellfahrstrecke im Juni 1991 in Betrieb genommen.

Die Patenschaft hatte Barbara Schäfer übernommen.[8]

Mit dem Bau beauftragt war die ARGE Wilfenbergtunnel, die aus den Unternehmen Ed. Züblin, Philipp Holzmann und Porr gebildet wurde.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k Deutsche Bundesbahn, Projektgruppe M/S der Bahnbauzentrale, Dezernat 48 N: Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart: Wilfenbergtunnel. Zweiseitiges Datenblatt, ca. 1984.
  2. Hans-Wolfgang Scharf: Die Eisenbahn im Kraichgau. Eisenbahngeschichte zwischen Rhein und Neckar. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2006, ISBN 3-88255-769-9, S. 44.
  3. Deutsche Bundesbahn, Zentrale Transportleitung: Erläuterungsbericht zur Planung der Neubaustrecke Mannheim – Stuttgart. Oktober 1973, Aktenzeichen 400a/411a.4002/4123 Nv (Mhm–Stg). S. 8. (verfügbar am Generallandesarchiv Karlsruhe).
  4. a b c d Erich Fein, Dietrich Neidhardt: Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart: Ein Projekt nimmt Gestalt an. In: Die Bundesbahn, Heft 10/1981, S. 807–816.
  5. a b Ernst Rudolph: Eisenbahn auf neuen Wegen: Hannover–Würzburg, Mannheim–Stuttgart. Hestra-Verlag, Darmstadt, 1989, ISBN 3-7771-0216-4, S. 95, 108 f.
  6. Gemeinden wehren sich gegen den Schnellbahn-Kompromiß. In: Ludwigsburger Kreiszeitung, 11. November 1978.
  7. Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart. Übersichtskarte 1:100 000. Stand von Januar 1983.
  8. Meldung Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart: längster Tunnel durchgeschlagen. In: Die Bundesbahn. 1988, Nr. 8, S. 754 f.