Wilhelm Karl Gerst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wilhelm Karl Gerst (auch Wilhelm Carl) (* 28. März 1887 in Frankfurt am Main; † 25. März 1968) war ein deutscher Journalist.

Leben

ach einer Maurerlehre machte Gerst an einer Gewerbeschule eine Architektenausbildung und arbeitete mehrere Jahre als Architekt. Im Ersten Weltkrieg diente er als Soldat.[1] Bis 1917 war er Chefredakteur der dem Zentrum nahestehenden Hildesheimischen Zeitung, anschließend diente er bis 1918 dem Verband zur Förderung der deutschen Theaterkultur als Generalsekretär. Von 1919 bis 1928 war er Generaldirektor des Bühnenvolksbundes.[2] Zeitweise war er Direktor der Tobis-Film.[3] 1944 kam Gerst wegen regimekritischer Äußerungen zeitweise ins Zuchthaus.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1945 mit Arno Rudert einer der sieben Gründer der Frankfurter Rundschau, die von der Besatzungsmacht eine Lizenz erhalten hatten.[3] Er galt zu dieser Zeit als „sozialistische(r) Vertreter des politischen Katholizismus“.[4] Nach einem Spruchkammerverfahren wurde ihm trotz des für ihn positiven Ausgangs 1946 die Lizenz wieder entzogen. Unter anderem bescheinigte ihm Konrad Adenauer, „ein sehr entschiedener Gegner des Nationalsozialismus“ gewesen zu sein.[5]

Gerst setzte sich dafür ein, in Westdeutschland ebenfalls eine SED zu gründen. Bei der ersten Bundestagswahl 1949 kandidierte er erfolglos für die KPD.[2] Als Redakteur der in Ost-Berlin erscheinenden Berliner Zeitung[6] verteidigte er die Niederschlagung des Aufstands vom 17. Juni 1953 durch „die sowjetische Besatzungsmacht“ als Eingriff „um den Frieden Europas zu retten“.[7]

Gersts Schwester Margarete (1896–1965) war seit 1922 mit dem Zentrumspolitiker und späteren Mitbegründer der CDU Adolf Leweke verheiratet.[8] Sie leitete in den 1930er Jahren den Sankt-Georg-Verlag in Frankfurt am Main, der sich der katholischen Brauchtumspflege verschrieben hatte.[9] Der Verlag wurde 1950 von Wilhelm Karl Gerst abgemeldet.[10]

Veröffentlichungen

  • Gemeinschaftsbühne und Jugendbewegung, 1924
  • Wille und Werk, 1928
  • Eine Abrechnung: 50 Beiträge zur Charakteristik der Adenauer-Partei, 1960

Einzelnachweise

  1. a b Gerst, W.K., Katholiek Documentatie Centrum der Radboud-Universität, abgerufen 20. Juni 2021
  2. a b Gerst, Wilhelm Carl (1887-1968) , abgerufen 20. Juni 2021
  3. a b Gegen das Nazi-Übel der Lüge, Claus-Jürgen Göpfert 31. Juli 2020 in: Frankfurter Rundschau, abgerufen 20. Juni 2021
  4. Zeitungslizenz für die Frankfurter Rundschau, 31. Juli 1945, in: Zeitgeschichte in Hessen, Stand: 31. Juli 2020, abgerufen 20. Juni 2021
  5. 31. Juli 1945: Bescheinigung für Wilhelm Karl Gerst, Frankfurt/Main, Konrad Adenauer, abgerufen 20. Juni 2021
  6. Wilhelm Karl Gerst, Der Spiegel 1948/33, 13. August 1948, abgerufen 20. Juni 2021
  7. 27. Juni 1953 (Samstag), Pressestimmen Ost:, bpb 2004, abgerufen 20. Juni 2021
  8. Leweke, Adolf, in: Hessische Biographie, Stand: 15. April 2021, abgerufen 20. Juni 2021
  9. Patronale. Abgerufen am 26. August 2022 (deutsch).
  10. Sächsisches Staatsarchiv: Sächsisches Staatsarchiv. Abgerufen am 26. August 2022.